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hinein. Will er ja nur Eins und thut nur Eins, dem zu leben, zu dulden, zu verleugnen, zu tra= gen, zu schweigen oder zu reden, zu wirken, zu leben, der für ihn gelebt hat und gestorben ist.

Fühlen Sie nun, wie man ein Mystiker werden kann? Hätten wir doch viele solche. Es stånde besser mit den Kirchen der Theologie, der Religion, der Menschheit.

,,Aber sind es nicht Ideale?" sagen Sie. Gewiß nicht. Wollen wir auch nicht von einer Guyon, Bourignon, von einem Gerson, Tauler, Arndt und ähnlichen Personen reden, so muß ich Ihnen doch sagen, daß ich einige vollendete Mystiker und Mystikerinnen kenne, die es waren, ohne den Namen je gehört zu haben; die eine Reihe von Jahren, eine 32 Jahre lang, die größten Schmerzen duldeten und sich zu einer Heiterkeit erhoben hatten, die durch Nichts zu stören war; ungebildete Personen, die durch innere Anschauungen zu einer Art und einem Grade von religiöser Bildung gekommen waren, so daß im Allgemeinen weit höher gebildete Menschen sie mit Vergnügen sprechen hörten, und daß selbst Geistliche von ihnen lernten. Ihre Hingebung unter Gottes Willen war so groß, daß die Eine, die den Kopf nicht vom Bette heben konnte, ohne ohnmächtig zu werden, in großer Gefahr war zu verbrennen,

und dabei so ruhig blieb, als ob sie wie Danieł im feurigen Ofen wåre; daß sie repanirt werden sollte, und sich's ruhig gefallen ließ, eben so ruhig aber auch hörte, daß man es doch nicht wegen wolle, weil die Sachverständigen fürchteten, sie möchte unter der Operation sterben. Noch sehe ich die Verklärung auf ihrem abgemagerten Gesichte, als sie mir sechzehn Jahre vor ihrem Tode sagte, daß sie nun auch ihren lehten Feind, den Wunsch nach dem Tode, überwunden habe.

So Etwas muß man gesehen und erfahren ha= ben, um zu wissen, was wahre Mystik oder gånzliche Hingebung an Gott aus Liebe zu ihm vermag und ist. Früchte zeugen von dem Baum.

Und nun darf ich doch sagen: Möchten Sie eine wahre Mystikerin feyn!

Sechs und zwanzigster Brief.

An den Herrn Präsidenten von S.

Sie merkten wohl, sagten Sie, daß nicht alle Menschen zur Mystik fähig seyen; und das mag wohl wahr seyn, ob ich gleich nicht entscheiden will, ob sie sich nicht dazu unfähig gemacht haben und wieder fähig dazu werden könnten. Sind doch nicht alle Menschen fähig zu tiefem Gefühle, zu kindlichem Glauben, zu echter, reiner Liebe! Wie sollten sie es denn seyn zu dem tiefsten Gefühl, zu dem kindlichsten Glauben, zu der geistigsten, innigsten, erhabensten Liebe? Auch knüpft die Bibel das Schauen Gottes, das Gefühl seiner Nähe, seiner Berührung, das Wesentliche der Mystik an gewisse Bedingungen an, die nichts weniger als Kenntnisse sind, sondern weit mehr als diese.

Wer wird stehen an der heiligen

Stätte des Herrn?" sagt David. *),,Wer unschuldige Hånde hat und reines Herzens ift." ,,Selig sind die reinen Herzen," sagt Jesus,,,sie werden Gott schauen." **) Daher auch die Mystiker von einem dreifachen Wege reden: Reinigung, Erleuchtung, Vereinigung. Nicht Erleuchtung erst. Echte Reinheit des Herzens und nicht Sprachkenntniß, philosophischer Geist oder irgend eine Gelehrsamkeit. Im Gegentheil! Jesus preiset seinen Vater im Himmel, daß er den Geist feines Evangeliums den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen (den Kinderseelen) offenbaret hat. ***) Paulus schreibt an die Korinther: ****),,Das Wort vom Kreuz ist eine Thorheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist es eine Gotteskraft; denn es steht geschrieben: ich will zu nichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen. -Der gekreuzigte Christus ist den Juden ein Aergerniß und den Heiden eine Thorheit, uns aber göttliche Kraft

*) Pf. 24, 4.

**) Matth. 5, 8.

***) Matth. II, 20.

****) 1. Kor. 1, 18 u. f.

und göttliche Weisheit.

Nicht viel Weise nach dem Fleisch, nicht viel Gewaltige, nicht viel Edle find berufen; sondern was thōricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, daß er die Weisen zu Schanden mache. Und was schwach ist vor der Welt, das hat er erwählt, daß er zu Schanden mache, was stark ist. Und das Unedle vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, und das da Nichts ist, daß er zu nichte mache, was Etwas ist." Und nun der tiefe, psychologische Grund: „auf daß sich vor ihm kein Fleisch rühme;" damit der Mensch den Grund der hohen Wohlthat, daß Gott sein Liebstes, Einziges für die Menschen hingegeben habe, nicht in sich suche, und dadurch der Grund aller Sittlichkeit, Demuth verunreinigt werde, wobei denn auch die Dankbarkeit nicht mehr rein bleiben würde. Dies Wort des Apostels ist auch in allen Zeiten bei vielen hundert Vernünftlern, Grüblern, sogenannten Philosophen, die Musik sehen und Liebe anatomiren wollen, um zu wissen, ob Etwas daran sey, erfüllt worden. Keine Lehre des Christenthums hat mehr Anstoß gegeben, ist mehr für Thorheit, für schädlich erklärt, und deßwegen mehr verdreht, verwässert, in Schatten ge= stellt worden, als die Lehre von Erlösung des Menschen, und besonders durch seinen Tod, da

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