صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Liederdichter der evangelischen Kirche.

445

(von Dr. Paulus Speratus) standen. Im nächstfolgenden Jahre erhielt das Volk acht Lieder, ebenso wie vorher Tert und Melodie zugleich 1); 1526 erschien zu Erfurt schon eine Sammlung von 39 Liedern, und so wuchs die Zahl fast von Jahr zu Jahr. Der dänische Etatsrath v. Moser besaß im Jahre 1751 bereits eine Sammlung von 50,000 gedruckten deutschen Kirchenliedern, und jest zählt man deren über 80,000. Fast jedes Decennium vom Zeitalter der Reformation an brachte einen neuen, mehr oder weniger klassischen Liederdichter, wenigstens ein neues treffliches Lied, und einzelne Dichter, wie Schmolk und Hiller, lieferten allein über tausend.

Bei einer so großen Menge von Dichtern kann hier, wo es nur eine kurze Uebersicht gilt, natürlich nur an einige der bedeutendsten erinnert werden 2).

Die Geschichte der evangelischen Liederpoesie, von Luther bis auf Gellert, theilt sich von selbst sehr bestimmt in zwei Perioden:

1) Von Luther bis Paul Gerhard (1524-1650),

2) Von Paul Gerhard bis Gellert (1650-1754).

Bei allen Dichtern der ersten Periode oder der sogenannten älteren Schule ist die Objectivität charakteristisches Merkmal. In allen ihren Liedern herrscht als Grundton der feste, evangelische Bibelglaube; fast nirgends macht sich die individuelle Anschauung oder Gemüthsstimmung des Dichters bemerkbar; das Menschliche tritt vielmehr hinter das positiv gegebene Göttliche zurück, und eben darum passen sie mit ihrem ferngesunden und allgemein verständlichen Inhalt jedem Christen in den Mund.

Die bedeutenderen Dichter dieser Periode, nach den Ländern und Richtungen, denen sie angehören, zusammengestellt, sind, nächst Luther, dem die Kirche 37 Lieder verdankt 3), folgende:

1) Diese von Luther und Walther besorgte Sammlung erschien unter dem Titel: ,,Enchiridion, heißet auch: etlich christlicher Lieder, Lobgesang und Psalmen, dem reinen Wort Gottes gemäß, aus der heiligen Schrift durch mancherlei hochgelehrter gemacht, in der Kirche zu singen, wie es denn zum Theil bereits in Wittenberg in der Uebung ist. Wittenberg, 1524.“ und enthielt folgende Lieder: Nun freut euch liebe Christen gemein (Luther), Es ist das Heil uns kommen her (Speratus), In Gott gelaub ich, daß er hab (Speratus), Hilf Gott was ist der Menschen Noth (Speratus), Ach Gott vom Himmel sich darein (Luther), Es spricht der Unweisen Mund (Luther), Aus tiefer Noth (Luther), In Jesu Namen haben wir (Verf. unbek.)

2) Ausführlichere Mittheilungen siebe in dem schon genannten Werke Dr. Wakfernagel's,,das deutsche Kirchenlied von Mart. Luther bis auf Nicol. Hermann und Ambrof. Blaurer (Stuttgart, 1841.) und in E. E. Koch's „Geschichte des Kirchenliedes und Kirchengesanges mit besonderer Rücksicht auf Würtemberg“ 2 Theile (Stuttgart, 1847.).

3) Es sind dies a) Bearbeitungen von Psalmen (1. Ach Gott vom Himmel sich darein, nach Pf. 12. 2. Es spricht der Unweisen Mund, Ps. 14. 3. Ein veste Burg ist unser Gott, Pf. 46. 4. Es woll uns Gott genädig sein, Pf. 67. 5. Wär Gott nicht mit uns diese Zeit, Pf. 124. 6. Wohl dem der in Gottesfurcht steht, spf. 128. 7. Aus tiefer Noth schrei ich zu dir, Pf. 130.); b) Bearbeitun gen einzelner Bibelstellen (S. Jesaja dem Propheten das geschah, Jesaj. 6. 9. Vater unser im Himmelreich, Matth. 6. 10. Vom Himmel hoch da komm ich

446

Sächsische und Nürnberger Dichter.

a) Die sächsischen (Wittenberger) Reformatoren.

Justus Jonas, Dr. der Theologie zu Wittenberg (ft. 1552), Verfaffer der Lieder: Wo Gott der Herr nicht bei uns hält, wenn unsre Feinde toben" (nach Ps. 123. Nisi quia Dominus); „Der Herr erhör euch in der Noth" (nach Pf. 20); „Herr Jesu Christ, dein Erb wir find" (nach Pf. 79.). Johann Agricola von Eisleben, seit 1540 brandenburgischer Hofprediger (ft. 1566), Verfasser der Lieder: „Fröhlich wolln wir Alleluja fingen" (nach Ps. 117.) und „Ach Herre Gott, wie haben sich wider dich so hart gefeßet" (nach Pf. 2.). Paul Eber, Dr. der Theologie und Generalsuperintendent (ft. 1569), Verfasser der Lieder: Herr Jesu Christ, wahr'r Mensch und Gott;" „Herr Gott dich loben alle wir;" Helft mir Gottes Güte preisen" (Neujahrslied); D Herr, bis unsre Zuversicht;",,Wenn wir in höch ften Nöthen sein" (nach 2. Chron. 20.);,,3wei Ding o Herr bitt ich von dir“ (nach Sprüche Sal. 30, 7—9.) und des Sterbeliedes:

In Christi Wunden schlaf ich ein,
Die machen mich von Sünden rein,
Ja Christi Blut und Gerechtigkeit,
Das ist mein Schmuck und Ehrenkleid
Damit will ich vor Gott bestehn,
Wenn ich zum Himmel werd eingehn.

Mit Fried und Freud fahr ich dahin,
Ein Gottesfind ich allzeit bin;
Dank hab, mein Tod, du führest mich,
Ins ewge Leben wandre ich

Mit Christi Blut gereinigt fein,
Herr Jesu, stärf den Glauben mein.

b) Die Nürnberger Freunde der Reformation.

Lazarus Spengler, erster Rathsschreiber der Stadt Nürnberg (ft. 1534), Verfasser der Lieder.,,Durch Adams Fall ist ganz verderbt" und Vergebens ist all Müh und Kost" (nach Ps. 127.). — Hans Sachs, der berühmte Meisterfänger (st. 1576), Verfasser der Lieder: "Jesu zart, göttlicher Art" (Umarbeitung von Maria zart“);

her, Euf. 2. 11. Mit Fried und Freud fahr ich dahin, kuk. 2. 12. Sie ist mir lieb, die werthe Magd, Offenbar. 12. 13. Dies sind die heil'gen zehn Gebot. 14. Mensch willst du leben feliglich); c) Bearbeitungen lateinischer Hymnen (15. Verleih uns Frieden gnädiglich, nach Da pacem Domine, von Gregor d. Gr. 16. Gelobet seist du Jesu Christ, nach Grates nunc omnes reddamus, von Notker Balbulus und mit Benußung des alten Weihnachtsgesanges: Gelobet seist du Jesu Christ. 17. Der du bist drei in Einigkeit, nach O lux beata trinitas, von Ambrosius. 18. Was fürchtst du Feind Herodes sehr, nach Hostis Herodes impie, von Sedulius. 19. Komm heilger Geist, Herre Gott, nach Veni Sancte Spiritus, aus dem XI. Jahrhundert. 20. Der Tag der ist so freudenreich, nach Dies est laetitiae, von Adam v. St. Victor. 21. Nu komm der Heiden Heiland, nach Veni redemtor gentium, von Ambrosius. 22. Wir glauben_all_an_Einen Gott, nach dem Apostol. Credo. 23. Herr Gott dich loben wir, nach dem Te Deum laudamus. 24. Christum wir sollen loben schon, nach A solis ortus cardine, von Sedulius. 25. Mitten wir im Leben sind, nach Media vita in morte su mus. 26. Christ der du bist_Licht_und_Tag, nach Christe qui lux es et dies. 27. Komm Gott Schöpfer heilger Geist, nach Veni creator Spiritus); d) Bearbeitungen altdeutscher geistlicher Volkslieder (28. Gott sei gelobet und ge benedevet. 29. Christ lag in Todesbanden. 30. Nun bitten wir den heilgen Geist. 31. Gott der Vater wohn uns bei); e) Frei gedichtete Lieder (32. Nun frem euch liebe Christen gemein, 33. Ein neues Lied wir heben an. 34. Jesus Chriftus unser Seiland, der den Tod. 35. Vom Himmel kam der Engel Schaar. 36. Er halt uns Herr bet deinem Wort. 37. Christ unser Herr zum Jordan kam).

Andere Dichter der Reformationszeit.

447

,,Chriftum vom Himmel ruf ich an" (nach Dich Frau vom Himmel ruf ich an);,,Christe du anfänglich bist" (nach Anna du anfänglich bist);,,Christe, wahrer Sohn Gottes fromm" (nach Sanct Christoph du heiliger Mann);,, Gott Vater, du haft Gewalt" (nach Ach Jupiter hättst du's Gewalt). Sebaldus Heyd, Rector der Nürnberger Sebaldusschule, Verfasser von: „O Mensch bewein dein Sünde groß" (Passionslied); "Ich glaub an den allmächtgen Gott;" „Wer in dem Schuß des Höchsten ist“ (nach Pf. 91.); „Äls Jesus Christus unser Herr" (Abendmahlslied) u. a. m. - Johann Hesse, geb. zu Nürnberg, gest. 1547 als Pfarrer an der St. MariaMagdalenenkirche zu Breslau, Verfasser von: „O Welt, ich muß dich laffen" (eine andere und von Knaust's Bearbeitung verschiedene umdichtung des Liedes: Insbruck ich muß dich lassen), und „O Mensch bedenk zu dieser Frist" (ein Sterbelied).

"

c) Die preußischen Reformatoren.

Paulus Speratus (ft. 1554 als Bischof in Pommern), Verfaffer der Lieder: Es ist das Heil uns kommen her;" „Ich ruf zu dir Herr Jesu Christ;“ „Hilf Gott wie ist der Menschen Noth“ u. a. m. Johann Graumann (Poliander), der Gehülfe des Speratus bei der Reformation Preußens (ft. 1541), Verfaffer von: Nun lob mein Seel den Herren, was in mir ist den Namen sein." Albrecht der Jüngere, Markgraf zu Brandenburg - Culmbach (ft. 1557) Verfaffer von: Was mein Gott will gescheh allzeit." Erasmus Alberus (ft. 1553 als Generalsuperintendent in NeuBrandenburg), ein Dichter, deffen Lieder von Herder und Gervinus den Liedern Luther's gleichgesezt werden, Verfasser von: „Gott hat das Evangelium;" „Wer Gotts Wort hat und bleibt dabei" (nach Ps. 119.); ,,Gott der Vater wohn uns bei",Ach Gott thu dich erbarmen."

"

[ocr errors]

d) Andere gleichzeitige Liederdichter.

[ocr errors]

Nicolaus Decius (ft. 1529 als Prediger an der St. Katharinenkirche zu Stettin), Verfasser der Lieder:,,Allein Gott in der Höh fei Ehr und D Lamm Gottes unschuldig." Johann Schneefing (Chiomusus) Prediger im Gothaischen (st. 1567), Verfasser von: Allein zu dir Herr Jesu Christ mein Hoffnung steht auf Erden." Adam Reußner (ft. 1563), Verfaffer der Lieder: 3n dich hab ich gehoffet Herr" und ", Mensch beklag dein Sünd all Tag." (Paffionslied.)-Johann Matthesius (ft. 1565 als Pfarrer zu Joachimsthal in Böhmen an der sächsischen Grenze), Verfasser des bekannten schönen Morgenliedes: Aus meines Herzens Grunde;" außerdem find von ihm die Lieder: „Wer bei Gott Schuß und Hülfe sucht" (nach Pf. 91.) und „Herr Christ mein Hort wenn ich zu dir“ (nach Pf. 28.). Nicolaus Hermann, der alte fromme Cantor" zu Joachimsthal (ft. 1561), ein genauer Freund seines Pfarrers, des eben genannten Matthesius, dessen Predigten er häufig zu seinen Liedern benußte. ,,Wenn Herr Matthesius," erzählt Dr. Chr. Schleupner, Superintendent in Bayreuth, eine gute Predigt gethan hatte, so ist der fromme Cantor geschwind dagewesen, und hat den Lert mit den vornehmsten Lehren in Form eines Gesanges gebracht und so hat unser

"

448

Periode von Ringwaldt bis Heermann.

Herr Gott dem Matthesius die Ehre gethan, wie jenem Engel, der die Geburt Christi predigt, weil sich auf eine gute Predigt ein schöner Gesang gehört.“ Auf solche Weise entstanden Hermann's ehedem vielgebrauchten,,Evangelia auf alle Sonn- und Festtage in Gesangen aufgestellt. Wittenberg, 1560." Er ist unter anderen Verfasser der Lieder: Lobt Gott ihr Christen alle gleich in seinem höchsten Thron;" "Die helle Sonn' leucht jezt herfür“ und „Hinunter ist der Sonnenschein," welche, wie fast alle Lieder von ihm, im Gegensaß zu den objectiven und streng liturgischen Kirchenliedern der übrigen Dichter dieser Periode, mehr den Charakter volksthümlicher Häuslichkeit an sich tragen, so daß Hermann in dieser Beziehung schon als ein Vorläufer der späteren Liederdichter anzusehen ist. Mit ihm schließt zugleich, wenn wir in dem Zeitraum von Luther bis Paul Gerhard, wie dies neuerdings auch Koch in seinem obengenannten Werke ge= than, drei Perioden unterscheiden, die erste (von 1524-1560) ab, und es beginnt die zweite, die von Barthol. Ringwaldt bis Joh. Heermann (1560-1618) reicht und mit Recht die „Periode der Lehrftreitigkeiten unter den Schülern der Reformatoren" genannt wird, in Beziehung auf das Kirchenlied aber von der ersten sich wesentlich da= durch unterscheidet, daß die frühere glaubensfreudige Begeisterung allmälig ermattet, und die Lieder in Folge der unfruchtbaren theologischen Zänkereien ein trockenes lehrhaftes Gepräge annehmen und theils zu versificirten dogmatischen Abhandlungen, theils zu werthlosen, matten Reimereien von biblischen Terten ausarten, wie denn wirklich Samuel Hebel 1571 die Sonntagsevangelien für Kinder, und eine Schulmeisterin, Magdal. Heymair 1579 die Sonntagsepisteln zusammenreimte.

"

Unter der großen Menge matter und nüchterner Versemacher_verdient jedoch mit Auszeichnung Barthol. Ringwaldt (ft. 1598 als Prediger zu Langfeld in der Mark Brandenburg) als ein kräftiger und volksthümlicher Dichter genannt zu werden, von dem wir unter anderen das Lied: Es ist gewißlich an der Zeit" (eine Nachbildung des Dies irae) haben. Würdig schließt sich ihm Nicol. Selnecker (ft. 1592) an, der vertraute Schüler Melanchthon's, und seiner Melanchthonianischen Richtung wegen nicht minder von den strengen Lutheranern, die ihn mit boshafter Verdrehung seines Namens,,Seelhenfer" nannten, als von den Kryptocalvinisten sein Leben lang bitter angefeindet, dem wir unter anderen das zur Zeit der Calvinischen Abendmahlsstreitigkeiten gedichtete Lied: „Ach bleib bei uns Herr Jesu Christ" verdanken. Sein Zeitgenosse, M. Ludwig Helmbold (ft. 1598 als Pastor und Superintendent in Mühlhausen), der seiner vieler Lieder wegen der deutsche Assaph" genannt und 1566 auf dem Reichstage zu Augsburg vom Kaiser Marimilian II. als Dichter gekrönt wurde, ist unter anderen Verfasser des bekannten Liedes:,,Von Gott will ich nicht lassen." Caspar Bienemann (Melissander), der als Schüler des Matthias Flacius in den synergistischen Streitigkei ten von seinen Gegnern heftig verfolgt, lange Jahre in der Verbannung leben mußte, bis er endlich als Generalsuperintendent von Altenburg 1591 sein vielbewegtes Leben endigte, ist unter andern Ver

Periode von Ringwaldt bis Joh. Heermann.

[ocr errors]

449

faffer des in der Zeit schwerer Verfolgungen (1573 und 1574) gedichteten Liedes: Herr wie du willst, so schicks mit mir.“ Von Martin Schalling, einem Schüler Melanchthon's, der, obwohl er versöhnlichen Sinnes den Mittelweg gehen wollte, dennoch, weil er die Concordienformel zu unterschreiben sich weigerte, verhaftet und seines Amtes als Superintendent in Amberg entsegt wurde, bis er endlich als Prediger an der Liebfrauenkirche in Nürnberg wieder eine ruhige Stätte fand, wo er 1608 starb, ist das Lied: Herzlich lieb hab ich dich o Herr." - Mart. Moller, ein Sachse (ft. 1606 als Oberpfarrer in Görlig), deffen Manuale de praeparatione ad mortem (Görlig, 1593) achtzig Sterbelieder enthält, ist unter anderen Verfasser des Liedes: „ Jesu Gottes Lämmelein.“ Von Mart. Behemb (Behemus, ft. 1622 in seiner Vaterstadt Lauban als Pastor primar.), Verfasser von 150 Predigten über die Passion, die er wiederum zu 150 Reimgebeten umarbeitete, haben wir unter anderen das Passionslied: Jesu Christ, mein's Lebenslicht, mein Hort, mein Trost, mein' Zuversicht." Von Philipp Nicolai (ft. 1608 als Pastor und Senior der St. Katharinenkirche in Hamburg) find die beiden berühmten Lieder: Wie schön leucht uns der Morgenstern" und ,,Wachet auf, ruft uns die Stimme." Von Valerius Herberger (ft. 1627 als Pfarrer zu Fraustadt in Großpolen, seiner Vaterstadt) ist das bekannte Lied: Valet will ich dir geben." Außerdem verdient hier noch genannt zu werden Ludwig, Herzog von Würtemberg (ft. 1593), ein Fürst, der zwar als Regent Vieles zu wünschen übrig ließ, aber dafür ein desto besserer Theologe war, so daß er bei den Religionsgesprächen, denen er selbst gern beiwohnte, seinen Tübinger Theologen öfter, wenn sie sich auf die rechten Bibelsprüche nicht gleich befinnen konnten, dieselben ins Ohr sagte. Er ist Verfasser des Liedes:,,Dieweil mein Stund vorhanden ist." Ferner Dr. 3. Pappus (ft. 1610 als Profeffor der Theologie und Pfarrer am Münster in Straßburg), Verfasser des Liedes: "Ich hab mein Sach Gott heimgestellt," und Mart. Rutilius (ft. 1618 als Archidiakonus in Weimar), Verfaffer des Bußliedes:,,Ach Gott und Herr, wie groß und schwer sind mein begangne Sünden.“

Wie fleißig man übrigens auch im Dichten geistlicher Lieder war, so sparsam war man doch beim kirchlichen Gebrauch derselben. Nur die gediegensten und bewährtesten Lieder von objectiv-kirchlichem Charakter und Inhalt wurden beim Gottesdienst gesungen, und diese standen großentheils nicht nur für die Festzeiten, sondern auch für die gewöhnlichen Sonntage unabänderlich fest. So wurde z. B. in der Zeit von Quasimodogeniti bis Rogate das eine Lied:,,Vater unser im Himmelreich," regelmäßig an jedem Sonntag gesungen. Bei einer solchen Praris war es denn auch möglich, daß das Volk mit diesen kirchlich feststehenden Liedern genau bekannt werden konnte und sich ganz in sie hineinlebte. Es wußte und sang dieselben auswendig, und allgemein würde man es für Hochmuth gehalten haben, wenn ein Bürger fein Lied lesend hätte mitsingen wollen, wie ein Cantor." Alles das aber wurde späterhin anders, und zwar schon seit den Zeiten des dreißigjährigen Krieges, einer Periode, welche von Joh. Heermann bis

« السابقةمتابعة »