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Zu allen Zeiten und bei allen Völkern war der Abgesandte des Feindes unverletzlich. Dessen war der Dichter sich bewußt, der Dietrich Str. 33 drohen ließ:

swâ dû mir wider rîtest in dem sturm od in dem strît,

uns zwêne scheidet nieman wan diu lezziste zît.

Mit dieser Drohung für die Zukunft erhält ja Heime schon Sicherheit für die Gegenwart. Daß Dietrich dieselbe Drohung Str. 40, 3. 4 noch einmal wiederholt, ist gewiß überflüßig, wie aber Heime auf die Antwort Str. 42 verfällt, ist ein psychologisches Räthsel. Wie? Da er dem Feinde Auge im Auge gegenübersteht, da er fürchten kann, daß Dietrich im Jähzorn ihn niederschmettert, antwortet er auf die Frage:

wiltû dem rîchen keiser mit dienste bî gestân?

31, 4 stolz gehobenen Hauptes: 'jâ ich', und jetzt, da er schon die Brücke hinter sich hat, soll er eine Lüge ersinnen, durch die er sich Lügen straft? Eine Lüge, deren plumpe Erfindung dem blödesten Auge auf den ersten Blick ersichtlich ist? Denn kein Grund läßt sich erdenken, aus dem er die erste Aussage gemacht hätte, wenn die zweite wahr wäre.

So widerwärtig der feige Heime der Str. 35 ff. ist, so sympathisch muß uns der Heime der ältesten Dichtung sein. Heime hat Dietrich Jahre lang treue Dienste geleistet, auf die er sich Str. 11 berufen kann, er ist ‘in güete und in liebe' für immer aus seinem Dienste geschieden (25, 4.) Da schließt er sich Ermenrich an, ohne zu ahnen, daß zwischen ihm und Dietrich Fehde ausbrechen kann. Der unerwartete Fall tritt ein, und Heime steht in dem unlöslichen Conflict zwischen zwei Pflichten. Ja nicht genug damit, daß er gegen Dietrich kämpfen muß, er wird von dem Kaiser dazu ausersehen, seinem alten Herrn die Kriegserklärung zu überbringen. Unsere Dichtung begann damit, wie Heime sich gegen diesen Auftrag wehrt, nachdem er vergeblich versucht hat, den Kaiser zum Frieden zu bewegen. (s. Str. 66.) Ermenrich beharrt bei seinem Willen, und mit schwerem Herzen unterzieht sich Heime der schweren Pflicht. Würdig und mit schlichten Worten führt er Dietrich gegenüber seine Sache. (Str. 11. 25.) Daß er auch die Worte Str. 25 in der alten Dichtung furchtlos (s. 25, 1) sprach, beweist Str. 31. Frei und kühn bekennt er, daß er gegen Dietrich kämpfen wird:

Ich hân dar umbe enphangen daz liehte golt sô rôt.
ich nam die rîche miete die er mir dô bôt

daz ich im wolte dienen.

Er hat gesprochen, wie er glaubt, nach Pflicht und Gewißen sprechen zu müßen, da treffen ihn die furchtbaren Worte:

waz wænstû daz ich vliese? ich vliuse an dir niht mêr
wan ein schilt ein ros und einen ungetriuwen man:
des muoz ich mich erwegen sô ich allerbeste kan.

Und in diesem Moment soll er um Geleit betteln? Im Gegentheil, Heime wünscht, er wäre lieber todt. 'reht ist mir geschehen'. (39, 1) 'si hânt vriuntlîch getân, daz ich ungevangen vor den Wülfingen stân'. (39, 4.) Denn ich durfte nicht als Feind zu ihnen kommen. 'si sint niht mîne vînde', die alten Waffengefährten. Aber bleiben kann er nicht, er hat sich gebunden an Ermenrich.

Heime der küene reit über die brücken dan. (40, 1.) Dô gie der vogt von Berne vür sîn recken in den sal. (72, 1.)

Wenn Str. 72, 3, 73, 74, 76, 78 im Martin'schen Texte beginnen mit den Worten: 'Dâ saz', so kann Dietrich seine Anrede wohl nicht überraschender einleiten, als wenn er sagt: 'nû sitzent mîne man'.

Alphart will auf die Warte reiten. Doch Wolfhart hält ihm vor (89) dû bist ein kint der jâre, einen andern lâz der warte pflegen. Darauf nimmt der junge Mann in den 4 Str. 90-92, 96 den Mund etwas voll. Str. 92 würde völlig genügen. Aber nun hebt gar, als wäre nach Str. 88 noch kein Wort gefallen, Dietrich Str. 97 noch einmal mit demselben Einwurf an wie Wolfhart:

der sinne und der jâre bistû leider noch ein kint,

und noch einmal erwidert Alphart in 2 Strophen, in denen er den
Mund noch viel voller nimmt, mit Tausenden will er es aufnehmen (100, 4).
Einen neuen Einwurf bringt erst Hildebrand vor, Str. 101: dem
Kaiser Ermenrich stehen 'die tiursten in der werlde' zu Gebote.
Str. 105 ff. rüstet Uote Alphart aus.

si hiez ein ros im ziehen, daz in wol verwâpent truoc.
Aber schon Str. 102 hieß es von Hildebrand:

er hiez im balde bringen ros harnasch und gewant.

Ist der Befehl nicht ausgeführt worden? Die gute Uote gehört so wenig in die älteste Dichtung, wie die von Martin beseitigte Amelgart. Martin läßt seinen Dichter 116, 1. 2 sagen:

Mit umbegurtem swerte er zuo dem rosse gie.

dar ûf saz er balde, urloup er enpfie.

Aber einen guten Schlaf muthet er ihm zu, wenn er ihn 117 fortfahren läßt:

Dô was Alphart der junge ûf sîn ros bekomen.

dô hete er umbe und umbe schôn urloup genomen.

Str. 119 fällt mit 103 ff. (s. 119, 4), wenigstens in ihrer jetzigen

Gestalt.

Auf Alpharts Erklärung 148:

ir sult wizzen, hêrre, deich iuwer vîent bin u. s. w.

antwortete der Herzog gewiß nicht, daß er den Sold vom Kaiser empfangen habe, sondern 150:

Sô haltent ûz den vanden durch iuwer degenheit,

ûz dem gesinde ûf die heide breit!

Str. 149 ist die Antwort auf 146, 4:

ir soltet in sîm dienste wâgen lîp unde leben. Ich ordne 146. 149. 147. 148. 150.

Wie viele Einzelkämpfe Alphart vor seinem Zusammentreffen mit Witege in der ältesten Dichtung bestand, ob er schon dort mit 77 Mann zugleich kämpfte (162), muß dahingestellt bleiben. Wollte der Dichter nach 170, 1 noch erzählen, wie die acht überlebenden Ritter in das Lager des Kaisers zurückkehren, so hätte er dieß doch auch ohne Umstände thun sollen. Warum lenkt er unsere Aufmerksamkeit auf Alphart zurück? Die Verfolgung der acht Mann ist eine müßige Erfindung; sie ist zweck- und ergebnißlos. Daß es Alphart bei dem Kampfe heiß geworden ist (171, 3), ist selbstverständlich, daß er den Helm abnimmt (180, 1), zweckmäßig. Aber wozu wird das erzählt? Nichts können wir nach 180, 2 weniger erwarten, als daß die acht Ritter vor den Kaiser gerannt kommen werden.

er kêrt sich gein dem lufte der degen hôchgemuot, etwa um die frische Luft einzuathmen? Nein, er schaut aus, gerade wie Fruote in der Kudrun 903 'bî dem lufte kiesen began'. Martin bemerkt zwar zu Kudr. 903 'kiesen wird besonders von dem Beobachten des Wetters gebraucht', da aber an dieser Stelle das Ergebniß von Fruotes Ausschau nicht etwa die Prophezeiung eines Sturmes ist, der die Verfolgung hindere, sondern die Verkündung, daß der Feind 'wol drîzic mîle' entfernt ist, so ist hier mit dem 'kiesen bî dem lufte' doch wohl nur ein Ausschauen nach dem fernen Horizonte gemeint. So wenig unser alter Dichter (Str. 45-67) Heime zurückkehren und uns mit ihm in das Lager des Kaisers eintreten ließ, so wenig ließ er jetzt die Ritter dem Kaiser berichten, was wir mit angesehen haben, um dann zu einer Str. 72 ff. entsprechenden Scene überzugehen.

er kêrt sich gein dem lufte der degen hôchgemuot', er schaut aus, um nun einmal bei dem Worte 'Luft' zu bleiben, ob die Luft rein sei, oder ob er neuen Kampf zu gewärtigen habe. Da sieht er einen Ritter heransprengen: Witege erscheint.

Str. 230, 4 sticht Alphart Witege vom Pferde. Doch noch einmal treffen die Gegner im Kampf zu Fuße zusammen. Da heißt es 243: Alphart der junge gap Witegen einen slac,

daz er ûf der heide grüene vor im gestrecket lac

in allen den gebærden als ob er wære tôt.

von nasen und von ôren sach man im vliezen daz bluot rôt. Damit ist Witege vorläufig abgethan, Heime muß Alphart gegenübertreten. Seinem Charakter gemäß weist er den verrätherischen Vorschlag Witeges, vereint gegen Alphart zu kämpfen, mit Entrüstung zurück. (Daß übrigens Witege noch einen solchen Vorschlag machen kann, beweist, daß es ihm in der alten Dichtung nicht so schlecht ging wie jetzt Str. 243.) (254-256, 2, 280.) Und dem entsprechend wird er auch allein gegen Alphart gekämpft haben.

Heime daz swert erblôzte, an lief er den degen. (267, 3.)

von Heimen dem recken er grôzen schaden dô nam. (299, 4.) Heime daz swert enblôzte mit ellenthafter hant:

er sluoc in durchz gebende daz ez ûf der lîste erwant (301, 3. 4.) Weiz got wie jæmerlîchen er durch daz bluot sach!

dem edelen recken nâhte dô sîn ungemach. (303, 1. 2.) Witege erhebt sich und stößt ihm sein Schwert durch den Leib. (304, 4.) Er reip ez in im umbe und sneit im abe sîn leben. (305, 1.) Anders sieht der Kampf im Martin'schen Texte aus. 245 läßt Martin zwar schon Heime Witege zu Hilfe eilen, der bewegungslos daliegt, aber 247, 3. 4 läßt er noch einmal Witege nach einem (in der Handschrift verlorenen) Kampfe mit Alphart schweiß- und blutberonnen zusammenbrechen. 267, 3 läuft Heime allein Alphart an, da bittet dieser 269, ihm im Rücken Frieden zu geben, d. h. doch, daß Witege sich des Kampfes enthalten soll. Heime gibt ihm die Sicherheit (270) und zum Dank wirft Alphart das Schwert 'umbe', und gibt dem hinter ihm stehenden Witege einen Schlag über den Kopf, daß er zusammenbricht. daz bluot im vür die vüeze schôz'. Bald, sollte man meinen, muß er sich verblutet haben, doch 293 erhält er eine neue tiefe Wunde. Dann schlägt Alphart 295 auf ihn und Heime zugleich ein. Und noch einmal gibt Alphart Str. 301 Witege einen slac.

daz er ûf der heide grüene vor im gestrecket lac.

Sechsmal zu Boden gestreckt, läuft Witege mit Heime Str. 303, 3 mit ungebrochener Kraft Alphart von Neuem an und gibt ihm den Todesstoß. So ist Witege bei Martin derselbe Stehaufmann wie in dem überlieferten Texte.

Die bisherige Betrachtung hat gezeigt, daß von einer Herstellung der alten Alphart-Dichtung nicht mehr die Rede sein kann. Daß auch auf einer späteren Stufe ihrer Entwickelung die Dichtung nie die ihr von Martin gegebene Gestalt gehabt haben kann, soll die Betrachtung der von ihm verworfenen Strophen lehren.

Zu Str. 13-16, die den Zusammenhang so seltsam zerreißen, bemerkt Martin: 'Der Inhalt ist überflüßige Reflexion, die der erste Dichter nur am Anfang oder zu Ende der Erzählung, nicht aber hier mitten im Gespräche geben konnte'. Und wenn sich nun ein zweiter, ein dritter, nehmen wir an äußerst ungeschickter Dichter an dem Texte vergriff? so konnte auch er 'nur am Anfang oder zu Ende der Erzählung, nicht aber hier mitten im Gespräch' seine Reflexionen anbringen, und wenn wir sie jetzt hier lesen, so kann das unmöglich seine Schuld sein. Das Richtige hat W. Grimm gesehen, wenn er vermuthet, daß zwei abweichende Handschriften des Gedichtes, jede vielleicht unvollständig, nach der Weise des XV. Jahrhunderts, d. h. nachläßig und ungeschickt zusammengefügt wären'.

Sehen wir zu, ob sich von der Thätigkeit dieses Contaminators weitere Spuren finden.

Str. 43-71 sieht Martin als interpoliert an und glaubt hier die Thätigkeit verschiedener Hände deutlich unterscheiden zu können. Die älteste Interpolation' sind Str. 45, die sich auf das alte Lied beruft, und Str. 50-56, 2. Str. 44 rührt also von einem jüngeren Dichter her, der Amelolt und Nêre einführen wollte. Setzen wir bei ihm das äußerste Maß von Ungeschicklichkeit voraus, so dürfen wir annehmen, daß er mit den Worten 44, 3:

Heime schiet von dannen vür den keiser rîch

den Übergang schaffen wollte zu 45, 1:

Heime alsô von Berne mit der boteschaft schiet.

Hatte er aber so glücklich den Anschluß erreicht, was konnte ihn dann veranlaßen, die mühselig gewonnene Verbindung zu zerreißen, indem er 44, 4 zu Dietrich übersprang? Von Dietrich aber erzählt er, was jetzt erst 69, 4, resp. 72, 1 folgt, was aber, wie Martin gesehen hat, ursprünglich sofort auf Heime's Abschied folgte: zuo allen sînen mannen gie von Bern her Dietrîch. 44, 4 setzte der Interpolator an, der zuerst Heime's Rückkehr zum Kaiser erzählte.

Hätte Martins jüngerer Interpolator, statt nach 55 das 'guot liet' wieder 'ze Berne' anzuheben, Str. 56, 3. 4 fortgefahren:

also der helt Heime kom ein mîle von der stat,
Amelolt und Nêre niht mêr geleites er dô bat,

GERMANIA. Neue Reihe XIII. (XXV.) Jahrg.

20,

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