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trages und das Verhältniß zu dem Erbprinzen von Oranien, den man von französischer Seite nicht als solchen anerkannte, machte dann noch einige 1 Schwierigkeiten und man kam nicht zu Ende, ohne daß Lucchesini eine Verwahrung zu Gunsten des Erbprinzen zu Protokoll gab. Erst am 23. Mai wurde der Vertrag von Lucchesini und Beurnonville unterzeichnet.

In Königsberg, wohin sich König Friedrich Wilhelm III. zu der Zusammenkunft mit Kaiser Alexander inzwischen begeben hatte, wurde die Nachricht von dem Abschluß des Vertrages mit unverhohlener Freude aufgenommen, wiewohl der erzwungene Verzicht auf Erwerbungen in Franken etwas verstimmte. Man erblickte in dem Vertrage eben nur ein Abkommen über territoriale Verhältnisse, welches dem preußischen Staate für geringe Verluste erhebliche Entschädigungen zusprach; der Mißerfolg der preußischen Politik in ihren auf Abrundung des Gebietes und Schaffung einer festen Stellung in Süddeutschland gerichteten Plänen wurde in der Genugthuung über den materiellen Gewinn des Augenblickes ebenso wenig empfunden, wie die wachsende Unsicherheit der Stellung Preußens in Deutschland, wo vor dem Übergewicht der französisch-russischen Allianz jeder andre Einfluß zurücktrat. In der That fügte sich auch in den deutschen Angelegenheiten Preußen der Entscheidung Frankreichs und Rußlands jedesmal dann, wenn dieselben einig waren. Wenn der preußische Gesandte in Paris am 5. September 1802 ohne ausdrückliche Vollmacht einen Vertrag über die Entschädigungen Bayerns unterzeichnete, um die für Preußen anscheinend günstige Stimmung Napoleon's nicht durch eine Weigerung zu gefährden, so genehmigte man das in Berlin, weil man sich auch der Zustimmung Rußlands sicher wußte. Aus demselben Grunde der Übereinstimmung zwischen Frankreich und Rußland - ließ man es dann einige Monate später wieder geschehen, daß von den dem Kurfürsten von Bayern eben erst zugesicherten Entschädigungen ein Theil zur Befriedigung Österreichs und seiner Agnaten verwandt wurde. Darin lag doch geradezu ein Verzicht Preußens auf eine selbständige Politik in Deutschland. Man fühlte sich zufrieden in der Stellung eines Freundes von Frankreich und eines Verbündeten von Rußland, deren gute Beziehungen zu einander durch den von Preußen eifrig befürworteten Vertrag vom 3. Juni 1802 eine neue Bürgschaft zu erhalten schienen, und glaubte darüber die Befestigung der Stellung Preußens in Deutschland vorläufig außer Acht lassen zu können.

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Wie sehr hatte sich überhaupt jezt die Stellung Preußens in Deutschland seit dem Frieden von Basel verschlechtert! Damals hatte Preußen, kühn vorangehend, seinen Vertrag mit Frankreich geschlossen, um dadurch dem deutschen Reiche den Weg zum allgemeinen Frieden zu bahnen; als es sich auf diesem Wege vom Reiche verlassen sah, hatte es sich von der Vertretung der allgemeinen deutschen Interessen zurückgezogen, aber nur um dann die Interessen Norddeutschlands mit um so größerer Entschiedenheit zu verfechten. Der Bund von Hildesheim, der die Verhältnisse

Norddeutschlands seit 1796 ohne alle Rücksicht auf das Reich geregelt hatte, schien der feste Grundstein für den Bau der preußischen Herrschaft in Norddeutschland zu werden 1). Allein mit den Verträgen von 1802 und dem Reichsdeputationsschluß von 1803 ging der Bund auseinander. und die Verbindung Preußens mit dem deutschen Reiche löste sich mehr und mehr, ohne daß seine Stellung in Norddeutschland befestigt worden wäre.

Graf Haugwiß, der den Bund von Hildesheim geschlossen und den Gedanken der Hegemonie Preußens in Norddeutschland mit Ernst und Überzeugung ergriffen hatte, war nicht ohne Verständniß für die Gefahren dieser Lage und verlor den Plan eines norddeutschen Bundes keineswegs aus den Augen. Allein mehr als auf die deutschen Verhältnisse war seine Aufmerksamkeit doch auf die internationale Stellung Preußens gerichtet, auf die Verbindung mit Rußland und mit Frankreich. Die Hauptsache blieb für ihn, wie für König Friedrich Wilhelm, die Begründung eines föderativen Systems zwischen den drei Mächten, welches den Frieden auf lange hinaus sichern und damit Preußen die Möglichkeit zur allmählichen Durchführung seiner norddeutschen Pläne gewähren sollte. Ohne festen Halt in Deutschland, beruhte deshalb Preußens Stellung auf der friedlichen Gestaltung der Dinge in Europa, vornehmlich auf der Fortdauer der guten Beziehungen Frankreichs zu Rußland: jede Trübung dieses Verhältnisses mußte auch die Stellung des preußischen Staates tief erschüttern.

II. Verhandlungen über Hannover.

Während die preußischen Staatsmänner noch auf die Erhaltung des Friedens rechneten, dessen sie zur Ausführung ihrer Pläne bedurften, vollzogen sich bereits in den Beziehungen der großen Mächte Abwandlungen, welche die Gefahr neuer kriegerischer Verwicklungen näher und näher rüdten. Wenn Graf Haugwiß die Herstellung einer Tripel-Allianz mit Frankreich und Rußland als vornehmstes Ziel der preußischen Politik ansah und gelegentlich in Paris sowohl als in Petersburg in Anregung brachte, so fand er mit seinen Entwürfen an beiden Orten nur geringes Entgegenkommen. Frankreich zeigte Neigung zu einer nähern Verbindung mit Preußen, ohne doch viel Werth auf den Beitritt von Rußland zu legen; Kaiser Alexander von Rußland wünschte ebenfalls die Allianz mit Preußen, verwarf aber den Gedanken einer Tripel-Allianz und trug sich schon damals mit den Plänen, aus denen der Krieg von 1805 hervorgehen sollte 2).

Für den Augenblick noch bedeutungsvoller aber als die beginnende

1) So hat Graf Haugwiß selbst ihn in einer Denkschrift vom 2. April 1802 bezeichnet. 2) Vgl. die Instruktion für den russischen Gesandten in Berlin, vom 7. Juli 1802, bei Martens 6, 295 f.

Erkaltung zwischen Frankreich und Rußland waren die Auseinandersezungen zwischen Frankreich und England, welche die längere Dauer des eben zu Amiens geschlossenen Friedens ernstlich in Frage stellten. Graf Haugwiß hat später wohl gesagt: er habe gewußt, daß zwischen Rom und Carthago nicht lange Frieden bleiben könne, und es ist wahr, daß der leidenschaftliche Federkrieg in englischen und französischen Blättern in den Kreisen der preußischen Staatsmänner schon früh Besorgnisse erregte. Indessen glaubte man einerseits nicht an die Nähe des Bruches, andrerseits fürchtete man nicht in die Verwicklungen selbst mit verflochten zu werden. Die Bürgschaft für die Unabhängigkeit Malta's, deren Übernahme nach einer Bestimmung des Friedens von Amiens wie von andern Staaten, so auch von Preußen verlangt wurde, hatte man abgelehnt, und die freundschaftliche Haltung, die Napoleon bei den deutschen Fragen Preußen gegenüber bewies, erweckte in Berlin sogar die Hoffnung, daß er im Fall eines Krieges zu einem Neutralitätsbunde der deutschen Mächte unter preußischer Führung die Hand bieten werde.

Um so peinlicher war die Überraschung für die friedfertige Gesinnung der preußischen Regierung, als am 20. März 1803 General Duroc in Berlin erschien mit Aufträgen Napoleon's, welche den Ernst der Lage und die Gefahr für Preußen selbst klar erkennen ließen. Duroc machte Mittheilungen über die zwischen Frankreich und England obschwebenden Fragen, namentlich über den Streit wegen Malta, dessen Räumung troß der zu Amiens eingegangenen Verpflichtung von England verweigert werde. Frankreich werde das nimmermehr zugeben und lieber von neuem zu den Waffen greifen. Noch unmittelbarer wurde Preußen durch eine fernere Erklärung Duroc's betroffen: er kündigte offen an, daß Napoleon am Niederrhein Truppen zusammenziehen und bei Ausbruch des Krieges Hannover beseßen werde1).

Die Eröffnungen Duroc's konnten der preußischen Regierung keinen Zweifel darüber lassen, daß zwischen Frankreich und England ein Kampf auf Leben und Tod bevorstehe, ein Kampf, dessen Rückwirkungen bei der ausgesprochenen Absicht Napoleon's gegen Hannover auch Preußen empfindlich treffen mußten. Wie konnte man diesen Rückwirkungen rechtzeitig vorbeugen? Die preußischen Staatsmänner fanden sich damit plößlich der schwersten politischen Frage gegenüber, von deren glücklicher oder unglücklicher Lösung das Schicksal des preußischen Staates abhing.

Es war nicht das erste Mal, daß die Franzosen Hannover mit einem Einfall bedrohten; schon 1796 und 1798 hatte sich das Directorium, wie wir uns erinnern 2), mit einem derartigen Plane beschäftigt. Beide Male aber hatte die preußische Regierung, gestüßt auf die Bestimmungen des

1) Vergl. Duroc's Bericht über seine Mission nach Berlin, Urk. Nr. 94. 2) Vgl. Bd. I, S. 45 und 206.

Friedens von Basel und den Vertrag über die Demarkationslinie, in der entschlossensten Weise gegen ein solches Vorhaben Stellung genommen und einen Einmarsch in Hannover für einen Friedensbruch erklärt, der mit den Waffen abgewehrt werden müsse. Im Jahre 1801 endlich hatte Preußen, dem Verlangen Rußlands nachgebend und um den andernfalls wahrschein lichen Einmarsch fremder Truppen zu vermeiden, Hannover selbst militärisch in Besitz genommen. Jeßt, im Frühjahr 1803, bei der erneuten Bedrohung Hannovers durch die Franzosen, trat doch deutlich zu Tage, wie sehr sich die allgemeine Lage der europäischen Politik zu Ungunsten Preußens verändert hatte. Der Vertrag über die Demarkationslinie war durch die Herstellung des Reichsfriedens hinfällig geworden, ohne daß Preußen in einer völkerrechtlich anerkannten Hegemonie über Norddeutschland einen neuen Rechtsgrund für die Vertheidigung der Neutralität Hannovers gewonnen hätte, und wenn das natürliche Interesse Preußens die Fernhaltung fran zösischer Truppen von Norddeutschland noch ebenso sehr forderte wie ehemals', so konnte man doch einem französischen Vorgehen nicht mit dem früheren Nachdruck entgegentreten, da man bei der noch immer nicht ganz beendeten Regelung der deutschen Verhältnisse die französische Unterstüßung genoß und gegen die Zögerungen und Schwierigkeiten Österreichs voraussichtlich noch oft bedurfte.

So sehr man deshalb auch in Berlin die Bedeutung der Mittheilungen Duroc's würdigte und so deutlich man die aus dem Bruche Frankreichs mit England für Preußen hervorgehenden Gefahren voraussah, so vermochte man doch nicht sich zu Maßregeln zu entschließen, welche dem Ernst der Lage und der Größe der Gefahr entsprochen hätten; man beschränkte sich darauf, wie das einmal in der Gewohnheit der preußischen Politik lag, durch diplomatisches Dazwischentreten den Ausbruch des Conflicts möglichst hinauszuschieben, und versuchte den Gegensaß der verschie denen Interessen, die in Hannover aufeinander stießen, durch wohlgemeinte Unterhandlungen und Vorstellungen nach allen Seiten hin zu versöhnen und auszugleichen. Man nahm die Eröffnungen Duroc's sehr freundschaftlich auf; der König selbst sprach anerkennend über die Haltung Napoleon's in den Zwistigkeiten mit England, und Graf Haugwiß versicherte, daß bei einem wirklichen Ausbruch des Krieges Preußen sich als treuer Verbündeter Frankreichs zeigen werde. In der That schien es fast, als ob Preußen für Frankreich Partei ergreife. Man erklärte sich zur Übernahme der Garantie Malta's bereit und forderte darauf hin von England die Räumung der Insel. Sollte der Friede nicht erhalten bleiben, so verlangte man von England Achtung der Grundsäße der Neutralität zur See, und deutete wenigstens an, daß man die Verlegung derselben mit einer Beseßung Hannovers erwidern werde. Auf der andern Seite ließ man es nicht an Vorstellungen fehlen, um Frankreich von der angekündigten Besißnahme Hannovers zurückzuhalten. Man machte, und wie die

Folge zeigte, mit Recht geltend, daß infolge der Beseßung Hannovers England die Mündungen der Elbe und Weser blockiren werde; überdies werde England, wenn Hannover erst in französischen Händen sei, jeder Rücksichtnahme auf den preußischen Handel überhoben, dessen Schädigung doch auch für Frankreich von nicht geringem Nachtheil sei 1).

Die Bemühungen Preußens blieben nach beiden Seiten hin gleich erfolglos. In Frankreich beantwortete man die Mittheilungen über die von Preußen in London gethanen Schritte mit der Versicherung, daß man den preußischen Bestrebungen für Erhaltung des Friedens den besten Erfolg wünsche, vermied es aber in der hannoverschen Frage irgend eine bindende Erklärung abzugeben. Napoleon stellte zwar noch nähere Eröffnungen in Aussicht, sprach aber wiederholt aus, daß er eintretenden Falls den Krieg mit dem äußersten Nachdruck führen werde, und Lucchesini fügte hinzu, daß Napoleon die Besißnahme Hannovers hauptsächlich zur Erhebung von Contributionen betreibe und die Betheiligung Englands an dem freien Handel auf der Elbe und Weser unter allen Umständen unterdrücken werde. In London wies man die preußischen Forderungen wegen Malta mit der Bemerkung zurück, daß die eigentlichen Ursachen zu der Entzweiung mit Frankreich nicht in dem Streite über jene Insel lägen. Ebenso wenig wollte man sich zu einer unbedingten Anerkennung der See-Neutralität verstehen, wenn man auch übrigens für den preußischen Handel besondere Vergünstigungen zusagte. Eine Hindeutung auf die möglichen Folgen der englischen Politik für Hannover wurde mit gleichgiltigem Achselzucken aufgenommen. Auch die Vermittlung, die Rußland anbot und der sich Preußen anschloß, wurde von englischer Seite abgelehnt.

Damit waren die Versuche Preußens, den Bruch zwischen England und Frankreich zu verhindern oder doch hinauszuschieben, endgiltig gescheitert. Schon zu Anfang des Monats Mai konnte man sich in Berlin nicht mehr verhehlen, daß der Ausbruch des Krieges unmittelbar bevorstehe. Wenn die Erhaltung des Friedens sich als unmöglich herausgestellt hatte, so ergab sich nun für die preußische Politik die Aufgabe, die Interessen des Staates vor den Folgen des Krieges sicher zu stellen.

Von dem Leiter der preußischen Politik, dem Grafen Haugwig, wissen wir, daß neben der Pflege guter Beziehungen zu Frankreich und Rußland die Schußherrschaft Preußens über Norddeutschland die Grundlage seines politischen Systems bildete. In den Krisen der Jahre 1796 und 1798 hatte er die Neutralität von Norddeutschland und von Hannover gegen die Drohungen Frankreichs nachdrücklich und erfolgreich verfochten, wie er einmal wol bemerkt, nicht aus Vorliebe für die norddeutschen Stände, sondern in einfacher Würdigung der aus der geographischen Lage hervorgehenden Interessen Preußens 2). Auch im Mai 1803 konnte es für Graf Haugwiß

1) Erlaß an Lucchesini vom 25. März 1803. Urk. Nr. 96.
2) Vergl. Bd. I, S. 68.

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