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Zur Textgeschichte von Eilharts Tristrant. Von K. Bartsch
Ein Bruchstück des Valvers Þáttr. Von E. Kölbing
Zur norwegischen Volkskunde. Von F. Liebrecht
Gebet des XII. Jahrhunderts. Von K. Bartsch. . .

Seite

365

385

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393

Bruchstücke aus Hartmanns Iwein. Von P. Zimmermann.

395

Zu Kudrun. Von G. L. Klee.

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Der Eingang des Parzival und Gottfrieds Tristan. Von A. Baier

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Zum Repertorium Typographicum. 1500-1526. Von Emil Weller
Volksthümliches aus Niederösterreich. Von C. M. Blaas.

Nochmal Gîselitze in Meier Helmbrecht. Von A. Birlinger.

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V. Finsen, Grágás efter det Arnamagnæanske Haandskrift Nr. 334. Von K. Maurer 232
G. Storm, Nye Studier over Thidreks Saga. Von H. Treutler.
240
F. Söhns, Das Handschriftenverhältniß in Rudolfs von Ems Barlaam. Von H. Lambel 377
Schilling, Die Diphthongisierung der Vocale û, iu und î. Von E. Wülcker . . 381

BIBLIOGRAPHIE.

Bibliographische Übersicht der Erscheinungen auf dem Gebiete der germanischen
Philologie im Jahre 1879. Von K. Bartsch

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DIE SPRACHBEWEGUNG IN NORWEGEN.

Die altnordische Sprache (norræna), welche sich auf Island in Schrift und Rede wesentlich unverändert bis in die Gegenwart herunter erhalten hat, wurde bekanntlich in Norwegen selbst während der Unionszeit als Schriftsprache sowohl wie der Hauptsache nach auch als Umgangssprache der gebildeten Classen durch das Dänische verdrängt. Norwegische Schriftsteller haben seitdem zwar eine sehr hervorragende Rolle in der dänischen Literaturgeschichte gespielt, und genügt es dieserhalb auf Dichter wie Peder Daß, Ludvig Holberg, Johan Herman Wessel, oder auch, um von lebenden Meistern abzusehen, wie Henrik Wergeland und Johan S. C. Welhaven hinzuweisen; eine von der dänischen unterschiedene norwegische Literatur hat es dagegen seit dem 15. und 16. Jahrhundert nicht mehr gegeben. Dem gegenüber fristete aber die alte einheimische Sprache, von den gebildeten Kreisen wenig beachtet, im Munde des gemeinen Mannes ihr Dasein fort. Die alten Flexionsformen freilich kamen ihr gutentheils abhanden, und ihre Verzweigung in zahlreiche Dialekte ließ ihre grundsätzliche Einheit kaum mehr recht hervortreten; aber vorhanden war diese Einheit darum doch, und in ihrem Wortvorrathe sowohl als in ihrem Lautsysteme und in ihren Ableitungsformen blieben die Dialekte im Grossen und Ganzen der älteren Sprache treu. So war also die Schriftsprache sowohl als die Sprache der Kanzel, der Gerichte, der Schule, und wenn auch nicht ohne manche nationale Eigenthümlichkeiten, auch die Umgangssprache der höheren Volksclassen eine andere geworden als die Sprache des gemeinen Mannes. Norwegen war ein zweisprachiges Land geworden, und dieser Thatsache verdankt die Bewegung ihre Entstehung, welche als „Maalstræv", d. h. Sprachstreberei, bezeichnet zu werden pflegt.

Die Abtrennung Norwegens von Dänemark (1814), welche dem Lande plötzlich sowohl seine staatliche Selbständigkeit, als auch ein von dem bisher herrschenden Absolutismus grell abstechendes Maß politischer Freiheit gewährte, erzeugte sehr natürlich ein gewaltiges

GERMANIA. Neue Reihe XIII. (XXV.) Jahrg.

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Aufschnellen des Nationalgefühles im Lande, und damit eine ungemein frische geistige Bewegung, welche freilich zunächst hin und wieder einen etwas stürmischen und wenig maßhaltenden Gang annahm. Die besonderen Umstände, unter welchen die Bewegung entstand, verliehen derselben einen ganz eigenthümlichen Charakter. Die lange Unterdrückung, welcher Norwegen unter der dänischen Herrschaft ausgesetzt gewesen war, hatte ein überreiztes Gefühl der Eigenartigkeit und zugleich eine zwar sehr erklärliche, aber doch nur sehr theilweise gerechtfertigte Feindseligkeit gegen alles Dänenthum zur Folge. Die stolze Erinnerung an die grosse Vorzeit des Landes, und die mißmuthige Abkehrung von der für dieses wenig rühmlichen, und vielfach auch wenig ersprießlichen Unionszeit gab dem nationalen Patriotismus vielfach eine literarisch-antiquarische Richtung, welche, wenn auch bei Weitem weniger auffällig hervortretend, als dies um wenige Jahrzehnte später auf Island der Fall war, sich doch immerhin noch recht sehr bemerkbar machte. Die geringe Entwicklung endlich der Industrie und der städtischen Gewerbe, und die durch das einseitige Hervortreten Kopenhagens bedingte geringe Verbreitung höherer Cultur in Norwegen, sowie andererseits die selbständige Haltung, welche unter allen Volksclassen einzig und allein der norwegische Bauernstand während der ganzen Dauer der Unionszeit zu beobachten gewußt hatte, verlieh der nationalen Strömung einen gewissen bäuerlichen Anstrich, welcher nicht der geringste Zug in dem Bilde ist, welches sich der gewöhnliche Kopenhagener von einem richtigen „norsk Nordmand fra Norge" zu entwerfen pflegt. Alle diese Momente müssen aber wohl ins Auge gefaßt werden, wenn man sich über die Entstehung und den Verlauf, dann über die Bedeutung und den Werth des „Maalstræv" einige Klarheit verschaffen will. Wenn man sie berücksichtigt, begreift sich, daß man in Norwegen bald auf den Wunsch verfallen mußte, sich eine eigene, von der dänischen verschiedene Schriftsprache zu verschaffen, und daß man als Mittel, um zu einer solchen zu gelangen, einerseits die altnordische Schriftsprache und andererseits die derzeitigen Volksdialekte benützen zu sollen glauben mochte; es begreift sich aber auch, daß diese Bestrebungen sich anfänglich nur ziemlich naiv und unbewußt geltend machten, und erst sehr allmählich zu einiger Klarheit und zu bewußter Begründung sich durch

rangen.

Schon frühzeitig machten sich drei verschiedene Richtungen innerhalb der sprachlichen Bewegung geltend, alle drei freilich zunächst noch keineswegs scharf gefaßt, noch gegen einander fest abgegrenzt.

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Manche glaubten ihrem Nationalgefühl schon dadurch genügen zu können, daß sie den Antheil Norwegens an der dänischen Schriftsprache und Literatur hervorhoben. Man bezeichnete von hier aus die Sprache bald als eine dänisch-norwegische, bald als eine dänische oder als eine norwegische, je nachdem es sich im einzelnen Falle um deren Gebrauch in Dänemark oder in Norwegen handelte; die Literatur aber nannte man eine gemeinsame (Fællesliteratur), und betonte mit Vorliebe den Einfluß, welchen norwegische Schriftsteller auf dieselbe geübt hatten. Gewöhnt, die altnordische Sprache als eine den drei skandinavischen Reichen gemeinsame anzusehen, übersah man dabei auch wohl, daß jene dänisch-norwegische" Schriftsprache sich nur in Dänemark organisch entwickelt hatte, wogegen Norwegen sie erst als eine in ihren Grundzügen fertige von dort herüberbekam, und glaubte man demgemäß in derselben ebensogut eine Umbildung der älteren norwegischen Sprache erkennen zu dürfen, als eine Umbildung der älteren dänischen. Andere suchten, mit einer solchen Auffassung der Sachlage nicht zufrieden, zu einer wahrhaft eigenthümlichen Sprache für Norwegen zu gelangen; aber auch sie schlugen zu solchem Ende wieder zweierlei Wege ein. Auf der einen Seite beachtete man, daß die Umgangssprache der gebildeten Classen in Norwegen, wenn auch wesentlich dänisch, doch zu Folge ihrer steten Berührungen mit den einheimischen Volksdialekten mancherlei Eigenthümlichkeiten sich bewahrt oder nur angenommen hatte, welche sich in Aussprache und Betonung nicht neu, sondern auch in Wortvorrath und Redewendungen, in Wortbeugung und Wortfügung gar vielfach bemerkbar machten, und man suchte nun theils aus ihr, theils auch unmittelbar aus den Dialekten möglichst viele Norvagismen in die Schriftsprache einzuführen, um dadurch dieser ein möglichst nationales und undänisches Aussehen zu verschaffen. Bei der unzureichenden Kenntniss der Sprachgesetze und des Sprachgeistes, über welche man zunächst noch verfügte, erreichte man freilich durch das planlose Hineingreifen in die Dialekte, durch unbedachtes Aufnehmen schwedischer oder auch deutscher Wörter und Satzbildungen, endlich auch durch willkürliche neue Wortbildungen und Wortfügungen, nur eine Buntscheckigkeit des Ausdruckes, welche jeder Regel spottete und als ein gesunder Fortschritt unmöglich gelten konnte. Auf der anderen Seite verfiel man aber auch wohl auf den Gedanken, daß man durch die Vergleichung der altnordischen Schriftsprache mit den reineren Volksdialekten der Gegenwart zur Bildung einer für ganz Norwegen gemeinsamen Volkssprache gelangen könnte, welche dann, mit geringen Verschiedenheiten der Aussprache im ganzen Lande gesprochen, und

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allenfalls auch in der Weise geschrieben werden könnte, wie die Franzosen provençalisch, die Deutschen alemannisch-schweizerisch schreiben, und welche als ständige Schriftsprache benützen könnte, wer dazu Lust hätte“. In diesem letzteren Sinne sprach sich der geniale Historiker P. A. Munch bereits in einem Aufsatze aus, welchen er als 22jähriger Student im Jahre 1832 an die Zeitschrift „Vidar" einsandte (vgl. dessen „Samlede Afhandlinger", edd. G. Storm, I, S. 16-26, zumal S. 25), und ausführlicher noch äusserte sich derselbe Verfasser in gleicher Richtung später (1845) aus Veranlassung eines Aufsatzes über die färöische Sprache, welchen der dänische Sprachforscher N. M. Petersen hatte ausgehen lassen (ebenda, I, S. 148-59), sowie (1846) in einer Abhandlung über die gemeinsame Ursprache des Nordens und deren Verzweigung in die altschwedische, altdänische und altnorwegische Sprache (ebenda, I, S. 269, Anm.). In jenem ersteren Aufsatze verlangte er sehr bestimmt die Herstellung einer für alle norwegische Dialekte gleichmässig brauchbaren normalisierten Volkssprache, und bemerkte, „nur auf diese Weise kann eine wirklich nationale Schriftsprache entstehen, und bloß durch eine derartige Aufzeichnung können unsere Gebirgslieder und andere ähnliche Proben der Volkssprache im ganzen Lande gemeinverständlich werden“; an der letzteren Stelle aber erklärte er für keineswegs undenkbar, daß man durch das Abstrahieren der allen Provincialdialekten gemeinsamen, und in der älteren Sprache begründeten Elemente aus jenen ersteren, dann durch die Einführung einer vernünftigen etymologischen Rechtschreibung, zu einer wirklichen norwegischen Schriftsprache gelangen könnte, indem der gemeinsame national-norwegische Inhalt der Dialekte aus der Plattheit des Provinzialismus zur Eleganz und Würde einer Schriftsprache erhoben werde, wenn auch Generationen vorübergehen würden, bis der sogenannte gebildete Mann sich daran gewöhnen würde, die Nationalsprache zu benützen“.

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In lebhafteren Gang und zugleich zu bestimmterer Klärung brachte die sprachliche Bewegung indessen erst das Auftreten Ivar Aasen's. Als ein Bauernsohn aus Söndmöre war dieser in einer Gegend aufgewachsen, deren Dialekt der altnordischen Schriftsprache ganz besonders nahe steht. Zunächst hatte ihn die Beschäftigung mit der Botanik veranlaßt, der Verschiedenheit der Formen seine Aufmerksamkeit zuzuwenden, welche die Namen der Pflanzen in den verschiedenen Dialekten zeigen *); von hier aus war er aber bald zu einer

*) Seine Abhandlung: „Norske Plantenavne", erschien freilich erst im „Budstikken" des Jahres 1860.

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