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Volk ist der Gott und der souveräne Herr, also fort mit Königen, fort mit Priestern, die unter dem Vorwande der Religion uns nur knechten, zu Sklaven machen wollen, um über uns zu herrschen und von der Frucht unserer Arbeit sich zu ergößen. Diese und ähnliche Worte kann man täglich aus dem Munde des gemeinsten Mannes vernehmen, und wehe, wenn einmal das durch die falsche Philosophie und das böse Beispiel der Gelehrten verführte Volk zur Herrschaft gelangen sollte. Um diesen Feind der Ordnung und des irdischen Wohlseins, der Kirche und des Priesterthums und der Religion überhaupt zu überwinden, soll der Priester selbst beten und Andere beten lehren und zum Gebete ermahnen. Die christliche Religion lehrt auch, daß alle Menschen vor Gott gleich sind und daß sie ein Recht auf das nothwendige tägliche Brod haben. Allein die christliche Religion lehrt auch, daß es zur Erhaltung der irdischen Ordnung Obere und Regenten und weltliche Geseze geben müsse, die ein Jeder auch um des Gewissens willen zu beobachten hat. Die christliche Religion predigt die allge= meine Menschenliebe und wahre Humanität, daß die Reichen von ihrem Ueberfluß den Armen geben, die Armen aber geduldig sein sollen. Die christliche Religion lehrt, daß jeder Mensch nach seinen Kräften und Verhältnissen im Schweiße seines Angesichtes arbeiten soll, um sich das tägliche Brod zu verdienen, und daß es Einen Gott und Vater im Himmel gibt, der durch seine Vorsehung für alle Menschen sorgt und ihnen das zum Leben Nothwendige zur rechten Zeit geben wird, daß es einen gerechten Richter gibt, der das Böse und Ungerechte ewig in der Hölle bestrafen, die Gerechten aber für alle ihre Leiden, die sie hier erdulden mußten, im Himmel ewig belohnen wird. Um aber diese Lehren der christlichen Religion wirklich dem Volke einzuprägen, durch dieselben die gegenwärtig verbreiteten schlechten und gottlosen Grundsäße zu beseitigen, um die christliche Liebe und den Gehorsam gegen die Autorität wieder unter das Volk einzuführen und fruchtbringend zu machen, braucht der Priester das demüthige fromme Gebet. Er braucht es für sich selbst, er selbst soll beten, damit er die Achtung und den Gehorsam gegen seine kirchlichen Obern die canonica obedientia et reverentia

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stets bewahre, wie er es bei seiner Ordination versprochen. hat, damit er mit den bescheidenen Einkünften, den bescheidenen Verhältnissen, in die er versezt wurde, zufrieden sein lerne, damit er die wahre werkthätige Liebe zu seinen Mitmenschen pflege und ausübe. Er braucht das Gebet, um für das arme irregeführte Volk die Gnade und Barms herzigkeit Gottes anzuflehen und demselben das tägliche Brod vom himmlischen Vater zu erwirken. Er braucht das Gebet, damit er auch die seiner Obhut Anvertrauten beten lehre und so dem allgemeinen Verderben entgegen arbeite. Er braucht das Gebet, um die der Kirche und dem Priesterthum durch die Feinde der Ordnung drohenden Gefahren abzuwenden und sich selbst den Frieden und ruhige Zeiten zu erbitten. Wie der heilige Dominikus im geistlichen Kampfe wider die Irrthümer und Unordnungen der Albigenser das Gebet des Rosenkranzes als mächtigste Waffe angewendet hat, so soll auch in unserer Zeit der Priester das demüthige fromme Gebet und die Betrachtung der Geheimnisse, des Lebens, Leidens und der Verherrlichung Christi im heiligen Rosenkranz theils selbst üben, theils die Uebung desselben im Volfe befördern und ver breiten; denn wie einerseits ähnliche Gefahren in unserer Zeit der Kirche und dem allgemeinen Wohl drohen wie zu den Zeiten des heiligen Dominikus, so ist andererseits das demüthige Gebet und die Fürsprache Mariens auch jezt noch mächtig genug, um uns vor diesen Gefahren zu be wahren.

Der Priester soll also beten, weil er als Mensch, als Christ und als Seelsorger das Gebet zur Verbreitung des Reiches Gottes und zur Ueberwindung seiner Feinde in sich und in Andern braucht, weßhalb ihm auch das Gebet von Christus, von den Aposteln und von der heiligen Kirche dringend anempfohlen und zur Pflicht gemacht wird; der Priester soll beten, weil er durch das Gebet sich dem dreieinigen Leben Gottes nähert, von der Welt aber und ihren Gefahren entfernt.

Zweiter Punkt.

Der Priester soll beten, viel und eifrig beten, er soll ein Mann des Gebetes sein; was aber soll er beten? Auf diese Frage ist nach dem Vorhergehenden leicht zu antworten. a) Der Priester soll ein Mittler zwischen Gott und den Menschen sein, wozu er durch seine heilige Weihe von der Kirche ermächtigt wurde, er soll dieses heilige Amt im Namen der Kirche und im treuen Gehorsam gegen dieselbe verwalten. Nun trägt ihm die Kirche auf, daß er viel und eifrig bete und gibt ihm ein besonderes Gebetbuch in die Hand, welches sie sein Officium, Officium canonicum, Officium divinum nennt, welches täglich zu persolviren seine Pflicht ist, so daß er, wenn er ohne hinreichenden Grund einen namhaften Theil desselben zu beten vernachlässigt, eine schwere Sünde begeht, und einen verhältnißmäßigen Theil der kirchlichen Einkünfte zurückzugeben im Gewissen verpflichtet ist. Es wird gewöhnlich in allen Exercitien die Pflicht des Breviergebetes besonders hervorgehoben und den Priestern ans Herz gelegt, und die öftere Wiederholung dieser Ermahnungen ist durchaus nicht unnük, sondern nothwendig; weil das Breviergebet wirklich ein langes, schweres Gebet ist, in welchem einzelne Psalmen sehr häufig wiederholt werden und eben deßhalb dem Beter lästig fallen, weil es eigentlich ein Chorgebet ist und für die Privat-Recitation nicht recht geeignet zu sein scheint, weil es nach der Ansicht mancher Priester ein bloßes Lippengebet ist und den Geist und das Gemüth trocken läßt; aus welchen Gründen, wie die Erfahrung lehrt, in der That viele Priester froß allen Ermahnungen / das Brevier sehr häufig zum großen Theil oder wohl ganz und gar vernachlässigen. So will auch ich in diesen Exerci tien diese Ermahnung nicht unterlassen, aber um nicht oft Gesagtes in längerer Rede zu wiederholen, nur im Kurzen auf zwei Punkte aufmerksam machen. Nämlich zuerst darauf, daß die Gewohnheit das Breviergebet ungemein unterstüßt. An was der Mensch durch längere Uebung gewöhnt ist, das fällt ihm nicht schwer, die Gewohnheit hilft es ihm ertragen, nun so gewöhnen wir uns an, das Breviergebet

gewissenhaft zu persolviren. Wir sind Männer, fassen wir also einen männlichen festen Vorsaß: ich will einmal mit dem Breviergebet Ernst machen und anfangen, es pünktlich zu beten. Dabei wollen wir keine Entschuldigungsgründe gelten lassen; beim ernsten festen Willen und einer guten Zeiteintheilung wird es dem Priester bei allen seinen Amtsgeschäften immer möglich sein das Vrevier zu beten, ohne deßhalb die übrigen Pflichten zu vernachlässigen; die Erfahrung lehrt auch wieder, daß es Priester gibt, die in ihrem ganzen priesterlichen Leben nicht einmal auf Reisen oder in Krankheitsfällen das Breviergebet ausgelassen oder verkürzt haben. Man kann ja auch bei einem Spaziergang, oder bei den Gängen zur Filialkirche, Filialschule, zum strankenbesuch eine oder die andere Hore verrichten; man kann die Unterhaltung beim Mittag- oder Abend-Effen abkürzen, unnüße Besuche unterlassen und den Mitgenossen, wenn sie einen aufhalten wollen, gerade heraus erklären: jest muß ich mein Brevier beten, ich schäme mich der heiligen Kirche und meiner Pflichterfüllung nicht. Hat man nur durch ein Jahr diese Uebung beharrlich fortgesezt, so wird man finden, daß sie immer mehr und mehr leichter wird, und bei fortgesetter Uebung durch mehrere Jahre wird man es sogar dahin bringen, daß man es gar nicht aushalten würde, ohne das Brevier persolvirt zu haben sich zur Ruhe zu begeben. Die Liebe ist erfinderisch, sagt ein Sprüchwort, und wenn wir einmal aus Liebe zur heiligen Kirche und zu unserem geistlichen Berufe das Brevier gewissenhaft zu beten beschlossen haben, so wird auch diese Liebe erfinderisch genug sein, die Zeit hiefür ftets heraus zu bringen. Dann wird man sich aber auch überzeugen, daß das Breviergebet fein so trockenes Gebet, kein bloßes Lippengebet ist, wie es Manchen, die es nicht näher kennen, zu sein scheint, und das ist das zweite, vorauf ich aufmerksam machen will. Im Gegentheil ist es ein streng kirchliches, fruchtbares Gebet, welches leicht in uns Leben werden kann, so daß wieder von diesem innern Leben auch Andern mittheilen können. Wie lebendig ist jeder Theil des Tages, wie lebendig und schön das ganze Kirchenjahr im Brevier dargestellt; welch ein tiefer Sinn liegt in der Anordnung der Psalmen, im Zusammenhang der Anti

phonen mit den Psalmen, der Responsorien mit den Lektionen, der einzelnen Horen unter einander. Der eifrige Beter des Breviers wird veranlaßt, die heilige Schrift, die Reden und Homilien der heiligen Väter, die Lebensgeschichten der Heiligen wenigstens in kurzen Bruchstücken zu lesen, und diese Lesungen dazu zu benüßen, wenn es halbweg möglich ist, das, was im Brevier nur angedeutet ist, in der heiligen Schrift selbst, in den Werken der heiligen Väter und in den Biographien der Heiligen ausführlich nachzulesen. Ich habe mehrere eifrige Priester gekannt, welche in der Zeit, in welcher in der sogenannten scriptura occurrens im ersten Nokturn aus einem bestimmten Buch der heiligen Schrift gelesen wurde, dieses Buch seinem ganzen Inhalt nach durchgelesen haben; welche sich ein oder das andere Werk der heiligen Väter zu verschaffen gewußt haben, um dann in demselben die Fortseßung dessen, was im Breviervorgekommen ist, nachlesen zu können. Ebenso haben sie sich gute Erklärungen der Psalmen und Biographien der Heiligen verschafft, und wenn im Officium ein selten vorkommender Psalm gebetet, oder die Lebensgeschichte desjenigen Heiligen, dessen Biographie sie besaßen, angedeutet wurde, so lasen sie, wie es die Zeit gestattete, die Erklärung dieses Pialmes oder etwas Näueres aus der Biographie dieses Heiligen. Auf diese Weise wurde das Brevier in ihnen Leben und ein reichhaltiges Material für ihre Predigten und sonstige Unterweisungen. Ich kannte einen Priester, der im ersten Jahre zu seinen Predigten die scriptura occurrens nach der Anordnung des Breviers benüßte, im zweiten Jahr die sermones Patrum und die Lebensgeschichten der Heiligen aus dem zweiten Nokturn, im dritten Jahr die Erklärungen der heiligen Evangelien im dritten Nokturn, und im vierten Jahr die Psalmen nach einem guten Commentar. Und wie gerne wurden diese Predigten vom Volke angehört.

b) Noch tiefer aber kann und soll der Priester in den Geist des Breviergebet eindringen, wenn er es mit dem heiligen Meßopfer verbindet. Die würdige Darbringung dieses Opfers ist ein weiterer Gegenstand des priesterlichen Gebetes. Nicht umsonst hat die Kirche das Missal_mit_dem Brevier in innigen Zusammenhang gebracht, so daß sie

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