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höher zu stellen ist als der Liederdichter Valerius Herberger, daß er wohl verdient mit P. Gerhard verglichen zu werden, der gar nicht um so viel jünger ist, daß dies unstatthaft wäre, möchte entgegen den Ausführungen a. a. O. doch noch zu behaupten sein.

S. 264 möchte R. die ungenauen Reime Opitzens nicht als mundartliche gelten lassen; er erwähnt aber nur solche wo ö auf e, ü auf i reimen was allerdings ziemlich allgemein vorkommt. Opitz reimt aber auch: können auf Sinnen, sehr oft kömpt auf nimpt, kost auf lust, Gedult auf solt, was denn doch nicht mehr als allgemein deutsch gelten kann, sondern die speciell schlesische Aussprache verräth. So ist wohl auch einzuschränken der Ausspruch S. 266 daß über den Reim hinaus bei Opitz schwer Idiotismen zu finden wären, wenn man z. B. nur des häufigen immer weiblich gebrauchten die bach gedenkt, was, wenn auch in andern md. Mundarten vorkommend, doch gewiß nicht als allgemein deutsch gelten kann, sondern, weil es bei Opitz vorkommt und noch heute schlesisch ist, als entschieden schlesisch mundartlich. Auch das bei Opitz wiederholt vorkommende befohren für befahren wird von Grimm, Wtb. 1, 1267 wohl richtig als mundartlich bezeichnet.

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Am wenigsten befriedigen kann uns das Schlußcapitel: Gottsched als correcter Abschluß dieser ganzen sprachgeschichtlichen Periode.“ So kurz die Gottsched betreffenden Erörterungen bei R. v. Raumer in seiner Schrift: der Unterricht im Deutschen und in seiner Geschichte der german. Philologie sind, man wird in denselben doch mehr finden von dem was man hier sucht, von dem Einfluß Gottscheds auf die Gestaltung der neuhochdeutschen Schriftsprache. Hier wären nun aber doch eingehendere Mittheilungen zu erwarten gewesen z. B. wie die Festsetzung unserer Schriftsprache wohl durch Gottsched, mindestens in dem Leipziger Kreise in dem er sich bewegte und der ihn als seinen Stimmführer betrachtete, im Großen und Ganzen schon vor dem Jahre 1748, wo seine Grundlegung einer deutschen Sprachkunst erschien, stattfand. Wenn man einen Blick wirft in Gottscheds frühere Schriften und in der deutschen Gesellschaft in Leipzig Eigene Schriften" besonders von 1739-1742, auch z. B. in Joh. Friedr. Kopps Übersetzung von Tassos befreitem Jerusalem, Leipzig 1744, Breitkopf (an der sich der junge Goethe begeisterte), so wird man sich überzeugen, daß hier schon eine Schreibung zu finden ist, die man gewöhnlich von Gottscheds Grundlegung datiert. Die tz, ck, ff nach Consonanten, die ss nach Doppellauten, die man noch bei Haller, Hagedorn, die man noch zur selben Zeit in L. Frischs Wörterbuch (1741) findet, sind hier bereits verschwunden, so daß sich herausstellt, daß sich in Leipzig in der That eine Schreibart, die später allgemein geworden ist, zuerst ausgebildet und gefestigt hat. Die Hervorhebung solcher gewiß beachtenswerther Erscheinungen vermissen wir hier. Indem ich dies jedoch niederschreibe, gedenke ich des Verfassers, der ja nicht mehr unter den Lebenden ist. Ist es denn recht, wenn wir Kritik üben an den letzten Schriftzügen seiner fleißigen Hand, den letzten hingeworfenen Umrissen seines in hohem Sinne unternommenen Werkes, die nach seinem Tode erschienen sind und zwar unvollendet? Auch das Register zum zweiten Bande, das, dem ersten Bande entsprechend, zu erwarten war (und das im Interesse des Buches von kundiger Hand wohl hätte gemacht werden sollen, bevor es herauskam) fehlt! Von dem Plane des 3. Bandes ist nichts bekannt. Und so wird denn das Werk wohl

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ein Torso bleiben. Es wird es kein Gebildeter aus der Hand legen ohne von der edlen, von Wahrheitsliebe getragenen Begeisterung, dem sittlichen Ernst, der umfassenden Bildung des Verfassers mit Ehrfurcht und Liebe erfüllt zu werden und seinen frühen Hingang zu beklagen durch den es unvollendet blieb.

MISCELLEN.

SCHRÖER,

Personalnotizen.

Dr. Ludwig von Hörmann, Scriptor au der Universitätsbibliothek Graz, ist zum Custos an derselben ernannt worden.

zu

Dr. Daniel Jacoby hat sich als Privatdocent für neuere deutsche Litteratur an der Universität Zürich habilitiert.

Dr. Adalbert Jeitteles, Universitätsbibliothekar in Innsbruck, hat sich an der dortigen Universität für deutsche Philologie habilitiert; ebenso Dr. Hans Lambel an der Universität Prag.

Dr. Hermann Oesterley ist zum Bibliothekar an der Universitätsbibliothek in Breslau befördert worden.

Prof. Johannes Schmidt ist einem Rufe an die Universität Berlin als Nachfolger Ebels gefolgt, nachdem B. Delbrück in Jena denselben abgelehnt.

Prof. H. Suchier in Münster ist als Nachfolger von H. Schuchardt nach Halle gegangen; an seine Stelle ist der Gymnasiallehrer Dr. Körting in Dresden berufen.

Prof. Julius Zupitza in Wien hat einen Ruf als Professor der englischen Sprache und Litteratur an die Universität Berlin erhalten und angenommen.

Berichtigungen.

S. 201, Z. 13 v. u. lies Neue Weltbeschreibung statt eine W.' Z. 5 v. u. lies: Rentkammer.

S. 231, Z. 14 v. u. lies a-vant statt a-avant; Z. 7 v. u. lies -óƑevt statt -όεντ.

(Hierzu eine litterarische Beilage.)

VON DEN DREI FRAUEN.

Es findet sich in verschiedenen Ländern ein schwankhafter Novellenkreis, wonach drei Frauen einen gemeinschaftlichen Fund thun und übereinkommen ihn derjenigen von ihnen zum alleinigen Besitz zu überlassen, die ihrem Manne den schlimmsten Streich gespielt hätte oder spielen würde, und nur die drei Frauen bei Morlini (s. unten X.) machen hiervon eine Ausnahme. In dem Nachfolgenden nun will ich diejenigen Formen dieses Schwankes zusammenstellen und kurz analysieren, die zu meiner Kenntniss gekommen sind, wobei ich durchaus nicht zweifle, daß noch mehreer desselben an verschiedenen Orten existieren und auch gelegentlich noch zum Vorschein kommen werden. Jedenfalls erhellt schon jetzt, daß die einzelnen Streiche der Frauen in den verschiedenen Versionen, wie fast immer in dergleichen Sammelnovellen, theils mit einander ganz oder in der Hauptsache übereinstimmen, theils aber auch von einander durchaus verschieden sind. Ich beginne mit der ältesten mir erreichbaren Fassung, nämlich mit dem Fabliau

I. Des trois femmes qui trouvèrent un anneau. (Le Grand, Fabliaux etc. Vol. IV.)

Die drei Frauen kommen überein, daß der Ring derjenigen gehören solle, die ihrem Mann den besten Streich spielen würde.

1. Der Mönch. Die erste Frau macht ihren Mann betrunken, schiert ihm dann eine Platte, zieht ihm eine Mönchskutte an und trägt ihn mit Hilfe ihres Liebhabers an die Pforte eines Klosters. Als der Mann sich beim Erwachen so in der Mönchstracht findet, denkt er, Gott habe ihn zum geistlichen Leben bestimmt und bittet den Abt des Klosters um Aufnahme in dasselbe. Da nun die Frau hiervon benachrichtigt, herbeieilt und ganz verzweifelt thut, so ermahnt man sie, sich in Gottes Fügung zu ergeben und ihrem Mann vielmehr zu seinem frommen Entschluß Glück zu wünschen. - Nach Le Grand findet sich dieser Streich der ersten Frau auch in der metrischen Bearbeitung des Grand Caton,

GERMANIA. Neue Reihe IX. (XXI.) Jahrg.

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von welcher es mehrere Fassungen giebt, s. Grässe Lehrbuch II, 2, 704 f. Hierher gehört auch der Streich der ersten Frau bei Keller (s. unten II. Nr. 4); ähnlich ist ferner der Streich der zweiten Frau bei Folz (s. unten IV. Nr. 11) und der dritten Frau in zwei sicilischen Fiabe (s. unten VII. Nr. 19 und VIII. Nr. 21); s. auch Novelle di Francesco Zambrini (Imola tip. di Ignazio Galeati 1871) Nov. IX: „Certi giovani bolognesi fanno una piacevole beffa ad Ambrogiuolo Falananna fornajo con quel che segue", angeführt von Pitrè (s. unten VIII. zu Nr. 21). Hierher gehört auch eine tibetische Erzählung, worin Çavarî ihre Freundin, die Frau eines Brahmanen, veranlasst ihr einen Beweis davon zu geben, wie sehr sie ihren Mann in ihrer Gewalt habe, und zwar dadurch, daß die Brahmanin letzteren auf listige Weise beredet sich von ihr kahl scheren zu lassen; s. Mahâkâtjâjana und König Tshanda-Pradjota. Ein Cyklus buddhistischer Erzählungen, mitgetheilt von A. Schiefner in den Mém. de l'Acad. des Sciences de St. Petersb. VII série T. XXII, Nr. 7, S. 28 Nr. X. „Der Purohita läßt sich sein Haar scheren".

2. Die Fische. Die zweite Frau hat eines Freitags geräucherte Aale zum Mittagsbrot und ihr Mann will sie gebraten haben. Da kein Feuer im Hause ist, so geht sie welches anderwärts holen, begiebt sich aber zu ihrem Liebhaber und bleibt bei ihm die ganze Woche, worauf sie am darauffolgenden Freitag zu einem Nachbar geht und ihn bittet die Aale an seinem Feuer braten zu dürfen, so daß sie dieselben noch ganz heiß in ihr Haus zurückbringt. Ihr Mann frägt sie, wo sie die ganze Woche gewesen, und will sie prügeln, allein sie schreit um Hilfe, weshalb die Nachbarn herbeieilen und darunter auch der, bei dem sie die Aale gebraten und dem sie nun klagt, ihr Mann wäre närrisch geworden, da er behaupte, sie sei ganze acht Tage aus dem Hause gewesen. Der Nachbar betheuert dann, sie hätte sich bei ihm nicht länger aufgehalten als gerade nöthig gewesen um die Fische zu braten, so daß, als jener wüthend bei seiner Aussage beharrt, man ihn wie einen Verrückten bindet und einsperrt. Hiermit stimmt der Streich der ersten Frau bei Laßberg (s. unten III. Nr. 7), nur redet da die Frau ihrem Mann bloß ein, er habe geschlafen und geträumt und sie sei nicht aus dem Hause gekommen, während sie die Fische in der Küche gebraten. Aus einem südrussischen Märchen gehört hierher der Streich der ersten Frau (s. unten XI. Nr. 28). Am Tage nach dem Funde des Ringes, einem kleinen Feiertage nämlich, fiel sie über ihren Mann her und sprach: Ach du Sohn von dem und dem, was sitzest du zu Hause und schauest auf den Feiertag! Die Leute säen schon, bei dir

ist aber nicht einmal der Pflug in Bereitschaft; du solltest nicht auf den Feiertag sehen, sondern aufs Feld fahren um zu pflügen." Er mußte sich schon bequemen ihrem Gebot Folge zu leisten. Sie machte ihm das Mittagessen, fieng in der Reuse zehn Schleihen, und brachte ihm dasselbe nebst den Schleihen. Sie kam aufs Feld und zu der Furche, welche Mann und Knecht pflügten, warf der Reihe nach die Schleihen lebend hinein und gieng selbst zum Wagen. Jene spannten die Ochsen aus und giengen längs der Furche ebenfalls nach dem Wagen hin. Als sie die erste Schleihe erblickten, rief der Mann aus: „Potz Blitz, zum ersten Male in meinem Leben sehe ich das und habe auch noch nie gehört, daß man auf dem Felde Schleihen aufackere." Indem sie nun so weiter giengen, fanden sie eine zweite Schleihe, dann auch eine dritte, eine vierte und dies gieng so fort bis zur zehnten. Bei dem Wagen angelangt, rühmte der Mann sich vor der Frau und sprach: „Schau einmal, Frau, was ich für Schleihen auf dem Felde gefunden habe;" und da jene ihm dazu Glück wünschte, fügte er hinzu: „Nimm sie und mache sie uns zum Abend zurecht." Nach dem Mittagessen nahm die Frau die Schleihen und gieng nach Hause. Der Mann aber pflügte bis zum Abend fort und dann in seine Hütte zurückkehrend, fragte er alsbald seine Frau: „Wie steht's, Frau, ist das Abendessen fertig?" "Jawohl", antwortete sie und trug es auf. Da er jedoch sah, daß in der Suppe keine Schleihen waren und darnach fragte, entgegnete sie ganz verwundert: Was meinst du für Schleihen ?" „Nun, die Schleihen die ich auf dem Felde aufgepflügt habe", versetzte jener. "Die du aufgepflügt hast?" erwiderte die Frau; „bist du bei Sinnen? wo hast du je gesehen, daß irgend jemand aus der Erde Schleihen aufgepflügt hat?" - Kreuz noch einmal!" rief der Mann; „wirst du Tochter eines Hundesohns sagen, daß ich die Schleihen nicht aufge. pflügt habe? habe ich sie dir doch zum Kochen gegeben; hast du das vergessen?" -Was fällt dir ein?" antwortete die Frau; „überlege doch einmal; kann wohl ein Fisch ohne Wasser leben?" - Wirst du schweigen Tochter eines Hundesohns?" schrie der Mann und fieng an sie zu prügeln. Sie lief daher zum Sotsky (Aufseher über hundert Bauern), holte ihn herbei und erzählte ihm, wie ihr Mann behaupte, auf dem Felde Schleihen aufgepflügt zu haben. Der Sotsky meinte, der Mann müßte wohl den Verstand verloren haben und ließ ihn binden, worauf die Frau auch den Geistlichen herbeiholte, damit dieser ihn Beichte hören solle. Als dieser nun seine Fragen angefangen hatte und zur Antwort erhielt: „Väterchen, glaub mir nur, daß ich sie aufgepflügt habe," da begannen auch gerade die Fische in dem mit

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