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nicht mehr in so junger Zeit; ein Vorkommen in Glossarien kann nichts beweisen, da diese oft aus älteren Quellen stammen. mürsel (: kürsen) 22 weist Dieffenbach 362b zwar noch in dem Vocabularius theutonicus (Nürnberg 1482) nach (vgl. Lexer 2, 2254), aber er bemerkt auch S. XVIII, daß derselbe aus älteren Quellen geschöpft habe.

An mehreren Stellen stimmt das Münchener Gedicht mit dem Straßburger überein, ohne daß jedoch daraus auf Benutzung des einen durch das andere geschloßen werden könnte. Die Übereinstimmung beweist nur das Volksthümliche dieser Gattung, und daß derartige Reime sicherlich in größerer Zahl umliefen, als es nach den wenigen Belegen scheinen mag.

Der unvollkommene Reim in beiden ist gleichfalls ein Zeichen der Volksmäßigkeit; einen Schluß auf das Alter gestattet er nicht. Bemerkenswerth ist die Reimungenauigkeit rippel : stüppel 17; noch auffallender ist an der zum Theil wörtlich entsprechenden Stelle des Straßburger Gedichtes der Reim stücke: rippe.

Fraglich kann erscheinen, ob die letzte Zeile (35) ursprünglich zu dem Gedichte gehört. Denn sie fällt aus dem Rahmen der übrigen Verse heraus. Doch ist zu erwägen, daß es eben die Schlußzeile ist, die auch in den Straßburger Kettenreimen und in den modernen Beispielen bei Simrock, Kinderbuch2 41 ff. abweicht und abweichen muß, weil sonst das Gedicht ohne Ende fortginge. Der Dichter kann absichtlich, um den Schluß zu bezeichnen, dreifachen Reim angewendet haben, was dann noch auf Zusammenhang mit älterer Kunst deutet, in welcher der dreifache Reim am Schluße von Absätzen eine Rolle spielt. Sicherlich nicht erst von dem Schreiber der Handschrift ist diese Zeile hinzugefügt, denn da er die vorausgehenden Reim worte in rutī trutn entstellt, so würde darauf fut keinen Reim bilden.

Ich laße nun den bereinigten Text in der gewöhnlichen mhd. Orthographie folgen, und bemerke nur noch, daß am Schluße des Textes von anderer Hand hinzugefügt ist: Vidi cuncta que hic sunt digesta et ecce universa vanitas et sermone non digna et afflictio spiritus*). Ez nâhent gein der lieben zît:

ein ros ist ein ravît

und ein ravît ist ein ros,

und ein rigel ist ein sloz

5 und ein sloz ist ein rigel,

*) Cohelet I, 14.

1 gan.

2 ein fehlt beidemal. 2. 3 rayfein. 4 ridl.

5 und fehlt.

und ein panc ist ein sidel
und ein sidel ist ein panc,
und ein trappel ist ein gans;
ein gans ist ein trappel,

10 und ein schuoch ist ein sappel,

und ein sappel ist ein schuoch,
und ein psalter ist ein puoch;
ein puoch ist ein psalter,

und ein stein ist ein alter
15 und ein alter ist ein stein,
und ein rippel ist ein pein;
ein pein ist ein rippel,
und mel ist ein stüppel

und ein stüppel ist ein mel,
20 und ein kürsen ist ein vel;
ein vel ist ein kürsen;

ein koch ist ein mürsel

und ein mürsel ist ein koch,
und ein stampfel ist ein ploch;
25 ein ploch ist ein stamphel;
ein hunt ist ein slankel

und ein slankel ist ein hunt,
und ein met ist ein trunc
und ein trunc ist ein met,
30 und ein tisch ist ein pret
und ein pret ist ein tisch,
und ein rut ist ein visch
und ein visch ist ein rut,

und ein alte ist ein trut

35 und ein junge hât ein fut.

6 und fehlt. 7 sidl panc (panc durchstrichen). ein trâpel (diese drei Worte durchstrichen) schuech.

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übergeschrieben nach ain: sappl ist auch. 17 ein fehlt. 19 vnd stuppl. 20 fel.

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26 sch1ampel. 27 schlänckel. pretl'. 31 pretl'. 32 rut'.

ist vnd visch. 33 und fehlt. rutn. 34 trutn. 35 neben vnd steht am Rande fut] viereckiges ausgeschnittenes Loch im

von anderer Hand ain alte ist ain trut.

Papier; doch ist der untere Rest des f noch sichtbar.

GERMANIA. Neue Reihe XIII. (XXV.) Jahrg.

22

4-8 vgl. Wackernagel, LB.4 968, 12:

unde ein rigel dast ein slos (: rôs);

unde ein slos ist ein rigel,

unde ein bang dast ein sidel;
unde ein sidel ist ein bang

unde ein trotte ist ein ûfgang.

Danach könnte man in dem Münchener Texte emendieren ganc statt gans, und unleugbar ist der Reim panc gans auffallend. Nur müßte man dann auch die Besserung ûfganc aufnehmen. Indes da trappel auch demin. zu trappe, Trappe, Trappgans (mhd. Wb. 3, 84, Lexer 2, 1497) sein kann, so ist nichts zu ändern. Es ist ebensogut möglich, daß trappel in der Bedeutung 'Gans' in einem Dialekte unbekannt war, als daß trappel als 'Treppchen' in einem andern Dialekte nicht verstanden wurde.

10 sappel fehlt im mhd. Wb. und bei Lexer; die Stelle aus unserem Gedicht hat Schmeller 22, 317.

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25 stamphel, im mhd. Wb. 2o, 567°, Lexer 2, 1174 stempfel, Stößel. Vielleicht ist auch hier stämpfel zu sprechen, da das darauf reimende Wort in der Hs. schlänckel geschrieben ist.

26 schampel, oder wie der Schreiber dann änderte schlampel, ist sicher nur um des Reimes willen gesetzt, und die richtige Form steht außer Reim in der nächsten Zeile. Schmeller hat 22, 528 die Stelle angeführt. Das Wort slankel, slenkel gehört zu slanc, slanken, herumstreichen.

30 f. vgl. LB.1 968, 28 f.:

unde ein bret ist ein tisch (: visch)

unde ein tisch ist ein bret.

33 rut, ein Fisch (lat. rubeta), bei Lexer 2, 556 fälschlich rûte angesetzt, wiewohl doch die Schreibung rutten in den angeführten Stellen auf kurzes u hinweist, wie auch rupe (in den Handschriften rupp, ruppe) unrichtig mit û geschrieben ist. An unserer Stelle beweist

der Reim gleichfalls die Kürze; das andere Reimwort ist trut (mhd. Wb. 3, 124, Lexer 2, 1551), weiblicher Unhold. Die Schreibung der Hs. rutn truth wird durch das dritte Reimwort (fut) widerlegt. Auch schreibt die Hand am Rande richtig trut.

K. BARTSCH.

GEISTLICHES GEDICHT DES XIII. JAHR-
HUNDERTS.

Nachstehendes Gedicht bildet die Einleitung zu einem auf Pergament in Folio geschriebenen lateinischen Psalterium, das mit vielen kostbaren Miniaturen und Initialen geschmückt, am Schluße das Datum seiner Vollendung (1276) und den Namen des Schreibers trägt. Auf der letzten Seite steht:

Do uon unses h'ren ihesu Xpī gebort uorgan waren Dusent zweihund't vñ sechse un sůbenzec iar do uollenscreip diessen salt' heinrich zů vnisborch *).

Das durch vorzügliche Erhaltung sich auszeichnende Manuscript befindet sich in der Bibliothek eines reichen französischen Privatiers in Metz, der mit dankenswerther Liberalität dem Unterzeichneten die Abschriftnahme und Veröffentlichung dieses und anderer Manuscripte gestattet hat.

METZ.

v. HARDENBERG.

Swen got sines riches sol gew'n **)
zweier tugende er nicht mac untpern
Di heizen zu latine als ich iz las
Spes z longanimitas

5 Daz ist hoffenüge vnde gåt gebite
Daz man mit gedulde ane vnsite
hi gotte dienen kūne

nach der ewigen wnne

Di ñim' noch nīmer mac v'gan

10 Nieman sal sich des verdrezen lan

*) Unseburg an der Bode (bei Magdeburg), alt Unnesburg. s. Förstemann, altd. Namenbuch,

**) Die Reimzeilen sind nur durch Punkte abgetheilt und der Text ist fortlaufend geschrieben.

waz kūmers her hi lide
Alse van almarie ein side
mvze wir gelutteret werden
sule wir vf dirre erden

15 mit gottes helfe erwerben

also sciere so wir sterben

daz wir in daz himelriche kvmē

Durch daz en sal uch nach werlichem vrumē

nicht zu sere erlangen

20 Daz immer vnúgangen

mvz ewecliche vor sich gew'n

daz ist ein riche lones gern
Vil sere ein iglich mensce sol
vnde vnúdroszēliche wol

25 hir me dienen daz ist min rat
Wene nimer gottes lon v'gat
Nv denke wol her an

ein sinnich wip vnde man
vnde lazen in vnmere sin

30 den sōmer. vnde der blume scin
Golt. silber. vnde rich gewant
des man alles hi ein ende vant
so des dem menscen zv get
oder daz herz sterbende verlet
35 Waz half den nibelunge ir hort
do si erslagen vordē dort

in vremedem lande

di stolzen wigande.

Di romesce keisere mochte ouch nicht genesen

40 swi riche si were gewesen

Doch nam si alle der tot

vnde musten hin dar got gebot
Nv lazēt gåt vnde w'liche ere
vnde strebent helde sere

45 nach eren di da ewec sint

Ez ist allez toub vnde blint

vnde ein trovm da mit di werlt vert
Wene niemāne sin gvt ernert

Noch hohe burt noch wnne

50 di man hi gewiñen kōne

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