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Symbolische Bilder im christlichen Alterthum.

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versuchte sich daher schon ziemlich früh, jenem inneren Drange fol= gend, wenn auch nicht in der Darstellung des Heiligen selbst, was man aus religiöser Scheu nicht wagte, so doch in der Darstellung der Symbole desselben. So findet sich, nächst dem bedeutsamen Kreuze, auf den Siegelringen, Schalen und Bechern aus jener Zeit, häufig das Lamm, als Symbol des für die Sünden der Welt sich opfern= den Erlösers, der Weinstock und Weinreben, als Symbole Christi und seiner Jünger, inwiefern er selbst sich dieser Bilder bedient hatte, die Palme, als Symbol seines Sieges über den Tod, die Taube, als Symbol des heiligen Geistes, das Schiff, als Symbol der christlichen Kirche, und der Fisch, als hieroglyvbische Bezeichnung Christi, intiefern bίε 23prte: Ἰησοῦς Χριστός, Θεοῦ Υιός, Σωτὴρ, δεί δεr 3usammenstellung ihrer Anfangsbuchstaben das Wort iyovs (Fisch) bildeten.

An ein Portrait Christi aber wagte man sich, sei es, wegen der herrschenden Ansicht von seiner häßlichen äußeren Gestalt, oder aus heiliger Scheu, in den drei ersten Jahrhunderten nicht; und während die Sage von fünf Originalportraits zu berichten weiß, indem Chriftus 1) auf Bitten des Königs Abgarus ihm einen Abdruck von seinem Gesicht zugeschickt, 2) auf Bitten der Veronica sein Gesicht in ihr Schweißtuch, 3) es in sein eigenes Schweißtuch abgedrückt habe, 4) vom Lukas, und 5) vom Nikodemus portraitirt worden sein soll, kann die beglaubigte Geschichte den Ursprung der eigentlichen Christusbilder nicht früher, als ins IV. Jahrhundert sehen, und was den bekannten Brief des Lentulus an den römischen Senat betrifft, in welchem Christus beschrieben wird als ein Mann von stattlichem Wuchse, ansehnlich, mit ehrwürdigem Antlig, welches die, so ihn sehen, sowohl lieben, als fürchten können," und in welchem es weiterhin heißt: „Seine Haare sind gelockt und kraus, etwas dunkel und glänzend, fließen von den Schultern herab, und sind in der Mitte, nach Art der Nazaräer, gescheitelt; die Stirn ist eben und überaus heiter; das Gesicht ohne Runzeln oder Flecke, angenehm durch eine mäßige Röthe; Nase und Mund sind ohne Tadel; der Bart ist stark und röthlich, nach der Farbe der Haare, nicht lang, sondern gespalten; die Augen schillernd und leuchtend," 1) so ist dieser von der historischen Kritik der neueren Zeit gewiß nicht mit Unrecht als ein, wahrscheinlich erst gegen das Ende des III. Jahrhunderts verfaßtes Produkt bezeich=

net worden.

Aelter sind dagegen die symbolischen Darstellungen Christi, und Tertullian kennt bereits das Bild eines Hirten mit einem Schaf auf der Schulter als Verzierung des Abendmahlskelches, meint jedoch: „Ich halte mich an das Evangelium desjenigen Hirten, der unvergänglich ist."

1) Etwas anders ist die Beschreibung, die Johannes Damascenus (starb 760) macht, wenn er versichert, bei alten Schriftstellern gefunden zu haben, daß Christus, dem Aeußeren nach, ein Mann von stattlichem Wuchse gewesen sei, mit zu sammengewachsenen Augenbrauen, schönen Augen, großer Nase, krausem Haupthaar, schwarzem Bart, von gelblicher Gesichtsfarbe, mit langen Fingern und ähnlich seiner Mutter.

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Alttestamentliche Bilder.

Mit diesem allgemeinen Versinnlichungsmittel der irdischen Erscheinung und Wirksamkeit Christi war man jedoch nicht zufrieden. Man wollte gern auch bestimmte Momente seines Erdenlebens veranschaulicht haben, und da man es nicht wagte, ihn selbst zum Gegen= stande solcher Darstellungen zu machen, so wählte man Geschichten aus dem Alten Testamente, welche, wie sie in Beziehung auf den Inhalt von den Kirchenlehrern als vorbildliche Hindeutungen auf die Zeiten des neuen Bundes aufgefaßt und erklärt wurden, so auch, äußerlich dargestellt, zur Veranschaulichung der wichtigsten Momente in der beiligen Geschichte dienen konnten. Es waren dies vornehmlich folgende:

1) Abraham, wie er im Begriff ist, seinen Sohn Isaak zu opfern, als symbolische Darstellung der Liebe Gottes, des Vaters, der seines eingeborenen Sohnes nicht verschonte, sondern ihn dahin gab, damit er durch seinen Tod die Menschen errettete. 2) Mose, wie er mit dem Stabe Wasser aus dem Felsen schlägt,

eine Hindeutung auf die wunderbare Geburt Jesu, indem, wie dort aus dem Felsen trinkbares Wasser, so hier aus dem jungfräulichen Schoße Maria's derjenige hervorging, welcher das Wasser des Lebens ist.

3) Hiob in seinen Leiden, eine Hindeutung auf die Leiden Christi.

4) Daniel in der Löwengrube, eine symbolische Darstellung Christi und seines Erscheinens im Thale des Todes. 5) Jonas, wie er ins Meer geworfen, von dem Fische verschlungen, und nachher wieder ans Land gespieen wird, eine auf die eigenen Worte Christi (Matth. 12, 39. 40.) fich gründende Hindeutung auf seinen Tod und seine Auferstehung.

6) Elias, gey Himmel fahrend, als Veranschaulichung der Himmelfahrt Christi.

Nun hatte zwar das Concil zu Elvira (305) ausdrücklich verordnet: „Es dürfen in der Kirche keine Bilder sein, damit nicht das, was verehrt und angebetet wird, an die Wände gemalt werde" 1); da man indeß hierin ebenso, wie in dem Gebot des Dekalogs: „Du sollst dir kein Bildniß, noch irgend ein Gleichniß machen, weder deß, das oben im Himmel, noch deß, das unten auf Erden, oder deß, das im Wasser unter der Erde ist; bete sie nicht an und diene ihnen nicht" (2. Mof. 20, 4. 5.), nur Verbote von solchen Bildern sah, welche Gegenstände der eigentlichen Verchrung und Anbetung betrafen, so glaubte man sich solche, wie die oben erwähnten, welche sich auf Menschen und irdische Verhältnisse bezogen, unbedenklich gestatten zu dürfen, und was die Bilder in den Privatwohnungen betraf, so mußte es die Kirche sogar wünschen, daß die bisher üblichen Bilder aus der Mythologie, wie z. B. die Liebesgeschichten des Jupiter, mit Bildern aus der heiligen Geschichte vertauscht würden.

1) Concil. Illib. c. 36. Placuit picturas in ecclesia esse non debere,. ne, quod colitur aut adoratur, in parietibus depingatur.

Neutestamentliche Bilder.

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Solche Bilder ließ nun auch Paulinus, der Bischof von Nola, alljährlich am Kirchweihfeste in der St. Felir-Kirche aufstellen. „Denn fie," meinte er,,,machen dem ungebildeten Landmann erst klar, was ihm in der Bibel erzählt wird; fie reizen ihn an, diese Erzählungen in der Bibel selbst nachzulesen, und das Anschauen, wie das Lesen, flößt ihm edlere und heiligere Gedanken und Gefühle ein. Er vergißt über dem Anschauen der Bilder, und dem Anhören ihrer Erklä= rung Essen und Trinken, und wird so auf die zweckmäßigste Weise von Völlerei und Schwelgerei zurückgehalten." 1)

Ziemlich natürlich leiteten nun jene Darstellungen alttestamentli= cher Begebenheiten auf die Behandlung neutestamentlicher Stoffe, wobei man jedoch immer, um nicht den Anschein zu haben, als wage sich die armselige Menschenkunft mit frevelhafter Kuhnheit an die Darstellung des Undarstellbaren, Heiligen, das symbolische Element vorwalten ließ, wie es denn überhaupt der Kunst im Allgemeinen, und insbesondere der christlichen, von Anfang an wesentlich eigenthümlich war, die sinnlich wahrnehmbare Form zur Trägerin einer überfinnlichen Idee zu machen, und in dem Dargestellten einen tieferen Inhalt ahnen zu lassen.

So zeigt sich z. B. bei dem die Geburt Christi" darstellenden alten Wandgemälde, in dem einen Zimmer der Katakomben zu Rom, links der Propbet Micha, gleichsam, um an seine Weissagung:,,Und du Bethlehem Ephrata, die du klein bist unter den Tausenden in Juda, aus dir soll mir kommen, der in Israel Herr sei," zu erinnern; rechts Mose, wie er mit dem Stabe Waffer aus dem Felsen schlägt; in der Mitte die Anbetung der Könige; und bei der Darstellung des,,Jesuskindes in der Krippe" ließ man fast nie den Ochsen und den Esel fehlen, um auf das Prophetenwort des Jesajas: „Ein Ochse kennt seinen Herrn, und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Jsrael kennet es nicht, und mein Volk vernimmt es nicht," hinzudeuten.

Und wie bei der Darstellung neutestamentlicher Geschichten, so ließ man es sich auch bei der Darstellung einzelner Personen angelegen sein, mehr symbolisch anzudeuten, als direct darzustellen. Wenn man demnach einen Christus malte, in der linken Hand das offene Evangelium haltend, und die rechte zum Segen erhebend, so sollte dies kein Abbild der Person Christi, sondern nur eine symboli

1) Paulin. Natal. IX. Felicis.

Propterea visum nobis opus utile, totis
Felicibus domibus pictura illudere sancta:
Si forte attonitas haec per spectacula mentes
Agrestum caperet fucata coloribus umbra,

Quae super exprimitur titulis, ut litera monstret,
Quod manus explicuit: dumque omnes picta vicissim
Ostendunt releguntque sibi vel tardius escae

Sint memores, dum grata oculis jejunia pascunt;
Atque ita se melior stupefactis inserat usus,
Dum fallit pictura famem sanctasque legenti
Historias, castorum operum subrepit honestas
Exemplis inducta piis.

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Polemik gegen die Bilder.

sche Darstellung des segnenden Heilandes sein. Gleiches gilt von den Mosaitgemälden, wie sie sich, vornehmlich in Rom, häufig in der halbkreisförmigen Hinterwand des Altarraumes fanden. Die auf ihnen befindlichen kolossalen Figuren mit Schriftrollen oder Marterwerkzeugen in der Hand sollten, wie schon die kolossale Gestalt und jene Attribute darthun, nicht Abbilder der Apostel und Märtyrer, sondern Symbole der Verkündigung des Evangelii und der Jüngertreue bis zum Blutzeugentode sein.

Je mehr aber Bilder der Art, besonders bei der leichterregten Phantasie des Südländers (denn man darf, will man die einzelnen Erscheinungen auf dem Gebiete des kirchlichen Alterthumes richtig auffassen, nie vergessen, daß ihr Schauplah vornehmlich der Orient und der Süden Europa's, nicht der kalt und besonnen reflectirende Norden ift), fast unwillkürlich die Vorstellung von einer, an sich zwar unsichtbaren, und doch auch wiederum im Bilde sich als sichtbar kundgebenden Nähe des dargestellten Apostels oder Märtyrers erzeugten, desto natürlicher war es, daß sich, namentlich bei dem ungebildeten Volkshaufen, die dargestellte Person mit dem darstellenden Bilde identificirte, und das, jener zukommende Gefühl der Ehrfurcht auf dieses übergetragen wurde, so daß schon Serenus, Bischof von Marseille, um der mehr und mehr um sich greifenden Verehrung der Bilder zu steuern, es für nothwendig hielt, die Gemälde an den Wänden in den Kirchen auszustreichen, und die aufgehängten Bilder zu zerstören, worüber ihm jedoch Gregor der Große schrieb 1), daß er den wohlgemeinten Eifer zwar nicht tadele, die Zerstörung der Bilder aber mißbilligeu müsse, indem es jedenfalls wünschenswerth sei, daß diejenigen, welche nicht lesen könnten, den Inhalt der heiligen Schrift wenigstens an den Wänden der Kirche dargestellt fänden.

Dergleichen Bilder übrigens, die nur diesen didaktischen Zweck hatten, würden kaum einer solchen Rechtfertigung bedurft haben. Denn in den langwierigen Bilderstreitigkeiten handelte es sich gar nicht um bildliche Darstellungen aus der biblischen Geschichte überhaupt, sondern ganz speciell um die Christus- und Marienbilder, und wenn zu den Zeiten Leo's des Isauriers (716-741) Juden und Muhammedaner über den „Bilderdienst" der Christen spotteten, so bezog sich dieser Spott nicht sowohl auf den Gebrauch der Gemälde im Allgemeinen, als vielmehr auf die hohe Verehrung, welche den Bildern Christi und der Mutter-Gottes gezollt wurde. Allerdings erhiel ten durch den Widerspruch der Muhammedaner die gemalten Bilder an und für sich schon einen gewissen Grad von dogmatischer Wichtigkeit, und ebenso entschieden, als sich die Kirche von jeher, im Gegensatz zu den Heiden und ihren Götterstatuen, gegen die Werke

1) Gregor M. lib. VII. ep. 110. Zelum vos, ne quid manufactum adorari possit, habuisse laudamus: sed frangere easdem imagines non debuisse judicamus. Idcirco enim pictura in ecclesiis adhibetur, ut hi, qui literas nesciunt, saltem in parietibus legant, quae legere in codicibus non valent.

Dogmatische Bedeutung der Bilder.

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der Sculptur erklärt hatte, nahm sie von da an, im Gegensatz zu den Muhammedanern, die Gemälde in den Schuß. Bei den Muhammedanern beruht bekanntlich die Scheu vor allen Darstellungen lebendiger Wesen auf dem Glauben, daß dergleichen Bilder bei der allgemeinen Auferstehung auch aufstehen, von dem Darsteller ihrer äußeren Gestalt eine Seele verlangen, und da dieser sie ihnen nicht ge= ben könne, ihn fort und fort verfolgen und quälen würden. Die Chriften glaubten also durch die Vertheidigung und den Gebrauch der Bilder einen thatsächlichen Beweis ablegen zu müssen, daß sie diesen Aberglauben nicht theilten.

Ein ungleich wichtigerer Grund jedoch war der, daß die Bilder Christi und seiner Mutter gewissermaßen der finnliche Ausdruck des kirchlichen Dogma's von dem Gottmenschen waren. Sobald näm= lich die Zeiten der Verfolgungen für die Christen aufgehört hatten, und die Kirche unter Konstantin aus einer hart bedrückten zur triumphirenden geworden war, hatte natürlich auch die noch von Tertullian so bestimmt ausgesprochene Ansicht von der äußeren Häßlichkeit und Unansehnlichkeit Christi einer anderen, gerade entgegengesetten weichen müssen. Daher spricht sich auch Chrysostomus) in dieser Beziehung ganz anders aus, indem er auf Christum die alttesta= mentlichen Worte anwendet:,,Er war schöner, denn alle Menschenkin= der" und von jenem Ausspruch des Jesajas meint: Er sei entweder nur von der göttlichen Majestät und Herrlichkeit zu verstehen, die bei dem in Menschengestalt erschienenen Erlöser allerdings nicht ganz offen habe hervortreten können, oder von der Schmach, die Christus an dem Lage seines Kreuzestodes erduldet habe. Und in gleicher Weise meint Hieronymus 2), daß das Antlig des Herrn unstreitig von einem wunderbaren Glanz gestrahlt haben müsse, weil sonst schwerlich die Jünger bereit gewesen wären, ihm auf der Stelle zu folgen, und auch die Häscher bei seiner Gefangennehmung nicht so erschrocken zu Boden gestürzt wären.

War aber auch auf solche Weise jene Bedenklichkeit, welche die Maler zu Tertullian's Zeiten von dem Versuch, ein Christusbild zu malen, abhalten mußte, vollständig beseitigt, so trat dafür eine andere, und wahrlich nicht geringere Schwierigkeit ein. Denn ein Bild zu malen, in welchem ebenso sehr die irdische Knechtsgestalt als die gött= liche Majestät zu erkennen war, ein Bild, welches beide Naturen

1) Chrysost. hom. 27. in Matth. Ovde yap Davuατovozov v θαυμαστὸς μόνον, ἀλλὰ καὶ φαινόμενος ἁπλῶς πολλῆς ἔγεμε χάριτος καὶ τοῦτο ὁ προφήτης δηλῶν ἔλεγεν ὡραῖος κάλλει παρὰ τοὺς υἱοὺς τῶν ἀνθρώπων. Εἰ δὲ ὁ Ἡσαΐας λέγει· οὐκ εἶχεν εἶδος οὐδὲ κάλλος, ἢ πρὸς τὴν τῆς θεότητος δόξαν τὴν ἀπόρρητον καὶ ἄφραστον τοῦτό φησιν, ἢ τὰ ἐν τῷ πάθει συμβάντα διηγούμενος καὶ τὴν ἀτιμίαν, ἣν ὑπέμεινεν ἐν τῷ καιρῷ τοῦ σταυροῦ.

2) Hieronym. Ep. 65. Nisi enim habuisset et in vultu quiddam oculisque sidereum, nunquam eum statim secuti fuissent apostoli, nec qui ad comprehendendum eum venerant, corruissent.

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