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Verfasser und zeit der entstehung.

Halbertsma urteilt im Vrijen Fries IX, 317 ff., die historie van Slennerhinke müsse von einem Niederländer geschrieben sein, der mit dem zungenfall der westfälischen grasmäher ziemlich gut bekannt gewesen sei. Ebenso van den Bergh: De Nederlandsche volksromans s. 193. Diese ansicht erscheint unhaltbar, wenn man in betracht zieht, wie genau der autor sich mit sprache, sitte und lebensweise der westfälischen bauern bekannt zeigt. Derselbe muß ein westfale gewesen sein und muss einen beträchtlichen theil seiner jugend unter dem katholischen landvolk im münsterischen oder Osnabrückischen zugebracht haben.

Nach einer nachricht von W. J. C. van Hasselt im Vrijen Fries X, 98 galt unter den Niederländern ein Baron van Bevervoorde als der autor des Slennerhinke. Im jahr 1824 schrieb G. van Hasselt, geb. 1751, an W. J. C. van Hasselt:

,,de naam van Bevervoorde herinnerde mij terstond een autheur, waarmede voor vijftig jaren onze voorouders veel op hadden, want het was een Baron van Bevervoorde, aan wien zij het geestig werkje van Slennerhinke wilden toegeschreven hebben, maar't geen welligt buiten de zo genoemden agterhoek van de Graafschap Zutphen en't naburig Munsterland niet duidelijk zal verstaan worden."

Aus den lateinischen worten am schlusse des Slennerhinke bog. C, 3. möchte man schliessen, dass die überlieferung des herrn van Hasselt einen irrthum enthalte. Der verfasser selber nennt sich hier unter dem scherzenden namen Bernaris (= baron, oder bern, dreck und 7.52. aars?) Schockenschroyer (Hosenmacher) und fügt hinzu: studiause lector, habeas mei excusautum quod ingeniausum naustrum custaudem Lappen vortensem naustra lingua describam. „Lappen vortensem“ muss eine anspielung auf den namen Bevervoorde enthalten. Der ,,custos" welcher hier gezeichnet wird, wäre also ein Bevervoorde und auf ihn wäre das stück gemünzt. Zu beachten wäre, dass der küster,,Klepperkerst" im spiele die verspottete person ist.

Die einst verbreitete, noch jetzt blühende westfälische familie von Beverforde (es giebt auch ein niederländisches geschlecht van Bevervoorde) lebte in der grafschaft Mark, im Osnabrückischen und im nördlichen theile des Oberstifts Münster. (Vgl. v. Steinen, Westphälische geschichte.) Auf die gegend zwischen Ems und Hase, etwa zwischen Osnabrück und Rheine, als ort der handlung deuten auch

alle ortsbeziehungen des gedichtes. Im 2. aufzuge bog. A bl. 12 erzählt Slennerhinke, wie er an demselben tage, an welchem er seinem heimatsdorfe den rücken gekehrt hatte, beim dorfe Flotterholt auf einen Courier stieß, der das zeichen von Osnabrück, ein spinnrad, auf seinem schilde vor der brust trug. Mit diesem gelangte er in ungefähr vier tagen nach Zwolle. Bog. B bl. 4 wird unterschieden zwischen einem Kleyn-Schulten- und Zant-Schulten-Hofe. Nun giebt es westlich von Osnabrück und im Münsterlande in den bauerschaften ,,Schulten", östlich von Osnabrück, im fürstenthum Minden und der grafschaft Ravensberg hat die dorfschaft ihren,,Meier". Kleiboden, fetter, lehmiger boden wechselt am nordrande des oberstifts Münster mit sandboden.

Der Slennerhinke ist wahrscheinlich gegen 1630, sicher vor 1640 geschrieben. Die gründe, welche für diesen zeitpunkt sprechen, sind folgende: Die anspielungen auf namen kaiserlicher und schwedischer anführer bog. A, 3 konnte sich der dichter nur erlauben, so lange ihre thaten in frischester erinnerung waren. Unter den siegen der Niederländer über die Spanier, von welchen bog. B, 5 die rede ist, können spätestens siege der dreißiger jahre verstanden werden. Der druck des,,Slennerhinke" im Westfälischen Speelthuyn von 1661 kann nicht der erste druck des stückes sein. Was in dieser ausgabe bog. C 2 hinter:,,Styr-Kalfken" folgt, der Epilog: Tot den leser und die worterklärungen bis ,,Ne Summe" kann nicht zum ursprünglichen texte gehören, sondern muß von anderer hand hinzugesetzt sein. Einige von den erklärten wörtern kommen im stücke gar nicht vor (mincken, suer beyr, keren). Diejenigen glossen aber, welche sich hinter,,Keren, Schreyen" nach einem absatze anschließen, müssen wiederum noch später beigefügt sein. Dies erhellt aus der widerholung von ,,starthacken", sowie aus dem umstande, dass grade die karacteristisch westfälischen worte, wie ,,luyt",,,gekeurt" erst in der letzteren abtheilung aufgeführt werden.

Aus dem inhalte der übrigen dramen des Westfälischen Speelthuyn ergiebt sich, dass der Slennerhinke schon längere zeit existiert hatte, als dieselben geschrieben wurden.

Bog. A 12, zeile 21, zwischen ,,hae“ und „,do" fehlt in der ausgabe von 1661 ebenso wie in allen späteren drucken die antwort, welche das mädchen dem Hinke giebt.

Der Slennerhincke beginnt mit den worten:

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isset in der lucht" Lukevents Vertellingen führen den hörer oder leser mit folgenden worten in die westfälisch-muffrikanische landschaft ein:,,Lieber Got, wat is de lucht swart, oft dreck reggenen wol." Bog. F 5 heißt es von Lukevent: Ja dan motte noch ein gengsken met des grijsen Hinken dochter gahn.

Möglicherweise kannte auch Lauremberg bereits im jahre 1634 den Slennerhinke, als er die bauernkomödie,,Van de grote Söge" schrieb, welche im 3. jahrbuch des vereins für niederdeutsche sprachforschung abgedruckt ist. Hier erzählt Matz dem Chim, wie sie mit ihrem sergeanten über ein tolles wasser in ein land gefahren sind, wo die worte etwas anderes bedeuten, als bei ihnen zu hause. Wahrscheinlicher ist es indessen, dass sowohl Lauremberg als der verfasser des Slennerhinke durch das damals allbekannte alte 447.95 Volkslied von Henneke Knecht zu dem gedanken angeregt sind, darzustellen, wie ein binnenländischer rusticus sich benimmt, wenn er zum ersten male auf die see kommt. Wie Henneke, des pflügens und säens bei seinem bauern überdrüssig, sich gleich dem hahn im verwunderungsliede (Korr. d. V. f. ndd. sprf. II) auf die schiffsplanken setzt, so kriegt auch Hinke das schlendern. Auf dem schiffe ergeht es ihm grade so übel, wie einst dem Henneke und im fränkischen,,Groslanne" erscheint ihm alles so quant, wie dem hahne, der nach Franken auf die freite ritt. Der gegensatz zwischen stadt und land ist das natürliche und nahliegende thema des plattdeutschen lustspiels vom 16 bis zum 19 jahrhundert gewesen. So knüpft denn auch in allen stücken des Westfälischen Speelthuyn die handlung an dieses motiv an.

Von Tewesken Hochtydt und Kindelbehr lässt sich aus den schauspielen selber nachweisen, dass sie für die bühne geschrieben und auch wirklich in privattheatern aufgeführt wurden. Wenn etwa die groben unflätigkeiten zweifel erregen sollten, so vergleiche man die scheltreden, welche in der ,,Klucht van de Moffin" (Westfälin) von J. de Vos zwischen einer westfälischen lumpenhändlerin und einer friesischen bäuerin gewechselt werden. Diese posse ist gedruckt zu Leeuwarden und im jahre 1644 auf der Amsterdamer schouwburgh gespielt. (Exemplar auf der Wolfenbütteler bibliothek in einem sammelband holländischer Kluchten.) Vielleicht ist auch der Lukevent für die bühne bestimmt. Die Overysselsche Vryagie geht ganz in den ton der holländischen Kluchten jener zeit über und ist sicher

lich auf die aufführung berechnet. Anders steht es mit dem Slennerhinke. Er muss ursprünglich in einem engeren kreise von Westfalen und deren niederländischen freunden entstanden und vorgelesen worden sein. Das niederländische publicum konnte eine niedersächsische und overysselsch-geldernsche mundart allenfalls verstehen. Es war darum noch nicht im stande, sich im theater in die sprache münsterländischer und osnabrückischer bauern zu finden, weil es dieselbe zu lesen vermochte.

Der Slennerhinke nimmt nach der sprachlichen seite eine eigenthümliche stellung unter den niederdeutschen dramen ein. Man darf in bezug auf den dialect unter den plattdeutschen stücken des 15 bis 18 jahrhunderts zwei gruppen unterscheiden. Die älteren, wie Claus Bur und Henselin, schließen sich eng an das mittelniederdeutsche an. Die späteren, namentlich die zwischenspiele, welche in hochdeutschen dramen vorkommen, halten sich möglichst an diejenige neuniederdeutsche Koine, welche bis in die zweite hälfte des 18 jahrhunderts in den niederdeutschen städten und überall unter den oberen klassen Niederdeutschlands in gebrauch war 1. Dass die mundart ihren einfluss geltend macht, ist selbstverständlich. Es lässt sich nachweisen, dass die verfasser jener niederdeutschen schauspiele des 16 bis 17 jahrhunderts häufig gar nicht verstanden, da wo sie im dialect sprechende personen einführen, auch wirklich das eigenthümliche ihrer rede schriftlich darzustellen. In der komödie des herzogs Heinrich Julius von Braunschweig,,Von einem wirte oder gastgeber", deren niederdeutsch dem holländischen zuzuneigen scheint, findet sich ein gespräch zwischen Johann Bousset, dem plattdeutschen diener, und einem westfälischen bauer, Wessel. J. Bousset hört, dass der Westfäling im dialect spricht, und doch steht im text kein westfälischer laut und kein westfälisches wort.

Diejenigen hingegen welche die schwänke des westfälischen Speelthuyns niederschrieben, scheinen kaum wissen zu wollen, dass man früher in dieser sprache bücher geschrieben hat. Sie machen den ernstlichen versuch wirkliche volksmundarten wiederzugeben.

Was den Slennerhinke angeht, so soll die dem texte folgende

*

1 Über den gegensatz zwischen stadt- und land-niederdeutsch vgl. die bemerkungen des Osnabrückers J. Klöntrup, abgedruckt in Bezzenbergers beiträgen zur kunde der indogermanischen sprachen bd. II.

grammatik den beweis liefern, dass derselbe, wie J. Grimm in der einleitung zum deutschen wörterbuch s. 89 bemerkt hat, in reiner westfälischer volkssprache geschrieben ist. Der kenner des Westfälischen wird auch ohne diss in den redensarten, in der anordnung der worte, in der art, seine empfindungen auszudrücken, die westfälische volkssprache wie sie bis in unsere tage gewesen ist, wieder erkennen.

Der Slennerhinke ist für Niederländer geschrieben und gedruckt worden. Und hundert jahre hindurch ist das büchlein, in mindestens sechs abdrücken verbreitet, nach dem zeugnisse Hasselts eine lieblingslectüre in gewissen höheren kreisen der Niederlande gewesen. Diesem niederländischen publikum des 17 jahrhunderts machte es also keine schwierigkeit, die nach deutscher weise lautlich dargestellte westfälische volkssprache zu verstehen und unbeirrt durch die gleichen holländischen zeichen für ganz andere laute zu lesen.

Jetzt hat die fränkische sprache der Holländer in den Niederlanden das einst so einflussreiche sächsisch-friesische element so überwuchert, dass man nach der versicherung des herrn van Hasselt höchstens noch in der grafschaft Zütphen diese schwänke verstehen würde. Die holländischen philologen reden wohl von dem dunkel, welches um die wiege der niederländischen sprache schwebe. Was in derselben sächsisch und was nichtsächsisch ist, dürfte sich vermittels der westfälischen volkssprache ohne große schwierigkeit feststellen lassen.

Inhalt.

Erster aufzug. Wir befinden uns im nördlichen Westfalen. Es ist die zeit der heuernte. Ein kühler wind weht von Norden und führt Muffrikas schmauch über die westfälischen gauen. Hinke, RoonDries sohn, trifft auf dem hofe den nachbar Noppen-Tyes. Ihm ist nicht wohl zu muthe nach allem, was er gestern in der stadt gehört und gesehen hat. Es ist wider krieg im lande. Die teufel sind los. Sie sind Satanas allzumal entwischt, um in der welt herumzutanzen. Ihr oberster, von welchem der herr pastor neulich in der kirche redete, der,,wälsche bock", ist auch dabei. Alle geistlichen herren im ganzen lande, ja selbst nicht die heiligen leute, die grauröcke in der stadt mit ihren stricken und leinen, werden sie je wieder binden können. Bald werden sie den bauern sämmtliche kühe zum stalle hinausgetrieben haben. Da mag sich Hinke freuen, dass er sich bislang

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