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Vater, so lieb, so nahe, wie es nur der einzige Sohn seinem Vater ist. Mögen sich solche Menschen auch Anfangs nach der Nähe dieses Jesus sehnen um ihrer selbst willen, um Befriedigung ihrer geistigen Bedürfnisse von ihm zu erhalten; früher oder spåter wird er ihnen so lieb, daß sie sich über ihm ganz vergessen, wie ja die hohe Liebe sich immer über dem Gegenstande ihrer Liebe vers gißt. Mag es mit ihnen werden, wie es will, mag er Etwas geben oder nicht, mag er sich ihnen entziehen oder sich ihnen nähern;

sie lieben ihn eben und wollen Nichts als lieben. Wenn ihnen auch Leib und Seele verschmachtet, so ist er dóch ihres Herzens Trost und ihr Theil.“

So sind die echten Mystiker! In ihrem Innern hat sich das Bedürfniß eines Mittlers entwickelt; es ist durch die Bibel zu einer Messiasidee geworden; nicht blos Idee, sondern Wirklichkeit; fie haben den Mittler nicht blos erkannt, sie lieben ihn, ihr ganzes Herz hångt an ihm. Sie finden in dieser Liebe ihren höchsten Genuß, ihre höchste Tugend, ihre vollste Seligkeit. Wer möchte nicht ein solcher Mystiker seyn?

Vier und dreißigster Brief.

2 n denselben.

Allerdings muß ich Ihnen auch Etwas von dem

neuen Mysticismus fagen, von dem Sie so ver ächtlich sprechen und mit Recht sprechen, der auch Ursache ist, warum die ganze Mystik als Phantasiegeburt, dunkle Darstellung, ohne Sinn, als Schwärmerei verachtet wird. Indeß brauche ich Ihnen darüber nur wenig zu sagen. Sie haben die wahre alte Mystik aus meinen früheren Briefen und aus den Quellen kennen gelernt. Der neue Mysticismus ist aber das gerade Gegentheil von dieser alten frommen Mystik. Diese beruht auf innerer Erfahrung, die sich an Tausenden im Herzen auf einerlei Art bewährt hat, jene auf Phantasien, wie sie Dichter schaffen, oft toller, als sie je ein Dichter geschaffen hat. Diese beruht auf Demuth und Glaube, jene auf Stolz und Wissen.

Diese hat einen bestimmten Zweck, jene hat und will keinen Zweck. Es ist in ihr, wie Goethe unübertrefflich kurz und treffend sagt, ein Durst nach Durst. Die neueren Mystiker wåren sehr unglücklich, wenn sie Etwas erreicht hätten; denn was wollten sie nun? Die wahre Mystik hat den erhabenen Zweck: Vereinigung mit Christus und der Gottheit durch die einzigen Mittel, wodurch man fich mit einem höhern, geistigen Wesen vereinigen kann, durch Demuth, Glauben und Liebe. Die wahren Mystiker blieben blos bei ihren innern Anschauungen und Erfahrungen, und ihr Gang kam in Hauptumschwüngen überein mit dem Gang der Natur und des Christenthums, ohne daß sie es wollten, oder auch nur daran dachten. Die neueren Mystiker wollen auch einen Abrahams -, Josephs, Israelsgang gehen; sie wollen ihn gehen, und so zwingen sie sich Etwas auf, ma≥ chen sich ein Schicksal, was dem Schicksal Abrahams, Josephs 2c. ähnlich ist, ahmen jene Månner im Kleinen nach, wie manche Menschen` glauben Jesus ähnlich zu seyn, wenn sie einen ungenähten Rock tragen. Sie sind Schwärmer, im eigentlichsten Sinne des Worts, Menschen, die auf's Ungewisse hin mit ihrer Phantasie herumschwärmen. Proben davon habe ich Ihnen ja auch aus einigen ålteren Mystikern gegeben.

Merken Sie sich vor Allem die philosophischen Mystiker, die häufig Bibelstellen anführen und daraus machen, was ihre schwärmende Philosophie will. Ich glaube an den Vater, heißt bei ihnen: ich erkenne einen heiligen Willen, ein ewiges Geset, eine unendliche Verkündigung und Vollziehung desselben im Universo. Ich glaube an den Sohn, heißt: ich glaube an das ewige Gesetz der überfinnlichen Welt. Ich glaube an den heiligen Geist, heißt: ich glaube an das Gewissen als Organ, durch welches das Universum im Gemüth zu mir und zur ganzen Menschheit spricht. Wenn Jesus sagt: ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben;" so meint er: in der Anschauung des Ewis gen nähere sich dem Gemüth das Heilige und Göttliche. (Wer hätte so Etwas je in den einfachen Worten Jesus gesucht, besonders da er hin zusest:,,Niemand kommt zum Vater denn durch mich."?) Wenn diese Philosophen behaupten, man könne Niemand Religion lehren, so mögen sie nicht Unrecht haben; aber wenn sie behaupten, durch Erzeugung der Religion in dem Innern ci nes Menschen werde ihm das Universum aufgeschlossen, so werden Sie mit mir sagen: das, sey zur Religiosität gar nicht nöthig, weil es sonst gar keinen religiösen Menschen gåbe, indem Keiz nem das Universum, (Universum! das Weltall!) auf

geschlossen sey. Wie der Mensch auf seinem Sandkorn von Erkenntniß des Universums reden mag, da wir durch die besten Fernröhre nur einen klei= nen Theil desselben von fern schimmern sehen können! Man sete statt des volltönenden Universums, von dem wir so wenig wissen, das einfache Bibelwort: Vater, das jedes Kind versteht; und nun hat Alles Sinn. Was ein Vater ist, wird jedem Kinde aufgeschlossen in seinem Gemüth, sobald es zu einem Menschen herangereift ist. Doch diese Philosophen haben weder einen Vater im Himmel, noch einen Gott, der diesen Namen verdient. Wer das Universum" (das selbstge= schaffene Unding),,betrachtet und zur Erklärung eine selbständige Ursache personificirt und schafft, der hat einen Gott." Also "Also - das Geschöpf schafft sich einen Schöpfer!! Er ist nicht, sondern nur zu gewissen Erkenntnißzwecken personificirt. O des erbårmlichen Gottes!

,,Die schaffende und erhaltende Natur Gottes und die Natur der von Gott erschaffenen und erhaltenen Welt werden symbolisch und auf das passendste dargestellt unter den Begriffen der Engel, die zugleich mit dem ewigen Wesen sind und ein feliges Leben genießen," sagt ein anderer philosophischer Mystiker. Aber die Engel in der Biz bel sind keine Weltnatur, sondern Theile der

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