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X. Die neuesten prähistorischen Funde in Meklenburg. (1881.

1882.) Von Dr. Robert Belz

A. Bronzezeit.

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I. Regelgräber von Friedrichsruhe
II. Regelgrab von Sarmstorf

III. Moorfund von Granzin

IV. Urnenfeld von Reutershof.

V. Urnenfeld von Klink

B. Eisenzeit.

I. Urnenfeld von Raduhn.

II. Urnenfeld von Friedrichsruhe

S. 257

S. 257

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G. 288

S. 288

S. 292

S. 294

S. 296

S. 299

S. 302

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C. Einzeln gefundene Gegenstände

Tafel V. (1) und VI. (2) zu S. 304.

I.

Urkundliche Mittheilungen

über die

Beghinen- und Begharden- Häuser
zu Rostock,

von

Archivrath Dr. F. Wigger.

ür das kirchliche Leben des Mittelalters war die Bildung von geistlichen Gesellschaften und Gemeinschaften aller Art viel zu wesentlich, als daß sich nicht auch in Meklenburg alsbald nach der Germanisirung und Christianisirung des Landes die verschiedenen Formen derselben gezeigt haben sollten. Noch bevor hier die Kirche ihre ausgebildete Örganisation empfangen hatte, bemüheten sich wetteifernd die geistlichen und die weltlichen Herren, derselben eine Stüße in den Feldklöstern der Eistertienser Mönche zu Althof und Dargun und der Prämonstratenser zu Broda zu geben; und wenngleich diese Stiftungen noch feindlichen, heidnischen Bestrebungen zum Opfer fielen, so erstanden sie doch bald wieder zu um so kräftigerem Gedeihen und förderten auch in nicht geistlicher Hinsicht die deutsche Cultur. Seit dem Jahre 1222 erhob sich in Tempzin ein Haus für die Antoniusbrüder, um dieselbe Zeit zu Dobbertin ein Kloster für BenedictinerMönche, die dann freilich bald einem Nonnen-Convent Play machten. Schon gab es damals ein Feldkloster für Nonnen zu Neukloster, es folgten im Laufe des 13. Jahrhunderts die zu Eldena, Rühn, Rehna, Zarrentin, Svenack und Wanzka, und die Büßerinnen von Neuröbel siedelten 1298 in ihr neues Kloster zu Alt-Malchow über. Desgleichen breiteten

Jahrbücher des Vereins f. meft. Gesch. XLVII.

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sich in den meklenburgischen Städten die Bettclorden überraschend schnell aus; die Franziskaner hatten zu Schwerin schon 1236, zu Rostock schon 1243, zu Parchim 1246 ein Kloster, 1251 fanden sie auch in Wismar Aufnahme; die Dominikaner siedelten sich schon 1256 am Steinthor in Rostock (zu St. Johann) an, sie ließen sich 1285 zu Röbel, 1293 zu Wismar nieder. In der Stadt Rostock ward 1270 sogar auch das Eistertienser - Nonnenkloster zum Heiligen Kreuz gestiftet, und 1323 legte Fürst Heinrich II. den Grund zum Clarissenkloster in Ribniß. Während die Domherren zu Razeburg in einem klösterlichen Verbande nach der Prämonstratenser Regel lebten, richteten sich die Schwerinschen nach der freieren Weise der Capitel an den meisten Kathedralkirchen, und zu Güstrow und zu Büßow wurden früh Collegiatkirchen gegründet. Und wenn diese Domstifter und die Feldklöster ihr Gut auch zunächst und zumeist der Freigebigkeit der Landesherren, hernach auch der Mildthätigkeit der Privatleute um der Seelenmessen willen verdankten, so zeigt doch schon das Bestehen der Bettelmönch-Klöster, die von Vermächtnissen und milden Gaben entstanden und beständig unterstüßt wurden, wie tiefe Wurzeln das Klosterwesen überall im Volke geschlagen hatte. Alles strebte nach geistlicher Gemeinschaft. Die Kranken, die Armen und die Wanderer fanden neben leiblicher auch geistliche Pflege theils in den Leprosenhäusern, die schon in frühester Zeit vor den Städten und an den Landstraßen gestiftet wurden und sich in hohem Maße der Mildthätigkeit der Gläubigen erfreueten, theils in den Heiligen Geist - Hospitälern, welche seit der Mitte des 13. Jahrhunderts zu Wismar, Rostock, Parchim, Schwerin, Röbel u. s. w. von milder Hand gegründet wurden. Von den Kalandsbrüderschaften, zu welchen sowohl Geistliche als Laien zur Förderung ihres Gottesdienstes und zur Sicherung eines würdigen Begräbnisses- und der für unentbehrlich gehaltenen Seelenmessen zusammentraten, finden sich schon im 13. Jahrhunderte Spuren; fie nehmen in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts einen großen Aufschwung. Ja selbst die Gewerke und Innungen stellen sich durch die Erwählung ihrer Schußpatrone unter den Heiligen, durch die Gründung von Altären und Vikareien u. s. w. in gewissem Sinne als geistliche Brüderschaften hin.

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Als der Höhepunkt der Frömmigkeit erschien dem Mittelalter immer das beschauliche Leben in den Klöstern; und unzählige Christen, welche an demselben nicht als Convents

Mitglieder Theil nehmen konnten, trachteten wenigstens danach, die Brüderschaft eines Klosters zu gewinnen und damit,,aller guten Werke" desselben, vornehmlich auch der Seelenmessen theilhaftig zu werden, oder sie suchten einem solchen als Laienbrüder und Laienschwestern (Conversen) zu dienen oder sich als Kostgänger anzuschließen, und sich auf dem Klosterfirchhofe oder in der Klosterkirche eine Grabstätte zu verschaffen.

Wie sehr aber die Klöster auch bestrebt waren, von den ihnen zugewandten Gaben ihr Gut, und damit auch die Zahl ihrer Präbenden zu mehren, genügten sie doch nicht dem vielfach empfundenen Bedürfniß, eine Ruhestätte zu einem stillen, steter Andacht und geistlichen Uebungen gewidmeten Leben zu finden. Sicherlich mehr diesem Umstande und der oft nicht unbedeutenden Förderung der Klöster für die Aufnahme neuer Mitglieder, als der Abneigung gegen die Strenge der Ordensregeln und der klösterlichen Zucht oder dem Abscheu gegen die nicht zu leugnende Verweltlichung mancher Orden, verdankte das Institut der Beghinen seine Entstehung in den Niederlanden und seine Verbreitung bis in unsere Gegenden.

In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts traten zuerst in Belgien die Beghinen 1) hervor. Es waren Laienschwestern, die keiner bestimmten, allgemein gültigen Ordensregel nachlebten, doch durch eine bestimmte Kleidung sich als Mitglieder einer Schwesterschaft kennzeichneten und nach dem Vorbilde der Nonnen meistens sich zu einem Convent unter der Borsteherschaft einer magistra in einem Hause zusammenthaten, um hier in aller Stille gemeinschaftlicher Andachten, Fasten und anderer geistlicher Uebungen zu pflegen und Werke der Barmherzigkeit zu üben, aber auf ihr Privatvermögen zu verzichten in der Regel nicht genöthigt wurden, auch jederzeit aus dem Convent austreten und sich verehelichen durften. Sie gingen vorzugsweise aus den unbemittelten Ständen hervor und lebten vielfach in Dürftigkeit von ihrer Hände Arbeit; eben dadurch aber wuchsen sie schnell in der Gunst des Volkes, sie wurden von demselben vielfach den Nonnen gleichgestellt und auch als solche oder einfach als ,,Schwestern“ bezeichnet.

1) Ueber die Ableitungen dieses Wortes vgl. J. L. a Mosheim. de beghardis et beguinabus (Lps. 1790), p. 5, Grimm, Wörterbuch, auch Gieseler, Kirchengeschichte ÌI, 2, S. 364, und die verschiedenen Formen f. bei Diefenbach, s. v. begina; vgl. auch unsere Jahrb.' ÍV A, 2.

Uebrigens gewannen sie durch ihre ehrbare und sittsame Lebensweise auch in den höheren Classen und durch ihre Frömmigkeit und Kirchlichkeit bei der Geistlichkeit, selbst bei den Päpsten Innocenz IV. und Urban IV. großen Beifall 1), nachdem seit dem Ende des 12. Jahrhunderts die Beghinenhöfe sich nicht nur in Belgien, sondern auch über die Nachbarländer in kurzer Zeit verbreitet und die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten. Schon um die Mitte des 13. Jahrhunderts schäßte man die Zahl der Beghinen allein in der Stadt Köln auf tausend und mehr 2). Wie sich die Franziskaner in Deutschland ausbreiteten, begaben sich die Beghinen nicht selten gleichsam in deren Schuß und traten mit den Laienschwestern derselben, den Tertiarierinnen, vielfach in die allernächsten Berührungen, so daß sich die Unterschiede zwischen ihnen verwischten.

Nach dem Vorbilde der Beghinen bildeten sich dann, zunächst wiederum in den Niederlanden, im 13. Jahrhundert auch Convente von Männern, die im Volksmunde Begharden 3) hießen. Auch diese breiteten sich namentlich längs des Rheines aus; in Meklenburg finden wir aber im 13. und in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts von ihnen noch keine Spur.

Die Beghinen werden dagegen in unsern Landen schon vor dem Ablaufe des 13. Jahrhunderts erwähnt, und zwar etwa gleichzeitig in Wismar und in Rostock.

In Wismar gab der Rathmann Radolf von Krukow 1283,,den gesammten Beghinen" (bagginis vniuersis), aljo einem Convent,,,von dem Querhause hinter Johann ,,v. Krukows Erbe mit dem anliegenden Hofe 5 Fach, und ,,die Rathmänner gaben dazu ihre Zustimmung auf so lange, ,,als es der Stadt zum Nutzen gereichen würde" 4). Dieses Haus hieß später der ,,Krukowen-Convent" und hat der jezt noch so genannten,,Beginenstraße" den Namen gegeben. Wahrscheinlich war dieser Convent aber nur gleichsam eine Colonie eines älteren. Wenigstens ist nur vier Jahre später von zwei Beghinenhäusern zu Wismar die Rede: ein Rathmann und dessen Ehefrau vermachten den Beghinen von den beiden Häusern (beginis de duabus domibus) 2 Mark, in welche sie sich theilen sollten. Vermuthlich war der ältere Convent der,,bei den Minderbrüdern" (den Franziskanern)

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1) Mosheim a. a. D. 141. 2) Matth. Paris ad a. 1250, vielleicht übertrieben. Ueber die Convente zu Köln vgl. J. B. Haaß, Die Convente in Köln und die Beghinen, Köln 1860. 3) Ueber die Erklärung des Wortes vgl. Grimm, Wörterbuch. 4) Mekl. Urk.-Buch III, Nr. 1660.

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