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Geheimniß (wie die Menschwerdung Jesus), das die Fähigkeit unseres Verstandes weit übertrifft, und nicht durch Vernunft muß verstanden werden.“ Und Nichts ist natürlicher. Diese Vereinigung ist das höchste Ziel der Religiosität. Und das Streben, Alles begreifen zu wollen, ehe man es annimmt; das Protestiren gegen Alles, was man nicht bez greifen kann, befestigt eine große Kluft zwischen Religionskenntnissen und Religiositåt, verhindert somit, daß Verstandèsreligion nie Religiofitåt, nie Vertrauen, Dankbarkeit und Liebe zu Gott oder Christus, zu Gott durch Christus werden kann. Hier gilt Das, was der tiefe, fromme Novalis sagt: „Wir sollen mehr als uns begreifen, was wir nie erreichen werden. Haben sollen wir. Wenn wir hätten, so wüßten wir auch wahrhaftig, was man wissen kann. Man denkt indeß am wenigsten über Das, was man hat; denn man bedarf es nicht. Das höchste Bewußtseyn ist Leben und Liebe," (und gerade auch das unbegreiflichste.)

3) Vereinigung mit irgend einem geistigen Wesen, also auch mit Gott ist nur durch Glauben und Liebe möglich. Dieser Glaube muß aber nicht bloßes Fürwahrhalten, weil wir etwas erkennen, Gründe dafür einsehen, sondern unumschränktes Zutrauen, Glaube auf das Wort Gottes oder Jesus seyn.

Je nackter der Glaube ist, je weniger man von der Möglichkeit begreift, daß ein Wort, ein Versprechen erfüllt werden könne, (wie Abrahams Glaube, als er seinen Sohn opfern sollte) je leichter wird die Vereinigung. Die Liebe ist eben so unerklårlich, wie die Vereinigung, die dadurch bewirkt wird. Sie muß ohne Eigennuk, Lohnsucht, ohne die ge= ringste Rücksicht auf sich selbst, ohne Absicht, dadurch glücklich zu werden, fie muß eben Liebe seyn. Je mehr sie das ist, je weniger das Ich dabei in Betrachtung kommt, je mehr der Mensch blos für Gott und Jesus Augen und Ohren und Sinn und Herz hat, je mehr geht er der Vereinigung entgegen. Sie wird ihm, wenn er am wenigsten daran denkt, weil er blos an Gott und nicht an sich denkt.

,,Der Glaube," sagt ein alter Kirchenvater,,,ist ein Schein dunkler Dinge und führt das Unsichtbare in eine gleiche völlige Freudigkeit ein mit dem Sichtbaren. Darum muß man weder dem Unsichtbaren nicht glauben, noch auch das einen Glau ben nennen, wenn Einer darauf mehr traut, was er sieht, als was er nicht sieht." (So fonderbar die Forderung ist, so stimmt sie doch mit den Aussprüchen der tiefsten Philosophie überein, nach welchen Glaube an unsere Sinne eben so mystisch ist, als der an etwas Unsichtbares).,,Der Glaube,"

fagt Marimus,,,ist ein innerliches, gegebenes Gut, eine wahrhafte Erkenntniß, eine Ueberzeugung von den verborgenen Gütern; eine vereinigende Kraft oder Fertigkeit, welche die übernatürliche, unmittelbare, vollkommene Vereinigung des Gläubigen mit Gott zuwege bringt.",,In Gott und durch ihn glauben, ist so viel als einig, oder in das Eine gezogen, in ihm unzertrennlich vereinbart," sagt das Haupt der Mystiker, Clemens von Alexandrien.

Eben so sprechen die Mystiker von der Liebe. ,,Will Jemand die Liebe erkennen," sagt Bern= hard,,,der lerne lieb haben, sonst kommt er vergeblich, das Lied der Liebe zu hören oder zu le= sen, weil er nicht liebt. Denn ein kaltes Herz kann keine feurige Rede fassen. Welche aber vom Geist so Viel empfangen haben, daß sie lieben können, die wissen auch, was der Geist sagt, und weil fie die Liebesstimme wohl erfahren haben, so können sie auch in gleicher Sprache, d. i. mit Liebe und Treue antworten." Und Thomas a Jesu: ,,Welche die Süßigkeit Gottes nicht geschmeckt ha= ben und ohne wahre Herzensbegierde nach Gott leben, von denen ists kein Wunder, daß sie diese Geheimnisse nicht erreichen. Und es mangelt auch zu dieser Zeit nicht an solchen frechen Theologis, welche die Sache für eine Phantasei halten. (In

unserer Zeit eben so wenig.) Cyrillus von Alerandrien nennt sie eine mit Gott verbindende Liebe. Marimus beschreibt sie als das vornehmste und größte Gut unter allen Gütern, weil sie durch sich selbst Gott und Menschen zusammen verbindet und den Schöpfer selbst getrieben hat, als ein Mensch zu erscheinen, damit ein Vergötterter, (eigentlich in der bestimmteren, mystischen Sprache Vergotte= ter) von Gott nicht könne geschieden werden." ,,Wir müssen durch Liebe zu Gott einkehren und ihm anhangen, daß wir mit ihm unbeweglich vereinigt bleiben. Darin sind wir selig im Lieben, denn Gott zieht alle liebende Geister über sie selbst (empor), verwandelt und verzehrt sie in der Einheit seines Geistes, daß sie insgesammt ein einziges Liebesfeuer seyn." -,,Liebe ist der Anfang deiner Bekehrung gewesen," sagt Catharina von Geuna, ,,Liebe ist das Mittel derselben und wird auch das Ende seyn. Ohne Liebe kannst du nicht leben. Ja, Liebe ist deines Lebens Leben in dieser und in jener Welt." Sehr festlich und richtig stellt Bernhard die Grade dieser Liebe dar, da der Mensch zuerst sich selbst liebt, um sein selbst willen. Weil er aber finde, daß er für sich allein nicht bestehen könne, so fange er an, Gott durch Glauben zu suchen und zu lieben, weil er ihm nöthig ist. Dann liebe er Gott im andern Grade, aber um sein

selbst willen. Durch fleißiges Anhalten an Gott im Lesen, Leben, Betrachtung, durch diese Familiaritåt werde er allmählig mit Gott bekannt, und nun schmecke er, wie süß und freundlich Gott sey. Da komme er denn zum dritten Grade, daß er Gott liebe um Gottes Willen." Ich sollte denken, alles Dieses ließe sich auch von echter Liebe zwi= schen Menschen und Menschen sagen.

4) Christenthum fångt mit Demuth an, wächst mit und durch Demuth. Je weiter der Christ kommt, je nöthiger ist ihm Demuth.

Ohne DeDie ganze

muth ist kein Christenthum möglich. christliche Besserungsart ist auf Demuth berechnet; und die Führungen einzelner Christen erklären sich oft nur dadurch, daß sie in Demuth erhalten werden sollen. Sich willenlos Gott ganz zu überlassen, ist natürliche Folge dieser Demuth.

Demuth nennen sie,,eine Tugend, dabei der Mensch in wahrhafter Erkenntniß seiner selbst ihm selbst gering und schnöd' (mißfällig) wird." (Also liegt doch ein wahres Gefühl zum Grunde.) ,,Diese kommt Denen zu, welche im Aufsteigen ih res Herzens von Grad zu Grad, von Tugend zu Tugend wachsen, bis sie zu dem Gipfel der Demuth gelangen." (Bernhard.),,Damit ist Niedermuth oder Tiefmuth, ein Niederneigen und Beugen des Herzens vor Gott." (Tauler). Sie macht,

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