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Verbot des Handels mit Reliquien.

kleinen Kinder, die bei dem Bethlehemitischen Kindermord umkamen; ferner ein Stück von dem Tischtuch, das bei dem legten Abendmahl Christi mit den Jüngern gebraucht worden; ebenso eine Scherbe von dem Krug, aus welchem die Jünger damals getrunken, und endlich, außer einigen Reliquien vom Grabe Abrahams, Isaaks und Jakobs, die Gottfried v. Bouillon aus dem gelobten Lande mitgebracht haben foll, auch ein Stück von dem Schwamm, mit dem Christus am Kreuz getränkt worden, und einen Dorn aus seiner Dornenkrone, beides in ein Kreuz gefaßt, das die Könige von Böhmen bei ihrer Krönung zu küffen haben.

Auch der Magdeburger Dom hatte einen nicht unbedeutenden Schat von Reliquien, so namentlich den Stab, mit welchem Moses das rothe Meer theilte, ferner eine Rippe von dem Wallfisch des Jonas, eine Sproffe von der Leiter, auf welcher der Hahn St. Petri gekräht, das Waschbecken des Pilatus, die Dicbslaterne des Judas, einen Krug von der Hochzeit zu Kana, einige Palmen vom Einzug Christi in Jerusalem und einen von den Steinen, mit denen der Teufel Jesum versuchte.

In Aachen wurden, wie Luther in seiner Kirchenpostille (bei Walch S. 81.) erzählt, unter anderen auch die Hosen Josephs gezeigt, in welche Maria aus Mangel an Windeln das Jesuskind gewickelt haben soll, und anderwärts konnte man Ueberreste von der Flamme sehen, mit welcher der feurige Busch gebrannt, ja zu St. Compostella in Spanien sogar die Siegesfahne, welche Christus bei seinem Einzug in die Hölle geschwungen. 2)

Endlich aber wurde doch der Spott über den nicht selten mit wahrhaft bewunderungswürdiger Dreistigkeit getriebenen Reliquienkram 2) selbst unter dem Volke so laut, daß sich der Papst Innocenz III. genöthigt sah, auf dem 4. Lateranconcil (1215) das Herumtragen und Feilbieten neuer Reliquien zu untersagen, und zu verbieten, daß die in den verschiedenen Kirchen aufbewahrten, alten, verkauft würden. Unter der Hand dauerte freilich dieser Unfug immer noch fort, und erst im Zeitalter der Reformation verlor sich mit dem Glauben an der= gleichen käufliche Reliquien auch die Lust, sie zu kaufen.

Während indeß die Reformatoren sich entschieden gegen den Reliquiendienst erklärten, wurden wie in der griechischen, so in der römi= schen Kirche die Bestimmungen des zweiten Nicänischen Concils (787) festgehalten. Daher ward auf dem Tridentiner Concil den Gläubigen wiederholentlich eingeschärft, daß sie gegen die Leiber der heili

1) Vergl. Luther's Tischreden „vom Antichrist.“

2) So erzählte ein Stationirer in dem einen Orte dem Volke, daß er von dem Heu, auf welchem Christus in der Krippe gelegen, etwas besite. Als er aber auf der Kanzel die Schachtel öffnete, um es dem Volke zu zeigen, fand er Kohlen darin, die der Pfarrer des Drts, der das Heu heimlich herausgenommen, hineingelegt hatte. Ohne jedoch im Mindesten verlegen zu werden, sagte der Stationirer: ,,Lieben Freunde, ich habe nicht die rechte Schachtel ergriffen, sondern hier sind die Koblen, darauf St. Lorenz gebraten ist." Vergl. Luther's Tischreden (,,vom Antichrist" S. 327.).

Bestimmung des Trident. Concils.

Weihgeschenke. 101

gen Märtyrer und anderer Heiligen Ehrfurcht hegen sollten, weil diese einst lebendige Glieder Christi und Tempel des heiligen Geistes gewesen seien und Gott selbst durch sie den Menschen so manche Wohlthat erwiesen habe '); und dies war es auch, was die Vertheidiger des Bischofs Arnoldi von Trier geltend machten, als er (1844) durch die Ausstellung des heiligen Rockes" im Dom zu Trier die äußere Veranlassung zum offenen Ausbruch jener Bewegung innerhalb der katholischen Kirche gab, die noch zu sehr in Aller Erinnerung ist, als daß sie ausführlicher erwähnt zu werden brauchte. Daher finde hier lieber die Notiz eine Stelle, daß die griechische Kirche seit Jahrhunderten bereits alljährlich am 10. Juli ein Fest des Kleides Christi, am 2. Juli ein Fest des Kleides der Jungfrau Ma= ria und am 31. August ein Fest des Gürtels der Mutter Got= tes feiert.

4. Die Weihgeschenke.

Nächst den Reliquien sieht man in vielen Kirchen auch andere, mehr oder minder werthvolle Gegenstände, die auf den ersten Anschein kaum in eine Kirche zu gehören scheinen. 2) Es sind dies die Weihgeschenke und Erinnerungszeichen an Ereignisse, in denen sich das Walten der göttlichen Vorsehung ganz besonders kund gegeben.

Schon im frühesten Alterthum waren dergleichen Geschenke Sitte, und der durch seine Orakel hochberühmte Tempel zu Delphi war da= durch unermeßlich reich geworden. Hierher schickte Krösus, um den Delphischen Gott zu gewinnen, 117 goldene Halbziegel, einen golde= nen Löwen, viele goldene und filberne Gefäße, eine drei Elle hohe, weibliche Bildsäule von Gold, den Halsschmuck und einen kostbaren Gürtel seiner Gemahlin. Hierher kamen in späterer Zeit die voll= endetsten Kunstwerke griechischer Maler und Bildhauer, die Statuen berühmter Feldherren und Dichter, die Abbildungen ruhmvoller Siege und die seltensten Stücke aus der Kriegsbeute; und kurze Inschriften bezeichneten den Geber und die Veranlassung des Geschenkes. Auch

1) Die Verordnung im Tridentiner Concil (Sess. 25. de invocatione, veneratione et reliquiis Sanctorum) lautet: Sanctorum quoque Martyrum et aliorum cum Christo viventium sancta corpora, quae viva membra fuerunt Christi et templum Spiritus Sancti, ab ipso ad aeternam vitam suscitanda et glorificanda a fidelibus veneranda esse, per quae multa beneficia a Deo hominibus praestantur, ita ut affirmantes, Sanctorum reliquiis venerationem atque honorem non deberi, vel eas aliaque sacra monumenta a fidelibus inutiliter honorari atque eorum opis impetrandae causa Sanctorum memorias frustra frequentari, omnino damnandos esse, prout jam pridem eos damnavit et nunc etiam damnat ecclesia.

2) So sind z. B. in der Nikolaikirche zu Jüterbog eine Wallfischrivpe, im Dom zu Merseburg eine Schildkrötenschale, im Chor des Domes zu Goslar ein Straußenei, und im Dom zu Halberstadt wie in der Kilianskirche zu Heilbronn antediluvianische Thierknochen zu sehen, welche Gegenstände Weihgeschenke von Pilgern oder anderen Personen gewesen sein mögen, die das Kostbarste, was sie zu besiten glaubten, schon darum am liebsten an die Kirche schenkten, weil sie so am sichersten waren, daß es nach ihrem Tode nicht in die Hände der Trödler kommen werde.

102 Weihgeschenke bei den Heiden, Juden und Christen.

anderen Tempeln fehlte es nicht daran. Fast in jedem Tempel des Neptun hingen eine Menge Bilder, die einen Schiffbruch darstellten, welche in der Stunde der Gefahr dem Gotte gelobt worden waren, und von den Geretteten nachher als Votivtafeln in seinem Tempel zum Dank für die Rettung aufgehängt wurden. 1) Ebenso hing der arme Gladiator freudig seine Waffen in dem Tempel des Herkules auf, wenn das Volk ihm endlich seine Bitte um Freilassung ge= währt und dem älter und ungelenkiger gewordenen Kämpfer die lang= ersehnte Ruhe von den Fechterspielen bewilligt hatte.

Dieselbe Sitte scheint auch bei dem jüdischen Volke schon frühzeitig herrschend gewesen zu sein. So wird 1. Sam. 21. erzählt, daß David zu dem Priester Ahimelech gekommen sei, und ihn gefragt habe: Ist nicht hier unter deiner Hand ein Spieß oder Schwert?" worauf der Priester ihm antwortete: Das Schwert des Philisters Goliath, den du schlugst im Eichengrunde, das ist hier, gewickelt in einen Mantel hinter dem Leibrocke“ ein deutliches Zeugniß, daß David diese Siegesbeute im Tempel niedergelegt hatte. Auch späterhin blieb diese Sitte, und in dem Vorhofe der Priester sah man eine Menge Schwerter, Lanzen, kostbare Gefäße und andere werthvolle Stücke der Beute.

Natürlich durften die christlichen Kirchen hierin nicht nachstehen, und schon der Kaiser Konstantin sorgte angelegentlich dafür, daß die von ihm erbauten Kirchen mit kostbaren Weihgeschenken ausgestattet würden. So schmückte er den Altarraum der Kirche zu Jerusalem, zur Erinnerung an die zwölf Jünger des Herrn, mit zwölf Säulen, deren jede.oben auf der Spiße eine große filberne Vase trug, und bereicherte sie außerdem noch mit vielen, außerordentlich schönen Weihgeschenken von Gold, Silber und Edelsteinen. Und wie er, so brachten auch Andere, Vornehme und Geringe, nach Beschaffenheit ihrer Vermögensumstände, der Kirche dergleichen Gaben dar. So erzählt Sozomenus 2):,,3ur Zeit einer großen Hungersnoth in Jerusalem habe der Bischof Cyrillus, um Hülfe zu schaffen, die Schäße und Weihgeschenke der Kirche verkauft, und spater habe Jemand in dem Kleide einer Schauspielerin das Gewand wieder erkannt, das er einst der Kirche geschenkt hatte."

Allerdings war auch schon damals gar manches Weihgeschenk nur ein Opfer, das die Eitelkeit sich selbst brachte, und häufig wurde eben das Geld zu unnüßem Kirchenschmuck verwendet, das man der hülfs= bedürftigen Armuth mit Härte verweigert, oder durch Ungerechtigkeit und Betrug Anderen entzogen hatte; denn gerade durch Geschenke an

1) Vergl. Horat. ars poet. v. 20.

2) Sozom. IV, 25. Λιμοῦ καταλαβόντος τὴν Ἱεροσολύμων χώραν, ὡς εἰς ἐπίσκοπον ἔβλεπε τὸ τῶν δεομένων πλῆθος, τῆς ἀναγ καίας τροφῆς ἀπορουμένον· ἐπεὶ δὲ χρήματα οὐκ ἦν, οἷς ἐπικουρεῖν ἔδει, κειμήλια καὶ ἱερὰ παραπετάσματα ἀπέδοτο· ἐκ τούτων δὲ λόγος, τινὰ ἐπιγνῶναι οἰκεῖον ἀνάθημα γυναῖκα ἐκ τῶν ἐπὶ θυμέλης ἠμφιεσμένην.

Weihgeschenke in katholischen Kirchen.

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die Kirche hoffte man am leichtesten und sichersten Gott zu versöhnen, und das strafende Gewissen zu beschwichtigen. Schon Hieronymus rügt es, daß Manche sich hochmüthig des Geldes oder der kostbaren Weihgeschenke rühmten, die sie Gott zum Opfer dargebracht hätten, und weist nachdrücklich darauf hin, wie man lieber den noth= leidenden Mitchristen helfen solle; denn nicht das steinerne Haus, sondern die Seele des gläubigen Christen sei der wahre Tempel Christi."

Eine besondere Gattung von Weihgeschenken waren die izvлóuara (Erinnerungszeichen an wunderbare Heilungen), von denen Theodoret in seiner achten Rede über die Märtyrer unter anderen Folgendes sagt: Daß diejenigen, welche mit gläubiger Zuversicht beten, das, was sie bitten, auch erlangen, beweisen deutlich ihre, auf die Heilung hindeutenden Weihgeschenke. Die Einen bringen Füße, die Anderen Hände von Gold oder Silber dar, und diese Gaben beweisen die Befreiung von jenen Uebeln, als deren Erinnerungszeichen sie von den Genesenen dargebracht werden."

Da übrigens Theodoret (starb 457) der erste unter den Kirchenvätern ist, welcher von Weihgeschenken der Art spricht, so scheint daraus hervorzugehen, daß sie nicht lange vor seiner Zeit üblich ge= worden sind. Natürlich aber wurden sie, jemehr späterhin der Glaube an den wunderbaren Schuß der Heiligen zunahm, immer zahlreicher. Wer irgend von einer schweren Krankheit genesen war, hielt es für seine erste Pflicht, dem Heiligen, den er in seiner Noth angerufen hatte, eine möglichst werthvolle Gabe darzubringen. Eltern, deren Kinder das Zahnfieber glücklich überstanden hatten, unterließen es fast nie, der heiligen Apollonia, deren Märtyrerleiden darin bestanden hatte, daß ihr vom Henkersknecht mit einer großen Zange alle Zähne ausgebrochen wurden, und die darum als Schußheilige für alle Zahnleiden verehrt wurde, Kinnladen von Wachs zum Geschenk zu machen.

Ebenso erhielt der heilige Julian für glücklich beendigte Reisen und der heilige Hubertus für glücklich überstandene Jagdgefahren manches werthvolle Weihgeschenk. Am reichlichsten aber wurde na= türlich die Jungfrau Maria beschenkt. Fast jede Kirche und Kapelle, die ein wunderthätiges Mutter-Gottesbild hatte, besaß auch eine Menge silberner Kinder und silberner Gliedmaßen, als Dankbeweise für glückliche Niederkunften und Genesungen. So schickte z. B. der deutsche Kaiser Karl IV. der Mutter Gottes zu Aachen für die glückliche Geburt seines Sohnes Wenzel zwölf Pfund Gold, so viel, als das Kind bei seiner Geburt wog.

Auf Gaben der Art hat die protestantische Kirche natürlich nie rechnen dürfen, und die hier gebräuchlichen Geschenke bestehen, mit Ausnahme der Fahnen und anderer, an die glückliche Beendigung eines Krieges oder an rühmliche Thaten im Kampfe für Kirche und Vaterland erinnernder Gegenstände, meist in Altardecken, Altarbibeln, silbernen Crucifiren, Altarleuchtern, Abendmahlskelchen, Glocken und anderen zum Gottesdienst gehörigen Gegenständen.

104 Bilder. Aeltere Ansicht von Christi äußerer Gestalt.

5. Die Bilder in der Kirche.

Von Bildern in den Kirchen findet sich in den frühesten Zeiten des christlichen Alterthums keine Spur, und die Christen wurden von den heidnischen Griechen und Römern eben darum für Atheisten. gehalten, weil man bei ihnen nirgends die Statue einer Gottheit sah, wogegen sie ihrerseits über die Thorheit spotteten, lieber vor einem Stück Holz, das man selbst geschnigt, oder vor einem Marmorblock, den erst der Meißel zum Gotte umgeformt habe, niederzufallen, als den unsichtbaren Gott anzubeten, der durch kein Bild dargestellt werden könne, und je anstößiger ihnen ein solcher Gößendienst war, desto mehr that es Noth, sich gegen Bildwerke der Art, die ihnen nur als Beförderungsmittel des heidnischen Unwesens erscheinen konnten, entschieden zu erklären. Daher wurden Solche, die sich mit Anfertigung dieser Gößenbilder abgaben, als im Dienste des Satans stehend, entweder gar nicht zur Taufe zugelassen, oder, waren sie bereits getauft, von der Kirche sofort ercommunicirt, und um die Künstler von allen Versuchen, den Erlöser bildlich darzustellen, von vorn herein abzuschrekken, stellte man, indem man sich auf Aussprüche, wie Jes. 52, 14.: ,,weil seine Gestalt häßlicher ist, denn anderer Leute," und c. 53, 2.: ,,Er hatte keine Gestalt, noch Schöne; wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte," berief, absichtlich seine äußere Gestalt als häßlich dar. 1)

Diese Opposition gegen die Leistungen der darstellenden Kunst konnte jedoch nicht lange dauern. Sobald der heidnische Polytheismus von dem Christenthum so weit überwunden war, daß man seinen Einfluß zu fürchten aufhörte, mußte das dem sinnlichen Menschen von Natur inwohnende Bedürfniß, das rein Geistige fich irgendwie zur sinnlichen Anschauung zu bringen, und somit auch das, bis dahin mit Gewalt zurückgehaltene Kunstgefühl sich aufs Neue regen, und man

1) Schon Justinus meint, daß Jesus bäßlich, wie die Schrift es vorher perfiinbigt, crfchienen fci" (τοῦ Ἰησοῦ - ἀειδούς, ὡς αἱ γραφαὶ ἐκήρυσσον, gavouérov, Dial. c. Tryph. p. 333. ed Thirlby). Ebenso findet Elemens Alexandrinus in der Weissagung des Jesajas den Beweis für die Häßlichkeit δεν äußeren Gefialt Chrifti (»τὸν δὲ κύριον αὐτὸν τὴν ὄψιν αἰσχρὸν γεγονέναι, διὰ Ἡσαΐου τὸ πνεῦμα μαρτυρεῖς cf. Paedag. III. c. 1.) und daß die äußere Erscheinung des Herrn einen so schroffen Contrast zu seiner inneren göttlichen Herrlichkeit bildete, hat nach Clemens seinen Grund darin, daß die Menschen nicht durch die äußere Schönheit bestochen und dadurch von dem Wort ber Sabrbeit abgejogen werden follten. »δ κύριος οὐ μάτην ἠθέλησεν εὐτελεῖ χρήσασθαι σώματος μορφῇ, ἵνα μή τις τὸ ὡραῖον ἐπαινῶν καὶ τὸ κάλλος θαυμάζων, ἀφίστηται των λεγομένων. Strom. VI. c. 17.) Ganz ähnlich äußert sich Tertullian, und namentlich glaubt er daraus, daß man dem Herrn ins Angesicht spie, auf die Häßlichkeit desselben schließen zu dürfen.,,Carnis terrenae," heißt es in seiner Schrift de carne Christi c. 9., ,,non mira conditio ipsa erat, quae cetera ejus miranda faciebat, quum dicerent: unde haec doctrina et signa ista. Etiam despicientium formam ejus haec erat vox. An ausus esset aliquis sputaminibus contaminare faciem, nisi merentem?"

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