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keit, das innige Mitgefühl und das freudige Zu jauchzen derer, die dem Beglückten wohlwollen, und ein zartes theilnehmendes Herz besigen; all gemein und tief ist der Eindruck, welchen solche Begebenheiten hervorzubringen pflegen. Lasset da gegen denselben Menschen das Wichtigste erfahren, was uns auf Erden begegnen kann; laffet ihn, besiegt von der Macht der Wahrheit, durchdrungen von der Kraft des Evangelii Jesu, und er griffen vom Geiste Gottes, anders Sinnes wer den; laffet jene Veränderung bey ihm zu Stande kommen, durch die man aus der Sclaverey des Lasters in die Freyheit der Kinder Gottes verseht, und ein neues, beßres Geschöpf wird: und ihr werdet euch vergeblich nach Menschen umsehen, die sich theilnehmend darüber freuen und Glück dazu wünschen; schweigend, in sich gekehrt, und in ein düßtres Nachdenken versunken werdet ihr die erblicken, die noch vorsichtig und bescheiden sind; und die groffe Menge wird statt mitzufühlen, sich gleichgültig wegwenden, statt Freude zu bezeigen, unwillig werden, statt Glück zu wünschen, spotten.

Es mag seltsam und widersinnig scheinen, M. 3., daß unser Herz an Veränderungen, die blos das finnliche Wohlseyn betreffen, und daHer die wichtigsten noch lange nicht sind, so leb. haft Theil nimmt; bey der größten, wunderbar. ften und folgenreichsten hingegen, bey der wahren fittlichen Besserung, sich verschließt, oder wohl gar Abneigung empfindet. Allein ein weiteres Nachdenken macht alles begreiflich. Was dem finnlichen Wohlseyn zuträglich ist, wer weiß das nicht, wer hat nicht Erfahrung davon, wer ist nicht lüstern darnach, wer kann sichs nicht vor

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stellen, wie wohl dem seyn muß, dem so etwas zu Theil geworden ist, und wer verweilt sich nicht mit Vergnügen bey dieser Vorstellung? Ist es also zu verwundern, daß Jedermann mitfühlt, daß schon der Anblick einer solchen Veränderung zur Freude stimmt, daß sich der liebliche Eindruck, den sie auf alle Unbefangene macht, in Glückwünschungen auflöset? Wie unerreichbar für die Sinne des Körpers ist dagegen der Anfang einer wahren Befferung; wie räthselhaft das, was dabey vorgeht, Jedem, der es noch nicht selbst erfahren hat; wie klein ist gewöhnlich die Anzahl derer, die schon in diesem Falle ge. wesen sind; wie tief, ernsthaft und langsam fortschreitend ist die ganze Veränderung selber; wie verwandelt gegen das, was er zuvor gewesen war, findet Jedermann den, bey welchem sie zu Stan de gekommen ist; wie fremde, ungenießbar und beschwerlich wird er insonderheit seinen bisheri gen rohen und lasterhaften Freunden! Und es wåre nicht begreiflich, warum die wahre Sinnesånderung bey den meisten Menschen mehr Widerwillen, als Theilnehmung, mehr Mißvergnügen, als Wohlgefallen erregt; warum man nichts feltner antrifft, als herzliche Freude über die Ret tung und Befferung lasterhafter Menschen?

Und doch, was ist edler, was ist gerechter, was ist würdiger, M. Br., als diese Freude; was sollte vernünftige Geschöpfe, nachdenkende Menschen, Menschen, die Christen seyn wollen, inniger rühren, mächtiger emporheben, und mehr zur fröhlichsten Dankbarkeit gegen Gott begeiStern, als der Anblick eines Sünders, der Buffe thut, als die Rückkehr eines armen Verirrten zur Weisheit und Tugend, zu Gott

und zu Jesu, zur Wohlfahrt und zum Frieden? Aber daran denkt man nicht, das überlegt man nicht, und selbst gebefferte Christen sind nicht ims mer mit dem hohen Werth der Freude bekannt, von der ich spreche, und über die sich das heutige Evangelium mit so grossem Nachdruck erflårt. Nein, ich kann die Gelegenheit, die es mir giebt, eure Aufmerksamkeit auf eine so wichtige, und doch so vernachlässigte Sache zu rich ten, nicht ungenügt lassen. Höret mich mit Sammlung und Nachdenken, und lasset uns Gott bitten, daß er uns fühlen lasse, wozu wir durch Chriftum erlöset und berufen sind. demüthigen uns vor ihm in stiller Andacht.

Evangelium: Luc. XV. v. 1 — 10.

Wir

Fühllose Frommler, die nicht nur keine Freude darüber empfanden, daß durch die Bemühungen Jesu auch lasterhafte Menschen anders Sinnes wurden, sondern diese Bemühungen sogar für anstössig erklärten und sich unwillig darüber bezeigten, beschämt Jesus mit den rüh renden Vorstellungen, M. 3., welche das vorgelesene Evangelium enthält. Der Himmel selbst nimmt Theil daran, wie er sagt, wenn ein Lasterhafter sich bessert; vor den Engeln Gottes ist Freude darüber, wenn ein Sunder Busse thut; die unsichtbare Welt betrachtet einen solchen redlich Wiederkehrenden mit weit mehr Wohlgefallen, als ein ganzes Heer äusserlich ehrbarer Menschen, die, stolz auf diesen Schein von Tugend, einer wahren Sinnesånderung nicht zu bedürfen glauben. Man kann den Werth der Freude über die Besserung lasterhaf ter Menschen nicht anschaulicher machen, M. 3.,

man kann nicht deutlicher zu verstehen geben, wie sehr Jeder, der diese Freude noch gar nicht kennet, Ursache habe, mißtrauisch gegen sich selbst zu werden, als es Jesus hier gethan hat; und feine Belehrung ist so allgemein, die Gründe, deren er sich bedient, sind so wichtig und einleuch tend, daß Allen gesagt ist, was er im Evangelio den Schriftgelehrten und Pharifaern vorhält; daß auch wir Ursache haben, seine Erinnerungen zu Herzen zu nehmen. Von der Freude über die Sinnesänderung lasterhafter Menschen werde ich also dicßmal ausführlicher sprechen. Es ist dreyerley, worauf wir unser. Nachdenken über diese Freude zu richten haben: wir müssen ihre Beschaffenheit; ihre Rechtmässigkeit; und ihre Wichtigkeit in Erwägung ziehen. Jedem dieser Punkte sey also eine kurze Betrachtung gewidmet.

Vor allen Dingen lasset uns genau bestimmen, M. 3., was damit gemeint sey, wenn von einer Freude über die Sinnes ånderung lasterhafter Menschen die Rede ist. Es giebt nämlich Empfindungen, die zwar eine Aehnlichkeit mit dieser Freude haben, aber keineswegs damit verwechselt werden dürfen. Ich spreche also jest nicht von dem Vergnügen über die Verbesserung einzelner FehTer und Unarten bey Andern; auch nicht von dem Vergnügen, das man fühlt, wenn sie einen ehrbaren, oder wohlgar andächtigen Schein annehmen: sondern lediglich von dem Vergnügen über dieje nige Veränderung, durch welche der Laz sterhafte ein ganz andrer Mensch wird, durch die er dem Evangelio Jesu ge

más glauben, gesinnet feyn und han deln lernet. Wir müssen uns bey jeder dieser drey Empfindungen einige Augenblicke verweilen.

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Es giebt ein Vergnügen über die Verbesserung einzelner Fehler und Un arten bey Andern. Manche laster fallen nåmlich so sehr in die Augen, M. Z., sind so schånd. lich und entehrend, werden der menschlichen Ge sellschaft so leicht nachtheilig und gefährlich, pflegen endlich insonderheit denen, die sich in der Nähe des lasterhaften befinden, so beschwerlich zu seyn, und ihnen so viel Schaden zuzufügen: daß es kein Wunder ist, wenn Jedermann ihre Verbesserung wünscht, und sich, sobald sie er. folgt, von Herzen darüber freut. Wird der Zánkische verträglich, der wilde Stürmer behutfam, der Eigensinnige nachgiebig, der Hartherzige mieleidig, der Trunkenbold und Schwelger mässig, der leichtsinnige Verschwender sparsam, der boshafte Verläumder vorsichtig und schonend: wem soll eine solche Veränderung nicht willkommen seyn; wer soll nicht mit Vergnügen Laster aufhören fehen, die den, welcher sie an sich hatte, und die, welche mit ihm in Verbindung standen, auf so mancherley Art unglücklich machten?

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Aber

dieses Vergnügen ist nichts weniger, als die Freude über die Sinnesänderung lasterhafter Menschen, von welcher unser Evangelium redet. Denn vergeffet es ja nicht, das Ablegen eines einzelnen Fehlers, einer auffallenden Unart, eines lasters, durch welches man sich und Andern beschwerlich wird, ist noch keine wahre Befferung. Wer gewißigt durch tausend unangeneh me Erfahrungen, wer gewonnen durch tausend rührende Vorstellungen, wer genöthigt durch

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