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Auch Heinrich Bebel kennt (Goldast 8),,hanc eximiam maiorum nostrorum prærogativam et incomparabilem gloriam a Carolo Magno, ut dicitur, usque in hunc diem summa cum laude nostra nobis delatam."

Wie der Stern der Schwaben verblichen war, mußte das alte Vorrecht mehrfach mit Zähigkeit den andern deutschen Stämmen gegenüber verteidigt werden. Als im Jahre 1354 Albrecht von Österreich auf der Heerfahrt gegen Zürich ihnen den Vorstritt nicht lassen wollte, zog der Bischof von Konstanz mit seinen Scharen wieder ab, um ihre Ansprüche nicht aufzugeben (Fortsetzung der Chronik des Mathias von Neuenburg, bei Böhmer, Fontes IV. 290)1). Auch bei Nikopolis berufen sich die Schwaben auf ihr Recht, das ihnen die Böhmen streitig machen wollten, und der ganze schwäbische Adel schließt sich zusammen (Zimm. Chron. I. 228 ff., deren Verfasser den Vorstritt aus mündlicher Überlieferung übrigens nicht zu kennen scheint). Bei Crusius (III. 6, 5; II. 10) streiten sich Ungarn, Schwaben und Franzosen darum, bis die Schlacht verloren geht (vgl. Belli Helvetici a Bilibaldo Birckheimero descripti lib. II, bei Freher, Script. rer. Germ. III. 74. J. Ph. Datt, Volumen rer. Germ. novum, Ulmae 1698, 251 aus einer handschriftlichen Straßburger Chronik. - Cleẞß II. 2, 623). Doch war selbst in Deutschland dieser Vorzug den Schwaben nicht mehr unbestritten, denn beim Zuge Johanns von Luxemburg gegen Heinrich von Böhmen im Jahre 1310 ließen Franken, Sachsen, Schwaben und Thüringer das Los über den Vorstritt entscheiden (Stenzel, Kriegsverfassung Deutschlands 228). Und König Ludwig von Bayern belehnte am 27. August 1338 den Grafen Gottfried von Arns

1) Johannes Windloch, episcopus Constanciensis, ducis cancellarius, voluit quod vexillum suum et omnes Suevi sub illo iuxta antiquum ius Suevorum preire deberent. Quod cum dux nollet, sed suum preire vexillum, episcopus cum suis recessit, nolens minuere ius Suevorum ... Gens namque Suevorum a tempore Karoli et aliorum principum, quod in expedicionibus primum conflictum habere debeant, viribus et virtutibus merueunt.

Keller, Schwaben.

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berg mit dem Vorstritt (Stälin a. a. O. 45), wie schon König Alfons von Kastilien, der bekanntlich niemals in Deutschland war und daher dessen Verhältnisse auch nicht kannte, ihn dem Herzog Friedrich von Lothringen verliehen hatte.

Die den Schwaben anvertraute Reichssturmfahne war ein langgestrecktes, herabflatterndes goldnes Banner mit einem einköpfigen, nach rechts schauenden schwarzen Adler und hing an einer roten Stange mit einem roten Schwenkel, enthielt also die Farben schwarz-rot-gold. Häufig wurde damit die Fahne der schwäbischen St. Georgs-Ritterschaft verwechselt, die das Bild des Schutzheiligen trug, und die der Bischof von Konstanz zu führen pflegte, so z. B. bei Äneas Sylvius, ,,Res gestae Friderici," Kollar 277/8, und bei Bebel 21a, der in der Fabula de lanceariis ein,,rubrum signum" erwähnt,,,quale pingitur Salvatoris et sancti Georgii, quo Suevorum signiferi olim veteri privilegio usi sunt". Nicht der hl. Georg, sondern der deutsche Reichsadler hat die Schwaben in Kampf und Sieg geführt. Die Reichssturmfahne wurde im schwäbischen Reichsgut Markgröningen aufbewahrt und fiel mit diesem im Jahre 1336 an die Grafen von Württemberg, die damit die alten Ansprüche übernahmen. Bei der Belagerung von Neuß im Jahr 1475 befand sich das Reichspanner im Gewahrsam des Grafen Ulrich von Württemberg.

Als im Jahre 1693 das Haus Braunschweig-Lüneburg mit der neunten Kurwürde auch jenes Reichsbanneramt und die Reichsfahne verlangte, erschien eine besondere,,Gründliche Deduction, daß dem Hochfürstl. Haus Würtemberg, das Reichs-Pannerer- oder Reichs-Fendrichs-Ambt, Prædicat und Insigne, schon von etlichen Seculis her rechtmässig zustehe, und dahero ohne Kränkung desselben althergebrachten Prærogativen, keinem andern Chur- oder Fürsten erst neuerlich verliehen werden könne. Anno MDCXCIII", und eine ganze Literatur hat sich hierüber entwickelt; vgl. Maßmann, Kaiserchronik III. 992. Die Verfolgung aller von Maßmann beige

brachten Stellen würde zu weit führen. Wie das Kurfürstentum Württemberg geschaffen wurde, erhielt dessen Herrscher die Würde eines Reichserzpanners.

Aber auch daheim, nicht nur im Feld, wurden die Schwaben vorbildlich. Die Pflege ritterlichen Wesens beschränkte sich ja im wesentlichen auf die oberdeutschen Stämme, d. h. auf die Schwaben, Bayern und Franken (Socin 75), aber die Schwaben hatten den Vorrang. Schon Heinrich IV. hatte sich ums Jahr 1073 mit Schwaben umgeben, was den Zorn der Sachsen hervorrief. Die schwäbische Sprache galt als die feinste; in einer alten Priamel, die im IV. Kapitel abgedruckt ist, wird die Rede der Schwäbinnen besonders rühmend hervorgehoben. Zur Schriftsprache hats das Schwäbische allerdings nicht gebracht, weil die höfische Zeit überhaupt keine solche kannte; aber daß es als Mundart des Kaiserhauses mehr galt als manches andere Idiom, ist natürlich. So sagt der Teichner, indem er sich beschwert, daß er es niemand im Vortrag, Gesang oder Spiel recht machen könne (Denkschr. der Wiener Akademie VI. 148 n. 215):

Sô spricht der drit: ez wære kluoc,
swaz er ret von manegen sachen,
künde erz niuwan swæbisch machen
nâch der lantsprâch ûf und ab -

und das also noch im 14. Jahrhundert, wo die schwäbische Sprache sich nimmer auf das schwäbische Kaiserhaus stützen konnte (vgl. hierüber H. Paul, Gab es eine mhd. Schriftsprache?, bes. S. 14).

Wie auch die höfische Bildung der Schwaben überall guten Klang hatte, zeigt ein altes Volkslied,,,Liebe spinnt keine Seide" (Wunderhorn I. 85; Böhme, Altd. Liederbuch 141 Nr. 56):

Es fur ein maidlein übern se...

Ein ritter kam dort her geritten,

er grüste sie nach schwäbischen sitten.

Am Ausgang des 13. Jahrhunderts also erst nach dem traurigen Ende der Hohenstaufen verbreitete sich diese schwäbische Sitte über Österreich; der schwäbische Adel suchte sich am Hofe Albrechts I. auf Kosten des eingesessenen Platz zu schaffen. So heißt es bei dem sog. Seifried Helbling, der in jenen Landen zu Hause ist (Seemüller 36, I. v. 472): Ez ist niht unbillich,

riht wir uns nâch den Swâben.

Von des Gotes gåben

wart ein herzog uns gesant

von Swâben her in Osterlant.

Dâ von hât man die Swâb hie baz

dan ander liut; billich ist daz.

Dann wieder wird (S. 2, XIV. v. 53 f.) betont, wie die Schwaben das Turnierwesen beeinflussen:

Nû habent uns die Swâbe,

des ich Got immer lobe,
her in ditze lant brâht,
des ich ê nie gedâht:
sesel als die krippe,

gênt uns umb die rippe

als die zarge (Wand) umb den tuorn.

Sô wir kurzwîlen fuorn,

dô der turnei was snel,

bekelhûben (Pickelhauben), brâzel (Arm

liez wir alles underwegen:

dez wir nû vil gerne pflegen

durch der Swâbe willen.

schienen),

Aber gar nicht schwabenfreundlich klingt eine andere Stelle (140, IV. vs. 332; 139, vs. 304):

Der herzog muoz gen Swâben wider
mit allen sînen Swâben!

Des sul wir Got loben!

Der Seifried Helbling war eben in erster Linie Österreicher, und deshalb war er gar nicht damit einverstanden, daß sein Herzogtum an eine fremde Macht, die Habsburger, fiel (Seemüller XIII). Drum spottet er über schwäbische Worte (swaebisch krîe) wie „,rumbelieren" (18, XIII. vs. 130) und tadelt die Sucht seiner Landsleute, immer das Fremde nachzuahmen (122, III. vs. 209):

Waz wild, ob einer treit gewant

ûz der Elsâzen lant,

der ander nâch den Swâben?

das soltû allez loben.

Dem dritten soltû danken,

ob er den Rînfranken

site mit gewande kan...

Deshalb bittet er (152, IV. vs. 718ff.) den neuen Herrn:

,,Herr, gedenket iu dar nâch.
Wir haben ein gebresten,
daz mit fremden gesten
ditz lant ist überladen,

daz wir nemen grôzen schaden.
Und welt ir uns wenden daz,
sô sag wir iu fürbaz...

Mîn herren iuch zem andern mal
bittent, dâ daz lant an lit,
daz ir ân hofgesinde sît:
sie wellen selp ze hove sîn,
sparn ir weiz und ir wîn
mit samt ir pfenningen.
Sie kunnen als wol dringen
als einer von Elsâzen;

ir sult dâ heim lâzen
Swab und Rînfranken.

Des welns iu immer danken."

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