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erweiterten Reim wie auch die Verbalzusammensetzung mit ge-, darum wird zu lesen sein: des êrsten rûsches er gesluoc. Ebenso heißt es V. 6464 gegen die Hs. beßer er möhte baz gesingen (: gelingen), zumal bei den Hilfsverben in der Regel die Verba mit ge- zu stehen pflegen. Die folgenden Verben (danne) weinen unde klagen können dann ganz gut auch einfach stehen.

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liefe u. s. w.

gerewet ist Conjectur Lachmanns für das hsl. geruet, die auch Bech ohne Weiteres adoptierte. Sie hat in der That etwas Bestechendes, sie entfernt sich nicht allzuweit von der hsl. Überlieferung und scheint dem Sinne vorzüglich gut zu entsprechen. Und doch ist sie diplomatisch bedenklich, weil nicht ein Endungsvocal, sondern der Stammvocal ergänzt wird. Und ist sie wirklich der gedachten Situation angemeßen? gerêwet heißt doch nur zunächst auf den rê, auf die Bahre gelegt. Sobald aber ein todter oder todtgeglaubter Mann sich erhebt und sich sehen läßt, hört er in diesem Momente auf gerêwet zu sein. Das muß auch Bech gefühlt haben, denn er läßt auf die erste wörtliche Erklärung die andere speciell hier erforderliche folgen: mit dem Leichengewande versehen, als Leiche schmücken. Das scheint mir aber nur ein der Situation gemachtes Zugeständniß zu sein. rê heißt doch nur „Bahre, Leichnam, Bestattung, Tod", aber ich habe keine Stelle finden können, in der rê Leichengewand und Leichenschmuck auch nur annähernd bedeutet. Und das Part. gerêwet in Konrad's Himmelfahrt 513, die einzig bis jetzt nachgewiesene Bestätigung von Lachmanns Conjectur, erscheint nur als Synonym von gestrecket; von einer Bekleidung ist an dieser Stelle nicht die Rede, sondern nur von der Leiche. Der vorher erwähnte pfelle, mit dem die Leiche bedeckt war, kommt hier nicht mehr in Betracht, denn hier wird vom Geruch der Leichen gesprochen. Offenbar muß an der Stelle im Erec von der äußeren Erscheinung des todten Mannes eine Schilderung gegeben werden, und wegen in gewunden houbet unde hende muß nach Erwähnung der blutigen Wunden eine bestimmte Bekleidung in geruet, eine Art von Synonym zu in gewunden verstanden worden sein, nicht bloß eine allgemeine. Ich habe nun nach einem solchen Ausdruck mit dem größtmöglichen Anschluß an die Überlieferung gesucht und in kürzester Zeit auch einen gefunden, nämlich geriset, gerîset, mit einer rîse, einem Schleier versehen,

ver

schleiert. Nur ein einziger Buchstabe braucht verändert zu werden: i ohne Punkt und langes auf gleicher Linie mit den andern Buchstaben und in geringer Höhe über sie emporragend, konnte sehr leicht als u erscheinen. Dem Sinne entspricht nach meinem Dafürhalten geriset sicher beßer als das allgemeine und selbst nicht durchaus zutreffende gerêwet. Nun erst gewinnt die Stelle rechte Lebendigkeit. Gerade dadurch, daß Antlitz und Augen bedeckt sind, erscheint die Gestalt so schauerlich und furchtbar. Sähe man die Augen, dann würde man sich ja bald überzeugen, daß der sonst Vermummte noch lebe; man würde dann von rasender Flucht abstehen. Daß den Todten auch das Antlitz mit einem Tuche oder einem Schleier bedeckt wird, ist eine noch heute fortlebende Sitte. Gegen die Bildung gerîset, die ich sonst nicht nachweisen kann, wird nichts einzuwenden sein. Wenn Hartmann das Subst. rise nicht gebraucht, so spricht dieß nicht gegen gerîset; er hatte eben keine Gelegenheit, das Subst. anzubringen *). 6677 ff.: er fluhe swem et wære

der lip ze ihte mære:

und wære ich gewesen dar bî,

ich hete geflohn, swie küene ich st.

sîn getorst dá niemen bîten

ân die froun Ênîten.

So Haupt in der ersten Ausgabe und mit geringen Aenderungen (flühe 6677. torste 6681) auch in der zweiten. Die Hs. hat 6680 kume. Die Änderung küene, die Bech ebenfalls hat, liegt nahe, würde sich auch dem äußeren Anscheine nach an das folgende getorst, torste gut anschließen. Der Satz aber und wære ich u. s. w. soll doch nur die vorhergehende Bemerkung allgemeiner Art mit Beziehung auf die Person des sprechenden Dichters wiederholen und weiter ausführen. Da kann also nur die Lebenslust, der Trieb zum Leben als Motiv der Flucht hingestellt werden. Also paßt küene nicht. Dagegen scheint mir das handschriftliche kume, kûme, welches der Schreiber einfach herübernahm und nicht in sein kaume veränderte, sehr gut zu passen. Der Dichter will sagen: jeder würde fliehen, wenn er nur ein bischen am Leben hinge, und ich wäre nicht minder geflohen, wenn ich auch noch so schwach und elend wäre. Daß 6680 der Conj. sê, nicht ware steht, ist dieser Auffassung nicht entgegen. sê drückt den Moment aus.

Aber küene scheint mir auch noch in anderer Hinsicht einen unpassenden Gedanken in sich zu schließen. Übersetzen wir hypothetisch:

*) Oder vielleicht gegerwet? Bartsch.

wenn ich auch noch so kühn wäre", so würde das ja besagen, daß der Dichter für gewöhnlich den Ruhm der Kühnheit nicht in Anspruch nimmt. Würde das nicht eine übertriebene und unstatthafte Bescheidenheit sein für einen ritterbürtigen Herrn wie Hartmann? Und übersetzen wir: „wie kühn ich auch (sonst) bin", so würde dieser Ausspruch umgekehrt ein Selbstgefühl verrathen, wie wir es sonst an Hartmann nicht kennen. Drittens wäre denkbar, daß hier eine Selbstironie vorliege. Aber diese ist nicht Hartmann's Sache. Somit wird das hdsl. kume beizubehalten und in sein Recht einzusetzen sein.

6696 s. oben zu 6475.

6715 sine rotewange statt des hsl. sein totes wanige ist treffliche Conjectur von Karajan, die Bech mit vollem Recht in den Text aufnehmen konnte. Aber zwischen t und w stehen in der Überlieferung zwei Buchstaben, nicht bloß einer; ich möchte deshalb, da in Hss. des 13. Jahrhunderts ein niedriges (langes) s leicht das Ansehen eines groß gerathenen haben kann, statt rotewange lieber roterwange lesen, die Nebenform von rotuwange, wie sie in Hs. H von G.'s Tristan 8077 erscheint. (Daneben muß auch als Zwischenform zwischen rotruwange und rotewange, rotwange ein rotrewange existiert haben.)

6720 umbe dise geschiht schreiben die ersten Ausgaben. Ich glaube, es ist ganz unbedenklich zur Aufbeßerung des Verses ungeschikt zu schreiben, was auch der Situation beßer entsprechen würde. Haupts aneschiht (in der zweiten Ausgabe, zu 219) ist allerdings ein „Wagniß“. 6746 fg.: uf die strâze er kêrte,

die er gester dar reit.

So Haupt in der ersten Ausgabe. Die Hs. hat gewert statt gester. Schon in seinen Verbeßerungen in der Zeitschrift 3 (1843), 270 meldete Haupt, daß Lachmann in dem gewert der Hs. gerêwet erkannt habe zum Iw. 5862, also dieselbe Lesart, die Haupt im Erec 6670 für das hsl. geruet gesetzt hatte. Lachmann's gerêwet hat dann Haupt in der zweiten Ausgabe aufgenommen, wie auch schon vorher Bech. Lachmann's Conjectur, wieder durch Umstellung der Buchstaben gewonnen, ist ohne Zweifel geistvoll; sie entspricht dem Sinn und Zusammenhang viel beßer als Haupts gester, und doch will sie mir nicht zutreffend erscheinen, weil Hartmann, der hier an die vorausgegangene Handlung erinnert, das Wort rê niemals gebraucht, ein Wort, das doch sehr leicht im Innern des Verses wie im Reim anzubringen gewesen wäre. Er hat dafür bâre (rosbâre) 6310. 6362. 6597. Deshalb scheint mir das hsl. gewert anders entziffert werden zu müßen. Ich vermuthe gewert gebert, gebêrt, gebêret = gebæret, auf die Bahre gelegt. Möglich, daß Hartmann

=

nur gebâret sagte wie im Iwein 1305, doch läßt es sich nicht entscheiden. Jedenfalls war ihm diese Participialbildung geläufig.

Meine Conjectur stimmt inhaltlich mit der von Lachmann überein. Ich muß wie er zum Besten des Verses ein e ergänzen. Statt seiner Umstellung rew aus wer halte ich die Überlieferung aufrecht und bedarf nur die Annahme des häufigen Schreibgebrauches, w für b und e für œ zu setzen. Dadurch, und das scheint mir das wichtigste, gewinne ich ein Wort, das auch sonst bei Hartmann bezeugt ist und das sich in den Zusammenhang viel beßer fügt als das überhaupt höchst seltene, bei Hartmann sonst niemals handschriftlich vorkommende gerêwet. 6786 ist unbedenklich alse zu lesen, ebenso 6812. ROSTOCK, im November 1879. REINHOLD BECHSTEIN.

DER MINNESÄNGER PULLER VON HOHENBURG UND DIE BURG WASICHENSTEIN.

Über die Lebensgeschichte des Dichters Puller sowie die Feststellung seiner Heimat haben bis jetzt viele Zweifel obgewaltet, und das Wenige, was Fr. H. v. d. Hagen in dieser Beziehung angemerkt hat, ist nicht nur dürftig, sondern auch unrichtig. Die gleiche Unsicherheit herrscht über die viel bestrittene Localität der Burg Wasichenstein. Die nachstehenden Mittheilungen werden deshalb von Freunden. älterer Geschichte, Dichtkunst und Sage nicht unwillkommen geheißen werden.

Die jetzt in Ruinen liegende Stammburg des ritterlichen Geschlechts Hohenburg befindet sich im unteren Elsaß und in demjenigen Theile des Wasgau's, in welchem sich ein gutes Stück unserer altdeutschen Heldensage abspielt, hart an der ehemaligen französisch-pfälzischen Grenze, zwei Stunden von Weißenburg entfernt. Die meisten Glieder der Familie von der Mitte des 13. Jahrhunderts an, um welche Zeit das Dynastengeschlecht zuerst urkundlich in der Geschichte auftritt, bis fast zu dessen Aussterben, führten den Beinamen Puller, Püller, Pullere oder auch Buller. Der erste Hohenburger, der jedoch erst seit 1276 mit diesem Beinamen erscheint (in einer bischöflich Speier'schen Urkunde vom Jahre 1262 für das Nonnenkloster Heilsbrücke bei Edenkoben in der Pfalz führte er denselben noch nicht), ist der Minnesänger Konrad von Hohenburg, über welchen Hagen (Minnesänger II, 69-71 und

IV, 411) keine Auskunft zu geben wußte und dessen Heimat er lieber in's Ausland verlegte, obgleich Puller in einem seiner Lieder seine Heimat ausdrücklich als eine deutsche bezeichnet. Allein schon Adelung in seinem „,,Magazin" (Leipzig 1784, II, 3, 69) bezweifelte die gewöhnliche Annahme einer ausländischen Abkunft und fügt dann bei „er war auch mit vor Wien, hatte aber eine Schöne? in Elsaß"; ein Weiteres wußte aber auch er über ihn nicht zu sagen. Ich vervollständige deshalb auf Grund der allerdings wenigen uns erhaltenen urkundlichen Belege*) die Lebensgeschichte Konrads durch nachfolgende Mittheilungen. Als Rudolf von Habsburg 1276 gegen Ottokar von Böhmen zog, schloß sich ihm vorzugsweise die zahlreiche elsäßische, schwäbische und oberrheinische Ritterschaft an, und unter der ersteren auch Konrad von H., obgleich er, wie aus seinen Liedern erhellt, in seiner Elsäßer Heimat durch die Liebe zu einer edlen Jungfrau, deren Namen und Geschlecht uns jedoch nicht überliefert ist, gebunden war. Ohne Zweifel hegte Konrad bei seinem Abschied von der Geliebten die Hoffnung, daß der Krieg wohl in Jahresfrist werde beendigt sein, allein derselbe zog sich, wie bekannt, bis zum 26. August 1278 in die Länge, wo Ottokar in der Schlacht auf dem Marchfelde Krone und Leben verlor. In diese Zeit fallen Konrads fünf Minnelieder, in denen er seine Gefühle auf eine sinnige Weise kundgibt, seiner rheinischen Heimat und seiner Freundin sich erinnernd.

„guot ist si, diu mir sorgen gît,
und ich ir mit willen gerne diene.

zu Osterrîch ist vil guot sîn:

von Wiene waere ich gerne hin wider an den Rîn,
zuo der schoenen, diuhte es den künik zît.

Wil ieman gegen Elsâzen lant,

der sol der lieben tuon bekant, daz ich mich senen,
wenen kan sich mîn herze nâch ir.“

Zugleich scheint Konrad während dieser Feldzüge seiner mannhaften Heldenthaten wegen von dem ihm schon früher befreundeten Rudolf die Benennung Puller erworben zu haben, welchen dann seine Nach

*) Sie finden sich nebst jenen über die Burg Wasichenstein handschriftlich in weiterer Ausdehnung in dem großherzoglich badischen Landesarchive zu Karlsruhe, dem pfälzischen Kreisarchive zu Speier, der Universitätsbibliothek zu Heidelberg, und fanden sich in der ehemaligen, durch französischen Leichtsinn vernichteten Straßburger Stadtbibliothek. Die Benützung der aus ihnen gefertigten Auszüge verdanke ich meinem am 5. August 1876 verstorbenen Freunde Pfarrer J. G. Lehmann zu Nußdorf i. d. Pf.

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