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Uebrigens ist der Uebergang von einem Lucifer zu einem Satan psychologisch wohl zu erklären. Freiheit ist der Adel der Geisterwelt; ohne sie wäre diese ein Reich von Maschinen, so große Kräfte sie auch haben möchten; haben sie aber Freiheit, so müssen sie sie auch mißbrauchen können. Ist es so unwahrscheinlich, daß Manche sie gemißbraucht haben? Je größer das Wesen, je abscheulicher in seinem Verfall. Ein erhabener Engel kann dann kein halber Bösewicht, er muß ein Satan werden. Er hat große Kräfte; ungebraucht wird er sie nicht lassen wollen, weil große Kräfte zu ihrem Gebrauch unaufhaltsam reizen, und nur durch höhere, religiöse Gründe, wie bei Jesus, bis in's dreißigste Jahr zurückgehalten werden; durch Gründe, die bei einem bösen Wesen nicht Statt finden, das ja eben darum böse ist, weil es ohne Rücksicht auf Gott handelt. Wie es nun in der Natur eines guten, kraftvollen Wesens liegt, seine Kräfte zu brauchen, damit Gutes befördert und Böses verhindert werde, so liegt es in der Natur des bösen, kräftigen Wesens, Böses zu befördern, und entgegen zu arbeiten dem Guten, und am meisten dem Besten unter den Guten. Weiß das gute, erhabene, kräftige Wesen, daß die Menschen gut und glücklich werden, wenn man die Triebe und Kräfte in ihnen aufregt, wodurch sie demü

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thiger, selbstloser, geistiger werden können, so wird es sich bemühen, diese Kräfte aufzuregen. Und wie sollte es als ein weit über die Menschen erhabenes, geistiges Wesen Dies nicht wissen? Kennte es ein bösartiges, mächtiges Wesen, das mit Klugheit, Kraft und Erfolg das Böse befördert, also die Menschen stolzer, felbstsüchtiger, eigenmächtiger, sinnlicher zu machen sucht, so wird es natürlich, besonders diesem Wesen entgegen zu arbeiten und dessen Plane zu zerstören suchen. Bei dem bösartigen Wesen findet gerade das Entgegengesehte Statt. Das gutartige, glückliche Wesen möchte Alles um sich her beglücken, das bösartige, unglückliche Wesen Alles um sich her unglücklich machen. So ist denn also selbst der Vernunft die ganze biblische Dámonologie, himmelweit verschieden von dem dåmonologischen Aberglauben, nicht unwahrscheinlich. Sie sehen, und wenn auch die Mystiker weit mehr von Satan sprächen oder schrieben, als sie thun, sie, die den Hauptsatan immer in sich in jeder Aufregung des Stolzes und der Eigenwilligkeit finden, so dürfte man sie nicht herabseßen, oder man müßte die Bibel zugleich herabschen. Nicht so?

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Man hat Ihnen viel über Perfectibilität im Allgemeinen und besonders des Christenthums gesagt. Man hat Sie aufmerksam darauf gemacht, daß die menschliche Natur einer grenzenlosen Perfecti= bilität fähig sey, daß also auch die für Menschen berechnete Offenbarung derselben fähig seyn, gleichen Schritt mit ihr halten müsse, wenn sie nicht antiquirt, oder wie Kinderfabeln zurückgelegt werden solle. Man hat Sie auf die mosaische Offenbarung gewiesen, die für jenes Volk und jenes Zeitalter passend gewesen, es jest aber nicht mehr sey, da Jesus eine weit höhere, geistigere Religion- nicht für Ein Volk, sondern für alle Vôlker der Erde verkündigt habe. Es sey nun Zeit, sich auch über diese, an sich treffliche, göttliche, aber für unser aufgeklärteres Zeitalter in ihrer

Totalität nicht mehr passende, mit manchen für jenes Zeitalter nöthigen Mythen und Wundergeschichten durchwebte Bibeloffenbarung`zu erheben, das Gute davon beizubehalten, und das Uebrige jenem kindischen Zeitalter zu überlassen, dem es allerdings nüßlich war. In solchem Zeitalter lebten, für die Menschen in solchem schrieben die Mystiker, meist fromme, gute Menschen, die es mit ihren Vorstellungen ehrlich meinten, die sich auch hauptsächlich darum irrten, weil sie durch die Bibelbücher, als lauter wahre Geschichten, philosophische und moralische Wahrheiten zu begründen suchten. Man sieht, mit diesen fällt auch ihr ganzes System, wenn man anders eine Reihe von sogenannten Anschauungen, die man nicht erklären kann, ein System nennen will." In diesen Vorstellungen, die man so häufig liest und hört, die noch öfter stillschweigend vorausgeseßt werden, wo man sie nicht auszusprechen für gut hält, ist so viel Wahres und Falsches, und Beides so fcin gemischt, daß es mich gar nicht wundert, wenn Sie, der in einem ganz andern Fache des Wissens lebt, dadurch irre gemacht wurden. Wahr ist's, daß ein hoher Grad von Perfectibilität in dem Menschen liegt, und daß er sich dadurch unter Anderm von dem Thiere unterscheidet. In der Thierwelt bleibt nämlich Alles ohne Fortschritt, durch

Organisation und Instinct fest gebunden. Jedes wird Alles, was es in seiner Art werden kann und soll. Eine Generation ist, was alle vorhergehende waren, alle folgende seyn werden, ohne Fortschritte, ohne Rückgang in unübersteigbaren Schranken eingeschlossen. Von allen Wesen, die wir kennen, ist der Mensch das einzige, bestimmt ewig nach einem unerreichbaren Ziel zu streben, ewig unvollkommen zu seyn, und doch immer voll: kommener zu werden, ewig nicht zu seyn, was er werden kann, und ewig doch zu gewinnen an je der Vollkommenheit. Wahr ist's auch, daß durch Jesus die mosaische Religion erhöhet, vervollkomm net und allgemein gemacht wurde. Endlich ist es richtig, daß auch das Christenthum in gewissem Sinn perfectibel genannt werden kann. Aber bedenken Sie einmal, mein Lieber, daß wenigstens unser Erkenntnißvermögen bei aller Perfectibilitåt offenbar seine Grenzen hat, die man nicht überschreiten darf, ohne auf Abwege und Verwirrung zu gerathen. Hat ja Kant. durch seine Antinomien der reinen Vernunft in Beispielen gezeigt, wohin sich die menschliche Vernunft verirre, wenn sie blos aus ihren Principien Schlüsse auf übersinnliche Dinge bilden will! Hat ja einer der größten Denker unserer Zeit ganz consequent behauptet, es sey Gotteslästerung, von Gott eine

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