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290649

abgeteilt, meist wohl bei den späteren Exemplaren, als das lebendige Verständnis der übrigen Zeichen nicht mehr so stark war wie früher. So zeigt bei dem St. John's Coll. Cl. nach Davis, Archaeologia, p. 456, der erste Tag eines jeden Monats jedesmal im Grunde des betreffenden Einschnittes ein Loch, worin jedenfalls ursprünglich Messingstifte enthalten gewesen waren; der Wirksworth-Cl. enthält jedesmal an den Monatsersten statt des Tageseinschnitts eine kleine kupferne Pinne, die in der Abbildung (s. Taf. VIII) als kleiner Kreis erscheint. Öfter jedoch sind die Monatsanfänge oberhalb der Kerben auf den seitlichen Flächen durch sehr unscheinbare kleine Zeichen angemerkt, so auf dem Ashm. Cl. A (Plots Staffordshire-Clog) und C sowie auf dem Finch-Cl. durch schrägstehende kommaartige Häkchen, auf anderen durch Punkte oder Stifte über dem betreffenden Monatsdatum, auf dem Lichfield-Cl. nach Davis durch ein kleines,,Pfoten- oder Hakenkreuz" (cross patee) usw.

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Denn zu beiden Seiten der vier Kanten, an die Kerben sich anschließend, liegen, auf je zwei Seitenflächen verteilt, einerseits die zugehörigen Zifferzeichen, andrerseits die Festtags- und sonstigen Symbole, so daß jede Seitenfläche mit ihren beiden Längsseiten zwei verschiedenen Vierteljahren angehört, wie namentlich aus den Abbildungen auf Taf. III zu erkennen ist. Auch diese Anordnung von Kalenderzeichen ist sonst nirgends nachweisbar. Die stets zweiseitigen Runenkalender des skandinavischen Nordens haben insbesondere auf den beiden Seitenflächen stets drei zusammengehörige Bänder (vgl. die von mir gegebenen Abbildungen, Oldenb. Runenk., Taf. II, und Dresd. Runenschw., Taf. II) und umfassen jedesmal auf einer derselben ein halbes Jahr, in älterer Zeit gewöhnlich vom 14. April bis zum 13. Oktober (,, Sommerseite") und vom 14. Oktober bis zum 13. April (,,Winterseite"), in jungerer vom 1. Januar bis 30. Juni, bzw. 1. Juli bis 31. Dezember reichend. Die deutschen Bauernkalender enthalten dagegen in der Regel auf jeder Tafelfläche nur je einen Monat mit drei bis vier Bändern.

Waren die Stäbe zum Aufhängen, etwa am Kamin, wie oben § 8 und 13, bestimmt, so waren sie am oberen Ende mit einem Ringe versehen, wie der Plotsche Staffordshire-Clog (s. Taf. I), oder für einen Henkel durchbohrt (s. Taf. III, Fig. 2), die meisten aber besaßen einen längeren oder kürzeren Handgriff (s. oben §13 und Taf. V und VI), bald rund, zylindrisch oder kegelförmig, zugespitzt, bald nach oben, bald nach unten, oder vier- bzw. achteckig wie der Lichfield-Cl., bei dem außerdem noch ein Ring hindurchführte. Die Folge der Zeichen begann dann in der Regel beim Griffe selber. Einige hatten aber auch am unteren Ende einen Stift (s. Taf. II) oder ein Loch (s. Taf. VIII) zum Aufstecken auf ein Dreibein, auf dem man den Stab dann nach Belieben herumdrehen konnte. Beim WirksworthCl. war nach dem Berichte des Besitzers ein solcher,, Ständer" vorhanden gewesen, doch später verloren gegangen.1

sogar noch

1 Daß sie, wie Chambers, I, p. 9, angibt, gelegentlich auch als Spazierstöcke gedient hätten, ist schon nach den Ausmaßen unwahrscheinlich und sonst nicht bekannt.

OF IOWA

Fünftes Kapitel

Die Sonntagsbuchstaben

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Gehen wir nun auf die Bedeutung der einzelnen Einkerbungen näher ein, so zeigt sich zunächst bei genauerer Betrachtung der Tageseinschnitte an den Kanten sofort ausnahmslos, daß jeder siebente Tag durch einen besonders kräftigen oder besonders langen Einschnitt, auch wohl wie beim Moss-Clog (s. Taf. VI und Harland, a. a. O., S. 127) durch einen langen Doppelstrich bezeichnet ist, und der Januar, der nach den sonstigen Zeichen sehr leicht sogleich erkannt wird, stets mit einer solchen stärkeren Einkerbung beginnt.

Die englischen Gelehrten haben nun vielfach (vgl. Davis, Archaeologia, p. 462), was ja an und für sich nahe lag, darin ein Zeichen für den Sonntag sehen wollen und demgemäß angenommen, daß im Entstehungsjahr eines solchen Kalenderstabes das Jahr mit einem Sonntage begonnen habe. Wer dagegen nur einigermaßen mit der Einrichtung der mittelalterlichen immerwährenden julianischen Kalender vertraut ist, wie sie in den verschiedensten Ländern zunächst zum kirchlichen Gebrauche üblich waren, erkennt sofort, daß jene stärkeren Einschnitte vielmehr stets dem Sonntagsbuchstaben A entsprechen, Plot also mit Unrecht die litterae dominicales (dominical letters) auf den Clog-Almanacks vermißte. Nach A bedeutet natürlich jedesmal der darauffolgende Einschnitt B, der nächste C, der dritte D usw., und bezeichnet dann immer ganze Jahr hindurch die gleichen Wochentage, wie sich das mit Leichtigkeit Woche für Woche abzählen läßt. Da die Kalenderstäbe nicht für einzelne Jahre bestimmt waren, sondern als ständige oder „,immerwährende" Kalender (Calendaria perpetua, perpetual Almanacks) dienten, ist mithin jene wunderliche Annahme der Festhaltung des Standes von einem Einzeljahr, also der gleichen Wochentagsverteilung auf die Tage des ganzen Jahres, die bekanntlich nur alle 28 Jahre wiederkehrt, von vornherein abzuweisen.

§ 18

Wann und woher jedoch diese zur Bestimmung der Wochentage dienenden Sonntagsbuchstaben nach England übertragen worden waren, ist unbekannt und eine schwierige Frage. Zwar ist das Wort „,Woche" (ags. wucu oder wicu, an. vika, ahd. wehha oder wohha und schon got. wiko) gemeingermanisch, aber die siebentägige altbabylonische Planetenwoche selber, auf der auch die jüdische Woche und dann insbesondere die lateinischen Namen der Wochentage nach den Planetengöttern Sol, Luna, Mars, Mercurius, Juppiter, Venus und Saturnus beruhen, war durch orientalischen, vielleicht ägyptischen Einfluß im ersten nachchristlichen Jahrhundert in Rom bekannt geworden und ward hier auch mit dem Kalender des Julius Cäsar vom Jahre 46 v. Chr. verbunden. Und von den germa

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nischen Stämmen hatten alsdann zuerst die heidnischen Franken im 5./6. Jahrhundert die Woche und die Bezeichnung der Wochentage bis auf den Saturnustag nach den Namen ihrer heidnischen Götter Sonne, Mond, Ziu, Wotan, Donar, Freia übernommen, worauf denn auch weiterhin die angelsächsichen und die daraus hervorgegangenen englischen Namen beruhten. (Die Angelsachsen haben die Namen wohl an der nordfranzösisch-belgischen Küste kennengelernt.) So finden wir denn bereits seit dem 8. Jahrhundert in England die Bezeichnungen

ags. Sunnandæg (ahd. Sunnûn-tac, an. Sunnundagr) Mâna-tac, an. Mánadagr)

Mônandæg

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Frîatac ,, Frjádagr)

= ne. Sunday

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Monday Tuesday Wednesday

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Thursday

,, Friday,

zu denen sogar auch noch der Sætern(es)dæg, ne. Saturday, mit seiner lateinischen Namensform hinzukommt, der ahd. bereits Sunnûn-âband (neben Sambaz-tac) und an. Laugardagr, nur westfälisch, holländisch und altfriesisch auch Sâterdag, Zaterdag, Saterdei heißt.

Die Sonntagsbuchstaben hatten nun allerdings schon in den (je 8) Nundinalbuchstaben ein Vorbild gehabt, die schon bald nach Cäsars Kalenderreform und bis in die Zeit Konstantins des Großen hinein erscheinen und, ebenfalls durch das ganze Jahr fortlaufend, sich auch in den amtlichen römischen Fasten seit 724 a. u. c. vorfinden (vgl. Mommsen, C. I. L. I, p. 298 ff., Röm. Chronologie, S. 253). Für sieben Wochentage, als literae hebdomadales, treten sie aber zuerst, und zwar für mindestens vier Jahrhunderte ganz vereinzelt und neben den Lunarund Nundinalbuchstaben in dem römischen Kalender des Furius Dionysius Philocalus vom Jahre 354 (C. I. L. I, p. 332 ff., Schnippel, Oldenburg. Runenk., S. 18f.) auf. Auch das für das ganze Mittelalter maßgebend gewordene Werk des Beda Venerabilis,,De temporum ratione" vom Jahre 725 (s. Opp. ed. Giles, London 1843, V, Migne, Patrologia, 90, 293 ff., vgl. Hoops, Reallexikon I, 194ff.) und die von F. Piper herausgegebenen angelsächsischen Kalender, sowie der prächtige Kalender Karls des Großen (herausgegeben von demselben, Berlin 1858) vom Jahre 781, kennen sie nicht. Doch müssen sie bald nach der Zeit Karls irgendwo im Okzident üblich geworden sein, denn vom Ende des 8. Jahrhunderts an verlangen Synoden und Bischöfe vielfach von der Geistlichkeit genaue Kenntnis der Osterrechnung, die damals nichts anderes sein konnte als der auf den Sonntagsbuchstaben beruhende immerwährende Kalender (s. Ducange, s. v. Computus).

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Für die Berechnung des Osterfestes, den Computus paschalis, war nämlich in diesen Kalendern eine Verbindung der Sonntagsbuchstaben mit

I Zunächst vielleicht auch in Gestalt der 7 Buchstaben des Wortes ANGELUS (s. § 20).

der güldenen Zahl hergestellt worden, die wieder durch das ganze Jahr hindurch fortlaufend durchgeführt war, eine höchst sinnreiche Erfindung, deren eigentlicher Urheber aber unbekannt ist. Das erste sichere Vorkommen1 dieser Verbindung findet sich jedoch m. W. erst in dem handschriftlichen Kalendarium der Herrad von Landsberg (gest. 1195) in ihrem ums Jahr 1175 abgeschlossenen, bekanntlich im Jahre 1870 mit der Straßburger Bibliothek vernichteten Hortus deliciarum, das nach erhaltenen Kopien ebenfalls von F. Piper, Kalendarien der Angelsachsen usw., Berlin 1862, S. 80ff., herausgegeben worden ist. Der Sonntagsbuchstabe A ist darin zwar jedesmal nur durch einen verlängerten Strich gekennzeichnet, es ergibt sich aber aus der ganzen Einrichtung ihres immerwährenden Kalenders, daß diese Kalender zur Zeit der gelehrten Äbtissin bereits ziemlich verbreitet und sehr vollständig ausgebildet waren, wenngleich nicht einmal die Heimat der Erfindung bekannt war. Von dieser Zeit an finden sich solche Kalender besonders in den Missalien und ähnlichen kirchlichen Manuskripten des Mittelalters gar nicht selten, und namentlich wurden sie offenbar in den Klöstern des ganzen Abendlandes eifrig abgeschrieben. So werden sie wohl auch nach England zuerst durch die Kirche gekommen sein, wenn auch die erhaltenen handschriftlichen Kalender sich leider alle nur ungefähr datieren lassen. Eine entfernte Möglichkeit besteht immerhin daß die Zusammenstellung von Sonntagsbuchstaben und güldener Zahl gerade im Vaterlande Bedas zuerst erfolgt sein könnte.

Die volkstümliche Übertragung der Sonntagsbuchstaben auf Holz jedoch und ihre Darstellung durch sehr verschiedenartige Einkerbungen - Runen, Flachschnitzerei und Kantenkerbung ist alsdann zweifellos in den verschiedenen Ländern selbständig und, wie gerade auch die Clogs zeigen, in sehr geschickter und praktischer Weise erfolgt.

Sechstes Kapitel

Die güldene Zahl

§ 20

Die Hinzufügung der güldenen Zahl zu den Sonntagsbuchstaben A bis G, für die vereinzelt in älterer Zeit auch die Buchstaben ANGELVS sich finden (s. Hampson, I, p. 397), hatte nun aber auch einen vollständigen Mondkalender und damit zugleich eben die Grundlage der Osterberechnung ergeben.

Da nämlich 19 Sonnenjahre fast genau aufgehend 235 Mondumläufe umfassen und daher, wie man schon seit alter Zeit wußte, in der Jahresreihe von je 19 Jahren, dem sogenannten Metonischen Zyklus (s. Oldenb. Runenk., S. 16), die gleichen Mondphasen jedesmal auf die gleichen Monats

I Vgl. Oldenb. Runenk., S. 19. Nach Piper, S. 27, jedoch möglicherweise schon in dem von Beck, Augsburg 1687, herausgegebenen „, Martyrologium“ des 10. Jahrhunderts.

I

und Jahresdaten fallen, so vermerkte man durch Hinzufügung der betr. Ziffer, in dem wievielsten Jahre dieser neunzehnjährigen Periode im Laufe des ganzen Jahres die Neumonde jedesmal auf ein bestimmtes Monatsund damit auch Jahresdatum fielen. Aus den bei diesen Daten stehenden Sonntagsbuchstaben ergab sich dann zugleich, auf welchen Wochentag dieselben fielen. Man brauchte also nur zu berechnen, im wievielsten Jahre des laufenden Zyklus man jedesmal stand, d. h. eben die güldene Zahl (numerus aureus, golden number, nombre d'or) zu bestimmen, nämlich einfach durch Division der um I erhöhten Jahreszahl mit 19 (vgl. z. B. H. Grotefend, Handbuch der historischen Chronologie, Hannover 1872, 4°, S. 6 ff., und H. Otte, Handbuch der kirchlichen Kunstarchäologie, 5. Aufl., Leipzig 1883, I, S. 605) und konnte dann an jedem Tage aus dem immerwährenden Kalender ersehen, welche Mondphase man zu erwarten hatte. Es wurde sogar verschiedentlich die güldene Zahl für jedes Jahr jedesmal von den Kanzeln der Kirchen oder amtlich bekanntgegeben, was in manchen chronologischen Jahresangaben des Mittelalters noch nachklingt.

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Auch die hölzernen immerwährenden Kalender ergaben mithin, wenn sie die guldene Zahl enthielten, einen das ganze Jahr umfassenden Mondkalender. Wer jene leichte Kunst verstand, und in Schweden z. B. verstand sie fast jeder Bauer vermochte von seinem Kalenderstabe ohne weiteres abzulesen, daß in dem bestimmten Jahre die Neumonde auf die mit der betr. guldenen Zahl bezeichneten Daten fielen, ebenso die weiteren Phasen, Erstes Viertel, Vollmond, Letztes Viertel, zu bestimmen, nach den Sonntagsbuchstaben festzustellen, welche Wochentage das waren, und schließlich sogar nach dem ersten Frühlingsneumonde auch Ostern und dementsprechend die übrigen beweglichen Feste zu berechnen.

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§ 21

Allerdings waren die römischen Ziffern, in denen die guldene Zahl bei den gewöhnlichen handschriftlichen und später auch bei den gedruckten Kalendern wie schon in dem Kalender der Herrad von Landsberg und dann insbesondere auch noch in dem Kirchenkalender des Common Prayer Booksgeschrieben war, für Kalenderstäbe wenig geeignet. Doch gab es dafür im späteren Mittelalter, wie sogar die ältesten in Holzschnitt gedruckten Kalender zeigen2, allerlei Aushilfen in den zahlreichen damals bekannten pentadischen Ziffer systemen, die vielleicht geradezu für die Kalender erfunden waren und möglicherweise auch nur bei diesen verwandt wurden. Sie waren einfach aus Strichen, Punkten, Kreuzen und Haken zusammengesetzt und lassen sich so ziemlich in allen Ländern Europas nachweisen; nur auf den skandinavischen Primstäben traten dafür in der Regel, doch nicht ausschließlich 3, die Runen als Zahlzeichen ein.

' Die Schaltjahre hatten dabei natürlich je zwei Sonntagsbuchstaben, von denen der erste bis zum 24. Februar, dem alten dies bissextilis (nämlich vor den Kalenden des März), der zweite das übrige Jahr hindurch die Wochentage angab.

2 S. z. B. P. Heitz, Hundert Kalenderinkunabeln, Straßburg 1905, Taf. 80.
3 Vgl. Oldenb. Runenk., Taf. II unten, und S. 54f.

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