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Dritte Betrachtung.

„Libera nos, salva nos, vivifica nos,

o beata Trinitas." Brev. Rom.

Die Kirche feiert am 17. September die Eindrückung der heiligen Wundmale Christi in den Leib des seraphischen heiligen Franziskus. Der heilige Bonaventura beschreibt dieses große Wunder der Liebe Gottes also: „Als Franziskus, der wahrhaft getreue Diener und Bote Jesu Christi im Gebete auf dem Berge Alverna verweilte, durch die seraphische Gluth seiner Sehnsucht sich zu Gott er hebend und durch die lösenden und gestaltenden Kräfte des innigsten und zärtlichsten Mitleides in den sich umbildend, der im Ueberfluß seiner Liebe für uns gekreuzigt werden. wollte, erschien ihm eine Gestalt gleich einem Seraph mit sechs glänzenden, flammenden Flügeln, die vom Himmel zu ihm herabschwebte. Und als diejer Seraph im schnellsten Fluge bis in die Nähe des Heiligen gekommen, sah dieser zwischen den Flügeln das Bild eines Gekreuzigten, der mit ausgespannten Händen und Füssen an das Kreuz ange= heftet war. Zwei jener leuchtenden Flügel waren zum Fliegen ausgestreckt, und zwei umhüllten den Körper. Als Franziskus dieser Erscheinung ansichtig wurde, ergriff ihn Erstaunen, und eine mit Schmerz gemischte Wonne kam in sein Herz. Er genoß die seligste Freude über die Gegenwart Jesu Christi, der ihn in Gestalt des Seraphs so wunderbar und traulich anblickte; zugleich aber durchführ der Anblick der Kreuzigung mit dem Schwerte des mit leidenden Schmerzes seine Seele. Was ihn aber in Verwunderung seßte, war der Widerspruch, der zwischen der Unsterblichkeit eines seraphischen Geistes und diesem leidenden Zustande, in welchem er ihn erblicken mußte, statthatte. Darum vermochte er das Gesicht nicht zu begreifen; doch bald erkannte er durch höhere Erleuchtung, womit ihn Gott wie einen Freund begnadigte, daß diese Erscheinung ihm. darum geworden sei, um ihm anzudeuten, er solle nicht durch das äußere Marterthum des Leibes, sondern durch die innere Entzündung des Gemüthes ganz in ein Bild des Gekreuzigten umgewandelt werden. Als daher die Er

scheinung verschwunden war, ließ sie einen wunderbaren Brand in seinem Herzen zurück; aber auch seinem Leibe waren ebenso wunderbare Zeichen eines Gekreuzigten eingedrückt, als wenn sein Fleisch, weichem, geschmolzenen. Wachs gleich, die Merkmale eines Siegels angenommen hätte. Es erschienen nämlich sogleich an seinen Händen und Füßen die Abbilder der Nägel, ganz wie er sie in der Vision an jenem Gekreuzigten gesehen hatte. Beide Glieder waren in ihrer Mitte mit Nägeln durchbohrt, so daß ihre Köpfe an der innern Handfläche und an dem äußern Theil der Füße rund und schwarz hervorstanden, während ihre langen Spißen an der entgegengesetzten Seite gekrümmt und wie umgeschlagen aus dem andern Fleische hervorragten. Dabei war auch die rechte Seite wie mit einer Lanze durchbohrt und mit einer rothen Narbe um= zogen und das Blut drang öfters aus der Wunde und befleckte seine Kleidung." So weit der heilige Bonaventura. In Folge dessen legt die Kirche an diesem Festtage dem heiligen Franziskus die Worte in den Mund: mihi autem absit gloriari nisi in cruce Domini nostri Jesu Christi, per quem mihi mundus crucifixus est et ego mundo. De cetero nemo mihi molestus sit, ego enim stigmata Domini Jesu in corpore meo porto. Gratia Domini nostri Jesu Christi cum spiritu vestro fratres." Gal. 6, 14—18. Diese Gnade erfüllte den Geist und das Herz des heiligen Franziskus und es ging an ihm in Erfüllung, was die Kirche so oft betet: Gratiam tuam quaesumus Domine mentibus nostris infunde, ut qui angelo nuntiante Christi Filii tui incarnationem cognovimus, per passionem ejus et crucem ad resurrectionis gloriam perducamur." Durch die Gnade Gottes, die ihn beseelte, erkannte Franziskus das Geheimniß der Menschwerdung Jesu Christi und glühte nur in Liebe zum Kindlein von Bethlehem, und weil er Jesum den menschgewordenen Heiland aus ganzem Herzen liebte und sein ganzes Leben dem Dienste Jesu Christi weihte, wurde er gewürdigt, schon hier auf Erden an dem Leiden und Kreuz, an den Wundmalen Jesu Christi Theil zu nehmen und so zur Glorie und Herrlichkeit der Auferstehung hier auf Erden vorbereitet, nach dem Tode aber in dieselbe eingeführt zu werden.

Wir haben in den zwei ersten Betrachtungen dieses Tages in dem heiligen Weinberg der Offenbarung der Geheimnisse unsers Glaubens, der allerheiligsten Dreieinigkeit und der Jnkarnation Jesu Christi gearbeitet, haben im Lichte dieser Offenbarung in uns selbst und in unserm Leben ein Bild dieser heiligen Geheimnisse kennen gelernt. Ein Seraph erschien uns mit sechs Flügeln ausgerüstet, der uns die Glorie des dreieinigen Gottes und seiner Menschenfreundlichkeit, durch die unsere Erlösung vollbracht wurde, verkündigte: und nun sehen wir einen andern Seraph mit sechs Flügeln, der den heiligen Franziskus die Wundmale Christi einprägt und durch des Leiden und Kreuz Jesu Christi zur Glorie und Herrlichkeit der Auferstehung führt. Wir sollen in der gegenwärtigen Betrachtung die Eschatologie oder das verarbeiten, was uns die Offenbarung über die leßten Dinge des Menschen mittheilt, über die Unsterblichkeit der Seele und das besondere Bericht, über die Auferstehung des Fleisches, und über das ewige Leben. Diese Verarbeitung kann aber nur dann geschehen, wenn wir das Leiden und Kreuz Jesu Christi uns lebendig vor die Augen stellen und seine Worte hören, welche die Kirche gleichfalls am 17. September auf den heiligen Franziskus anwendet: si quis vult post me venire, abneget semetipsum, tollat crucem suam et sequatur me." Matth. 16, 24. Möge uns auch ein Seraph erscheinen, und uns lebendig das Bild des gekreuzigten Heilandes vorstellen, damit wir Christo nachfolgen zu seinem himmlischen Vater in Einigkeit des heiligen Geistes, und in dem dreieinigen Leben Gottes 1. von den Banden der Sinnlichkeit befreit die Unsterblichkeit unserer Seele kennen lernen, libera nos, o beata Trinitas, 2. unsern Leib durch das Kreuz und Leiden Christi zur fünftigen Auferstehung vorbereiten, salva nos o beata Trinitas, und 3. an dem ewigen Leben Christi des Herrn Theil nehmen, vivifica nos o beata Trinitas.

Erster Punkt.

„Si quis vult venire post me, abneget semetipsum; qui enim voluerit animam suam salvam facere, perdet eam, qui autem perdiderit animam suam propter me, inveniet eam", ermahnt uns der Heiland nicht bloß mit Worten, sondern wie es überhaupt von Ihm heißt: „coepit facere et docere", so hat er dieses zuerst durch sein eigenes Beispiel uns nahe gelegt. Quia Dominus ac Redemptor noster novus homo venit in mundum, nova praecepta dedit mundo. Vitae etenim nostrae veteri in vitiis enutritae contrarietatem opposuit novitatis suae. Quid enim vetus, quid carnalis homo noverat, nisi sua retinere, aliena rapere si posset, concupiscere si non posset? Sed coelestis medicus singulis quibusque vitiis obviantia adhibet medicamenta. Nam sicut arte medicinae calida frigidis, frigida calidis curantur: ita Dominus noster contraria opposuit medicamenta peccatis, ut lubricis continentiam, tenacibus largitatem, iracundis mansuetudinem, elatis praeciperet humilitatem. Certe cum se sequentibus nova mandata proponeret, dixit: nisi quis renuntiaverit omnibus quae possidet, non potest meus esse discipulus. Ac si aperte dicat: qui per vitam veterem aliena concupiscitis, per novae conversationis studium et vestra largimini." So kom mentirt obige Worte der heilige Papst Gregor. Weil Christus in seiner Menschwerdung die Sünden der ganzen Welt auf sich genommen hat, hat er uns auch in seinem ganzen Leben ein Beispiel der wahren Buße, der Selbstverläugnung und Abtödtung des zeitlichen Lebens gegeben, um uns zugleich zu einem neuen geistigen Leben emporzuheben. So sehen wir Ihn in der größten Armuth und Niedrigkeit, wie er den Unlautern die Reinheit durch seine strenge Enthaltsamkeit und Entbehrung selbst des Nothwendigsten durch sein Fasten und Wachen predigt; den Geizigen durch seine Verachtung alles Jrdischen und seine Wohlthätigkeit die werkthätige Nächstenliebe; den Stolzen und Zornigen durch seine Demuth und Milde Selbsterniedrigung und Selbstbeherrschung an's Herz legt. Dieses

sein heiliges Beispiel entflammt den seraphischen Franziskus zur treuen Nachfolge, vor dem Gekreuzigten liegt er in der größten Armuth, Niedrigkeit und Abtödtung des Fleisches, in der größten Selbstverläugnung des irdischen Lebens, des alten Menschen, treu befolgend die Worte des Evangeliums: nolite possidere aurum, neque argentum, neque pecuniam in zonis vestris, non peram in via, neque duas tunicas, neque calceamenta - qui enim voluerit animam suam salvam facere, perdet eam; qui autem perdiderit animam suam propter me, inveniet eam. " Warum lebte und lehrte also Christus? warum folgte ihm Franziskus darin nach? Weil alles Jrdische als Reichthum, Ehre, Macht, Ruhm, Gesundheit, sinnlicher Genuß, bequemes irdisches Leben und Wohlergehen eitel und vergänglich, die Seele des Menschen aber unsterblich ist, und weil der alte, in den Eitelkeiten und Genüßen dieser Erde großgezogene und an dieselben gefesselte Mensch sich zum Gedanken der Unsterblichkeit der Seele und ihrer Befreiung aus irdischen Banden nicht erheben kann, und darum seine Seele für das ewige unsterbliche Leben verliert.

Es wird von den Gelehrten und Philosophen viel darüber disputirt, ob die Seele des Menschen wirklich unsterblich sei oder nicht, es werden für und dagegen viele sehr wissenschaftlich klingende und gelehrte Beweise, Schlußfolgerungen und logische Deduktionen vorgebracht; ein Beweis dafür, daß das logische, begriffliche, auf das componere, dividere et ratiocinari gegründete Denken. doch nicht im Stande ist, allein für sich die gewünschte Gewißheit über die ewige Fortdauer unserer Seele, des Geistes, zu gewähren, indem die philosophische Dialektik ihre verschiedenen Ausflüchte hat, so daß der Eine das widerlegt, was der Andere behauptet. Wer lebendig und mit Gewißheit sich von der Unsterblichkeit seines Geistes überzeugen will, der muß so zu sagen in das Leben dieses Geistes hineingreifen, er muß sich von den Banden. der Sinnlichkeit, die ihn an die Vergänglichkeit des Jrdischen fesseln, befreien; er muß das irdische, veränderliche Leben verläugnen, abtödten, damit er zum vollen Bewußtsein dessen, was er eigentlich ist, seines Ichs, seines Geistes komme, dann wird er in diesem seinen geistigen Leben das

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