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Ein ritter sô gelêret was

daz er an den buochen las"

und dann nennt er auch im „armen Heinrich" seinen Namen, aber nicht mehr mit jenem Selbstgefühl wie im „Iwein“ [er was genant Hartman

und was ein Ouwaere]

„von

sondern Hartmann, dienstmann", "von Ouwe", ist demüthig-fromm geworden: er nennt seinen Namen „dar umbe“

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Ist das nicht eine ganz andere Persönlichkeit als jener Dichter des Iwein", der von sich mit Recht gesagt hatte:

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Ja jede Zeile des Einganges vom „Iwein" und vom Heinrich" stehen im Gegensatz: dort der Ritter, der

,,an den buochen las

swenne er sîne stunde

niht baz bewenden kunde",

hier der beschauliche Leser, der

„an den buochen las

swaz er dar an geschriben vant *).'

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"armen

V. 1246 ff. hat Benecke den Charakter der Rede weit richtiger bezeichnet als Bech, der von einem „Ineinandergreifen der Sätze" redet. Doch hat vielleicht auch Benecke eine charakteristische Seite dieser „eilfertigen Rede" nicht genügend hervorgehoben: das ist die Stellung des Pronomens. Bei raschem Sprechen bezeichnen wir oft eine Person bloß mit „er“, „sie“, „ihn“ etc. und fügen erst nachträglich den Namen derselben oder eine nähere Bezeichnung hinzu. So hier Hartmann: in mînen herren, sî mîne liebe gesellen.

*) Hartmann scheint mir (im Gegensatz zu Paul S. 365) hier absichtlich die zwei Verse des „Iwein“: „ein ritter sô gelêret was, daz er an den buochen las“ wiederholt zu haben, um den "armen Heinrich" zuerst an den Iwein anklingen, dann aber den Gegensatz zwischen seiner Iwein- und seiner Armen-Heinrich-Stimmung um so schärfer hervortreten zu lassen.

V. 1260 ff. müssen wir nach der Art, wie Lachmann und Bech interpungieren und nach den Erklärungen des Letzteren übersetzen: ,,die (d. h. die Burgbewohner, welche auf einem andern Wege aus der Burg gegangen waren und sich dann auf dem Hauptweg nach der Burg begeben hatten), fanden davor (vor dem Burgthor) das Roß halb abgeschlagen. Wer hätte ihnen darin widersprechen können? d. h. sie liessen sich es von Niemand ausreden." Aber das ist denn doch eine läppische Frage, die da der Dichter nach Lachmann-Bech an uns stellt: Wenn die Burgbewohner das halbe Roß vor sich sehen, so werden sie allerdings von Niemand sich ausreden lassen, daß sie es vor sich sehen! Und was soll das Folgende heißen: „wan sî wolten?" etc. Dieses wan" = „denn" hat gar keinen Sinn. Ich interpungiere: wer mohte in daz widersagen

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wan sî wolten daz gewis hân,

und wurde de porte ûf getân,

daz sî in drinne vunden?"

und übersetze: Wer möchte ihnen darin widersprechen, wenn*) sie dessen gewiß zu sein glaubten, daß, falls man die Pforte öffne, sie ihn drinnen finden würden?"

Die Schreiber der Hss. Aab haben hier, wie es scheint, aufmerksamer gelesen als die Herausgeber. Sie haben wahrscheinlich construiert wie diese, aber in den Worten Hartmanns keinen vernünftigen Sinn finden können. Der Schreiber von A ließ also den ihm unverständlichen Zwischensatz einfach unberücksichtigt und schrieb dem Sinne und der Construction nach ganz richtig:

,,wer mohten daz widersagen,

daz si in drinne vunden?"

Die Schreiber von ab liessen nur die anstößige Conjunction wan“ weg und faßten den Gedankenzusammenhang in einer Weise auf, die ich nicht besser als durch zwei Interpunctionszeichen an ein und derselben Stelle zu veranschaulichen weiß:

wer mohte noch ez da [mohten daz b] widersagen?: sî wolten etc.

d. h.: „Wer möchte ihnen darin widersprechen? Sie glaubten nämlich" etc. Oder kürzer und logischer: „Wer möchte ihrem festen Glauben, daß sie ... finden würden, widersprechen?"

*) Dieses wan wenn ist natürlich kein wenn der reinen Bedingung; es entspricht unserm „indem".

V. 1609 ff. lesen die Herausgeber:

„Er gedâhte in sînem muote:

eiâ herre got der guote

wer gît sô starke sinne
daz ich die sô sêre minne,

diu mir zem tôde ist gehaz?"

Was das bedeuten soll und wie sich damit der folgende Gegensatz: od wie" vereinigen läßt, weiß ich nicht. Die Schreiber aller Hss. haben zwar auch diesen Gegensatz nicht bemerkt, aber die Schreiber der Hss. Db haben wenigstens die Verse an und für sich verständlich zu machen gesucht, indem sie schrieben:

"wer gît mir die sinne"

und das offenbar so auffaßten, wie es der Schreiber von a deutlicher ausspricht:

„wer git mir so schwache sinne".

Allein die Lesart „starke“ ist ganz richtig, sowohl nach der Übereinstimmung der Hss. AdB Ec als dem Sinne nach; aber der abhängige Satz muß negativ gemacht werden: „Wer gibt mir denkt Iwein so starke Sinne, so große Selbstbeherrschung, daß ich diejenige nicht so sehr liebe, die mir todfeind ist?" „od wie" fährt er zu überlegen fort:

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Selbstbeherrschung oder Erhörung, das sind die beiden einzigen Wege, auf denen Iwein aus der Liebesnoth herauskommen kann. Wenige Verse nachher (V. 1647 ff.) spricht er ja das nochmals aus: Sît nû Minne unde ir rât sich mîn underwunden hât, sô hat sî michel reht dâ zuo daz sî der zweier einez tuo, daz si ir râte her ze mir

ode mir den muot beneme von ir:

wand' ich bin anders verlorn.

Auf diese Worte erst folgt der Gedanke in ganz passendem Zusammenhang, den die Herausgeber, wie es scheint, in den in Frage stehenden Versen gefunden haben.

V. 3812 ff. haben nicht, wie Bech glaubt, die bestimmte Beziehung auf den Grafen Aliere, sondern sind allgemein zu fassen: „Täusche

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sagt Hartmann

oder es gehört

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ich mich wenn auch keine Frau das thun wird, weil es gegen alle weibliche Sitte verstößt — doch größere Weisheit dazu, daß sie um denjenigen selbst werbe, von dem sie voraussichtlich nicht wird zu Grunde gerichtet werden, als daß sie zuläßt, daß derjenige um sie werbe, der sie zu Grunde richten wird."

V. 7808 hat Bech mißverstanden, wenn er erklärt: „kumbers weter, schweres Unwetter, ein Ungewitter; in der entsprechenden Stelle V. 640 steht dafür swarz weter." Hartmann hat von V. 7795 bis zum Ende des Abschnittes nicht weniger als fünf Mal das Wort „kumber" gebraucht; wenn er nun an unserer Stelle das Wetter selbst ein „kumbers weter" nennt, so heißt das nichts anderes als Kummer-Wetter.

HEIDELBERG.

ADALBERT BAIER.

VOLKSTHÜMLICHES AUS NIEDERÖSTERREICH ÜBER PFLANZEN.

VON

C. M. BLAAS.

1. Wenn man einen vierblättrigen Klee findet, so bedeutet es Glück1) (Stockerau). 2. Der gefundene vierblättrige Klee bringt einem nur Glück, wenn man ihn nicht pflückt (Stockerau). 3. Wenn man einen vierblättrigen Klee findet, so soll man ihn nicht pflücken, sonst bricht man sein Glück (Stockerau). 4. Will man Jemanden Glück bringen, so stecke man ihm einen vierblättrigen Klee zu, ohne daß derselbe es merkt 2) (Stockerau). 5. Einen vierblättrigen Klee legt man 80, daß er nicht bemerkt wird, zu den Sachen, welche auf Mariä Lichtmeß oder Ostern in der Kirche geweiht werden, und nach der Weihe giebt man ihn in ein Gebetbuch (Deinzendorf).

6. Gedeihen die Nüsse, so gilt dies als ein Vorzeichen, daß in diesem Jahre viele Knaben geboren werden, denn man sagt: „Gràdn d'Nuß, so gràdn a d'Buabm" 3) (Karnabrunn).

7. Wenn im Winter der Nebel an den Bäumen friert, so daß sie wie verzuckert aussehen, so bekommen sie im Frühjahre viele Blüten (Stockerau).

1) Vgl. Grimm, Myth. I. Ausg., Anhg. LXXII. 2) Vgl. Zingerle, Tirol. Sitten 107. 1) Vgl. Friedreich, Symb. u. Myth. d. Nat. 314.

8. Am St. Barbaratage (4. December) werden in Wien vor den Kirchen frische Kirschbaumzweige, die sog. Barbarazweige, verkauft, und diese stellen die Leute in ein Gefäß mit Wasser, und man sagt: es sei ein gutes Jahr zu hoffen1) und man habe Glück, wenn dieselben bis Weihnachten blühen 2).

9. Am heiligen Abende läßt man sich einen Apfel schenken ohne dafür zu danken und stellt sich ihn essend, am Neujahrstage um 12 Uhr Mittags unter das Hausthor; wer nun dabei „Wohl zu speisen" wünscht, wird der oder die Zukünftige des Essenden 3) (Wien).

10. Man denkt sich einen Wunsch, nimmt sechs ziemlich lange Grashalme um die Mitte in die Hand und knüpft je zwei Enden derselben zusammen; dann werden die Halme ohne sie näher anzusehen umgedreht, in die Hand gegeben, und zwar macht man es so mit den untern wie mit den obern Enden. Sind, nachdem hierauf die Hand geöffnet wurde, alle Glieder für sich allein, so trifft das Gewünschte ein; im entgegengesetzten Falle aber wird dasselbe nicht erreicht1) (bei Krems).

11. Es werden verschiedene Wiesenblumen durch einander geworfen, den Mädchen die Augen verbunden und diese ziehen nun je eine Blume. Welches von ihnen eine frische Blüte ergreift, bekommt einen jungen Mann, das aber eine welke erhascht, einen alten oder Wittwer; ein langer Stengel bedeutet ferner Reichthum, ein kurzer Armuth (Langenlois).

12. Man mischt weiße und rothe Rosen untereinander, und nach diesen greifen die Mädchen mit verbundenen Augen; erwischt ein Mädchen dabei eine weiße Rose, so ist es ein unschuldiges Geschöpf; erhascht es aber eine rothe, so hat es schon etwas auf dem Gewissen (Wien und Langenlois).

13. Verliebte nehmen eine Blüte der Kamille, zupfen davon Blatt für Blatt weg, und sagen dabei: „Er liebt mich von Herzen - mit Schmerzen wenig -gar nicht!" Jene Worte, welche beim Wegzupfen des letzten Blättchens gesprochen werden, gelten als die glaubwürdige Auskunft oder Antwort 5).

14. Man nimmt ein Blatt Spitzwegerich und sagt, während man dasselbe auseinander reißt: „Wegkraut, Wegkraut là ma sàgn, wia vil de N. N. Buabma hat?" So viele Fäden von beiden Theilen des

-

1) Vgl. Meier Schwäb. Sag. 462.

2) Vgl. Wuttke, der Volksaberglaube 226. 4) Vgl. Rochholz, Alemann

3) Vgl. Neues Lausitzer Magazin, N. F. VIII, 351.
5) Vgl. Wuttke, der Volksaberglaube 222.

Kinderlied 173.

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