Vorwort. Als der Vorstand des Vereins für thüringische Geschichte sich mit der Idee befasste, die Urkunden der Stadt Arnstadt zu veröffentlichen und mich mit der Bearbeitung dieses Urkundenbuchs betraute, waren wir allerdings von der Ansicht ausgegangen, dass Hesse bereits ein ausserordentlich reiches und zugleich kritisches Material zu einem Arnstädter Urkundenbuche angesammelt haben müsse, zumal dessen 1842 herausgegebene Schrift ,,Arnstadts Vorzeit und Gegenwart" auf gründlichen archivalischen Studien fusste. Wenngleich sich diese Darstellung als lückenhaft erwies, so lag doch die Möglichkeit vor, dass der rege Sammeleifer des Nestors Thüringischer Geschichte im Laufe der Zeit das Material möglichst vervollständigt hatte, und gerade aus diesen ergänzenden Arbeiten hofften wir die wesentlichsten Grundlagen für das herzustellende Urkundenbuch der Stadt Arnstadt zu gewinnen. Leider erfüllten sich unsere Hoffnungen nicht. In den sonst so reichen und anziehenden Sammlungen Hesses, welche über das reiche Gebiet der thüringischen Geschichte in dem fürstlichen Archive zu Rudolstadt ruhen 1), fanden sich am wenigsten vollständige Vorarbeiten zu einem Urkundenbuche Arnstadts vor. Was Hesse gesammelt, besteht zum Theil in Regesten, zum Theil in Abschriften, die nicht immer mit dem Original verglichen und daher kaum zu verwenden sind. Von besonderem Interesse waren die Vorarbeiten nur in so 1) Vergl. Anemüller im Correspondenzbl. der deutschen Archive. Jahrg. 1880—1881. fern, als sie als zuverlässiger Wegweiser für die von Neuem zu be- Nun ergab sich gleich im Beginn unserer erneuten Forschungen, dass gerade die Stadt, der das Urkundenbuch gewidmet werden sollte, von ihren historischen Schätzen nur Weniges noch aufzuweisen hatte. Das Arnstädter Rathsarchiv besass ausser einem Copialbuche des 16. Jahrhunderts nur c. 50 Urkunden, von denen etwa 11 ihres Alters wegen verwerthet werden konnten. Oeffentliche Aufrufe, Arn- städter Urkunden nachzuweisen, waren von Erfolgen nicht begleitet, doch glückte es den Nachforschungen des Herrn Professor Einert in Arnstadt, dass auf dem Boden des Arnstädter Rathhauses noch etwa 400 Urkunden aufgefunden wurden, die wir während des bereits vor- geschrittenen Drucks noch einreihen konnten. Im Ganzen genommen ist wahrhaft Bedeutsames aus den Beständen des Arnstädter Stadt- archives, welches schon wegen des hohen Alters der Stadt im frühern Jahrhundert sehr reich gewesen sein muss, für das Urkundenbuch Mehr Hoffnungen erregte das fürstliche Landesarchiv in Sonders- hausen, da gegen das Ende des 17. Jahrhunderts die bereits deci- Wenn nun auch wenig Aussicht vorhanden war, die bedeutsamen Ausnahmen wurde das von Hesse benutzte Material wieder aufgefunden, anderes völlig Neue wurde eingefügt und die Forschung nach Benutzung des Dresdener, Erfurter, Jenaer, Magdeburger, Marburger, Pfortenser, Rudolstädter, Sondershäuser und der Weimarer Archive abgeschlossen, nachdem wir die Ueberzeugung gewonnen, dass der Benutzung nichts Wesentliches entgangen sei, wenn andrerseits auch zugegeben werden muss, dass die Ordnung der meisten mitteldeutschen Archive keineswegs die Edition der Urkundenbücher in der gewünschten Weise unterstützen kann. Gegenüber der Ordnung, in der sich die Mehrzahl unserer deutschen Archive noch befindet, halte ich die Edition von Urkundenbüchern geradezu für verfrüht. Eine auch nur annähernde Vollständigkeit des Materials ist durch sie nicht zu erreichen 1). Der Abschluss des Urkundenbuchs, welches ich ursprünglich bis 1500 zu führen beabsichtigte, gestaltet sich mit dem Jahre 1495 sehr günstig, da Arnstadt durch die Theilung der Grafen berührt wurde und in andere Verhältnisse eintrat. Die Geschichte der Stadt nach dem Vorgange Hesse's auch nur in kurzen Zügen vorzuführen hielt ich nicht für angezeigt, wie ich denn auf Wunsch des Vereins auch davon abgesehen habe, in einer längern Darlegung all die Resultate zu fixiren, welche diese erste gedruckte Zusammenstellung der Urkunden aufweisen könnte. Die Wiedergabe der Urkunden in Form von Regesten oder in Extenso richtete sich nach deren Bedeutung, während wir uns den Grundsätzen für die Edition angeschlossen haben, welche in dem Codex Diplom. Sax. regiae angenommen und hinreichend bekannt sind. 1) Beispielsweise erfahre ich nach der eingehenden Benutzung des Sondershäuser Archivs, dass nachträglich noch eine ganze Reihe von nicht repertorisirten Urkunden der Liebfrauenkirche aufgefunden worden sei! Da der Druck des Buchs beendet war, konnte mir der Fund wenigstens für den vorliegenden Band nichts nützen. Weimar im August 1883. Dr. Burkhardt. Nachweise über die benutzten Archive, und die öfters vorkommenden Abkürzungen der Quellencitate. (Die gedruckten Quellen sind ausreichend citirt.) Arnstadt. Dresden. Stadt-Archiv. Die Urkunden tragen überhaupt keine Bezeichnung, da dieselben weder geordnet noch repertorisirt sind. Das rothe Buch ist ein Copiale aus der ersten Hälfte des 16. Jahrh., in so weit es angezogen ist. = Jena. Ichtershauser Copialbuch aus dem 16. Jahrh. Schwarzes Copialbuch des Kl. Georgenthal. Perghdschr. aus dem 15. Jahrh. Rothes Copialbuch des Kl. Georgenthal. Pap.Handschr. des 16. Jahrh. Pforta. = Copiale 154 aus dem 15. Jahrh. Staats-Archiv. Copialb. d. Abts Johann v. Elben (zwischen 1360-70). Diplomatar. Portense. (Vergl. Böhme, Nachr. über die Bibl. d. Kön. Landesschule Pforta S. 18-19. Progr. 1883 No. 223. 1. Abth.) Pfortner Transsumptbuch aus dem 16. Jahrh. |