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Ueber die Briefe des Guido von Bazoches habe ich schon in den Sitzungsberichten der Berliner Akad. d. Wiss. vom 13. Febr. 1890, S. 161-179, eine vorläufige Mittheilung gemacht. Sie berühren freilich die deutsche Geschichte unmittelbar fast gar nicht, aber im kulturgeschichtlichen Gebiet, und namentlich auch bei der mittelalterlichen Dichtung, haben wir uns nie an diese Schranken gebunden. Ganz besonders aber sind gerade die französischen Schulen und litterarischen Studien im zwölften Jahrhundert von unmittelbarster Bedeutung für Deutschland, weil damals alle hervorragenden Kleriker ihre Bildung von dort holten, und die Handschriften deutscher Klöster voll sind von Versen, welche aus Frankreich stammen oder auch nach französischen Vorbildern gearbeitet sind. Deshalb also mögen auch hier einige Auszüge aus jenen Briefen und einige der Verse des Guido Aufnahme finden.

Die einzige bekannte, von Waitz zuerst im Arch. VIII, 596 nachgewiesene Handschrift stammt aus Orval und befindet sich jetzt in der öffentlichen Bibliothek zu Luxemburg, von wo sie Herr Bibliothekar Dr. N. Muller in Folge gütiger Vermittelung des Herrn Generaldirector Dr. Wilmanns bereitwilligst hersandte. Sie ist, wenn man die Schrift auch leicht für etwas jünger ansehen könnte, doch gewiss das Original des Verfassers. Es ist durchaus keine gleichmässige Abschrift, sondern es sind von verschiedenen Händen gemachte Copien, sorgfältig corrigiert, und zwar an einigen Stellen so, dass man darin nur die Hand des Vf. selbst sehen kann. Kein anderer würde Anlass gefunden haben, eine Beziehung auf den Schwanenritter, und in der Rede über den Kirchenstreit in Châlons einige Eigennamen dick zu durchstreichen. Auch wäre bei einer Abschrift nicht zu erklären, dass einige Briefe sich theilweise doppelt vorfinden. Ferner sind, nachdem die Sammlung schon ausgegeben war, denn Guido sagt in seinem Geschichtswerke, dass er die Kreuzzugsbriefe in nostro iam pridem epistolari libro' mitgetheilt habe, noch andere Stücke hinzugefügt.

Wir werden also anzunehmen haben, dass Guido schon von seiner Studienzeit her die Concepte in seinem Briefbuche aufbewahrt hatte, und zum Behuf der Ausgabe eine Auswahl traf, vermuthlich auch noch eine Ueberarbeitung vornahm,

Frei erfundene Briefe sind es sicher nicht; man empfindet überall die Anknüpfung an die Wirklichkeit, und als Muster würden sicherlich andere Themen gewählt sein.

Jeder Brief beginnt mit einer einfachen rothen Initiale, und die ersten zwei Zeilen, welche die Adresse nebst der Salutatio enthalten, sind von anderer Hand ausgefüllt, was aber zuweilen unterlassen ist.

Wir kennen Guido nur aus seinen Werken und aus einer kurzen Notiz in der Chronik des Albrich von Trois-Fontaines. Er war von recht ansehnlicher Abkunft, welche er mit besonderem Vergnügen durch seine Grossmutter Aelidis, Tochter Balduins II. von Hennegau, bis auf Chlodwig hinaufführt. Ich gebe hier eine Stammtafel.

Balduin II, 1070 Graf von Hennegau,

1098 bei Nicaea gefangen,

verm. mit Ida, Tochter des Grafen Heinrichs II. von Löwen.

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Nach dem 7. Briefe war Guido der Erstgeborene, wenigstens seiner Mutter, und nach dem 30. schon bei seiner Geburt der Kirche gelobt1; nach dem 2. und 30. hat ihn schon in seinem siebenten Jahre sein Oheim, der Bischof Haimo von Châlons, damals aber noch Archidiaconus, der Mutter entführt, und ihn als Bischof zum Geistlichen geschoren. Der frühe Tod des gelehrten, sehr gepriesenen Bischofs (1153) ist seiner Laufbahn offenbar sehr schädlich gewesen; er muss aber schon in diesen ersten Studienjahren sich einen grossen Theil der mannigfaltigen Kenntnisse angeeignet haben, welche seine Briefe wiederspiegeln, und namentlich auch die nicht unbedeutende Gewandtheit im lateinischen Ausdruck, wohl auch schon die oft kaum erträgliche Ueberfülle, wenn wir nämlich auch die

1) Das hatte ich bei der früheren Mittheilung wegen unrichtiger Interpunktion nicht richtig verstanden.

schon vor seiner Pariser Studienzeit geschriebenen Briefe, wie sie uns jetzt vorliegen, in dieser Form als authentisch betrachten dürfen. Auch verschiedene Metren und Rhythmen verwendet er mit nicht gewöhnlichem Geschick. Er hat es sich nämlich zur Regel gemacht, jeden Brief mit Versen zu beschliessen.

Eine kurze Analyse der Briefe gab zuerst der Graf Riant in der Revue de Champagne et de Brie (1876) I, 1-9, vorzüglich aber berichtet er auch über die Pariser Handschrift Lat. 4998 aus Saint-Médard de Soissons, worin er zuerst das Werk unseres Guido erkannte1. Dieses enthält zuerst die, auch unten im 36. Briefe von ihm erwähnte, auf den Wunsch seiner Mutter geschriebene Apologie 'contra maledicos' in drei Büchern, worin er sich rechtfertigt, dass er anstatt ehrgeiziger Bestrebungen sich der litterarischen Musse hingebe; die weiteren Bücher sollen den Beweis liefern, dass diese Musse nicht unfruchtbar sei. Zuerst folgt als viertes der 'Libellus de regionibus mundi', dann der Liber diversarum historiarum', eine Weltchronik in acht Büchern. Wir kennen sie bis jetzt nur aus den wenigen von Waitz SS. XXVI, 216-218, mitgetheilten Auszügen und den umfangreicheren Stellen, welche Albrich daraus entnommen hat. Der Werth ist augenscheinlich für uns nur gering.

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Albrich kannte das ganze Werk und berichtet darüber zum Jahre 1203 (SS. XXIII, 882): 'Guido, cantor S. Stephani Cathalaunensis, frater Nicholai viri nobilis de Bazochiis et abbatis Milonis S. Medardi Suessionensis, scripsit librum unum apologeticum, et usque ad mortem regis Richardi librum historiarum, a mundi principio breviter transcurrendo usque ad tempus suum, cuius dicta suis in locis in hoc opere annotavimus, et scripsit de mundi regionibus libellum unum, in eodem volumine coartatum, et preter hec volumen aliud satis rhetoricum epistolarum diversarum. Unde et quia ista scripsit, et quia in hoc anno decessit, hec de eo diximus, ut sciatur quis fuerit.

Indem wir nun die weitere Ausbeutung jener Handschrift, namentlich der Apologie, welche nach der Angabe des Grafen Riant kulturgeschichtlich reichhaltig ist, Anderen überlassen oder auch die Ausführung der von Riant einst beabsichtigten Ausgabe seiner Werke abwarten, beschränken wir uns hier auf einige Auszüge aus den Briefen.

1. An den Erzbischof Heinrich von Reims, Guido de Basochis. So nämlich erscheint immer sein Name, ohne irgend einen Zusatz. Er preist den Erzbischof, K. Ludwigs VI. Sohn, bei seiner Erhebung (1162) über alle Massen und weist

1) Den 4. Brief hat Élie Berger im Bulletin de la Société hist. de Paris (1877) IV, 38-40, vollständig mitgetheilt.

seine stirps regia nach: 'De primo Henrico Germanorum rege, qui primi pater Ottonis imperatoris et Hadevidis, nobilissime coniugis Hugonis, famosi quondam principis et inferioris Francie magni ducis (fuit). E quibus itidem Hugo progenitus, quem sua probitas ab omnibus approbata, reprobata Karoli Magni progenie, iam pridem sensus et vigoris inopia laborante, sublimavit in regem Francorum; de quo Robertus rex, qui meruit dici regum piissimus; qui regem Henricum, de quo Filippus rex, qui Ludovicum magnificum regem genuit, patrem tuum'. Den Schluss bilden Verse zu Ehren des h. Remigius.

2 (fol. 4). 'Magistro suo R. G. de Basochis, alumpnus et discipulus suus licet indignus'. Er spricht viel von seiner Reue und scheint auf Abwege gerathen zu sein, welche er aber im Dunkel lässt. Den R. preist er in seiner überschwänglichen Weise, und hier kommt es vor, dass er von ihm sagt: 'Pretereo quod me nondum bene septennem, maternis raptum e thalaeducasti'.

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3 (fol. 7). R. de Roseto, karissimo suo'. Der hat den Antritt einer geistlichen Würde gefeiert, vermuthlich die später oft erwähnte festivitas baculi; Guido aber war verhindert an der Feier theilzunehmen, 'quoniam dulcedo scolaris ergastuli libera me captione detentum his interesse prohibuit'.

4 (fol. 11). 'Nobili adolescenti'. Er meldet ihm, dass er jetzt in Paris sei, was ihm zu einer Schilderung der Stadt Anlass giebt, welche wir hier mittheilen.

'Status itaque meus hic est. Sum quidem Parisius, tam mentis, quam corporis sanitate iocundus; si frueris eadem iocundior, iocundissimus si te non deesse1 contigisset. Sum quidem Parisius in urbe regali, que non solum dulciflua naturalium dotum retinet oblectatione presentes, set etiam remotos allicit, invitat absentes. Sicut enim luna splendidioris speculi maiestate sidereum sepelit iubar, non aliter urbs prefata super ceteras urbes, diademate regie dignitatis, imperiosum caput attollit. Sedet in gremio vallis deliciose, quam montium coronat ambitus, quos Ceres et Bachus studiis certantibus ornant. Secana inter agmina fluviorum non humilis, superbus alveo, decurrens ab oriente caput, cor, medullam totius. urbis duobus circumplectens brachiis, insulam facit. Suburbia duo dextra levaque porriguntur, quorum minus precellens invidiosis urbibus invidiam parit. Ab utroque suburbio duo lapidei pontes in insulam protenduntur, quorum uterque nomen a sua sortitus est quantitate. Magnum enim eum cuius faties ad aquilonem et mare spectat ad Anglicum, oppositum autem illi, qui patet ad Ligerim, parvum pontem appellaverunt. Pons ille qui magnus dicitur,

1) deesset Hs. 2) ortantibus Hs,

Densus, dives, emax, fervet, suspirat, abundat,
Navigiis, opibus, mercibus, innumeris.
Navigiis fervet, opibus suspirat, abundat

Mercibus: Ecce parem non habet iste locus.

Pons autem parvus aut pretereuntibus aut spatiantibus, aut disputantibus logicis dedicatus est. In eius insule sinu precelsa palatii regalis altitudo consurgit, que totius urbis capitibus humero minatur audaci. Eam non tantum mirabilis operum structura, quantum nobilis illius regni reverenda commendat auctoritas.

Hec est illa domus, Francorum gloria, quorum
Perpetua laudes secula laude canent.

Hec est illa domus, cuius ditione tenetur
Gallia marte potens, Flandria dives opum.
Hec est illa domus, cuius Burgundia sceptrum,
Normanni imperium, Britones arma_timent.

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In hac insula regale sibi solium ab antiquo filosofia collocavit, que sola, solo comite contempta studio, perhemnem lucis et immortalitatis possidens arcem, victorioso pede calcat mundi iam pridem senescentis aridum florem. In hac insula perpetuam sibi mansionem septem pepigere sorores, artes videlicet liberales, et intonante nobilioris eloquentie thuba decreta leguntur et leges. Hic fons doctrine salutaris exuberat, et quasi tres rivos ex se limpidissimos ad prata mentium irriganda producens, dividit tripliciter intellectum sacre pagine spiritalem, in hystoricum, allegoricum et moralem'.

Deshalb also fordert er auch seinen Freund auf, dorthin zu kommen. Angefügt ist eine poetische Klage um einen kürzlich verstorbenen Guido, den er als 'flos militiae' und 'inclitus armis' bezeichnet und Castellio nennt. Die von Bazoches gehörten zum Hause der Châtillon, und es wird also ein Verwandter gewesen sein.

5 (fol. 13). Adolescenti carissimo', dessen Abreise er beklagt, da er nun allein in Paris geblieben sei. Er fürchtet sehr, dass der Freund die weltlichen Vergnügungen den Studien vorziehen wird. Diese Vergnügungen werden mit lebhaften Farben geschildert; es sind dieselben, namentlich die Jagd, welche er später noch wiederholt rühmt und feiert. Zunächst wird der Freund, der vermuthlich ein Canonicat in Châlons antritt, der Stadt am Anfang des Jahres das Bakelfest ausrichten, wozu er ihm ein Lied sendet.

"Verum quia te cognovi promerende secularis amore glorie et dulcedine leticie iuvenilis illectum, quanta decet hylaritate nobilem animum, expectata gaudia de baculi festivitate clero populoque tue civitatis in anni principio redditurum, carmen

1) didic. Hs. 2) d. i. contenta.

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