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sondern auch wahrscheinlich; denn nach Müllers Anmerkungen zur Halvssaga ist dieselbe im eilften Jahrhundert aus den damals umlaufenden Liedern zusammengesetzt und von dieser Zeit bis zu ihrer Aufzeichnung im dreizehnten Jahrhundert mündlich fortgepflanzt worden. Wenn also die erste Grundlage derselben auch wirklich aus dem Heidenthum herstammen sollte, so hatte dieselbe, ehe sie schriftlich aufgezeichnet wurde, Zeit genug, eine aus dem Osten nach Europa verpflanzte Sage aufzunehmen, wie Gleiches auch in anderen nordischen Sagas geschehen ist; der von mir gemuthmaßte Weg, den dieselbe vermittels der Mongolen nach Europa genommen, wird durch die von mir Zur Volkskunde S. 41 f. nachträglich hinzugefügten russischen Versionen, die Bugge noch unbekannt waren, um so wahrscheinlicher. Es bleibt nur noch ein Wort hinsichtlich der Person Morolfs in der deutschen Erzählung hinzuzufügen; dieser ist nämlich ohne allen Zweifel erst aus dem Spruchgedichte in dieselbe hineingekommen und vertritt z. B. den in der Fassung der Nugae auftretenden Sohn Raso's.

LÜTTICH.

FELIX LIEBRECHT.

DIE PETERSBURGER HANDSCHRIFT DER

GEISLERLIEDER.

Herr Regierungsrath Dudik machte mich auf eine Handschrift in der kaiserlichen Bibliothek zu St. Petersburg aufmerksam, welche die Lieder der Flagellanten enthalte, und theilte mir die Anfänge derselben mit. Daraus ersah ich, daß die Handschrift einige Lieder mehr enthält als die übrigen bekannten Quellen. Durch Vermittlung meines Freundes, Collegienrath Dr. Meyer hier, erhielt ich eine sorgfältige von Herrn Privatlehrer Gustav Friderici besorgte Abschrift. Die Handschrift trägt die Bezeichnung cod. lat. memb. XIV. 8. Nr. 6, und ist im 14. Jahrhundert geschrieben. Sie zählt 42 Blätter und ist größtentheils in Hexametern, mit Prosa untermischt, abgefaßt. Die ersten Hexameter sind stark radiert und schwer zu entziffern. Eine nähere Beschreibung ihres Inhalts wird Dr. Karl Gillert, der für die Monumenta Germaniae in Petersburg arbeitet, im Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichte veröffentlichen. Die Geschichte der Flagellanten beginnt auf Bl. 28

Ista procul dubio noscas que tunc tibi scribo.

Auf Bl. 30-36 steher die deutschen Lieder. Das bei Closener (ed. Hegel S. 105) und in der Limburger Chronik (ed. Rossel S. 17) den Anfang machende Lied eröffnet auch hier.

Nu ist die betfart so here.
Crist rait selber gen Jerusale 1),
er fürt an crütz an siner hant.
nu helf uns der hailant.

5 Nu ist die betfart so guot.
hilf uns, herr, durch din hailiges
bluot,

dazd an dem crütz vergossen hast 2) und uns von dem tod erlöset hast, daz an dem crütz vergossen hast 10 und uns in dem ellind gelassen hast.

I.

Nu ist die straß also brait,

die uns ze unserr liebun frown trait
in unser liebun frown lant.
nu helf3)

15 Wir süln die půss an uns nemen,
daz wir got deste bas gezemen
dert in sines vatters rich:
dez bitten wir sünder alle gelich1);
dez bitten wir den hailigen Crist3),
20 der alle der welte gewaltig ist;

unt biten wir den hailigen gaist
umm cristann geloben allermaist 6).

Das hierauf folgende Lied (Bl. 31) ist mit Musiknoten versehen, die bis V. 11 incl. reichen. Die Melodie von V. 1-4 wiederholt sich in V. 5-8 und mit geringem Unterschied auch in V. 9—11; V. 1—5. 9 sind durch grössere Initialen als Anfänge von Strophen oder Absätzen bezeichnet; ich habe nach Maßgabe dessen vierzeilige Strophen angenommen, wobei freilich die letzte um eine Zeile kürzer bleibt, doch kann, wenn die Strophe vier gleiche Reime hatte, leicht eine ausgefallen sein.

Maria muoter rainû mait,
erbarm) dich ûber die cristenhait.
erbarm dich ûber dinû kint,

dû noch in disem ellind sint.

1) 1. Jerusaleme.

II.

5 Maria muoter gnade vol,

du kanst und mahst uns ghelfen wol, verlih uns ânn gnedigen tot

und bhott uns da vor aller not.

2) Die beiden hierauf folgenden Verse fehlen bei Closener und sind ohne Zweifel zu tilgen.

3) So unvollständig in der Handschrift; lies nu helf uns der heilant.

4) Richtiger als bei Closener wo noch dich nach wir eingefügt ist.

5) Closener: den vil heiligen Crist.

6) Diese beiden Zeilen fehlen bei Closener und sehen wie ein Zusatz aus, der dem bekannten alten Pfingstliede

Nu biten wir den heiligen geist

umb den rehten glouben allermeist

entnommen ist. Indeß da durch diese beiden Zeilen die letzte bei Closener sechszeilige Strophe zu zwei vierzeiligen wird, so könnten sie auch echt sein.

7) Hs. Erbam.

Erwirb uns huld umm dines kint, 10 dez rich niemmer dhain end gewint, daz er uns 1) loes von aller not und bhôte vor dem gaehen tot. Erwirb uns auch daz himelbrot, daz er sinn zwelfen jungern bot, 15 so lib und sel sich schaiden sol,

daz wir den gvaren alle wol.
Und die uns dhain guot hant getăn,
daz si dez trosts nit werden ăn,

und nim die sel an dine hant 20 und fürs in dines kindes 2) lant.

Und nim die selån alle gar
und für si zuo der engel 3) schar,
und nim die selån all gelich

und für si in daz himelrich.

25 Und setz si zů der rechtun hant und da der sacher rowe vant1).

dez helf uns der hailant.

Auf dieses Lied folgt ein ebenfalls bei Closener fehlendes. Eins mit ähnlichem Anfange hat die Limburger Chronik (S. 19)

Es ging sich unser frawwe, kyrieleison,
Des morgens in dem tauwe, halleluia.
Da begegent ir ein junge, kyrieleison,
Sin bart was im entsprungen, halleluia.
gelobt sistu Maria.

Es ist dies nur eine andere Fassung des in der Petersburger Handschrift vollständiger erhaltenen Liedes; beiden gemeinsam ist der Refrain kyrieleison nach der ersten, halleluia nach der zweiten Zeile, und die Zeile gelobt sistu Maria, nur daß diese in dem Petersburger Texte nach je zwei, in der Limburger Chronik nach je vier Zeilen wiederholt wurde.

Maria vnser frowe. kyrieleyson.
Was in gotlicher schowe. Alleluia.
globet sis du Maria.

Zůz ir wart ain engel gsant. ky.
Der waz Gabriel genant. All.
Der wart ir von got gesant. k.
Er grusd si minneclich zehant. Al.
Er sprach du bist genade vol. k.
Got ist mit dir, dem gefelst du wol. al.
Dich wil ob allen vrowen. k.
Götlich segen betowen. Al.

Du enphast und gbirst ân kint. k.

Des rich nimmer dhaîn end gewint. Al.

III.

A's sol jesus werden genant k.
All der welt an hailant. Al.
Vons engels rede ersrak si do k.
vnt waz doch sines grůsses fro. Al.
Si vorschat wie daz geschenhen sôlt k.
Von") si magd evclich bliben wolt. Al.
Der engel sprach und anwrt ir. k.

Der hailig gaist wrgt daz an dir. al.
An zaichen saĝ ir6) dir dar zů k.
davon din herze wirdet fro. Al.
Din liebû mům elizabet. k.
An kindli in ir libe tret. Al.

1) Nach uns nochmals, aber durchstrichen, vns.

2) kindes über ausgestrichenem vatters.

3) engel.

4) lies der schacher ruowe vant.

5) 1. Wan.

❝) 1. ich.

Do si ir kindes do genaz. k.
do waz si magd as si vor waz. al.
Si låit es in die crippen k.
dw waz hert sinen rippen. al.
Da waz an esel vnd ain rint k.
Die erkandan daz himelsch kint. al.
Do daz kindli wart geborn k.
Do wart gestillet gottes zorn. Al.
Der engel kunte do zehant. k.
As wer geborn der hailant. Al.
Vnd wer lob in dem himelrich k.
vnd frid vff dem ertrich. Al.
Do ah2) tag dar nach komen hin k.
vnd bsnitten wart daz kindelin. Al.
Do ward es ghaissen jesus crist. k.
Der all der welt an trôster ist Al.
As het vor gseit her balaam k.
Daz wrde an nûwer stern uf gan Al.
Und solte an herre denn uf stan k.
Dem elliv dwelt wrd undertan. Al.
Crist hett im selb' den stern erkorn, k.
Der dar nach lange wart geborn. Al.
k. Lenger mer denn tusent jar k.

Und gat der sehste manot in k.
Daz si enpfieng daz kindelin. Al.
Si haisset dû vnberhaft ist. k.
As du magd von nature bist. Al.
Daz sol dir an zaichen sin. k.
Daz du ouch gbirst an kindelin. Al.
Wån got in dem himelrich k.
Sint allû ding ztůnd mugelich. Al.
Maria sprach: zden worten din. k.
Gib ich gern den willen min. Al.
Zehant enpfieng si jesum crist k.
Der aller welt an trôster ist. Al.
Der engel vânt marian ain k.
An ir gbet, daz waz vil rain. Al.
Du botschaft gíe zeîr orân in k.
Der hailig gaist flos da mit in. Al.
Der worht in ir libe daz k.
Das cristus got vnd mensche waz. Al.
Maria grůzd ir můmûn zhant k.
Div elizabet waz genant. Al.
Die sant Johansen swanger waz k.
As ir der engel kunte daz. Al.
Des grůz frowt sich daz kindelin.
Beslossen in sinr måter srin Al.
Maria trůg aûn smerzen k.
Ir kint vndr irem herzen. Al.
Bis nûne mánot kómen hin k.
Daz si solt gbern daz kindelin. Al.
Do si daz kindli gberen solt. k.
Niemen si behusen wolt. Al.
Gen bethleem si komen waz. k.
Der romscher kaiser gbot ir daz. Al.
As waz an groz volg komen dar. k.
Daz ir da niemen name war. Al.
Dû edel kûniginnen. k.
Moht dhain herberg gewinnen. Al.
Wie der wint dô wâte. k.
vnd sne vnd regen strate1). Al.
Ir wizzen hende si do want. k.
daz si herberg nit envant. Al.
Zwischont zwain hûsern waz an dach k.
da hett si bi ainr cripp ir gmach. Al.

Dû bouch sagant vns daz fûr war. Al.
Dri kûng den stern ersahen k.
Si bgundan zhandan gahen. al.
Wie si komin in die stat. k.
Da daz kindli gboren wart. al.
Der sterne luht den kûngen drin k.
Gen bethleem zem kindelin. Al.
Si brahtan geb dem kindelin. k.
Vnd ouch der liebun můter sin. Al.
Wiroch, mirrun, edel golt. k.
Da von wart in daz kindli holt. Al.
Der zwelfte dag waz do da hin. k.
Do dkûnge komen zem kindelin.
Darnach ûber drîsîg jar k.
Daz solt du wissen für war. Al.
Do hett3) zit erloufen. k.

Daz sich hieß ihesus toufen. Al.
Sant Johans der tůft in do. k.
Des sûln wir alle wesen fro. Al.

1) Dadurch wird das bisher nur in Handschrift A von Heinzelins Minnelehre 824 belegte straejen gestützt.

2) 1. aht.

3) Nach hett ein radiertes Wort; wahrscheinlich stand dý.

Von 1) got den tuf gewihêt hat k.
Daz er uns raînt von missetat. Al.
Der diz gdîht lôblich singet. k.
Grossen lon es im bringet. Al.

Maria wil sin pflegen. k.

Und ir kinds frůde geben. Al.

Anno domini trecentesimo quadragesimo nono in augusto scripta est haec cancio. Die lateinische Unterschrift bezeugt, daß das Lied in der That zu den Liedern der Geisler gehört.

Es folgt auf Bl. 34 der auch bei Clossener S. 107 f. und in niederdeutscher Aufzeichnung (Wackernagel 2, 336 f.) erhaltene Leis.

Nu tret herzuo der bossen welle: flieben wir die haissun helle. Lucifer ist boes geselle.

IV.

Wen er behapt,
5 mit bech er lapt:

dez fliehen wir in,
hab wir den sin.

Quando flagellatores volebant se flagellare et erant exuti usque ad camisias ab umblico deorsum pendentes, incipiebant cantare praedictos ritmos sub melodia praefata, et duo praecentores semper cantabant dimidium ritmum, quem tunc ceteri omnes repetebant. Sub priori melodia cantantur ritmi sequentes

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Die Abweichungen von Closeners Texte sind nicht unerheblich. Die meisten werden durch den niederdeutschen Text zu Gunsten des Petersburger entschieden. Die V. 1-5 finden sich auch in der Limburger Chronik (S. 17) und stimmen ebenfalls mit der Petersburger Hs. überein. So gleich in V. 1 bezüglich des Sing. welle gegenüber dem plur. wellen (: hellen) bei Closener; ein in V. 3 ist wohl nur durch

1) 1, Wan.

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