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eine alte heidnische Cultusstätte, auf der er selbst erst nach Zerstörung der Götzenbilder die Spuren des alten Aberglaubens getilgt hatte.

Hier

In seinem Schlafgemache liess Bertoald, sein Nachfolger, ein Franke von Geburt, sein eigenes Bett aufschlagen und dafür Gaugerichs Sterbebett in die Medardus - Kirche abführen. Als ihm aber nächtlicher Weile der Heilige erschien und ihn verwarnte, stellte er schleunigst die alte Ordnung wieder her. In dem Schlafgemache aber erbaute er einen Altar. liegen, wie der alte Biograph erzählt, Cleriker fortwährend dem Gottesdienste ob. Aus der dritten Vita wissen wir, dass diese Zelle sich im Norden an die Marienkirche anschloss und bis auf Bischof Rothard († 994/5) stand. Unter ihm wurde sie abgebrochen, weil darunter eine Crypta gebaut werden sollte; der Altar aber wurde nach Osten geschoben. Erst Bischof Gerard, derselbe, welcher die dritte Vita veranlasste, hat ihn bei der Erneuerung der Hauptkirche an den alten Platz zurückgeführt.

Obwohl die alte Vita einen bestimmten Hinweis auf den Ort ihrer Entstehung nicht enthält, so ist es unzweifelhaft, dass sie einem Cleriker von Cambrai verdankt wird. Die Oertlichkeiten daselbst kennt der Verfasser offenbar aus eigener Anschauung. Wenn zuletzt berichtet wird, dass ein gewisser Launerich sich bei Nacht in die Kirche schlich, um das Grab des Heiligen zu berauben, aber durch den Kirchendiener Baudegislus, dem Gaugerich im Schlafe erschienen war, gestört wurde, dass dieser dem Räuber die Beute abnahm und ihn in die Kirche des h. Quintinus entweichen liess, dass ihm später verziehen wurde und er nur noch wenige Jahre lebte, so ist dies eine Erzählung, bei welcher die Feder des Clerikers von Cambrai nicht zu verkennen ist. Auch hinsichtlich der Abfassungszeit findet sich in der kleinen Schrift keine directe Andeutung. Wie aber der Verfasser bei seinen Schilderungen stets die alten Merowingischen Einrichtungen, keine neueren Institutionen vor Augen hat, so zeigt auch die Sprache der Vita, dass sie nicht lange nach Bischof Bertoald', sicher aber

soleum oben erbaut. Der Berg wurde später nach Gaugerich benannt. Hier fand ein sehr besuchter Jahrmarkt an seinem Gedächtnistage statt, der Cambrais Namen weithin bekannt machte. 1) Flod., Hist. Rem. II, 5 (SS. XIII, p. 452) erzählt, dass Bertoald zusammen mit Bischof Somnatius von Reims einer Synode beigewohnt habe. Man nennt diese Synode die von Reims und lässt sie 624 oder 625 gehalten werden (Maassen a. a. O. S. 213). Neuerdings hat jedoch Duchesne in der Académie des Inscriptions (cf. Bulletin critique 1889, S. 159) die Existenz einer Synode von Reims bestritten und mit Recht darauf hingewiesen, dass Flodoard keinen Ort für die Synode angiebt. Er zeigt die Uebereinstimmung der Canones mit denen der Synode von Clichy (626/7 bei

noch im 7. Jahrh. geschrieben ist. Ich gehe hier nicht auf die Fehlerhaftigkeit der Orthographie ein, die mehr oder weniger von Abschreibern verschuldet sein wird, sicher aber beweist, dass die Schrift nicht durch die Feile der Karolingischen Schule gegangen ist. Grammatische Eigenthümlichkeiten der Declination, wie 'ipse baculus', 'capitulus lectionis', 'caster', 'clericati' und 'diaconati officium', der Gebrauch des Passivs für das Activ ('erogatur') dürfen schon mit grösserer Bestimmtheit auf die Rechnung des Verfassers gesetzt werden. Am besten aber beweist immer der Vocabelschatz das Alter des Schriftstellers. Die Ausdrücke 'aspicere' für 'pertinere', 'expetere' für 'adire', 'infestatio', 'praeceptio' (später sagt man 'praeceptum'), 'psallentium' und 'silentium' für den Psalmengesang, sowie die Umschreibungen mit 'dinoscitur', 'noscitur', 'videtur' sind theils überhaupt dem Merowinger-Latein eigenthümlich, theils dem Sprachgebrauche Fredegars verwandt'. Das Verbum 'supplantare' hat die Vita gemeinsam mit dem Lib. H. Fr. c. 47, wie auch die Wendung 'nuncupante' für 'nomine' (Lib. H. Fr. c. 48. 53). Es mögen dies Lieblingsausdrücke des Neustrischen Lateins gewesen sein. Denn die Entstehung der Vita möchte ich nicht bis in den Anfang des 8. Jahrh. hinausschieben, schon wegen der Angaben über die Nationalität der auftretenden Persönlichkeiten. Die Eltern Gaugerichs werden charakterisiert als 'Romanis nationes', sein Nachfolger als 'ex Francorum natione'. Ebenso unterlässt es Fredegar nicht, die Zugehörigkeit seiner Helden zu dem einen oder anderen Volksstamm zu betonen. Diese Sitte kann nur so lange bestanden haben, als das Stammes-Bewusstsein bei der Mischbevölkerung Galliens noch lebendig war, d. h. bis in die Mitte des 7. Jahrh. Zur Zeit des Liber Hist. Franc. war es bereits erloschen.

In roher Form und in gedrängter Kürze schildert uns die alte Vita Gaugerichs den Lebensgang eines schlichten Bischofs des 7. Jahrh., der nach keiner Seite hin hervorgetreten ist. Ist daher auch der historische Gewinn aus dieser Quelle ein beschränkter, so liefern uns doch die wenigen, aber sicheren Nachrichten, welche sie bringt, eine sehr erfreuliche Bestätigung unserer Kenntnisse der Merowingerzeit, aber auch eine Erweiterung. Denn dass Cambrai zu Childeberts Reich gehört hat, ist anderswoher nicht bekannt.

Das

Friedrich a. a. O. S. 61) und behauptet, dass beide identisch seien.
Theilnehmerverzeichnis Flodoards stimmt aber nicht völlig mit den Unter-
schriften von Clichy, wie gleich Bertoalds Name hier ganz fehlt.
Belege findet man in den Glossaren zu den Script. rer. Merov.

1) Die

IX.

Kritische Beiträge

zu den

Akten der römischen Synode

vom 12. April 732.

Von

0. Günther.

In dem ersten Theile seiner Schrift 'Due monumenti inediti spettanti a due concilii Romani de' secoli VIII. ed XI.' (= Annali delle scienze religiose 1854) hat De Rossi ausführlich über vier mit Inschriften versehene Marmortafeln gehandelt1, die nach der Angabe des um die Sammlung von christlichen Inschriften so hochverdienten Petrus Sabinus einst in der alten Peterskirche angebracht waren 'super sepulcro Gregorii tertii pontificis in fundamentis tabernaculi, in quo reposita est lancea nostri redemptoris, ubi prius erat oratorium beatae virgini dedicatum ab eodem Gregorio'. Heute sind von ihnen nur noch Reste erhalten, die sich in den Crypten des Vatican befinden. Die erste Tafel (I.) ist am Anfang, die dritte (III.) am Anfang, am Ende und an der rechten Seite verstümmelt, von der vierten (IV.) ist nur eine Reihe einzelner Bruchstücke auf uns gekommen, und die zweite (II.) ist im Original gar völlig verschollen. Wenn es De Rossi trotzdem möglich war, den Text so gut wie vollständig herzustellen, so lag das vor allem an dem Umstande, dass eben Petrus Sabinus wenigstens drei der Tafeln (II. III. IV.) in die Sammlung christlicher Inschriften aufnehmen konnte, die er 1495 Carl VIII. von Frankreich überreichte, und dass es den rastlosen Nachforschungen De Rossi's gelang, eine Copie dieser Sammlung in einer Venezianer Handschrift, dem Cod. Marc. lat. X, 195, saec. 15 ausfindig zu machen. Tafel I. kannte Sabinus nicht; lange Zeit verschollen, kam sie erst 1616 verstümmelt wieder zum Vorschein; die drei übrigen jedoch waren, als er sie abschrieb, noch völlig intakt, nur dass von III. der Schluss fehlte, den also auch der Marcianus nicht giebt. Das bisher vorliegende Material war also folgendes; wir hatten

im Original:

vorn verstümmelt

in der Abschrift des

Sabinus:

I.:

II.:

vollständig

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vollständig bis auf den

rechten Seite verstümmelt

Schluss

IV.:

fragmentarisch

vollständig,

1) Kürzlich dann auch Inscr. Christ. Urb. Rom. II, LXVI unter Nummer 8 und 9. Zu vergleichen ist noch Duchesne, Lib. pontif. I, 422 f. und Dionisi, Crypt. Vat. zu Tafel IV, V, VIII. 2) Vergl. De Rossi,

Due monumenti etc., 9 f. 3) Facsimiliert bei Dionisi a. a. O.

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