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Tugend eine Frau, ein Engel an Reinheit“ (1) — Mann, den sie gewählt haben, für heilig ausge,,Der Welt Hort", heißt es in einem andern Sprus ben." (16) Mit besonderer Beziehung auf den ges che, liegt an den reinen Weibern; was auch Gott gen den Kaiser ausgesprochenen Bann sagt er, daß an Creaturen schuf, das wird von reinen Frauen der Bann nicht Gottes sei, in welchem fleischlicher ,,wer unter der Stola flucht und übertroffen; ward ja sein eigner Leib von einer Zorn stecke; Das reine Weib ist dem bannt und unter dem Helme raubt und brennt, der Magd geboren!" (2) Grale zu vergleichen, den man vor Parcivalen will mit geistlichem und weltlichem Schwerte streitrug. Wer diesen neuen Gral erwerben will, der ten, was St. Petrus nicht gethan hat.“ (17) Die soll keusch sein, mild zu allen Zeiten." (3) Aus Mönche seien zu weltlich gesinnt: „Haar und Bart dieser höheren Ansicht vom weiblichen Geschlechte, nach Klostersitten, und klösterlich Gewand nach mußten sich in ihm ganz andre Begriffe von der klösterlicher Weise geschnitten, des finde ich genug. Ehe entwickeln, als diejenigen waren, welche zu ich finde aber derer nicht viel, die es recht tragen. seinen Tagen ziemlich allgemeine Geltung hatten. Halb Fisch halb Mann ist weder Fisch noch Mann, Reinmar erhebt die Ehe nämlich über alle geistli- und so läßt sich von Hofmönchen und Klosterrittern chen Orden (Barfüßer, Prediger, Kreuzer, Schot- wenig Gutes sagen." (19) Der Pabst solle sich tenbrüder, Schwertbrüder), was ihm auch darum mehr um die Kirche bekümmern, er solle nachsehen, geschehen möge. „Wer der Ehe in rechter Weise ob_alle ihre Orden gesund seien, ob ihr etwa nicht pflegt, der hat hier und dort gefiegt; wer dem unter den Bärten Gräten steckten. Die Kirche sollte widerspricht, dem folgetnicht: derlügt!" mit Simonie und Keßerei Nichts gemein haben; (34) Der nämliche tiefe Ernst der Welt- und Le- das Gut sei nicht wohl gewonnen, das man dort bensanschauung zeigt sich eben so entschieden in den nehme und hier verhehle (18). Geldgier sei ein Gedichten, welche die Welt und das Leben im All- | allgemeines_Uebel und habe auch die Geistlichkeit gemeinen berühren. Ohne Bruder Werners Bitter- angesteckt; Jesus sei von den Juden verkauft worfeit zu haben, tadelt er doch eben so streng alle den, allein wenn er wieder auf die Erde käme, so Fehler, Gebrechen und Laster seiner Zeit. Das würden ihn die Getauften eben so verkaufen, wie Spiel ist ihm ein Gräuel, das zu allen Schandtha- jene (21). Während die Welt, einem stürmischen ten Anlaß gibt und manche Seele ins Verderben Meere vergleichbar, immer tiefer in die Wellen der stürzt, weil es von Gottes Minne abwendet (12). Sünde versinke, denken die Primaten (Bischöffe) ,,Daß schöne Weiber den Mann bezwingen," heißt mit ihren krummen Stäben nur daran, Geld zu und wenn auch Sünde | fischen (28). So seien auch die weltlichen Herren, es im folgenden Spruch, dabei ist, so kann man sich doch darüber nicht wun- Fürsten und Grafen, Freie und Dienstmannen feil, dern: so bezwingt auch das Gold seinen Knecht, so daß der Antichrist sie alle wohlfeilen Kaufs und des Weines Kraft bezwingt den Mann, daß haben könne, wenn er sie nur haben wolle (20). er finnlos wird. Doch weiß ich ein wunderbares Feil sei das ganze römische Reich (21), daher Bezwingen, wunderbarer als alle andre Dinge, wollten die Venetianer, spottet er, die gute Ges daß einem todten Würfelbeine ein lebender Mannlegenheit benußen und es ihrem Herzoge kaufen, Herz und Sinn so ganz und gar unterthänig macht, daß es ihm Sinn und Verstand entreißt." (13) So erklärlich er dem Spiel gegenüber die Trunkenheit findet, so ernst warnt er doch vor derselben (14). Auch die Zunge zu hüten ermahnt er: sie ist das schlimmste Stück Fleisch, das er kennt, denn sie kann verläumden, betrügen, Meineid schwören, spotten, schmeicheln, fluchen und noch viel mehr (9). Doch kann sie auch, zum Guten ange wendet, die vortrefflichsten Wirkungen haben; sie kann Freunde versöhnen, den schwersten Zorn löschen.,, Wer eine reine Zunge hat, den will ich, wes Standes er sei, für edel und wohl geboren halten." (10) Man soll bei der Wahl seiner Freunde und Lebensgefährten vorsichtig sein; die Schönheit ist wie vergoldetes Kupfer und versilber tes Zinn, wenn sie Falschheit birgt. Des Feuers Glut ist schön, aber wer sie angreift, der mag den Schaden haben.“ (8)

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der ein guter Kürschner sei (24). Dagegen rühmt
er den Kaiser (Friedrich II.), daß er des Reiches
Brod nicht unverdient essen wolle; er habe solchen
Drang nach strengem Gerichte, wie der hungrige
Bär nach dem Honig, sein erhobenes Schwert werde
die Schuldigen, die Friedebrecher treffen; daher
möchten sich die Selbstherrn vor ihm hüten, denn
die Thoren hätten endlich einen Damm gefunden
(22).,,Das Reich war sehr siech geworden,“
heißt es in einem andern Gedichte,,, seine Stimme
war vor Klage dumpf, heiser und rauh geworden,
roth waren ihm die Augen, die Ohren taub, stumm
war es auch geworden; den Krovf konnte es nicht
verhehlen, und einen ungefügen Kropf trug es an
seiner Kehle; es konnte weder gehen, noch reiten,
auf allen Bieren kroch es kaum, bis ihm Gott den
weisen Kaiser sandte, der das Siechthum besiegte,
nur_daß ihm noch eine Gräte, der Kaiser weiß
wohl wo, zwischen den Zähnen steckt." (23) So
sehr er aber auch den Kaiser preist und dessen Be-
ginnen rühmt, so ist ihm doch das Reich, das Va-
terland noch mehr als der Kaiser. Als daher (im
Jahre 1239) Pabst Gregor den Bann gegen Fried-

Wie Walther, der überhaupt nicht ohne Einfluß auf seine Geistesrichtung geblieben sein mag, nimmt Reinmar lebendigen Antheil an den Zeitverhält nissen und spricht sich mit Kraft und Entschieden beit insbesondere gegen die Uebergriffe der geistli-rich II. geschleudert und die Fürsten zu neuer Wahl chen Gewalt aus, so wie gegen die mächtig einge aufgefordert hatte, rief Reinmar denselben zu: ,,Das Reich ist nicht des Kaisers; er ist nur dessen rissene Zuchtlosigkeit des geistlichen Standes. Wahrscheinlich meint er den Pabst Gregor IX., wenn er Pfleger und Vogt; findet ihr ihn schuldig, ihr Für sagt: Die keine Engel find noch Engels Kinder, sten, so nehmt euch Einen, der euch besser zieme und dabei voll Haß, neidisch, hochmüthig sind, und auch dem Reiche. Seid ihr dem Kaiser gram. wie könnten die einen rechten Pabst erwählen? | so laßt das Reich es nicht entgelten!“ (25) Daß Die Römer sind nicht gar heilig, eben so wenig er unter den Fürsten diejenigen sieben meint, weldie Kardinäle, und doch wollen sie den unheiligen | chen die Wahl damals schon zukam, beweist das

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Gedicht, in welchem er dieselben mit Angabe der von ihnen versehenen Reichsämter aufzählt (37). Reinmar stand, wie aus dem Vorhergehenden erhellt, in Beurtheilung der öffentlichen Verhält nisse über seiner Zeit; ihn konnte weder die Macht, noch der Stand, noch die hergebrachten Ansichten über geistliche und weltliche Gewalt blenden. Die Gewalt", sagt er,,, kann zwar das Reden verbies ten, aber den Gedanken muß man ledig, frei, ungefangen gehen lassen; nie war Kaiser oder König so mächtig, daß er den Gedanken hätte verwehren können." (4) Der Adel ist ein hoher Name, sagt er an einem andern Orte;,, edel ist aber nur der, der edel handelt, dem kein unedler Sinn seis nen Adel zu zerstören vermag!" (5). Es gibt zweierlei Adel: von Geburt kann einer edel sein und ist doch dabei ein Gauch; der andere ist an Lugend edel und nicht an hohem Namen. Wer aber von seinen Eltern her edel ist, und nicht von Herzen, der bricht seiner edeln Vordern Tüchtigfeit. Nun aber der edeln Väter Kinder von hohem Adel doch unedel find, wohin soll sich die Ehre wenden?" (6)-,,Ich bin edel, spricht mancher Mann, an dem man weder Tugend, noch Ehre, weder Zucht noch Würde erkennen kann. Der edle Stein paßt wohl zu rothem Golde; wer edlen Stein in Kupfer fassen wollte, der würde dadurch dessen Werth vernichten. Also geschieht einem Edelmann, der den Adel nicht mit reiner Sitte verbinden kann, der Adel wird herabgewürdigt." (7)

fordert, aber zugleich auch vor Wollust warnt, einer Krankheit, schlimmer als alle andern (32).

Daß Reinmar gern in Bildern spricht, hat sich aus den erwähnten Gedichten schon ergeben (z. B. 3. 7. 8. 11. 23. 28); öfters spinnt er den Gedanken ganz zu einem Gleichnisse aus.,, Merke, junger Mensch, warum drei Thiere: der Hund, die Kaße und der Hahn Hausrath heißen: da raz then sie, was Manchem zu Gute kommt. Des Hundes Bellen kündet dir, wie du gegen Fremde sein sollst, schnell und nicht zu laß; die Biederen in Ehren zu halten, ziemt dir wohl, und stete Hut gegen Böse. Die Kaze liebt das Unreine und verunrei nigt das Reine: das thue du nicht! habe immer reine Sitte! Der Hahn kündet dir mit Gesange dreimal des Nachts des Tages Ankunft; verschläfst du seinen Ruf in Todes Last, so schläfst du zu lange." (27) Das Gleichniß wird manchmal auch zur vollständigen Fabel, so in dem Gedicht vom Manne, den das Unglück unablässig verfolgt (30), und in dem vom Fischer, der, seinem betrügerischen Traume folgend, der kleinen Fische nicht achtete und nur nach großen seine Neße auswarf (31). Reinmar ist in Gedichten dieser Art sehr glücklich und man muß nur bedauern, daß er deren nicht noch mehr verfaßt hat. Eben so gelungen sind die Räthsel, die wir mittheilen, während andere so überaus dunkel sind, daß sie kaum einer Lösung fähig erscheinen. Das schon im Oriente vorkommende Räthsel vom Jahr ist, wenn wir nicht irren, ganz eigenthümlich aufgefaßt (33); das andere ist ein Doppelräthsel, dessen zwei Theile in keiner Beziehung zu einander stehen, da in dem ersten Kain, in dem zweiten der Nebel gemeint ist, den am Morgen Sonne und Wind verscheuchen (36).

Wir haben schon Gelegenheit gehabt zu bemers ken, daß die Bekämpfung der Geistlichkeit in ihrer Anmaßung und ihrer damals sprüchwörtlich gewordenen Zuchtlosigkeit keineswegs aus frivolem oder irreligiösem Sinne hervorging; und so finden wir auch bei Reinmar eine ächt fromme Ge finnung, die ihm allein jene erwähnten schönen Gedanken über Menschenwerth und wahre Sittlichkeit einflößen konnten. Unter den religiösen Gedichten, die er verfaßt, zeichnen sich besonders die der heiligen Jungfrau, gewidmeten Sprüche durch tiefe Innigkeit und andächtige Begeisterung aus, obgleich das Bestreben, die göttlichen Dinge unter dem Gewande der Allegorie darzustellen, oft eine gewisse Kälte über diese Gedichte verbreitet. Am wenigsten kann dies von den fünf Sprüchen gesagt werden, in welchen er den Namen der Jungfrau Maria zu deuten suchte. Jeder Buchstabe dieses Namens ist bedeutungsvoll und erinnert uns an die Hoheit, Milde und Gnade der Mutter Gottes (35). Reinmars Frömmigkeit war thatkräftig; weit entfernt sich in pietistische Grübeleien zu vers fangen, warnt er ausdrücklich vor denselben, und verlangt, daß der Mensch das ihm anvertraute Pfund vernünftig, zu seinem eigenen und seiner Mitmenschen Wohl gebrauchen solle. Es war vorausbestimmt und.. Es mußte sein," sagt er, find zwei Redensarten, mit denen dumme Leute ihre Schmach verdecken wollen. Diese Worte höre ich manchen Affen sprechen, wenn sein eigener Sinn ihn verleitet, Sünde und Schande zu begehen, und dann sagt, es sei so beschlossen gewesen ohne feine Schuld." (29) Wenn die tüchtige Gesinnung des Dichters nirgends zu verkennen ist, so tritt doch dessen ganze Liebenswürdigkeit in dem Gedichte erst recht hervor, in welchem er, obgleich schon alt, seine Liebe zur Jugend bekennt und sie zur Thätigkeit ermahnt, sie zur Fröhlichkeit auf

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Das Gemälde der Manessischen Handschrift, welches Reinmar darstellt, ist eins der schönsten und bedeutsamsten. Unter dem mittlern von drei verzierten Spißbögen fißt der bärtige Sänger mit zierlicher Müße auf den kurzen Locken, einem

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weiten reichen Pelzrocke über dem Unterkleide auf einem erhöhten Sessel, die Wange mit der Hand stü Bend, während der Arm auf dem Knie ruht; die Augen sind gesenkt, als ob er, in sich gekehrt, finne und dichte. Auf der mit einer Zinne umgebenen Bühne, worauf sein Sessel steht, fißt zu seinen Füßen ein langlockiges gekränztes Mägdlein und schreibt mit einem Griffel auf eine lange von ihrem Schooße herabhangende Rolle. Jhr gegenüber, ganz unten auf einer Bank oder Stufe der Bühne, sigt mit überge schlagenen Beinen ein kurzlockiger gekränzter Jüngling und schreibt mit einem Griffel in eine aufgeschlagene Schreibtafel. So stellt dieses Bild den Dich ter sehr treffend als den alten finnigen Lehrdichter der Jugend, der Frauen und Männer dar, wie er in seiner Abendzeit noch den jungen Leuten heitere und doch ernste Lehre gibt, und auf seinem Arme ruhend, doch nach Ehre trachtet (32).

1. Weibliche Tugend das Höchste. Swelch wip sich sô gevriet hât, daz ir lip ist vri vor aller missezemender tât, diu hât sich hôch gevürstet, swie si doch lant, noch eigen liute habe.

Sint ir gedanke unkiusche vrì, unkiuscher worte ir munt, sô jehen wir, daz si beide si,

ein engel und ein wip; des lobes gêt ir niemer guot man abe.

Swer si dan wip, vrouwe und engel nennet, der hât bekant, rehte als si Got erkennet, von liebe ein wip, von tugende ein vrouwe, ein engel an der reinekeit, då mit der geist ie widerstreit vleischlicher gir, als sunne tuot dem touwe.

2. Weibliche Hoheit.

Ich wil iuch leren, werdiu wîp: der lère volget, so wirt getiuret iuwer werder lip. Besliezet in iuwern herzen tugent, kiusche, dar

zuo reinen muot;

Dar zuo sult ir iuch sêre schamen,

wirt in ein reirez wibes segen, si werdent vri vor schanden und ir mâgen. 4. Gedanken sind frei. Gewalt mac melden understân, gedanke muoz man ledic, vri, ungevangen låzen gån;

ez wart nie keiser, künic sô hèr, der gedank unt merken kunne erwern.

Unzuht, waz ist dir deste baz? Swiget der munt, sô

nert dich gewalt vor

sint dir reiniu herze doch gehaz;

melden, vor merken kan dich nieman wol ernern. Unreht gewalt, ze valle stè din brügge, state als ein tou si ir rippe und ouch ir rügge! In tiefem wàge ûf dünnem ise, wünsche ich, daz din geverte si, dar ûf din last, swær als ein bli: din vorgedanc in dinem buosen rîse! 5. Wer ist edel?

Diu Edele ist ein hoher nam: wol im, der si behaltet sunder lasterliche scham! Dem jihe ich âne wenken, daz er besitzet wol der êren stat.

Nu sprechet, waz mac bezzer sîn, danne edelricher lip? der daz mit werke machet schin,

sin leben mit zühtenheite, nâch tugende rât, unz an sins lebenes mat. Dem suln wir alle sprechen wol gemeine: ich hânz dar vür, daz er sì engelreine. Swer edel si, daz solt ir hæren: Daz ist, der edellichen tuot, dem niht unedellicher muot

sin edele mac zervüeren, noch zerstoren.

6. Zweierlei Adel.

Zwei adel sint an den liuten ouch: von sinem künne ist einer edel, und ist doch selbe ein gouch;

sît demüetig unt wol gezogen, daz priset iuwern der ander ist von sînen tugenden edel unt niht

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von hohem namen. solten leben

wem daz lop die wisen sol

ten geben, kempfen, der sich vor untugenden kunde schamen. Swer edel ist von mågen, niht von muote, der brichet siner edelen vordern huote.

Nu sprechent ir, nåch spehende liute, sint daz der edelen vetere kint

von hôhem adel geunedelt sint,

war ère müge, då man si müede triute?

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7. Unedler Adel.

Ich bin edel," sprichet manic man, an dem man tugent noch ère, zuht noch wirde erkennen kan.

Ich wolde, daz der wære niht wol geborn, noch edels mannes sun,

Dur daz er pflæge edeler site, und daz die edeln swachen ir adel êrten noch då mite,

und daz man zallen zîtn die edelen sæhe adellichen tuon.

Der edel stein zimt wol in rôtem golde;

swer edeln stein in kupfer legen wolde, dâ mite sin wirde wær vermachet:

also geschiht eime edelen man,

der edele niht erkennen kan

mit reinen siten; des edele wird geswachet.

8. Wahl der Freunde.

Vergüldet kupfer, silberschin

ob zin, die mugen wol gelich in einer art gesellen sin, unt swer in schoenem libe groz valsch und ungevuoge verborgen hât,

Ez si ein wip, ez si ein man. Viures gluot ist schone, swer si ze gâhes grîfet an, der mac des schaden gewinnen; dà vor hüetet iuch, daz ist min rât.

Swer nu mit stæten vröuden alten welle, der neme war, zuo wem er sich geselle, daz des herze si alsô geschoenet;

ob im znht, triuwe wône bî, swie sal er an der hiute si,

des schoene stât vür maniges schone gekrænet.

9. Das schlimmste Fleisch.

Daz boste vleisch, daz ie getruoc

wolf oder hunt in sînem munde, daz was base genuoc;

des bæsen menschen zunge ist bæser vil; sô wè in, die si tragen!

Mit worten krenket si den luft, unt senket jene, die si tragent, in der helle gruft. Knierûnen, lugelosen, meinswern, spotten, smeichen, vluoch bejagen,

Daz kan diu bose zunge und dannoch mère. Si enzündet schande unt leschet hoves êre; si snabelsnellet ûf die besten

daz boste, daz si vinden kan.
Diu werlt nie boser vleisch gewan;

des müezen sich die maden an ir mesten!

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Wol im, der si behûset hât,

Het ich ir zwô, sô getærste ich niht gelachen; het ich ir viere, sô müeste mir vröude swachen; het ir ir ehte, wie genæse ich denne?

so wurde ich schiere von in verzert.

Her han, daz iuch iuwer vrümkeit nert, dast iuwer heil, wan ir meistert zwelf hennen! 12. Das Spielen.

O wê dir spil, wie bose ein amt!

Mich wundert, daz sich din niht al diu werlt gemeine schamt,

und doch so manic man von dir verlorn hat sêle unde lip.

Dû grâwest sunder alter jugent;

in kan an dir gemerken noch geprüeven keine

tugent,

daz du also dick beswærest unt betrüebest reiniu

wip!

Din wirt getiuret lützel ieman selten,

dù prüevest roup, mort, liegen, steln, schelten; du hast gekért von Gotes minne,

unt bråht dem tievel manigen man. Sît ich daz wol erkennen kan,

mide ich dich niht, spil, zwâr daz sint unsinne.

13. Macht des Spiels.

Daz schoniu wip betwingent man, und ist dâ sünde bi, son ist då doch niht wunders an;

so twinget schatz ouch sinen kneht, alsó daz er im dienen muoz;

So twinget guotes herre ouch guot, daz er im dienen muoz unt liden, swaz er mit im

tuot:

sô twinget wînes kraft ouch sînen man, daz im wirt sinne buoz.

Dannoch weiz ich ein wunderlichez twingen, daz wunderlicher ist ob allen dingen:

daz einem tôten würfelbeine

ein lebende man herz unde muot

số gerlich undertænic tuot,

daz ez im nimt sinne unde witze aleine.

14. Maß im Trinken.

Ez sol ein rittermæzic kneht

den zapfen gerner schiuhen, dan den schilt, daz ist sîn reht:

und ouch dem herzen, daz der zungen schenket gesiget der zapfe an im, so entwahset im der

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schilt in vremde hant. Stêt im der muot eben in den schilt, also daz herz und ouge im reht ùf schildes ambet

spilt,

so wirt mit werder tjoste ein edel kueht ze ritter wol erkant.

Ir edelen knehte, lernet also trinken, daz ir iht schildes halp beginnent hinken. Vür durst ist trinken wol erloubet; swem aber durch des zapfen kline unmærent ritterlichiu dine,

der treit hin hein vil lihte ein trunken houbet.

15. Die größte Thorheit.

Der toren milte tôre lobet:

swer dan dur toren lop sin guot vertæret unt vertobet,

der habe der tôren lob unt si dà bì ân êre und âne guot. Diu minne hat ir tôren ouch,

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er wol der minne tôre unde rehter witze ein gouch, swer wol gewîbet ist und ùf ein ander wendet sinen muot.

Swer ouch turnieren minnet alsô sêre,

daz er då bi vergizzet der hûsêre, dern hât der mâze niht behalten.

Ein genuoc turnieren, daz ist guot:

ze vil an allen dingen tuot

Halp visch, halp man ist visch, noch man; gar visch ist visch, gar man ist man, als ichz erkennen kan;

von hovemünchen unt von klôsterrittern kan ich niht gesagen.

Hofmünchen, klosterrittern, disen beiden wolte ich ir leben ze rehte wol bescheiden, ob si sich wolten låzen vinden,

bruch an dem lobe; sus sagent die wisen alten. dà si ze rehte solten wesen:

16. Römer und Pabst.

Die engel sint, noch engel kint,

unde da bi hezzic, nîdic, hôch gemüetic sint, wie kunden si nåch Gotes êren einen rehten båbst erweln?

Rômære sint niht heilic gar,

also sint die cardinâl, ob ichz gesprechen tar, swen si unheiligen erwelnt, den weln si vür heiligen zeln.

Unrehte weler welnt vil dicke unrehte; die Gotes erwelten, die sint sîne knehte. Swer Gotes erwelter bâbest wære

nach dem orden Melchisedech,
dem er krôhe unde kelch verlech,
der wær uns wol ze Rôme vaterbære.

17. Der unheilige Bann.

Swer bannen wil unt bannen sol,

der hüete, daz sîn ban iht si vleischliches zornes vol;

swâ vleischlich zorn im banne stecket, daz enist niht Gotes ban.

Swes ban mit Gote ist und in Gote, der wirbet wol nâch Gote, als ein gesanter Gotes bote;

swer des bannes niht envürhtet, der ist niht ein wiser man.

Der unter stôle vluochet, schiltet, bennet, und under helme roubet unde brennet, Ider wil mit beiden swerten strîten: mac daz geschehen in Gotes namen, so darf sich Sante Peter schamen, daz er des niht enpflac bî sînen zîten.

18. Berderbniß der Kirche. Ir seht der kirchen in den munt, her bâpst, unt nement war, ob alle ir orden sîn gesunt;

tuot war, ob under bertn iht stecken græte in der kirchen keln.

Ein orden, der sich streichen låt mit simonie hant, und doch der kirchen zeichen hât an mantel und an schappn, der wil daz inre mit dem ùzern heln.

Diu kirche ensolt niht mit der sîmonîe gemeine hân, noch mit der hèresie: daz guot, daz ist niht wol gewunnen,

daz man dort nimt und dishalp hilt.

Wer ist ein diep, wan der dâ stilt?

in klôster münche suln genesen,

sô suln des hofs sich ritter underwinden.

20. Alles ist feil.

Wes sùmestu dich, Endekrist,

daz du niht kumst? Dun darfst niht mêre biten deheine vrist,

du vindest vürsten veile, veile graven, vrien, dienestman.

Kumbst âne houbet, daz là sin: hâstu in ze gebene silber, golt, si werden alle din. An den si gelouben solden, dâ kêrent si sich leider lützel an;

Der si geschuof, des hânt si gar vergezzen: der meisten menige herze hât besezzen

des übeln küniges Pharaônes herte;

rehtes gelouben sin si vrî,

in wont unrehte witze bi;

si volgent niht dem, der si gerne nerte.

21. Jesus zum zweitenmale verkauft. Wes sûmestu dich, Endekrist,

daz du niht kumst, sît al diu werlt sô gar schatzgitig ist?

Nu hâstu doch ze geben, des si dâ gert: gist ir, si git sich dir.

Du vunde nie sô guoten kouf, sô nu; du endarfst niht vürhten den gelouben, noch den touf;

ez ist ir allez veil: sô gar stêt nu nâch guote ir herzen gir.

Jesus Krist, den ê die Juden verkouften, wær er hie en erde, ich wæne, in die getouften noch verkouften sumeliche.

Kum, Endekrist, du tumber gouch;

den pfaffen zuo der kirchen ouch,

die vindestu wol veile unt romschez riche.

22. Kaiser Friedrich.

Der keiser wil des riches brôt niht unverdienet ezzen, nach gerihte ist im sô nôt, sô daz dem hungerigen bern nâch honiges süeze nie so nôt enwart.

Gerihtes wil er sich nû saten: sin hôchtragendez swert muoz durch die schuldehaften waten.

Ir vride brechen, ir wizzet, daz man iuch von den vride habenden schart. Swelch tumber sich gegen siner wisheit wetzel, der wirt der sinne von sinen sinnen entsetzet.

Nu heln unt steln doch breite ichz an die Volle vert er, als ers hat begunnen;

sunnen.

19. Hofmönche und Klosterritter. Hår unde bârt nách klôstersiten,

unt klosterlich gewant nach klosterlichen siten

gesniten,

des vinde ich genuoc: in vinde aber der niht vil, diez rehte tragen.

sô hüeten sich vor sînen zügen
selpherren, herren, swâ si mügen:

der tôren heil hât wider swal gewunnen.

23. Des Reiches Siechthum. Daz riche was vil sêre siech,

sîn stimme was vor klage tunkel, heiser unde riech,

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