Weiße. Die Wahrheit, die man stets in schmußigem Gewande, Oft auch in ihrer Blöße flieht, Verlor oft unter uns die Macht der sanften Bande Womit sie Herzen an sich zieht. Dort sahn wir sie geschmückt von Gay und Lafontais nen, Und neideten ihr Vaterland : Da gab die Menschlichkeit ihm die Gewalt der Thrås nen, Die Fabel ihm ihr leicht Gewand. Er warfs der Wahrheit um. Nun prangte sie mit Zür gen Des Reizes und der Harmonie, Und jedes öffnete das Herz ihr mit Vergnügen, Und ganz Germanien, vom Thron bis zu den Hütten, Nahm Beß'rung im Geschmack, mit ihm auch beß're Vielleicht auch beß're Herzen an. Der Mütter erst Geschenk an ihre zarten Kleinen Sie lallten Gellerten, und lernten ohne Weinen, Du Knabe, wein' um ihn! von Lieb und Dank Wein' deinen Freund, mein Mädchen, du! let, Wie segnend lächelt' er dir zu! Dich, deutsches Lustspiel, sah mit Abscheu oder Gähnen` Dich lehrt er lächeln, dich die Freuve sanfter Thrånen, Nun borgt es weiter nicht von Franzen oder Britten Auf deutschen Bühnen sah man auch ißt deutsche Sits 1 Weiße. C Doch für ein solches Herz warst du, o Welt, zu enge, Nicht nüßlich wollt' er bloß; durch heilige Gesänge Da warf er sich in Staub vor Gottes Throne nieder, Und der Allmächtige vernahms und hörte nieder, Er fang. So wurdest du von wenig Menschenzuns gen, Gott, Mittler, und Religion, So geistreich, mächtig, schön, empfindungsvoll gesuns gen! Es sprach das Herz aus jedem Ton. So hub er durch Gesang viel tausend schwache Seelen Der Spötter selbst horcht auf, und gönnet den Befeh: Des Heils schon ein geneigter Ohr. Er wird gerührt, er glaubt an einen Gott der Götter, Und betet an und dankt, dankt Gellerten dem Retter Heil dir, o Gellert! Heil! Steigt von den Dankaltå: ren Das Morgenopfer, dein Gesang Bis zu den Sphären auf, so dringt auch zu den Sphås ren Für dich des frommen Beters Dank. Oft schläft er mit dir ein. In deinem sanften Liede Und ruhet sanft, und wünscht im Traume dem noch Friede Der ihm die süße Stärkung gab. Ja du, du tröstest ihn in seiner lehten Stunde: Da stammelt er von dir im Tod Noch Noch einen Seufzer, stirbt mit Gellerten im Munde:, Triumph, o Gellert, dir! wie viele tausend Segen Wie viele flogen ihr vom Himmel schon entgegen Ja; o! wer sagt es mir, was töneten für Lieder Den Engeln, Seligen, im ganzen Himmel wieder, Und welche Lieder dann, als mit dir nun dein Engel Sie deiner Tugend Lob, die deiner Menschheit Mångel- Und dann die Stimm' erklang von tausend frommen Dies ist doch, wo gerath ich hin? Mich schlägt ein blendend Licht zurück in tiefes Schweiz gen: Noch fühl ich, daß ich Erde bin. Ich fühl's! ich harre noch allein' bei Gellerts Grabe. Die schwarzen Flügel aus; was ich verloren habe, Ich sah des Jünglings Fuß zu jenem Lehrstuhl' eilen und wo er, Frömmigkeit und Tugend mitzutheilen ་ Den Balsam seiner Lehr ergoß. Wo Helden oft im Krieg' bei Greis und Jüngling sass und sen, (für den Lehrer, welch ein Lohn) Die Lorbeernårndte gern voll Friedenswunsch vergaßen, Ich seh an deiner Thür' den lehrbegier❜gen Armen Wann er für Liebe Haß, Verweise für Erbarmen Ich höre Våter dich für ihre Söhne flehen, Und wer hat ungehört dich Einen bitten sehen? Weiße. Weiße. Wer wagt's seit deinen Werth Germanien erkenntet, Daß er sich nicht von dir noch einen Schüler nennet, Ach! taub ist nun dein Ohr, die Thüren sind verschloss Der Lehrstuhl einsam und verwaist! Der Jüngling steht von fern, indem er überflossen „Ach dort! dort war der Mann, der mich zur Tugend Der mich der Thorheit Pfad' entriß, „Der liebreich seine Hand nach mir Verlaßnen streckte, Und mir den Weg zum Himmel wies." Ja Jüngling, er ist hin! Von vielem Jammer müde Der Fromme schlummre sanft! mit ihm sei Gottes Wie er, so schlummre jeder ein! Der Saame, den er hier durch Lehren und durch Les ben So hundertfältig ausgestreut, Wird sich auf Kindeskind zur schönsten Frucht erhe ben, Die noch in jener Welt gedeiht! Ihr kleinen Zeugen, Ihr, der våterlichen Schmers zen, Welch Glück, daß Ihr ihn noch gekannt! - Sehr oft werd' ich mit Euch auf diesen Hügel steigen, Ihr junge Blumen pflückt, Euch unter Thrånen zeis Welch' heil'ge Asche drunter ruht: „Die Asche Gellerts ifts! Gott wohnt' in seinem Her: zen, Und Menschenlieb' in seiner Brust: „Gefällig noch im Ernst und heilig noch im Scherzen, „War Wohlthun seine größte Lust. „Gefürchtet und geliebt vom Alter, von der Jugend, Galt ihm Religion und Pflicht „Weit mehr als eine Welt; und fand er keine Tugend, Dann sollt Ihr beide mir auf diesem Grabe schwören, In Gellerten nicht nur den Dichter zu verehren, Weiße. |