صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

120

Manuel's Klagred der armen Gößen.“

Biel größer Göhen, die noch lang
Nit werden leiden solchen Drang
Man zeiht uns der größten Abgötteret,
Noch hört man nit, daß einer schrei;
D daß die Welt all ihre Leiden
So willig trüg und so könnt schweigen,
Wie wir geschwiegen han bisher,
Das wär eine köstliche neue Mähr,
Damit nit so viel böser Wort
Würden ausgestoßen hie und dort
Wer hat uns gehört ein Meineid thun,
Es sei gleich groß oder klein;
Kein fremdes Gut wir haben begehrt,
Jhr selbst habt uns damit beschwert
Kein Bubenleben han wir geführt,
Auch hat uns nie das Herz berührt
Ehebruch und ander Hurerei,
Deß wissen wir uns wahrlich frei,
Und jest will uns so Mancher fressen,
Der doch sein so gar hat vergessen,
Daß er in allem seinem Leben
Nie kein Ding um Gott hat geben,
Und will an uns zum Ritter werden,
Und ist doch er mit allen Gebehrden,
Mit allen Werken und aller Kunst

Ein größer Göt, dann zehen sunst.

In ähnlicher Weise läßt der wackere Manuel weiterhin von den redend eingeführten Gößen die übrigen Sünden seiner Zeit rügen, und damit es nicht scheine, als wolle er den Heiligenbildern irgendwie das Wort reden, erklären seine Gößen gegen den Schluß hin ausdrücklich:

Das sei jest genug, daß Niemand denk,

Als ob wir suchten solche Ränk”,
Mit denen wir uns machen schon,
Damit man uns nit geb den Lohn,

Man thut uns recht, nun frisch dahin,
Nun wollen wir doch willig syn,
Und diese Welt verlassen gern,
Als ob wir nie her kommen wärn.
Und wie wärs doch so ein fein Ding,
So ihr möchtet auch also ring

Der Welt absterben, und erkennen,

Wie die Sünd von Gott thut zertrennen
Allein wer Gößen brennen wöll,
Der lug, daß er nit sei ein Gesell,
Der Sünd und ärgerlichen Leben.
So sei dann alle Sach vergeben,
Ei'm Jeden, der Hand an uns legt,
Und nit den falschen Schein verträgt,
Den wir bisher geführet hond,
Ihr Menschen auch darvon lond,
Es würd euch sonst hernach ergon,

Wie es uns gaht den Gößen schon.

Bekanntlich haben die Reformirten von jener Zeit an nie ein Bild, selbst das des Kreuzes nicht in der Kirche geduldet, und in ihren Katechismen das Gebot:,,Du sollst dir kein Bildniß machen," aus

Bilder in den lutherischen Kirchen.

121

drücklich als das zweite von den zehn Geboten hervorgehoben. 1) In den lutherischen Kirchen dagegen fanden sich ziemlich bald wieder Bilder ein, Madonnen- und Heiligenbilder zwar nicht, aber auch nicht bloß biblische Darstellungen und Bildnisse würdiger Prediger im schwarzen Talar mit weißem Ringkragen. Lukas Cranach mußte z. B. für die Pfarrkirche zu Wittenberg ein Kindtaufen malen, wobei die anwesenden Personen sämmtlich Portraits waren. Auf das anhaltende Bitten und Quälen seiner Frau, malte er auch sie dazu, aber zu ihrem großen Aerger nur mit der Kehrseite, und Arnold, der in seiner Kirchen- und Kezergeschichte diesen Scherz erzählt, sest mit sarkastischem Spott hinzu:,,Dies hat vielleicht auch der Laien Bibel seyn sollen, welche Entschuldigung bereits Gregorius Magnus gebraucht, und mit welcher die Unwissenheit und Abgötterei des armen Volkes unterhalten wurde."

Wie dankbar wir aber auch das Verdienst derer anerkennen müssen, welche dem im Mittelalter mit den Bildern getriebenen Unfug kräftig steuerten, so dürfen wir gleichwohl auf der anderen Seite nicht vergessen, daß die Kirche durch den Schuß, den sie den Bildern hatte angedeihen lassen, die Pflegerin einer Kunst wurde, welche ohne den, durch sie vermittelten, heiligenden Einfluß des Christenthums nie den hohen Grad der Vollendung erreicht hätte, den sie erreicht hat, und die gerade zu eben der Zeit, als der strenge Protestantismus alle seine Gotteshäuser schonungslos ihres Bilderschmuckes beraubte, in Italien der Kirche die schönsten Meisterwerke zum Dank darbrachte. Und wird der unbefangnere Protestant es leugnen können, daß ein Bild, wenn es der Würde und Heiligkeit des Ortes angemessen ist, oft beredter zu dem Gemüthe spricht, als die lebendigste Schilderung in Worten? Die Wallfahrten und das Beten an den Stationsbildern, welche die einzelnen Scenen aus der Leidensgeschichte Jesu darstellen, gehören nicht zum evangelischen Cultus; aber auch der Protestant bleibt finnend und andächtig vor ihnen stehen; und wenn ringsum die Natur mit ihrem Waldesgrün, Blüthenschmuck und Vogelsang ihm wie mit tausend frohen Stimmen die Vatergüte Gottes predigt, und hier ihn jedes Bild aufs neue an die größte Wunderthat der göttlichen Liebe erinnert dann steigt wohl auch in ihm, und vielleicht lebendiger, als sonst, der Gedanke auf:,,Das that dein Erlöser für dich, was thust du für ihn?" Befestigen aber dergleichen Bilder, oder die Darftellungen der Märtyrer mit ihren Leiden, wie sie sich in den katholischen und griechischen Kirchen vielfach finden, auch nur in Einigen den

[ocr errors]

1) Sie thaten dies nach dem Vorgange des Josephus, Philo, Tertullian, Origenes, Gregor v. Nazianz u. A., welche alle das Bilderverbot als zweites Gebot zählten und dagegen das 9. und 10. Gebot in eines zusammenfaßten, während die Lutheraner die Zählung der lateinischen Kirche beibehielten, die nach dem Borgange des Augustinus und in Uebereinstimmung mit den Talmudisten und Rabbinen das Bilderverbot, als zu dem ersten Gebote gehörig, nicht besonders zählten und dagegen die beiden leßten Gebote trennten. Uebrigens dachte Calvin, und ebenso Luther, über diesen Punkt sehr liberal, und beide erklärten, jener in seinen Institutionen (II. c. 8. sect. 12.), dieser in seiner Vorrede zum kleinen Katechismus diese Differenz für durchaus unwesentlich.

122

Kleidung im Alterthum.

Entschluß, die Liebe deffen, der uns bis in den Tod geliebt hat, fortan durch treue Gegenliebe zu erwidern, dann hat die Kirche ja erreicht, was sie mit solchen Bildern überhaupt bezweckte; dann aber auch gewiß nicht mit Unrecht dieselben gegen den Ungestüm der Bilderstürmer in Schuß genommen.

6. Das Diakonikum und die priesterlichen Kleider.

In dem oben (S. 51.) mitgetheilten Grundriß einer altchriftlichen Kirchen sind zu beiden Seiten des Altars durch die Buchstaben Rund D zwei Räume angedeutet, von denen der eine (mit R bezeich nete) das Ŏblationarium hieß, in welchem sich der „Rüsttisch“ befand, über den bei der Darstellung des Gottesdienstes selbst das Nähere zu berichten sein wird, der andere das Diakonikum genannt wurde und hinsichtlich seines Zweckes unserer Sacristey entsprach. Hier wurden die Altargeräthschaften und was sonst zum Gottesdienst erforderlich war, aufbewahrt, namentlich die sogenannten heiligen Kleider," welche häufig von Fürsten oder Privatleuten zum kirchlichen Gebrauch geschenkt 1), gleich den früher erwähnten Weihgeschenken Eigenthum der Kirche waren, und um so mehr unsere Beachtung verdienen, da die priesterliche Tracht wie zu allen Zeiten und bei allen Völkern, so auch in der christlichen Kirche, unabhängig von der Laune und Willkür des Einzelnen, stets eine gewisse symbolische Bedeutsamkeit hatte. 2)

Was die Kleidung im Allgemeinen betrifft, so war sie bekanntlich im Alterthum höchst einfach. Wie die Orientalen, so begnügten sich auch die Griechen und Römer, wenigstens in den früheren Zeiten, mit einem auf dem bloßen Leibe getragenen, eng anschließenden Unterge wand und einem weiten Obergewande oder Mantel darüber. Das erstere, die Tunica (bei den Griechen yirov, bei den Hebräern sin) war bei dem Sclaven ohne Aermel, reichte nur bis an die Knie und wurde mit einem Leibgürtel festgebunden. Etwas länger war die Lanica des Herrn, welche außerdem noch kurze Aermel hatte und daher Colobium (xoλoßicor, von zoλoßòs, verkürzt") hieß; als ein Zeichen weibischer Weichlichkeit aber galt das Tragen der Dalmatica (einer bis auf die Füße herabreichenden Tunica mit langen, bis zu

1) Athanasius wurde von seinen Feinden sogar beschuldigt, daß er den Acgvvtiern die Lieferung solcher Kleider als Tribut auferlegt hätte; vergl. Athan. Apol. II. p. 178. ed. Paris. πλάττονται πρώτην κατηγορίαν περὶ στιχαρίων λινῶν, ὡς ἐμοῦ κανόνα τοῖς Αἰγυπτίοις ἐπιβαλόντος καὶ πρώτους αὐτοὺς ἀπαιτήσαντος.

"

2) Wenn der Verfasser einer Anzeige der ersten Auflage dieser Schrift seine Verwunderung nicht bergen konnte, daß ich bei der Darstellung des Inneren einer christlichen Kirche auch über die Amtstracht der Geistlichen“ das Nähere mittheilte, so scheint er nie die „Risniza“ (Kleiderschaßkammer) einer griechischen Kirche gefehen zu haben. Sonst würde schon ein flüchtiger Blick in das Innere dieses im Altarraum befindlichen Kleiderzimmers hinreichend gewesen sein, ihn die nähere Erörterung der Frage nach der Amtstracht der Geistlichkeit als eine sehr nahe liegende erkennen zu lassen.

Tunica, Toga und Pallium.

123

den Händen reichenden Aermeln) und Cicero 1) rügt es in seiner zweiten Rede gegen Catilina mit bitterm Spott, daß die Soldaten desselben so gekleidet gingen. Auch Lampridius 2) bemerkt es als etwas ungewöhnliches und Tadelnswerthes, daß die Kaiser Commodus und Heliogabalus sich öffentlich in der Dalmatica zeigten. Doch mag hier der Tadel weniger auf den Gebrauch der Dalmatica an und für fich, als vielmehr darauf zu beziehen sein, daß sie aus Bequemlichkeit nur in dieser, und ohne die herkömmliche Toga darüber, im Publikum erschienen, was allerdings das damalige Anstandsgefühl nicht weniger verlegte, als wenn heut ein angesehener Mann ohne Rock in Hemdeärmeln über die Straße gehen wollte.

Gewöhnlich war die Tunica, besonders beim niederen Volke, von Wolle, bei den Vornehmeren dagegen von Leinwand, Baumwolle oder Seide; in der kälteren Jahreszeit zogen jedoch auch diese, um wärmer gekleidet zu sein, eine wollene vor, und trugen, um sich die Haut nicht zu reiben, eine leinene darunter, was freilich von den Freunden der alten strengeren Lebensweise als ein Zeichen von Weichlichkeit und Ueppigkeit getadelt wurde.

Ueber dem Untergewande trugen nun die Juden und die anderen ölfer des Drients einen weiten Dantel (ἱμάτιον, περιβόλαιον, bei den Talmudisten ), die Griechen das Pallium, und die Römer ihre Toga. Lettere war ein vollkommen rund zugeschnittener, weiter Mantel, mit einer Oeffnung für den Hals, der wie ein Frauenzimmerrock über den Kopf angezogen wurde, vermöge der engen Deffnung von den Schultern nicht herabgleiten konnte, und da er nirgends an den Seiten eine Deffnung hatte, den ganzen Körper bis zu den Fußsohlen überall gleichmäßig bedeckte (daher auch der Name toga, von tego). So lang herabhängend wurde sie jedoch nur von dem müßig herumschlendernden Weichling getragen; der rüstige und geschäftige Bürger dagegen hielt sie mit dem linken Arm in die Höhe, so daß sie zwischen Arm und Bruft eine Bucht (sinus) bildete, die ihm gleich einer Tasche diente, und warf den Theil, der rechts herabhing, so über die linke Schulter, daß er darunter den rechten Arm hervorstrecken und frei gebrauchen konnte.

Von der römischen Toga unterschied sich nun das griechische Pallium dadurch, daß es, wie unsere Mäntel, vorn von oben bis unten offen war, und oben am Halse durch eine Spange zusammengehalten wurde; übrigens war es so weit, daß, wie bei der Toga, die rechte Seite über die linke Schulter geworfen werden konnte. Diese beiden Kleidungsstücke, das eng anschließende Unterkleid und das weite

1) Cic. orat. in Catil. II. c. 10. Postremum genus est non solum numero, verum etiam genere ipso atque vita, quod proprium est Catilinae de ejus delectu, immo vero de complexu ejus ac sinu: quos pexo capillo, nitidos aut imberbes aut bene barbatos videtis, manicatís et talaribus tunicis, velis amictos, non togis.

2) Lamprid. vit. Commod. p. 139. Dalmaticus in publico processit. Vit. Heliog. p. 317. Dalmaticus in publico post coenam saepe visus est.

124 Weiße leinene Kleider der heidnischen Priester.

Obergewand, machten nun im Wesentlichen auch die priesterliche Tracht aus, die sich meist nur durch den Stoff und die Farbe von der weltlichen unterschied.

In Betreff des Stoffes schienen, wenigstens im Orient, lei. nene Kleider für den gottesdienstlichen Gebrauch schicklicher, als wollene, da, wie man sagte, der Lein aus dem Schoße der heiligen Erde, die Wolle aber von dem Felle eines Thieres käme. Daher trugen die ägyptischen Priester, nach dem Zeugniß des Herodot1) u. A., ein einziges Gewand von feiner weißer Leinwand, das man sich als einen, vom Halse bis zu den Füßen herabwallenden, weiten Rock mit langen Aermeln zu denken hat. Ebenso kleideten sich die Pythago. räer 2), und wie wir aus 2. Mos. 39, 27. 28. lernen (wo Luther das hebr. U, welches den feinen ägyptischen Byffus bezeichnet, mit,,weiBer Seide" übersezt hat), die jüdischen Priester. Auch die griechischen Priesterkleider waren, wenigstens in Kleinasien und zu Homer's Zeiten, von feiner weißer Leinwand; ebenso die der Cimbern, Gallier, Gothen und fast aller nordischen Völker. Die römische Priestertoga jedoch scheint (vielleicht, weil dort der Gebrauch leinener Kleider überhaupt für ein Zeichen der Weichlichkeit galt) von Anfang an von Wolle gewesen zu sein, und als in späterer Zeit bei zunehmendem Lurus die Coischen (d. h. baumwollenen) und seidenen Gewänder auch nach Rom kamen, wurde ihr Gebrauch durch einen besonderen Senatsbeschluß verboten.

In Betreff der Farbe stimmten gleichfalls die meisten Völker darin überein, daß die Kleider der Priester und, wo möglich, auch die des Volkes beim Gottesdienst weiß sein mußten, als Symbol der Unschuld und der Herzensreinheit, mit der man an den Altären erscheinen müsse. Weiß war die Tracht der ägyptischen, persischen, syrischen, jüdischen, griechischen, römischen, gothischen, gallischen und deutschen Priesterschaft, und nur zur Auszeichnung trugen die Oberpriester, oder die Priester bestimmter Gottheiten Gewänder von anderen Farben. So hatte z. B. bei den Syrern der Oberpriester, aber auch nur er allein, ein Purpurgewand 3), und zur Unterscheidung von der gewöhnlichen Bürgertoga war die römische Priestertoga mit einem Purpurstreifen besest (toga praetextata). Besonders prächtig aber war die (2. Mos. 39. ausführlich beschriebene) Kleidung des jüdischen Hohenpriesters. Unmittelbar auf dem Leibe trug er, wie Luther (2. Mos. 28, 42.) nicht unpassend übersegt hat, ,,ein leinenes Niederkleid, zu bedecken das Fleisch der Scham, von den Lenden bis an die Hüften“ (2, die man sich nach der Beschreibung des Josephus 4)

1) Herodot. II. c. 38. Ἐσθῆτα δὲ φορέουσιν οἱ ἱερέες λινέην μούνην.

2) Jamblich. vit. Pythag. c. 28. Ἐσθῆτι δὲ ἐχρῆτο λευκῇ καὶ

καθαρα.

3) Lucian. de Syria Dea. Πορφυρέην δὲ μοῦνος φορέει.

4) Joseph. Antiquit. III. c 7, 1. Διάζωμα περὶ τὰ αἰδοῖα ρα πτὸν ἐκ βύσσου κλωστῆς εἰργνύμενον, ἐμβαινόντων εἰς αὐτὸ τῶν που

« السابقةمتابعة »