صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Die drei Hauptabtheilungen einer altchristlichen Kirche. 45

mahlzeiten gewesen waren (sacrificati), und endlich die Traditoren, welche sich in der Diocletianischen Verfolgung, in der es hauptsächlich auf die Ausrottung der heiligen Schriften abgesehen war, zur Auslieferung derselben hatten verleiten lassen.

In der späteren Zeit, als die Verfolgungen aufgehört hatten, konnten dergleichen Verschuldungen natürlich nicht mehr vorkommen. Desto strenger aber verfuhr die Kirche von nun an gegen Häretifer und Schismatiker oder Separatisten, welche man mit um so größerem Rechte von der Kirchengemeinschaft ausschließen zu dürfen glaubte, da sie sich selbst vorher von der Kirche getrennt und losgesagt hatten.

Wollten diese Ercommunicirten nun wieder in die Kirchengemeinschaft aufgenommen werden, so mußten sie sich vorher der vorgeschriebenen Bußordnung unterwerfen, und diejenigen, welche alle vier Bußgrade auszuhalten hatten, durften als Pönitenten des untersten Grades gar nicht in das Gotteshaus kommen, sondern mußten vor den Kirchenthüren, dem Wind und Wetter preisgegeben, dastehen und weinend die Eintretenden um ihre christliche Fürbitte bitten, weshalb fie einenbe (flentes, hiemantes, προςκλαίοντες, χειμάζοντες) hießen. War dieser Bußgrad überstanden, so wurden fie fortan als Katechumenen betrachtet, und waren, gleich diesen, zuerst Zuhörer, dann Kniebeugende, dann Zuschauer bei der Abendmahlsfeier, bis sie endlich wieder unter die Gläubigen aufgenommen wurden.

Zu den Zuhörern gehörten endlich auch die Nichtchristen (Juden und Heiden), denen man, seitdem man von ihrem Verfolgungseifer nichts mehr zu fürchten hatte, den Eintritt in die Kirche um so lieber gestattete, je mehr man wünschte, daß auch sie durch das Anhö. ren der heiligen Schriften und der Lehrvorträge für das Christenthum gewonnen würden.

Auf diese verschiedenen Klassen von Theilnehmern am Gottesdienst mußte nun bei der inneren Einrichtung der Kirchen Rücksicht genommen werden, und daher hatten alle, seit Konstantin erbauten, größeren Kirchen drei Hauptabtheilungen:

1) den Chor mit dem Altartisch und den Sigen für die Geistlichkeit;

2) das Schiff, wo der Standort für den Vorleser und Prediger war, und die Gläubigen nebst den Competenten ihre Site batten;

3) den Vorhof, der in der Regel ein zweifacher war;

a) in dem inneren hatten die Zuhörer (Katechumenen, Pöniten und Nichtchristen) ihre Pläge;

b) in dem äußeren, wo zugleich der Wasserbehälter oder Brunnen war, befanden sich die Weinenden und Energumenen. 1)

1) Es waren dies Geistestranke, die, nach ihrer eigenen Meinung, wie nach dem Urtheil der Kirche, von bösen Geistern beseffen waren, und die, wenn ihr Uebel auch nur den epileptischen Zufällen in unserer Zeit glich, schon der von ihnen zu befürchtenden Störungen wegen, nicht in die Kirche selbst gelassen werden konnten. Diese

46

Heidnische Tempel.

Basiliken.

Stellen wir uns nun ein Local vor, welches für alle die genannten Klassen von Zuhörern abgesonderte Räume enthalten sollte, so ergiebt sich schon hieraus, daß man die runde Form der heidni schen Tempel nicht zweckmäßig finden konnte. Denn die Baufünstler des klassischen Alterthums hatten zwar eine schöne Kunstidee zur Anschauung gebracht, wenn sie mit dem halbkugelförmigen Dach des Tempels den Götterhimmel, der sich aus der unerreichbaren Ferne für den Frommen hernieder senke, und mit den festen Säulen die Priesterschaft darstellten, auf deren Schultern er fest und sicher ruhe, so daß er nicht in den Staub und Schmuß der irdischen Frivolität hinabsinken konnte. Den Christen jedoch mußte die Zweckmäßigkeit mehr gelten, als eine mit der christlichen Anschauungsweise ohnehin nicht wohl vereinbare Kunstidee. Zudem waren auch die Heidentempel größtentheils klein, und gar nicht darauf berechnet, eine zahlreiche Volksmenge aufzunehmen, da diese bei den Opfern gewöhnlich draußen zu stehen pflegte.

Wenn also seit Konstantin diese Tempel größtentheils zerstört wurden, so geschah dies zwar zum Theil aus Erbitterung über den heidnischen Gößendienst, mehr noch aber darum, weil sie sich für den christlichen Gottesdienst nicht eigneten. Denn diejenigen Tempel, welche groß genug waren, wurden allerdings, so gut es geschehen konnte, in christliche Kirchen verwandelt; so z. B. das von Agrippa erbaute Pantheon, welches der Kaiser Phokas (602-610) dem römischen Bischof Bonifacius IV. schenkte, der es in eine der Jungfrau Maria und den Märtyrern geweihte Kirche umwandelte, die wegen ihrer runden Gestalt chiesa della rotonda genannt wurde. Ebenso blieb für die Baptisterien oder Taufkapellen, die auf keine größere Volksmenge berechnet waren, die runde oder vieleckige Grundform, gewöhnlich die eines regelmäßigen Achteckes, über welchem sich eine Kuppel wölbte, auch weiterhin im Gebrauch, und aus dem Kuppelbau der Baptisterien entwickelte sich der die orientalischen Kirchen charakterisirende byzantinische Styl, während im Abendlande aus der auf Kirchen angewendeten Grundform der Bafiliken der romanische Styl hervorging.

Bekanntlich waren die alten Basiliken (d. i. königliche Hallen, oroal Baciluxai) die zu gerichtlichen Verhandlungen bestimmten Säulenhallen gewesen, die ihren Namen davon erhalten hatten, daß in Athen der durch den Titel „König“ ausgezeichnete zweite Archont, dem die Verwaltung des Gerichtswesens übertragen war, in einer solchen

Unglücklichen verließen auch fast nie ihre Vorhalle, weil sie sich bier vor den Anfechtungen des Satans am meisten geschüßt glaubten. Täglich betete beim Früh- und Abendgottesdienst der Diakon mit der ganzen Gemeine für sie; nach einer Verordnung des 4. karthag. Concils (399) hatten außerdem die Exorcisten, denen das Beschwören (gooxiseiv) und Austreiben der unreinen Geister oblag, die Verpflichtung, ihnen täglich unter Gebet die Hände aufzulegen, und damit sie nicht durch stetes Nachgrübeln über ihr Elend den finsteren Mächten immer mehr anheimfielen, suchte die Kirche fie zu beschäftigen, indem sie ihnen das Ausfegen und Reinigen des Gotteshauses auftrug (vergl. Concil. Carth. IV. c. 91. Pavimenta domorum Dei Energumeni verrant).

[blocks in formation]

seine Sigungen hielt. Diesem ihrem Zweck entsprechend, bestanden fie aus einer in Form eines länglichen Rechtecks sich hinziehenden Haupthalle, die mit einer großen, halbkreisrunden und bedeckten Nische endigte, wo sich das Tribunal der Richter befand, und neben welcher zwei, von dem Hauptraum durch eine Säulenreihe geschiedene Seitenhallen hinliefen. Denkt man sich nun die Haupt- und die beiden Seitenhallen mit einem Dach versehen, und statt der einzeln dastehenden Säulen Pfeiler und Seitenmauern mit Fenstern, so hat man wenigstens ein ungefähres Bild von den zu christlichen Kirchen umgeftalteten Basilifen.

Bei dergleichen in die Länge gezogenen Gebäuden 1) ließen sich nun allerdings die Kuppeln der Baptisterien nicht anbringen. Aber man brauchte ja nur den Seitenhallen, statt sie neben der Haupthalle her laufen zu lassen, die Form einer Querhalle von gleicher Ausdehnung zu geben. Dann hatte man ein Gebäude von der Form eines griechischen Kreuzes (#), und dieses bot hinreichende Gelegenheit dar, über dem mittleren Raum, wie über den vier Enden der beiden fich durchschneidenden Hallen, besondere Kuppeln sich wölben zu lassen, und so den Kuppelbau mit dem Basilikenbau zu verbinden, und eben darin besteht das Eigenthümliche des byzantinischen Styls, wie er fich namentlich in den russisch-griechischen Kirchen bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Denn alle diese Gotteshäuser, die ältesten, welche genau nach dem Muster der Sophienkirche in Konstantinopel gebaut sein follen, wie die in neuester Zeit gebauten, stimmen darin überein, daß fie statt Eines Daches fünf Kuppeln haben, von denen die größere in der Mitte, und die vier anderen im Quadrat um sie herumstehen. 2) Jede dieser Kuppeln endigt in einem hohen vergoldeten Kreuz, das in den Kirchen aus älterer Zeit auf einem Halbmond steht und mit allerlei Ketten behangen ist, durch welche es an die Kuppel befestigt ist. In neuerer Zeit dagegen wird der Halbmond und Kettenschmuck meist weggelassen, während die Sitte, die Kuppeln selbst, wenn es an den Mitteln fehlt, fie über und über zu vergolden und zu versilbern, mit irgend einer grellen Farbe meistens hellgrün anzustreichen, sich

bis jest erhalten hat.

[ocr errors]

Im Abendlande dagegen behielt man, wenn auch manche Elemente des byzantinischen Styls aufgenommen und zur weiteren Ausbildung des Gewölbebaues benugt wurden, die Grundform der Basiliken bei, woraus sich der vom X. bis zum XIII. Jahrhundert vorherrschende

1) Daß die Form des Oblongum die gewöhnlichste war, geht unter andern auch daraus hervor, daß die apostolischen Constitutionen eine solche ausdrücklich vorschreiben; Bergl. lib. Ι. c. 57. Πρώτον μὲν ὁ οἶκος ἔστω ἐπιμήκης, κατ' ἀνατολὰς τετραμμένος, ἐξ ἑκατέρων τῶν μερῶν τὰ παστοφόρια πρὸς ἀνατολὴν, ὅστις ἔοικε την

2) Die Kasan'sche Kirche in Petersburg, welche eine Nachahmung der Petersfirche in Rom sein soll, und einige andere Kirchen, die ursprünglich für den katho lischen Gottesdienst bestimmt, erst späterhin für den griechischen eingerichtet worden find, können als sehr vereinzelte Ausnahmen natürlich nicht in Betracht kommen.

48

Romanischer und germanischer Styl.

"

romanische oder Rundbogen Styl entwickelte, der sonst wohl auch, obwohl unpassend, byzantinischer Styl genannt wird, während die Benennung Rundbogen-Styl," wie Stte in seinem trefflichen,,Abriß einer kirchlichen Kunst-Archäologie des Mittelalters" S. 20. richtig bemerkt, zwar ganz äußerlich, und streng genommen auf der einen Seite zu weit ist, da die byzantinische Bauweise sich gleichfalls des Rundbogens bediene, auf der anderen Seite zu eng, da es Gebäude romanischen Styls gebe, in denen der Spigbogen vorherrsche, doch für den populären Gebrauch vollkommen hinreicht, um diesen Styl von dem nachfolgenden germanischen oder SpitbogenStyl zu unterscheiden ), welcher vom XIII. bis XVI. Jahrhundert herrschte, und jene gigantischen Meisterwerke kirchlicher Baukunst ans Licht treten ließ, welche man mit dem zwar durchaus unpassenden, immer aber noch gebräuchlichen Namen „gothische Dome" zu bezeichnen pflegt. 2) Der Periode des früh-germanischen Styls, in welchem bis gegen Ende des XIII. Jahrhunderts gebaut wurde, ge= hört z. B. die St. Elisabethkirche zu Marburg an. Unter den Bauwerken aus der Periode des ausgebildet-germanischen Styls, der das XIV. Jahrhundert hindurch herrschte, ist vor allen anderen der Cölner Dom zu nennen, und aus der Periode des spät-germanischen Styls stammen die zahlreichen Kirchen, die im XV. und XVI. Jahrhundert entstanden sind, z. B. die Frauenkirche zu München und die St. Georgenkirche zu Coblenz.

Zeigt sich schon bei den im XVI. Jahrhundert gebauten Kirchen in den überfüllten, geschmacklosen und kleinlichen Verzierungen des Aeußeren, wie in dem schwerfälligen Charakter des Ganzen, im Gegensaß zu der leichten und anmuthigen Eleganz der Formen in der Blüthezeit des germanischen Styls, der allmälige Verfall desselben, so tritt

1) Denkmale des romanischen Styls sind in Deutschland unter anderen: aus dem X. und XI. Jahrhundert die Krypta und das Schiff der Schloßkirche zu Quedlinburg; aus dem XI. und dem Anfang des XII. Jahrhunderts (Periode des streng romanischen Styls) die Dome zu Mainz und Worms; aus dem XII. Jahrhundert oder der Periode des elegant-romanischen Styls der Dom zu Speyer und das Münster zu Bonn; aus dem Anfang des XIII. Jahrhunderts oder dem Zeitalter des spät-romanischen Styls der Chor des Magdeburger Domes.

2) Theodorich, der Ostgothenkönig (493-526), hatte in Italien zwar eine Menge Kirchen bauen laffen, die von den damaligen Geschichtsschreibern gothifche genannt wurden; vergl. Muratori Script. rer. Ital. I. P. II. p. 576. Per haecce tempora (a. 519.) quibus Theodoricus, rex Gothorum, regnabat in Italia, ipse fecit construi egregia opera, maxime in Ravenna, scilicet ecclesiam Gothicam, turrim palatii, ecclesiam St. Martini, ecclesiam St. Mariae Rotundae extra muros, quae uno lapide tegitur. Doch sollten diese Kirchen damit nur als solche bezeichnet werden, in denen, im Ges gensatz zu den katholischen Kirchen, der arianische Keßerglaube der Gothen gepredigt wurde. An einen besonderen Baustyl aber hat man um so weniger zu denken, da Theodorich selbst in Konstantinopel ́erzogen und gebildet worden war, und die Kirchen, die er größtentheils von griechischen Baufünstlern bauen ließ, ohne Zweifel ebenso, wie die konstantinopolitanischen, im byzantinischen Style gebaut wurden.

Renaissance-Styl. Neuere protest. Kirchen. 49

dieser in den Kirchen aus späterer Zeit noch unverkennbarer hervor. Schon um die Mitte des XVI. Jahrhunderts fängt der, aus dem Studium der Antike hervorgegangene italienische oder Renaisfance-Styl an, auch im Gebiet der Baukunft sich geltend zu machen, und hier sind es namentlich die Jesuiten, welche mit ihren zahlreichen Kirchen seine allgemeine Einführung befördern. Waren vorher die gigantischen Pfeiler Symbole der zum Himmel emporstrebenden Sehnsucht gewesen, die sich hoch oben, gleich den Zweigen der Bäume in den deutschen Wäldern, in dem charakteristischen Spizbogen vereinigten, der in jener finnigen Einfachheit, wie er an den Meisterwerwerken des germanischen Styls erscheint, eins der schönsten Zeugnisse für den christlichen Ernst und die Frömmigkeit des germanischen Voltes ist, so treten in dem Baustyl der Jesuiten halbkreisförmige oder plattgedrückte Rundbogen an die Stelle des Spigbogens, und die Kirchen gestalten sich hier in eben demselben Maße zu Prunkhallen im Renaissance-Geschmack um, als sich die neugebauten Kirchen der Protestanten, namentlich der Calvinisten, zu einfachen und schmucklosen Bethäusern umwandeln.

Vergleicht man nun die in neueren Zeiten gebauten protestantischen Kirchen auch nur im Aeußeren mit jenen mittelalterlichen Domen, so möchte man allerdings geneigt sein, einzustimmen in die oft wiederholte Klage: die neuere Zeit sei nun einmal, wie große Fortschritte sie auch sonst in Künsten und Wissenschaften gemacht habe, nicht mehr im Stande, kirchliche Bauwerke zu schaffen, wie sie das Mittelalter in so großer Menge hervorgebracht habe. Und wenn als Hauptgrund dafür das industrielle Thun und Treiben mit seiner ruhelosen, nur für den baaren Gewinn oder materielle Genüsse sich intereffirenden Vielgeschäftigkeit angeführt wird, so mag dies allerdings richtig sein. Denn in dieser Beziehung bildet unser Zeitalter unstreitig einen entschiedenen Gegensatz zu dem sinnigen Träumen der mittelalterlichen Frömmigkeit. Aber die Thatsache, daß die in neuerer Zeit entstandenen Staatsgebäude, Theater, Börsen und Privathäuser oft Prachtgebäude find, neben denen sich die gleichzeitig erbauten Kirchen höchst ärmlich ausnehmen, diese Thatsache einzig und allein aus dem Mangel an wahrer Frömmigkeit und kirchlichem Sinn zu erklären, und sich mit einer solchen Erklärung zu begnügen, wäre gleichwohl ein an unserer Zeit begangenes Unrecht. Stellen sich nämlich die für weltliche Zwecke bestimmten Bauten der Gegenwart, von dem einfachen Wohnhaus des Privatmannes an bis zu dem Palast des Fürsten oder dem umfangreichsten Staatsgebäude, häufig als bewundernswerthe Kunstwerke dar, so ist damit zugleich der Beweis geliefert, daß die Architekten unserer Zeit, wo ihnen ein bestimmter Zweck klar vor Augen liegt, sehr wohl im Stande sind, diesen zu erreichen und gleichzeitig den Anforderungen des Kunstgeschmackes zu genügen. Erscheinen dagegen die neuen Kirchen schon äußerlich im Vergleich mit jenen Gebäuden dürftig und ärmlich, so liegt die Vermuthung nahe, daß man hier entweder den Zweck nicht klar erkannt hat, oder daß sich das Streben nach Zweckmäßigkeit in diesem Falle mit einer Befriedigung der Forderun

« السابقةمتابعة »