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derselben zu kommen, und am Ende mußte fie doch die Güter und Holstein verlassen. Sie flüchtete nach Hamburg, wo sie funfzehn Monate lang ruhig lebte. Nun fingen aber die Prediger an sie zu verfolgen, und sie floh nach Ostfriesland. Auch dort verfolgt, ob sie gleich Nichts als Stille und Ruhe suchte, floh sie nach Westfriesland, da sie kaum von einer schweren Krankheit genesen war. In Franeker wurde sie wieder damit befallen und starb, ein Opfer der mannichfaltigsten Verfolgungen, am 30. October 1680.

Sie hat zwar die Fehler der Geistlichen, ihren Weltsinn, ihren Pharisäismus, ihre Verfolgungssucht, besonders frommer, christlicher Menschen, und andere große, offenbare Lafter scharf gerügt, aber doch in einer Schrift gegen die Quaker das Ansehen derselben und jeder Art von Obrigkeit sowohl als den diesen Obrigkeiten schuldigen Gehorfam aus der Bibel deutlich gezeigt, in ihrer trefflichen Schrift von der wahren Krafttugend den Gang des Christen durch Leiden und Verleugnung nach dem Muster seines Herrn so dargestellt, daß man wohl fühlt, wie sehr sie aus Erfahrung spreche. Ihre Schrift, die hohe Schule der Wahrheit, enthält so viele scharfsinnige Bemerkungen über die Art, den Zustand der Seele zu erkennen, zu prüfen die Geister, ob sie aus Gott seyen, von den Miß

bräuchen des äußerlichen Gottesdienstes, und widerlegt die Irrthümer der Jansenisten und Molinisten so gründlich, wie es selten geschehen ist. Ihre Erzählung von dem innern Leben, seiner Entstehung und seines Fortgangs kann schwerlich ein Christ ohne Gefühl der tiefen Wahrheit lesen. Ueber den beschränkten und beschränkenden Geist des Kirchenthums war sie ganz erhaben, was damals sehr selten war. „Ich bin mit den römischen Kirchen einig in dem, was sie Gutes und Wahrhaftiges haben, aber so die Lutheraner auch was Gutes haben, bin ich mit ihnen darin einig, und so auch mit den Calvinisten und Anderen." — ,,Ich suche Niemand an mich zu ziehen," was man ihr vorgeworfen hatte -,,sondern schicke fie Alle zum Herrn Jesus, welcher das rechte Kriegshaupt ist. Ich habe keine Lehrlinge versammelt, auch den Vorsaß nicht, zu versammeln, damit ich neue Rotten stiften möchte, weil deren schon mehr als zu viel seyn. Und dieses ist wohl zu bejammern, daß man so viele Spaltungen in der Christenheit sieht, da doch unter allen ihren Kindern nur Ein Herz und Ein Wille seyn sollte. Gleichwie nur Ein Gott und Eine Lehre und Eine Wahrheit, welche die wahre Kirche macht. Und wenn es in meiner Macht stünde, so wollte ich alle diese zertheilte Meinungen wieder in eine ei

nige bringen, damit man nicht mehr als eine einige Kirche håtte, deren Haupt der Herr Christus, und alle Christen seine Glieder wären." Wie wenige Theologen der damaligen Zeit dachten so li beral! Festes Halten an dem Herrn, uneigennüßige Liebe zu ihm und durch ihn zu dem Vater, Einkehr in sich selbst, willenlose Ergebung in seinen Willen und seine Führung, auch im dunkelften Glauben, Trieb auch Andere, die Zutrauen zu ihr hatten, zu Jesus und von Irrwegen abzuführen, ist der Geist ihrer Schriften; und was das Beste war, sie handelte ganz so, wie sie schrieb. Der bekannte Christian Thomasius, den Niemand in dem Verdachte einer Vorliebe für Schwärmer oder Schwärmerinnen haben wird, schrieb von ihr: ,,Ich bin überzeugt, daß die Jungfrau Bourignon sehr gottselig, und ihr Herz eine Wohnung des heiligen Geistes gewesen sey. Ihre Seele ist im Grunde heilig und gesund, und ihre Bücher sind wohl werth, daß sie von Frommen gelesen werden. Was die Begriffe von den Geheimnissen belangt, hat fie ohne Zweifel so geschrieben, wie sie überzeugt worden ist, und ihre Ueberzeugung hålt nichts Ungeschicktes oder Enthusiastisches in sich, wenn man ihre Schriften ohne passionnirtes Vorurtheil und sectirische Unbetrüglichkeit lieset." Der bekannte Menage nannte sie einen Theologen

unter den berühmten Frauenspersonen. Der gelehrte Anatomiker Sivammerdam hatte mehrere Monate einen vertrauten Umgang mit ihr und gab mehrere Schriften von ihr heraus, bekannte auch, sie werde von dem Geiste Gottes gelehrt und regiert, er aber håtte gegen ihr weder Weisheit noch Tugend an sich. Der berühmte Philolog Gråvius führte sie als Beispiel an, daß auch wohl bei Kindern ein starker Zug zu göttlichen und ewigen Dingen sich finden könne. Selbst Solche, die gegen sie schrieben, bekannten, daß gegen ihr Le= ben Nichts zu sagen sey, daß man bei ihr von Nichts höre als von stillem, eingezogenem Leben, Meidung aller Ergöhlichkeiten, daß sie von Natur zu einem stillen, eingezogenen, frommen und sittsamen Leben und zur Einsamkeit geneigt gewesen sey. Auch der Verfasser der bezauberten Welt, Baltha= far Becker, beklagt es, daß viele gelehrte und verständige Personen nicht sehr viel von ihr hielten. Diese Zeugnisse und ihre Lebensgeschichte zeigen, wie ungerecht Henke in seiner Kirchengeschichte gegen das Zeugniß aller Zeitgenossen sie beurtheilt hat, der Sie also nicht irren wird. Für Wesen solcher Art hatte der sonst so gelehrte Mann keinen Sinn. Wohl Ihnen, daß er Ihnen nicht versagt ist!

Drei und zwanzigster Brief.

An denselben.

"

Selig ist, wer sich nicht an mir årgert," sag

Jesus von sich selbst, und es könnte die Ueberschrift mancher gewichtvollen geweihten christlichen Schrift seyn; besonders der Schrift,,,die deutsche Theologie" genannt, aus der ich Ihnen Auszüge geben will.

Der Verfasser ist unbekannt, Man weiß nur, daß er deutscher Herr, Priester und Custos in dem deutschen Herren-Haus in Frankfurt am Main gewesen ist und im Anfange des sechzehnten Jahrhunderts gelebt hat. Luther gab die Schrift heraus und sagt in seiner Vorrede:,,Dieß edle Büchlein, so arm und ungeschmückt es ist in Worten menschlicher Weisheit, also und vielmehr köstlicher und reicher ist es in Kunst und göttlicher Weisheit. Und daß ich nach meinem alten Narrn

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