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Homileten der orientalischen Kirche.

Pantänus (180-211) und Clemens Alexandrinus (ft. 220), die dort wirkten, bildeten gewiß schon vor Origenes manche treffliche Homileten, deren Vorträge aber allerdings nicht auf uns gekommen find, so daß Origenes, wenn auch nicht für das christliche Alterthum, so doch für uns der erste und älteste Homilet ist. Aber auch von ihm, der schon als 18jähriger Jüngling in Alerandria als Katechet wirksam war, haben sich bei weitem nicht alle Homilien erhalten, sondern in griechischer Sprache nur die über das erste und dritte Buch Mose und über die Apostelgeschichte; die über das erste, zweite, dritte, vierte Buch Mose, Josua, Nichter, 1 Samuelis, Hohelied, Jesajas und Eze= chiel nur in der lateinischen Bearbeitung des Rufinus, einige in der des Hieronymus. Diese Homilien haben nun größtentheils die Form populärer biblischer Vorlesungen. Von künstlicher Anordnung des Stoffes ist in ihnen nicht die Rede; Origenes folgt vielmehr dem Text Wört für Wort, giebt, wo es ihm nöthig scheint, grammatische Erklärungen, läßt sich auf die Kritik des Textes ein, erörtert die einzelnen Glaubenslehren, wie der Text sie darbietet, und vergißt dabei nie die Anwendung auf das praktische Leben. Ist die für die Predigt bestimmte Zeit verflossen, so schließt er und fährt das nächste Mal da wieder fort, wo er stehen geblieben war. Troß seines Hanges zum Allegorisiren, weshalb er schon im Alterthum,,der Vater der Allegoristen" genannt wurde, bleibt er in seinen Predigten weit mehr, als in seinen anderen Schriften, bei dem „buchstäblichen Evangelium" und verliert sich nur selten in mystische Deutungen des, seiner Meinung nach, in dem buchstäblichen enthaltenen „geistigen“ Evangelii.

Ueber die homiletischen Leistungen seines Schülers, des Gregorius Thaumaturgus, Bischof von Cäsarea (st. 270), haben wir kein Urtheil, da die vier unter seinem Namen auf uns gekommenen Homilien mit Recht für unecht erklärt werden. — Großen Ruhm als geistlicher Redner aber erwarb sich Eusebius, Bischof von Emesa (ft. vor 359), und daher wurde er auch von angehenden Kanzelrednern fleißig gelesen. 1) Er war ein Zögling der Antiochenischen und Alerandrinischen Schule, und in seinen Predigten findet sich bereits die später sehr beliebte retorisch-dramatische Form. 2)

Noch berühmter war, auch als Redner, der gefeierte Bischof Athanasius (ft. 373), von welchem Photius rühmt, daß er zwischen Philosophie und Bibel eine schöne Vereinigung gestiftet habe. Allerdings wird ihm nicht ohne Grund zum Vorwurf gemacht, daß er die Polemik auf die Kanzel gebracht habe. Will man indeffen gerecht sein, so darf man hierbei zweierlei nicht vergessen: erstens predigte er gewiß nicht immer polemisch, und wenn auch alle 18 Homilien, die

1) Hieron. Catalog. script. c. 91. Ab his, qui declamare volunt studiosissime legitur.

2) So ist eine Charfreitagshomilie, die wir von ihm besißen, ein förmliches Drama, in dem sich der Hades, der Tod und der Teufel über den Tod Jesu Cbrif

unterreden.

Homileten der orientalischen Kirche.

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nter seinem Namen auf uns gekommen sind, dieses Gepräge haben,

find doch einerseits nach Montfaucon's wohlbegründetem Urtheil nur Dier derselben echt, andererseits war es natürlich, daß man hauptsächlich solche dogmatisch-polemische Predigten des Aufbewahrens für werth hielt, während man die mehr praktischen weniger beachtete; zweitens machten es die kirchlichen Verhältnisse nothwendig, daß der Prediger zu einer Zeit, in welcher die Arianer auf Kanzeln und Straßen, auf em Markte und in Wirthshäusern die Kirchenlehre vom „Sohne Gottes" angriffen und verspotteten, genauer auf die Einwürfe einging, mit denen Fie den Glauben der Gemeine zu erschüttern drohten.

Nächst Athanasius waren Basilius der Große, Bischof von Cäsarea (ft. 379), Gregorius von Nazianz (ft. 390) und Gregorius von Nyssa (ft. 394) als Redner hochberühmt. Von Bafilius find, außer einer großen Anzahl dogmatisch - polemischer und moralisch-ascetischer Homilien, auch neun eregetische über die Mosaische Schöpfungsurkunde vorhanden, in denen er ganz der Weise des Origenes folgt. Auf ähnliche Art behandelte Gregorius von Nyffa den Prediger Salomonis in 8 Homilien (jedoch nur bis K. 3, 13.) und Das Hohelied (bis K. 6, 9.) in 15 Homilien. Zahlreicher sind die Festtagshomilien und die Predigten auf die Gedächtnißtage der Märtyrer, die wir von ihm besigen, und die wahre Meisterstücke der rethorischen Kunst sind. Besonders beachtungswerth aber sind die, in jener Zeit Sitte gewordenen Leichenpredigten, und in den von Gregorius von Nazianz uns erhaltenen finden wir fast denselben rhetorischen Wortprunk, wie bei den griechischen und römischen Panegyrifern.

Ganz verschieden von diesen oratorischen Kunstwerken sind die 50 heiligen Reden" des Makarius, eines ägyptischen Mönches, an seine Klosterbrüder, in denen er sie zu einem stillbeschaulichen Leben und zur Mönchsascetik auffordert. Nirgends verleugnet sich in ihnen die mystische Richtung des Verfassers; die Sprache aber ist, wenn auch mitunter nachlässig, fast durchweg erbaulich und herzlich.

Noch wichtiger find, als Zeugniß für das religiöse Leben der syrischen Kirche, die Homilien des Ephrem Syrus, hauptsächlich die in syrischer Sprache uns erhaltenen. Sie sind meist moralisch-ascetischen Inhalts, und reich an Empfehlungen der klösterlichen Frömmigfeit; die Sprache ist kühn und bilderreich, und verräth eben so sehr die glühende Phantasie des orientalischen Hymnendichters, wie der Inhalt den klösterlichen Ernst des syrischen Asceten.

In der occidentalischen Kirche erscheint neben Tertullian besonders bedeutend der ihn nachahmende Cyprian, Bischof von Karthago (st. 258), von dem wir zwar keine eigentlichen Homilien, wohl aber dogmatisch-moralische Abhandlungen (z. B. über das Gebet des Herrn) besigen, die uns zu der Ansicht berechtigen, daß er auch in seinen Predigten die christliche Lehre einfach und klar vortrug, mit häufiger Anführung von Schriftstellen und biblischen Geschichten.

Zeno, ein Beroneser (um 350), der sich hauptsächlich die Vertheidigung des Nicänischen Lehrbegriffs gegen die occidentalischen Arianer angelegen sein ließ, ist uns als Verfasser einiger Predigten moralischen,

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Ambrosius. Johannes Chrysostomus.

dogmatischen und polemischen Inhalts bekannt. Von Behandlung eines bestimmten Textes oder Themas, und von einer sorgfältigen Anordnung des Stoffes ist in diesen sehr kurzen Vorträgen (die längsten können kaum 20 Minuten gedauert haben) keine Rede; sie erscheinen vielmehr als kurze, an einander gereihte Gedanken, wie sie sich dem Sprechenden eben darboten.

Gründlicher und geordneter sind die Vorträge des Ambrosius, der in seinen Homilien (die er späterhin selbst zu längeren Abband lungen umarbeitete) fast wörtlich dem Basilius und Athanasius folgt; doch ist seine Polemik weit gemäßigter, als die der Griechen, und überall herrscht der väterliche und herzliche Ton der Belehrung und Ermahnung vor.

Von Rom dagegen berichtet Sozomenus, daß dort weder der Bischof, noch irgend ein Anderer eine Predigt hielte; und vergebens bemühten sich die Theologen Pagi und Quesnel, diese Angabe als auf einem Irrthum beruhend zurückzuweisen. Valesius machte für fie vielmehr mit Recht folgende Argumente geltend: 1) wenn auch Sozomenus, als Grieche, den Verdacht erwecken könnte, als sei er mit den kirchlichen Verhältnissen zu Rom nicht hinlänglich bekannt ge= wesen, um für einen zuverlässigen Berichterstatter zu gelten, so war doch der in Rom lebende Caffiodorus mit ihnen hinreichend bekannt, und dieser berichtet eben daffelbe; 2) auf die Predigten des römischen Bischofs Leo darf man sich nicht berufen; denn dieser lebte später als Sozomenus, und ebenso wenig auf die eine Predigt des Bischofs Liberius (352-355); denn dies war eine Gelegenheitsrede. Gleichwohl sagt Tertullian von dem römischen Bischof Zephyrinus (203 bis 221): du predigst als ein guter Hirte," und ebenso erwähnt Cyprian öffentliche Vorträge der römischen Bischöfe. Wir müssen daher annehmen, daß zur Zeit des Sozomenus aus irgend einem Grunde in Rom eine Zeitlang nicht gepredigt wurde, während vorher und seit Leo dem Großen wieder Predigten gehalten wurden.

Eine neue Periode für die Kanzelberedsamkeit überhaupt begann mit Johannes Chrysostomus (ft. 407 im Eril), der die Gründlich. teit des Theologen mit der glänzenden Kunst des Redners vereinigt, und sich dabei durch die anmuthigste Leichtigkeit auszeichnet. In allen seinen Predigten hält er sich streng an den Text, den er im ersten Theile erklärt, und im zweiten praktisch anwendet; und selbst bei sol chen, denen er keinen bestimmten Text zum Grunde legen konnte, wie bei der über die Antiochenische Liturgie, weiß er doch Alles auf Aussprüche der Schrift zu stüßen. Vorherrschend ist in seinen Predigten die moralische Tendenz, und doch erscheint er nirgends als ein trockner Moralist; vielmehr weiß er durch das nähere Eingehen auf die Lebensverhältnisse seiner Zeit den Vorträgen ein so hohes Intereffe zu geben, daß wir in ihnen die anschaulichsten Bilder aus dem damaligen kirchlichen und häuslichen Leben finden; und wenn ihm vorgeworfen wird, daß er der Mönchstugend einen zu hohen Werth beilege, so wird man in seinem lebhaften Eifern gegen Sünden und Lafter doch überall den religiösen Ernst eines strengsittlichen Mannes finden, der die christliche Tugend nicht bloß auf die Klosterzelle beschränkt wissen will. Der in

Chrysostomus. Augustinus.

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Antiochia (wo er Presbyter war, ehe er Bischof von Konstantinopel wurde) herrschende Separatismus der Meletianer (371), die sich dort immer weiter verbreitende Secte der Eunomianer, welche von dem Sohne Gottes geradezu behaupteten, er sei Gott, dem Vater, dem Wesen nach unähnlich, und die in der Umgegend von Antiochia immer einflußreicher werdenden Juden nöthigten ihn zur Polemik; doch zeigt er sich jederzeit fern von aller Verkeherungssucht, und warni in einer speciell über diesen Gegenstand gehaltenen Predigt 1) vor allem lieblosen Verdammen. Der bald im Anfang seines Presbyteriats ausbrechende Volksaufruhr gegen den Kaiser Theodofius (387) veran= laßte ihn endlich auch, in seinen Predigten politische Gegenstände zu behandeln, und seine 21 Homilien an das Antiochenische Volk wurden noch lange nach seinem Tode von demselben auswendig gelernt. 2)

Die nach seiner Zeit ausbrechenden Nestorianischen und Eutyhianischen Streitigkeiten bewirkten, daß in den Predigten immer mehr dogmatisert und polemifirt wurde, und die Mönche, welche seit dieser Zeit sich im Orient der kirchlichen Lehrstühle zu bemächtigen anfingen, waren entweder zelotische Polemiker oder finstere Asceten, und in den Homilien des Cyrillus von Alexandria (412) und des Epiphanius (ft. 403) herrscht eine finstere und fanatische Polemik gegen Alles, was irgend den entferntesten Anschein von einer Keßerei hat. Nur Theodoret, Bischof von Cyrus (st. 457), überrascht bei aller Strenge, mit der er den kirchlichen Lehrbegriff vertheidigt, durch wahrhaft gemüthliche Erbaulichkeit in seinen 10 Homilien „über die göttliche Vorsehung."

In der occidentalischen Kirche ist unter allen Homileten unstreitig Augustinus (ft. 430) der bedeutendste; und es haben sich von ihm so viele Vorträge erhalten, daß selbst nach der strengen Kritik der Benedictiner, welche über 300 Sermones für unecht oder wenigstens zweifelhaft erklärten, dennoch gegen 400 als echt anzuerkennen sind. Es sind dies theils Homilien über ganze biblische Bücher, oder über einzelne Abschnitte, die er nach Art des Origenes und Chrysostomus,

1) Homil. Περὶ τοῦ μὴ δεῖν ἀναθεματίζειν.

2) Wie beliebt er als Redner war, beweist der große Beifall, den er fand. ,,Wenn ich," sagte er in der einen Predigt,,,beim Reden den lauten Beifall böre, widerfährt mir in dem Augenblicke etwas Menschliches, (warum sollte ich nicht die Wahrheit sagen?) und es freut mich. Wenn ich aber nach Hause komme und bedenke, daß diejenigen, von welchen ich die lauten Beifallsbezeugungen erhalten habe, aus meiner Predigt keinen Nußen gezogen, und wenn sie auch einigen Nußen daraus hätten ziehen können, denselben über den Beifallsbezeugungen verloren haben, so seufze ich und weine, und es ist mir so zu Muthe, als wenn ich Alles umsonst gesprochen hätte. Oft dachte ich, die lauten Beifallebezeugungen ganz zu verbieten und Euch zu bewegen, mit gehöriger Stille und Ordnung mir zuzuhören. So last uns denn von nun an das Gesch untereinander feststellen, daß keiner der Zuhörer durch solches Lärmen den Prediger unterbrechen dürfe. Wenn er bewundern will, mag er es im Stillen thun; aller Eifer sei dahin gerichtet, das Vorgetragene zu fassen. Warum wiederum das Lärmen? Eben dagegen gebe ich ja das Geseß? Ihr aber haltet es nicht einmal aus, mich ruhig anzuhören. Deshalb werfen uns auch die Heiden vor, daß wir alles zum Prunken und Glänzen thun.“

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614 Leo u. Gregor der Große. Joh. Damascenus.

nur nicht so streng eregetisch und weniger ausführlich, behandelte, theils Festreden, theils Gedächtnißreden auf die Heiligen und Märtyrer, theils Casualvorträge. Keinem dieser Vorträge liegt eine streng logische Disposition zum Grunde; selten ist in ihnen etwas vollständig erörtert; sie enthalten vielmehr größtentheils nur gelegentliche Erläuterungen von Bibelstellen und einzelnen Lehren der Dogmatik und Moral, kurze Widerlegungen von Keßereien, und doch sind sie bei aller Kürze (viele können kaum länger als eine Viertelstunde gedauert haben) reich an trefflichen Schilderungen und geistreichen Bemerkungen. Hauptsächlich ist anzuerkennen, daß er sich in seinen Predigten des Polemisirens so viel, als möglich, enthalten hat. Wie viel er auch gegen die Manichäer, Arianer und Pelagianer schrieb, und wie gründlich er in solchen Streitschriften auf alle einzelnen Punkte einzugehen pflegte -— in seinen Vorträgen an das Volk ist davon keine Spur. - Würdig schließt sich ihm Leo der Große (st. 461) an, der ihn im Ausdruck an Eleganz übertrifft, an Einfachheit und Natürlichkeit aber nachsteht, und sich auch darin von ihm unterscheidet, daß er sich weniger mit Schriftauslegung, als mit Widerlegung der (Manichäischen, Priscillia= nistischen und Eutychianischen) Keßereien beschäftigt. Auch Cäsarius von Arelate (ft. 542) war ein nicht unglücklicher Nachahmer des Augustin, und lange Zeit hindurch wurde ein großer Theil seiner Predigten diesem zugeschrieben. Wichtiger aber ist Gregor der Große (ft. 604), der zwar wegen seiner schwächlichen Gesundheit nicht so oft predigen konnte, als er wünschte, aber in solchen Fällen die Predigten einem Presbyter oder Diakon dictirte, damit dieser fie vorlesen oder vortragen sollte. So oft es ihm jedoch möglich war, predigte er selbst, und zwar, wie seine 40 Homilien über die Evange lien beweisen, über dieselben Perikopen, die noch jezt im Gebrauch sind.

Wenn wir bei der übersichtlichen Darstellung des nächstfolgenden Zeitraums zunächst die Periode von Gregor dem Großen bis zur Zeit Karl's des Großen (600-800) ins Auge fassen, so finden wir auch in Betreff der homiletischen Leistungen bedeutende Rückschritte. In der griechischen Kirche hatte die geistliche Beredsamkeit in Chrysoftomus ihren Culminationspunkt erreicht; keiner seiner Nachfolger konnte ihm auch nur von fern nahe kommen. Die Monophysitischen, Monotheletischen und Bilder-Streitigkeiten zerrütteten die Kirche im Innern, gaben der fanatischen Verkeßerungssucht immer neue Nahrung, und verdrängten die schriftmäßigen und erbaulichen Predigten, durch welche fich die frühere Zeit ausgezeichnet hatte; dazu kam das fortdauernde Eifern für den Marien- und Heiligendienst, und selbst der bedeutendste unter den Homileten dieser Periode, Johannes Damascenus (ft. 760) ist uns, als Redner, nur durch Lobreden auf die Jungfrau Maria und durch Predigten über die Verehrung der Heiligen bekannt, die mit all' ihrer Phrasenfülle den Leser über die sichtbare Gedankenarmuth nicht täuschen können. Ein noch ungünstigeres Urtheil ist über die Heiligenpredigten des Theodorus Studites (ft. 826) und über die Vorträge des Nicetas, Bischof von Paphlagonien (880) zu fällen, in denen faum eine Spur echter Religiosität zu finden ist.

Beffer gestalteten sich die Verhältnisse späterhin in der russisch

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