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gegeben, aber das habe mit dem jungen Könige Schiffbruch gelitten. Da nimmt der gute Gerhard die Königstochter und ihre beiden Jungfrauen auf seinem Schiffe mit sich heim; die übrigen läßt er auf dem andern nach England fahren, obgleich sie ihn selber bitten, sie zu Pfande zu behalten, bis ihm seine Auslagen ersetzt seien. Wenn er sein Geld gebrauche, sagt er, werde er ihnen Boten schicken, eher sollten sie nicht daran denken. Fänden sie aber den jungen König von England, so möchten sie ihm zu wißen thun, seine Braut sei in seinem Hause wohlbewahrt. So fährt er mit der Königstochter nach Köln, wo er aber von den Seinigen, als sie nichts als Steine, die als Ballast eingeladen waren, in seinem Schiffe finden, mit Verwunderung empfangen wird. Auch seine Frau ist, wie es scheint denn hier hat die Handschrift eine Lücke zuerst über die schöne Jungfrau befremdet, für die er sein Gut hingegeben zu haben gesteht. Als er aber Alles erzählt, billigen sie seine Handlungsweise und heißen die Königstochter freundlich willkommen. Er schafft ihr nun Gemach in seinem Hause, giebt ihr schöne Jungfrauen zur Bedienung und läßt es ihr auch an Gold und Seide nicht fehlen, aus welchen sie Borten und andern Schmuck fertigt und die Jungfrauen in gleichen Arbeiten unterweist, die Gerhard oft zu hohen Preisen verkauft. Darüber vergeht ein Jahr, ohne daß von dem jungen König von England noch von ihrem Vater Reimund Botschaft kommt, den die nach England entlaßenen Ritter doch beschieden haben mußten. Darnach ist er nun überzeugt, daß beide nicht mehr am Leben seien und geht, da er sie traurig sieht, mit sich zu Rathe, wie er sie wieder froh mache und zugleich die nun auf ihn allein angewiesene Jungfrau auf immer vor Armuth bewahre. Da entschließt er sich endlich, ihr die Hand seines Sohnes Gerhard anzubieten. Sie nimmt es wohl auf, erbittet sich aber noch ein Jahr Aufschub; wenn bis dahin keine Nachricht von ihrem Bräutigame komme, wolle sie seinem Sohne, der des besten Glückes würdig sei, die Hand reichen. Aber auch dieses Jahr verstreicht ohne Nachricht von England oder Norwegen und Gerhard trifft nun, mit ihrer Einwilligung, Anstalt zur Hochzeit, zu welcher er auch den Bischof einlädt, der das Fest nicht nur durch seine Gegenwart verherrlichen, sondern auch seinem Sohne das Schwert, d. h. die Ritterwürde verleihen will."

Ich übergehe die Beschreibung der Hochzeitsfeier, die zu Pfingsten sehr prachtvoll begangen ward und mehrere Tage dauerte.

„Als aber nun der junge Gerhard, nachdem er das Schwert empfangen hatte, der Braut beim Hochzeitsmahl zur Rechten saß und

war,

ihr zur andern Seite der Bischof, sah der Vater unter dem zuschauenden Volke einen fremden jungen Mann an einer Säule lehnen, dessen Gehaben und ganzes Wesen ihm auffiel. Sein Kleid war zerrißen und seine Farbe bleich; gleichwohl zeugte sein edler hoher Wuchs und die Weiße seiner Haut, wo sie das schlechte Gewand nicht bedeckte, von nicht gemeiner Abkunft. Seinen Blick hielt er stets auf die Königstochter geheftet, obgleich ihm die Augen von Thränen überwallten, was er vergebens zu verhehlen bemüht war. Der Anblick erbarmt den guten Gerhard, er tritt zu dem Fremdling und fragt ihn nach seinem Leide, und da er mit der Sprache nicht heraus will, führt er ihn beiseit in eine Kammer und fährt fort in ihn zu dringen, daß er ihm seinen Namen sage und den Grund seiner Traurigkeit offenbare. Da gesteht er zuletzt, daß er Wilhelm ist, der junge König von England, der mit Rath seiner Fürsten um Irene, Tochter König Reimunds von Norwegen, geworben hatte, und nach erhaltener Zusage mit vierundzwanzig Rittern und zwölf Frauen in seines Schwähers Reich gefahren die Braut heimzuholen. König Reimund hatte sie ihm aber nur unter der Bedingung zugesagt, daß die Ehe nicht vollzogen würde, bevor er die Ritterwürde empfangen hätte. Als er dieß gelobt, erhielt er die Königstochter im Geleite vieler Ritter aus Norwegen, die bei der Heimfahrt mit Wilhelm, damit dieser sein Gelübde leichter halten könne, in dem einen Schiffe blieben, während die Braut mit ihren vierzehn Frauen und englischen Rittern in dem andern fuhr. Unterwegs aber wurden beide Schiffe durch einen Sturm geschieden, der Wilhelms Schiff an einen Felsen warf, so daß es scheiterte und Wilhelm selbst in einer Barke mit genauer Noth das Leben davontrug. Was aus seiner Braut geworden war, wußte er nicht; er hatte sie aber nun seit vierthalb Jahren in allen Reichen der Welt gesucht, und hier endlich an der Seite eines andern, dem sie vermählt werden sollte, gefunden. Seines Reiches hatte er sich in all der Zeit nicht angenommen, da der Gedanke an die Geliebte ihn allein erfüllte. Als der gute Gerhard das vernimmt, läßt er den Fremdling sogleich baden und kostbar kleiden, zieht dann den Bischof ins Geheimniß und bittet ihn, ihm behülflich zu sein, daß sein Sohn die Braut ihrem rechten Gemahl überlaße. Zwar kostet es beiden nicht geringe Mühe, den jungen Mann, der seine Braut von Herzen liebt, zu einem so schweren Entschluß zu bestimmen; doch fügt er sich endlich in das Unvermeidliche und entsagt seinen Ansprüchen. Die Zweifel der Braut besiegt dann der junge Königssohn durch den Ring an seiner Hand, den sie ihm einst selber gegeben und dagegen einen andern, den sie selber noch

am Finger trug, von ihm empfangen hatte. Da so das Fest, das der gute Gerhard zur Hochzeit seines Sohnes gerüstet hatte, unterbrochen und seiner Bestimmung entblößt war, ließ er nun ein anderes folgen, an welchem der junge König von England, seinem Gelübde zufolge, zuerst das Schwert und dann auch die Braut empfing."

Bis hierher sind wir der Darstellung Simrocks wörtlich gefolgt, weil wir insoweit die hebräische Erzählung vergleichen wollen. Was Rudolf von Ems weiter erzählt, ist eine weitere Ausschmückung, die dazu dienen soll, den guten Gerhard noch mehr zu verherrlichen. Der gute Gerhard ist nun dem Könige Wilhelm weiter behilflich sein Reich wieder zu erlangen, er reist mit ihm nach England, und als er dort von den vierundzwanzig Räthen, die an Stelle des todtgeglaubten Königs Wilhelm einen neuen König wählen sollten, erkannt und zum König ausgerufen wird, lehnt er diese ihm nicht zukommende Würde. ab, da der rechtmäßige König noch am Leben, ja mit ihm nach England gekommen sei. Als König Wilhelm, wieder in sein Reich eingesetzt, ihm eine Grafschaft anträgt, lehnt er jeden Dank für seine That ab, und erbittet sich nur von der Königin eine Brustspange und ein Ringelein, die er seiner Frau zum Andenken heimbrachte. Daher habe ihm das Volk den Beinamen des „guten" gegeben.

Der Kaiser erkennt nun, daß die Werkheiligkeit, mit der er sich vor Gott gebrüstet, vor Gottes Augen hinter den menschenfreundlichen Handlungen des schlichten Kaufmannes zurückstehe, den nur Herzensgüte und Lauterkeit des Gemüthes bewogen habe.

Entkleiden wir diese Erzählung des mittelalterlichen Schmuckes, setzen wir an Stelle der unvermeidlichen Ritter, Könige und Kaiser schlichte Bürger, und eliminieren wir das specifisch christliche Element, so erhalten wir die Erzählung des R. Nissim in den Maassijoth Mehajeschuah, die unzweifelhaft aus einer älteren hebräischen Quelle geschöpft ist, wie es der Charakter des ganzen Werkes, das sich als Sammelwerk talmudischer und midraschischer Sagen und Erzählungen ausgiebt, hervorgeht, obzwar es bis jetzt weder Rapaport (Biographie des R. Nissim, Anmerkung Nr. 38. Bik. ha-ittim XII, p. 79) noch Zunz (Gottesdienstliche Vorträge p. 133") gelungen ist, die hagadische Quelle nachzuweisen. Jellinek hat diese Erzählung im 5. Bande des Beth-hamidrasch p. 136 ff. nach der Venezianer Ausgabe von 1544 fol. 59-61 abgedruckt.

„Ein frommer Mann flehte einst zu Gott, er möge ihm seinen Genoßen im Paradiese zeigen. Er fastete und betete so lange, bis ihm einst im Traume mitgetheilt wurde, daß ein gewisser Metzger sein

Genoße sein würde. Darüber betrübt denn er dachte sich dadurch herabgesetzt zu sehen flehte er nochmals, erhielt aber denselben Bescheid. Da er sich trotzdem nicht beruhigen wollte und darüber sehr betrübt war, hörte er eine Stimme vom Himmel, die ihm zurief: Wärest du nicht ein solch tugendhafter Mensch, so hättest du dir schon längst den Tod durch dein Murren zugezogen. Warum thut es dir leid Genoße des Metzgers zu sein? Weißt du denn etwa, welch fromme That der Metzger vollbracht haben kann und die nicht jeder Mensch zu vollbringen im Stande ist, die ihm die Seligkeit sichert?" Kaum war der Fromme aufgestanden, als er von Neugierde getrieben zum Metzger ging, um ihn nach seinen Thaten zu befragen. Er traf ihn in seinem Laden mit seinem Handwerke beschäftigt, grüßte ihn und setzte sich zu ihm, indem er ihn bat, ihm seine Thaten und guten Handlungen kund zu thun. Darauf sagte ihm der Metzger, daß er nichts anderes als dieses sein Handwerk betreibe, vom Verdienste jedoch, den er erübrige, verwende er eine Hälfte auf Almosen, während er sich und sein Haus mit der anderen Hälfte ernähre. Der Fromme aber sagte, daß noch mehr Menschen reichlich Almosen spenden, welche besondere That habe er aber vollbracht, die so leicht kein Anderer mehr nachahme? Nachdem er einige Zeit geschwiegen hatte, fing der Metzger folgendermaßen an:

„Ich erinnere mich - obzwar es schon lange her ist einer That Ich war nämlich einst bei meiner Arbeit beschäftigt, als eine Caravane Heiden vorüberzog, die mehrere Gefangene mitführten; unter diesen befand sich auch ein junges Mädchen, das bitterlich weinte. Von Mitleid gerührt, näherte ich mich demselben und fragte es, warum es denn so bitterlich weine. Da sagte sie mir, sie sei Jüdin und fürchte durch die Heiden ihrem Glauben abwendig gemacht zu werden; sie wünschte daher gerne nach einem jüdischen Orte gebracht zu werden, wo sie ihre Glaubensgenoßen sicherlich auslösen würden. Ich erbarmte mich ihrer, sprach ihr Muth zu und löste sie von ihrem Herrn um eine Summe aus, die weitaus mein Vermögen übertraf. Sie war gerade zwölf Jahre alt, als ich sie in mein Haus aufnahm, wo sie bis zu ihrer Pubertät verblieb. Ich aber hatte einen Sohn, der zu dieser Zeit einundzwanzig Jahre alt wurde. Diesen nahm ich eines Tags beiseit und rieth ihm meinem Wunsche zu folgen, damit es ihm in diesem wie im zukünftigen Leben wohlergehe. Er erklärte sich gerne bereit jeden meiner Wünsche zu erfüllen, und um so eher, als ich ihm eröffnete, daß es mein sehnlichster Wunsch sei, er möge die Jungfrau, die ich reichlich ausstatten wolle, heiraten. Ich traf daher alle Anstalten zur

Hochzeit und lud Jedermann zum Gastmahl, wobei ich Sorge trug, daß Arme und Reiche ohne Unterschied des Vermögens bunt durcheinander saßen, damit die Armen nicht beschämt werden. Alle saßen und tranken und waren wohlgemuth und guter Dinge, nur an einem Tische ließen sie die Speisen unberührt. Ich fragte sie, ob sie etwas daran auszusetzen oder sich über etwas zu beklagen hätten; da sagten sie, daß sie eines Tischgenoßen wegen nicht eßen könnten, der unaufhörlich klage und weine. Als ich ihn nun an der Hand faßte, abseits führte und ihn nach der Ursache seines Klagens und Weinens fragte, da er dadurch die Hochzeitsfreude meines Sohnes störe, ob ihn etwa eine Schuld drücke, ich würde ihm gerne leihen um die Schuld zu tilgen, antwortete er mir: „Schulden habe ich keine, und nicht das ist, was mir Thränen auspresst; wohl aber weine ich um die Jungfrau, die du deinem Sohne als Weib antrauen willst, und die meine Braut schon seit langer Zeit ist." Darauf zog er den Verlobungscontract heraus und zeigte mir ihn; ich prüfte ihn und fand ihn wahr. Darauf fragte ich ihn, ob er nicht etwa ein Zeichen an dem Körper der Braut wüßte; auch dieses wußte er, da er, wie er sagte, es einmal in ihrem elterlichen Hause gesehen hatte. Ich sprach ihm nun Muth zu, und versprach ihm, seine Braut ihm wiederzugeben. Meinem Sohne, den ich hatte rufen laßen, legte ich den ganzen Sachverhalt vor, und schloß mit der Bitte, er möge mir auch jetzt meinen Wunsch erfüllen und auf das Mädchen zu Gunsten desjenigen, der ältere Rechte auf sie besitze, verzichten. Er ging auch auf meine Bitte ein, und wir setzten den Gast zur Seite der Braut, die ihm nun angetraut wurde, so daß die Hochzeit gar keine Unterbrechung erlitt. Sie weilten bei mir noch einige Zeit, bis sie die Reise nach ihrer Heimat antreten konnten, wo sie auch wohlbehalten anlangten." Der Fromme dankte ihm hierauf, daß er ihn beruhigt habe, und lobte Gott, daß er ihm einen solch würdigen Genoßen im zukünftigen Leben beschieden habe.

Ein erster Blick auf diese Erzählung genügt, um hier die Quelle der Bearbeitung Rudolfs von Ems erkennen zu laßen. Dunkel bleibt nur die Vermittelung, vielleicht entdecken wir sie noch einst in einer bis jetzt unbekannten spanischen Erzählung oder in einem altfranzösischen Fabliau. Die Abhängigkeit tritt bei allen wesentlichen Momenten unzweifelhaft hervor, und Jeder, der die mittelalterliche Geschichte der Juden nur einigermaßen kennt, wird Simrock (a. a. O. p. 120) nicht beipflichten, der das „Loskaufen der Gefangenen" als ein specifisch christliches, auf heidnischem Boden entwickeltes Gebot ansieht, und der daher im guten Gerhard" den Wuotan zu finden glaubt

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