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schlucken, und von der unschuldigen Kindlichkeit der Reinen sagen:

Weh' dem Mädchen, deß Würde dadurch in etwas
Gefahr lief,

Daß ein Mann, wie solcher auch sey, durch leidigen
Zufall

Solches allein antraf! Ist aber der Mann ein vers

trauter

Freund des Hauses, durch Sitten bekannt, ein Mufter der Brüder,

Könnte nur niedrige Tücke daraus Unschickliches

folgern.

Wie das Geleit auch übrigens scheint, was Vater und Mutter

Schicklich erklärt, wenn immer nicht Mod', ist's doch Sitte.

Denn was die Besseren wollen und thun, ist eben das

Gute,

Nicht was die Mode befiehlt, die wohl oft von dem
Schlechtesten herkommt,

Immer der Sonn' entzogen, von West gen Osten
aus Frankreichs Pfuhl.

Ein aufgeklärter Prediger,

neulich erzählt,

so wurde mir

fragte nach der Einführung

eines neuen, verbesserten Gesangbuchs einen Bauer, wie es ihm gefalle. Ja," sagte der Bauer,,,es ist Schönes darin, aber Manches in den alten Liedern gefällt mir doch besser!" 3um Erempel! ,,Ei! da steht in unserm alten Ge

sangbuche: Gott der Vater wohn' uns bei; und in dem neuen : Gott der Vater steh' uns bei. Das ist nicht so gut."- Aber warum? das Lehtere ist doch richtiger! - ,,Ja, aber wenn Einer bei mir steht, so kann er gleich wieder weggehen; wenn er aber bei mir wohnt, so bleibt er." Dem Pfarrer fiel diese Antwort auf. Sie seßt' ihn in Verlegenheit.,,Aber bei dem Ausdrucke beiwohnen kann Einem auch etwas Unreines einfallen.",,Das müßt' aber doch auch ein gei= ler Bock seyn," sprach der Bauer mit Unwillen, ,,der bei einem so frommen Liede an so Etwas denken könnte." So sind Stellen aus dem sogenannten hohen Liede manchmal von Mystikern gebraucht und auf die höhere Liebe zu Christus angewendet worden, und nicht ganz mit Unrecht. Zwar hat man auch viele Spielereien manchmal bis zum Låcherlichen und Vergerlichen damit getrieben, wie besonders das Beispiel von dem bekannten Friedrich Adolph Lampe, der übrigens kein Mystiker war, zeigte. Zwar ist offenbar in den Liedern selbst von einer reinen, jungfräulichen Liebe zwischen Salomo und einer Sulamith die Rede. Aber Liebe ist und bleibt Liebe. Der Gegenstand kann daran modificiren; aber die Hauptempfindung bleibt. Insofern also das Sinnliche beseitigt, geistiger Genuß, geistige Sehnsucht, geistige Vereinigung

der finnlichen untergeschoben wird, ist es kein unpassendes Bild für die Gesinnungen, Herzenszustände und Situationen des liebenden Christen in Hinsicht auf Christus. Eigentlich kann ja auch bei einem Wesen, das man nie sah, nie auf Erden zu sehen hoffen kann, von grober Sinnlichkeit nicht die Rede seyn; noch weit weniger, als von einem Phantasieehebruch, den wohl neuere Dichter con amore ausmalen.

Doch, ich komme wieder zu dem Leben der be kannten Mystiker, das eigentlich der wahre Commentar ihrer Schriften ist. Wo findet sich irgend eine Spur von Hang zu grober Sinnlichkeit in dem Leben Tauler's, Kempis, Fenelon's, in dem Leben einer Schurmann, Bourignon, Guyon, oder irgend eines bekannten Mystikers oder einer Mystikerin, deren Leben man kennt? Im Gegentheil, wie zogen sie sich ab von Allem, was Sinnlichkeit nåhren kann! In welcher andern Welt lebten sie! Selbst die füßen Gefühle der Liebe zu Jesus sind ihnen noch nicht die reife Liebe, die der Herr verlange. „Es gibt ein Ge= fühl der Liebe Gottes," sagt Madame Guyon, ,,und eine Wahrheit. Dieser Liebe gibt Gott das Gefühl der Liebe, um die Seele von aller andern Liebe zu scheiden. Aber er gibt die Wahr

heit, wenn die Seele über allcs Gefühl hinaus

durch Glauben sich nach dem Unbekannten in Gott sehnt, sich also nicht mit der geistigen Milch begnügt, sondern dem Geliebten überall folgt, wohin er sie führt, ohne Furcht, sich zu beschmußen auf dem Wege durch Alles das, was mit dem Berufe verbunden ist, wozu er sie bestimmte. Die kindische Liebe will immer die Liebkofungen des Geliebten genießen; aber die starke Liebe will nur leiden für den Geliebten." Dahin winkt auch ihr schönes Sachbild von, den Jahreszeiten in dem geistigen Leben, von der Nothwendigkeit des Winters, und warum es nicht immer Frühling seyn könne. „Die geistige Sinnlichkeit," sagt sie an einem andern Orte,,,ist so gefährlich als die körperliche. Die Ursache ist, daß wenn man in Gott die fühlbaren Tröstungen sucht, so gewöhnt man sich an eine gewisse Weichlichkeit, (mollesse), die für äußere Sinnlichkeit empfånglich macht." (Wie genau und scharf beobachtet!) ,,Und ob man dies gleich nicht bemerkt, wenn die Gnade stark ist, so bemerkt man es doch in der Folge. Man findet sich gelegentlich schwach. Man ist voll Hang und Neigungen zu der Creatur, voll von Eigenliebe. Bei dem geringsten Leiden bemitleidet man sich selbst. Unsere Tugend muß månnlich seyn, die Kreuz und Abtödtungen allem füßen Gefühle vorzieht; denn man muß nackend (nud)

Jesus Christus folgen, so daß, wenn er seine tróstenden Süßigkeiten zurückzóge, du eben so zufrie= den bliebest und ihm mit der nåmlichen Treue dientest, indem du nicht die Natur zu trösten, sondern sie sogleich zu tödten suchtest. Du würdest sonst immer sinnlich bleiben." Ist hier nicht eher übertriebener geistiger Stoicismus als geistiger Epikurdismus zu finden? Welche reine, heilige Verbindung war auch die so verschrieene Freundschaft zwischen Fenelon und dieser Guyon! Kann man nur Etwas in ihrem geistreichen, über die Erde hebenden Briefwechsel lesen, ohne sich zu schämen, wenn man je an eine sinnliche Verbindung zwischen ihnen gedacht hätte? Man muß sehr unrein seyn, schon allen Glauben an Reinheit verloren haben, wenn man hier noch etwas Unreines herauswittern will. Was würde man aber sagen, wenn Jemand ein ganzes Collegium rechtlich und unbescholten lebender Aerzte darum für wollustige Heuchler erklärte, weil sie in ihren Schriften manche Glieder und Verrichtungen des menschlichen Körpers mit dem wahren Namen nennen, da sie keine anderen Namen dafür wußten?

So mögen denn die wahren Mystiker von einer hikigen, brennenden, siedenden und überlaufenden Liebe, von einem Bräutigam und einer Braut, von einer geistlichen Vermählung, einem geistlichen

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