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dem Menschengeschlechte geoffenbart. In principio creavit Deus coelum et terram" Gen. 1, 1. wird uns erzählt. Derjenige Gott, der die Israeliten aus Egypten durch Moses geführt und dabei unzählige Wunder verrichtet und Sich so seinem Volke geoffenbart hat, dieser Gott wird als Schöpfer Himmels und der Erde bezeichnet. Und so wird auch das Wesen Gottes und seine einzelnen Eigenschaften in der heiligen Schrift nicht systematisch in wissenschaftlicher scholastischer Weise aufgezählt, sondern wir müssen die gesammte Offenbarung studiren und gleichsam zusammenfassen, wenn wir das Wesen Gottes und alle seine Eigenschaften, insoweit es hier auf Erden möglich ist, erkennen wollen. Als Moses am Berge Horeb Gott fragte, mit welchem Namen er Ihn dem Volke Israel ankündigen solle, antwortete ihm Gott: „Ego sum, qui sum. Sic dices filiis Israel: Qui est, misit me ad vos." Exod. 3. 14. Das Wesen Gottes also ist sein Sein, welches Er in Sich selbst hat, da Er wirklich und wahrhaft ist, und dieses Sein nicht von jemand Anderm hat, indem Er sonst nicht selbst Sein hätte und wäre. Demgegenüber hat alles Andere außer Gott nicht das Sein in sich und aus sich selbst, sondern von Gott, von seinem Sein, und ist daher in sich selbst nur ein lauteres Nichts, welches erst durch Gottes Macht und Sein in's Dasein gerufen wurde und nur insofern Sein hat, als es dieses von Gott erhalten hat, weßhalb es auch heißt: „In principio creavit Deus coelum et terram." Den geistigen Himmel mit seinen Bewohnern, das irdische Universum in seiner Pracht hat Gott aus dem Nichtsein in's Sein und Dasein gerufen oder geschaffen, den Menschen aber dem Leibe nach aus dem Erdenlehme gebildet und ihm die Seele eingehaucht, so daß er nur durch Gott zum leben= digen Wesen geworden ist. Eben weil Gott das höchste erhabenste Sein ist, neben welchem es kein selbstständiges Sein gibt, non habebis Deos alienos coram me, und weil Alles Andere außer und ohne Gott nur ein lauteres. Nichts ist, so gibt es im Himmel und auf Erden nichts, was Gott gleich käme oder Ihn darstellen könnte, wie es weiter heißt: non facies tibi sculptile, neque omnem similitudinem, quae est in coelo desuper, et quae in

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terra deorsum, nec eorum, quae sunt in aquis sub terra." Exod. 20, 3. 4. Und doch heißt es wieder an einem andern Orte: creavit Deus hominem ad imaginem suam" Gen. 1, 27.; da nämlich alles Erschaffene insofern es ist, von Gott das Sein hat, so ist es eben wegen dieses von Gott herrührenden Seins Gott ähnlich. Aehnlich wohl, aber nicht gleich, und wir können uns auch in unsern Gedanken kein sculptile machen, oder keinen Begriff erzeugen, welcher uns Gott seinem Wesen nach vollkommen darstellen könnte, da das beschränkte und be= dingte Sein der Schöpfung nie dem Sein Gottes gleich kommnt. Nichtsdestoweniger finden wir in uns und in dem erschaffenen Universum Gottes Bild und Aehnlichkeit, weil alles, was daran gut und vollkommen ist, Gottes Werk, eine Participation an seinem Sein, seiner Güte und Vollkommenheit ist. Die Offenbarung lehrt uns demgemäß, von Gottes Wesen Alles zu entfernen und auszuscheiden, was an den Kreaturen Unvollkommenes und Nichtsein ist, dagegen Ihm Alles zuzuschreiben, was an denselben Gutes und Vollkommenes ist, jedoch im eminenten ausgezeichne ten über alle Kreaturen erhabenen Grade. Mögen hier an der Hand der Offenbarung nur einige Eigenschaften Gottes nach diesem Princip angedeutet werden, um Gott aus der Schöpfung kennen zu lernen. Gott ist ewig und unver änderlich. Tu autem Domine in aeternum permanes. Initio Tu Domine terram fundasti et opera manuum Tuarum sunt coeli, ipsi peribunt, Tu autem permanes, et omnes sicut vestimentum veterascent, et sicut opertorium mutabis eos et mutabuntur, Tu autem Ipse es et anni Tui non deficient." Psalm. 101, 13. 26-28. „Ego Dominus et non mutor." Malach. 3, 6. „Non est Deus quasi homo ut mutetur." Num. 23, 19. Nicht erschöpfend ist die Ewigkeit Gottes ausgedrückt, wenn bloß gesagt wird: Gott war immer, ist immer und wird immer sein," weil dieser Ausdruck eine fortlaufende Zeit ohne Anfang und ohne Ende bedeuten würde, in welcher Zeit Gott stets ist. Gottes Ewigkeit wird nicht nach irgend einer Zeit bemessen, in derselben ist keine Aufeinanderfolge von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sondern Gottes Sein eben weil das wahre vollkommene Sein ist

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ohne Anfang und ohne Ende unveränderlich dasselbe, kann
nichts gewinnen, nichts verlieren; jede Vergänglichkeit und
Veränderlichkeit der Kreaturen muß von Gott ausgeschlossen;
und die Ewigkeit des kreatürlichen Geistes muß in Gott
im höchsten eminenten Grade ohne jeden Schatten der
Veränderlichkeit angenommen werden. Gott ist höchst ein-
fach, weil das lautere Sein; es ist in Ihm keinerlei Zu-
sammenseßung zu finden, weil jedes Zusammengesette von
seinen Theilen abhängt, später als diese ist, und Jeman-
den braucht, der es zusammengejezt hat. Daher ist Gott
kein Körper, feine Materie, kein Stoff, welcher in Theile
zerlegt werden kann oder mit Etwas Andern zum Dasein
verbunden wird, auch keine Form, welche in der Verbin-
durg mit dem Stoff Dasein gewinnt und hinwieder dent
Stoff Dasein gibt. Spiritus est Deus, et eos qui adorant
eum, in spiritu et veritate oportet adorare." Joan.
4, 24. Elevata est magnificentia Tua super coelos
Deus" Psalm. 8, 2. Also ist Gott keine Weltseele, jeder
Pantheismus, welchem gemäß Gott erst in der Schöpfung
oder im Universum Sein und Leben gewinnen und zum
Selbstbewußtsein gebracht würde, muß entschieden ab-
gelehnt werden. Es ist in Gott auch keine Zusammensetzung
vom Wesen und Sein, so daß Er erst durch die Partici
pation an einem allgemeinen Wesen Sein und Dasein
erhalten würde, wie die einzelnen Menschen an der Mensch-
heit participiren und Alle zusammen Eine Gattung, Ein
Geschlecht bilden. Gott participirt nicht an Einem allge-
mein Sein und Wesen, Er gehört keiner Gattung, keiner
Kategorie an, sondern sein Sein ist zugleich sein Wesen,
welches Er in seiner Lauterkeit und Ungetheiltheit selbst
ist, weßhalb es auch nur Einen Gott gibt und geben
kann, da mehrere Götter an dem göttlichen Wesen nur
participiren könnten, und nicht selbst das Sein sein könnten,
und sich von einander nur dadurch unterscheiden könnten,
daß der Eine von ihnen Etwas hat, was die Anderen nicht
haben. Nun ist aber das lautere unveränderliche Sein der Ju-
begriff aller Vollkommenheiten, da Alles nur insofern voll-
kommen ist, als es ist, und Jeder, dem Etwas Gutes und Voll-
kommenes fehlt, ein unvollkommenes Sein hat. „Audi Israel,
Dominus Deus tuus, Dominus unus est" Deuter. 6. 4. „Ego

ostendam Tibi omne bonum" Exod. 33, 19. Gott ist unendlich, weil seine Vollkommenheiten nicht beschränkt noch irgend wie begränzt sind und wir endliche Menschen nicht im Stande sind, die Größe und Erhabenheit Gottes zu erfassen, denn wenn wir uns Gott noch so vollkommen und gut denken, jo übersteigt in Wirklichkeit die Vollkommenheit und Güte Gottes doch alle unsere Gedanken und Begriffe, da Er nach irgend einem menschlichen oder kreatürlichen Maßstabe nicht bemessen oder beurtheilt werden kann, magnus Dominus, et laudabilis nimis et magnitudinis jus non est finis" Psalm. 144, 3. Es ist aber Gott nicht bloß höchst gütig und vollkommen, sondern Er ist seine eigene Güte und Vollkommenheit, so wie Er seine eigene Wahrheit ist, das heißt, Er hat seine Güte und Vollkommenheit nicht durch Etwas Anderes oder von Etwas Anderem außer Jhm, sondern in Sich Selbst, und durch Sich Selbst, sein selbstständiges lauteres Sein ist der Urgrund seiner Güte, Vollkommenheit und Wahrheit oder seiner wirklichen Existenz. Zugleich ist Er der alleinige Ursprung aller Güte und Vollkommenheit, alles Seins, und alles Andere außer Gott hat seine Güte, Vollkommenheit und sein Sein nur aus Gott, weil es ein doppeltes lauteres Sein nicht geben kann. So wie Alles außer Gott nur die passive Möglichkeit hat zu sein, wenn Gott es in's Dasein rust: so hat umgekehrt Gott allein die aktive Macht und Vollkommenheit, dem Nichts Sein und Dasein zu gewähren. Omnia ergo quae sunt a Deo sunt. Ju diejer seiner höchsten Macht, Güte und Vollkommenheit führt Gott auch das höchstselige Leben, Er ist kein todter, sondern Ein lebendiger Gott, der in Sich Selbst das vollkommenste ewige höchstselige Leben hat.

Zweiter Punkt.

Die Scholastiker sagen, daß denjenigen Wesen ein Leben zukommt, welche sich bewegen und handeln, und aus sich selbst diese Bewegung und dieses Handeln bewirken, hiezu nicht von Außen mechanisch getrieben werden. Da nun das Leben eine Vollkommenheit der Kreaturen ist und einen höheren Grad ihres Seins bea

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kundet, muß es auch Gott zugeschrieben werden, wie die hl. Schrift von Gott jagt: Levabo ad coelum manum meam et dicam: Vivo ego in aeternum." Deut. 32, 40. Cor meum et caro mea exultaverunt in Deum vivum." Psalm 83, 2. Es ist aber das Leben der Kreaturen und selbst das Leben der vollkommensten Kreatur auf Erden, des Menschen, ein bedingtes und unvollkommenes. Der Mensch wird erst durch seine Eltern ins Leben gerufen, er benöthigt zur Entwicklung und Fortsetzung seines Lebens die Beihilfe anderer Menschen und die Verbindung mit dem physischen Universum. In dem Grade, als ihm diese Beihilfe und Verbindung abgeht, wird auch sein Leben ichwach und mangelhaft und hört endlich zur Gänze auf. Alle Unvollkommenheit des kreatürlichen Lebens muß von Gott dem höchst Vollkommenen ausgeschieden werden, Gott also hat ein Leben und zwar ein höchst vollkommenes Leben, und gleich wie Er sein eigenes Sein ist, so ist Er auch sein eigenes Leben, braucht zu diesem Leben Niemanden außer Sich; wie es von Christus als Gott heißt: „in Ipso vita erat“ Joan. 1, 4. und „Ego sum vita" Joan. 14, 6. und darum ist auch das Leben Gottes ein höchst seliges, weil Ihm nichts zur Vollkommenheit dieses Lebens, welches sein eigenes Sein ist, abgeht, und ein ewiges und unveränderliches, wie das Sein Gottes ewig und unveränderlich ist. Weil zwischen uns und Gott doch eine Aehnlichkeit besteht, so können wir weiter fragen, worin dieses Leben, Handeln und Wirken Gottes zu suchen. ist? Ein physisches sinnliches, mit einer körperlichen Bewegung verbundenes Leben kann, in Gott nicht sein, weil Er kein Körper, sondern ein reiner Geist ist. Es muß daher auch das Leben Gottes ein geistiges sein, also im Denken und Wollen bestehen, ähnlich wie unser Geist denkt und will. Betrachten wir zuerst in diesem Punkte das Denken Gottes. Die Offenbarung schreibt fast auf jeder Seite der heiligen Schrift Gott die Weisheit und zwar die höchste Weisheit zu: „apud Ipsum est fortitudo et sapientia" Job. 12, 16 O altitudo divitiarum, sapientiae et scientiae Dei" Rom. 11, 33. Weil Gott denkt und höchst weise ist, wird Er Deus Theos nach dem griechischen theasthai, considerare, videre genannt. Was

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