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daß ich die Schwachen gewinne. Ich bin jedermann allerlei worden, auf daß ich allenthalben ja Ets liche selig mache (1 Cor. 9, 1922.)."

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Keinem, der aus dem Verderben der Sünde durch Chriftum erldset, und also felig ist in Ihm, und weiß, daß er ein Erbe des ewigen Lebens ist, nach der Hoffnung, kann es gleichgültig feyn, ob die, welche noch in diesem Verderben sind, darin bleiz ben, oder daraus errettet werden. Hålt sich einer für erlöset, und ist dagegen gleichgültig, der betrügt sich selbst, der wähnt, crlöset zu seyn, er ist es wahrhaftig nicht. Ift einer in Wahrs heit selig, so weiß er nun erst recht, aus welchem unfeligen Zus stand er errettet ist, dieser erscheint ihm, je seliger er sich fühlt, um so unseliger. Als ein Erldseter Jefu Chrifti, als ein mir seinem theuern Blüte Erkaufter, ist ihm die Liebe seines Heilandes, die Ihn trieb, für alle Sünder zu leiden- und zu sterben, nicht mehr fremd, sie hat sich seinem Herzen mitgetheilt, und so kann er gegen keines Menschen Heil. mehr gleichgültig seyn, so muß ihm aller Errettung vom Verlorengehen ́ wahrhaftig anliegen, es muß seines Herzens heißester Wunsch seyn, daß keiner unter dem Zorn Göttes bleibe, keiner durch Unglauben und Widerspenstigkeit der ihm erworbenen Seligkeit verlustig gehe, sondern ein jeder derselben theilhaftig werde, und diesen Wunsch wird er vor Gott bringen, der da will, daß allen geholfen werde.

·Wer Frieden mit Gott hat durch den Herrn Jesum Christum, und fröhlich ist in der gewissen Hoffnung des ewigen Lebens durch den Glauben an seinen Namen; wer stark ist in der Macht seiner Stärke, erfüllet mit Früchten der Gerechtigkeit, zur Ehre und zum Lobe Gottes, durch Ihn, sollte dem nicht, als Mitglied einer Familie, als Mann oder Frau, als Vater øder Mutter, als Sohn oder Tochter, äls Bruder öder Schwester, alles daran liegen, daß alle Glieder derselben, keines ausgeschloffen, eben so selig werden, als er? Und sollte es ihn nicht aufs tiefste betrüben, ihm nicht heiße Thränen des innigsten Mitleidens auspressen, wenn er sie immerfort in der Finsterniß wandeln, und im Tode liegen bleiben sicht, und das Schrecklichste für sie auf die Ewigkeit, wenn sie in diesem Zustande sterben, fürchten muß? Sollte er nicht ohne Aufhören für sie zu Gott flehen, daß Er ihrer sich erbarmen, und ihnen die Augen

aufthun wolle, daß sie sich belehren von der Finsterniß zum Licht, und von der Gewalt des Satáns zu Gott, damit fie empfangen Vergebung der Sünde, und das ewige Erbe, sammt den Geheiligten, durch den Glauben an Jefum Christum?

Von einer solchen liebevollen Sorge für die Errettung Andrer, der Seinen besonders, wie sie Paulus ausdrückt, wird im Ganzen wenig wahrgenommen; aber wie kann sie auch da seyn bey dem, der noch nicht einmal für sein eignes ewiges Heil besorgt ist, der noch niemals mit wahrem Ernst die erste und wichtigste aller Fragen gethan hat, die: Was muß ich thun, daß ich selig werde?

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Aber wer, der ein Geretteter ist, müßte sich nicht vorwerfen, daß ihn die Sorge um Andrer Heil noch viel zu wenig beschäftige, ihn noch viel zu wenig zum ernstlichen Gebet treibe; daß sie bei weiten nicht die Allgemeinheit habe, die sie haben müffe; daß er- gegen das Seligwerden derer, zu denen er sich eben nicht hingezogen fühlt, von denen er schwer gedrückt wird, und hart beleidigt ist, wol noch ganz und gar gleichgültig sey? Dies muß uns sehr betrüben, dabei dürfen wir nicht ruhig bleiben; denn es ist ein trauriger Beweis, wie schwach und gering noch die rechte Liebe bei uns ist, wie sehr es ihr bei uns noch an Leben und Kraft fehlet; wir dürfen nicht ruhen, bis die Seligkeit aller, und vor allen derer, gegen welche wir am allerwenigsten Zuneigung fühlen, uns höchste Angelegenheit wird. Ist sie dies, dann werden wir sie zum Hauptinhalt unsrer Fürbitte machen. Doch dies nicht allein; sondern wir werden - auch -- nach dem Vermögen, das der Herr därreicht, und so) wie Er uns Gelegenheit dazu giebt, an dem Heil Andrer mitarbeiten; wir werden uns vor allem hüten, wodurch wir uns selbst Hindernisse, Werkzeuge in der Hand des Herrn zu ihrer Errettung zu werden, în den Weg legen, und dies ist ein finstres, strenges Wesen; so daß wir uns zu Richtern über sie aufwerfen, und uns erkühnen, ein Urtheil der Verdammniß über sie auszusprechen; denn dadurch entfernen und verscheuchen wir sie von uns, und erbittern sie ganz und går. // Hingegén müffen wir uns, wie Paulus, in Liebe zu ihnen herablaffen, durch licbreiche Ermahnungen, Warnungen, Bitten ihnen ein Herz zu uns machen; durch kräftige, das Gentüth ergreifende Vorstellungen des Erbarmens Gottes, der Liebe Jefu Chrifti,

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der Größe des Elends, aus dem der Herr erretten, der Größe der Seligkeit, zu der Er erheben will, ihnen das Evangelium von Ihm annehmlich und theuer zu machen suchen, und vor allen Dingen vorsichtig und behutsam vor ihnen wandeln, damit wir ihnen keinen gerechten Anstoß geben, den Eindruck unsrer Vorstellungen und Ermahnungen nicht schwächen, und in ihren Augen nicht als Heuchler erscheinen. Wir müssen die Aechtheit und Lauterkeit unsers Glaubens im Werk beweisen, und ihnen an uns in unserm ganzen Verhalten, in allen Lagen und unter allen Umständen des Lebens, zeigen, wie über alle Maßen köstlich das sey, zu wissen, man sey Gott versöhnet durch den Tod seines Sohnes, und dürfe sich rühmen seiner Herrlichkeit; dies gebe einen Muth, den nichts erschüttere, eine Freudigkeit, die nichts vertreiben könne; dies schaffe einen wahrhaftigen. Trost im Leben und im Sterben, und reiche den Sieg über Sünde und Welt, über Tod und Hölle; dieß mache zum Ueberwinder in allem.

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Ein merkwürdiger Traum, oder vielmehr eine sinnbildliche Prophezeihung aus dem Zeitalter der Reformation.

Es ist allgemein bekannt, daß die abscheulichen Mißbräuche der Ablaßkrämerei in dem sechzehnten Jahrhundert den ersten Anlaß zum Sturz der påbstlichen strengen Glaubensherrschaft, und zur glücklichen Wiederherstellung der unverfälschten Kirche Jesu auf Erden gegeben haben. In der für jeden · Christen höchst wichtigen Reformationsgeschichte, die mit der Geschichte der Entstehung des Christenthums eine sehr auffallende Achnlichkeit hat, verdient besonders der geheime Gang der wunderbaren Fürschung Gettes bemerkt zu werden, wodurch Er die wichtigsten Veränderungen der Kirche nach und nach im Stillen vorzubereiten, und durch besondere Winke die Männer, welche Er als Werkzeuge gebrauchen wollte, zu diesem großen Werke bereitwillig und tüchtig zu machen wußte. Einen sehr merkwürdigen Beitrag zur Aufhellung dieses geheimen und kraftvolTen Mitwirke s Gottes zur Beförderung der Kirchenwerbefferung liefert nachstehender Traum, den der Churfürst von Sachsen,

Friedrich der Weise, der Fürst und Beschüßer Luthers, die Nacht vorher dreimal nacheinander hatte, als am folgenden Tage, nämlich den 31sten October 1517, Luther den ersten öffentlichen Schritt zur Bekämpfung der Mißbräuche in der katholischen Kirche machte. Wer die Geschichte der Reformation auch nur nach ihrem Hauptinhalte kennt, wird die vollständige Deutung dieser sinnbildlichen Prophezeihung keinen Augenblick schwer finden.

· Gleich am folgenden Tage erzählte der Churfürst diesen merkwürdigen Traum seinem Bruder, dem Herzog Johannes, und dem Kanzler in folgendem Gespräch:

Der Churf. Herr Bruder! ich muß erzählen, was mir 'diese Nacht geträumt hat; möchte gern seine Bedeutung wissen; ich habe ihn so eigentlich und wohl gemerkt, und ihn mir so tief eingebildet, daß mich důnkt, ich könnte ihn nimmermehr vers geffen, wenn ich auch tausend Jahre leben sollte: denn er ist mir (in derselben Nacht) dreimal nacheinander vorgekommen, doch immer verbessert.

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Herz. Joh. War es denn ein guter oder ein böser Traum?
Der Churf. Wir wissen das nicht; Gott weiß es.

Herz. Joh. Herr Bruder! Euer L. sehe nur nicht viel darauf; - wenn mir etwas träumt, so bitte ich allewege unfern Herrn Gott: Er wolle es alles zum besten schicken; ́oder schlage mir sonsten solchen Traum aus dem Sinne, so gut ich Fann, wiewohl ich auch dies bekennen muß, daß mir viel Träume, beides, gut und böse, sind vorgekommen, welches ich hernach allererst verstanden habe, aber gemeiniglich in schlechten, gerin= gen Håndeln. Es sage Ew. L., was war denn der Traum? Churfürst Friedrich erzählt:

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"Als ich mich auf den Abend zu Bette legte, ziemlich matt und müde, war ich bald über dem Gebete eingeschlafen, und hatte bei drittchalb Stunden fein sanft geruht. Als ich nun erwachet und ziemlich munter war, lag ich und hatte allerlei Gedanken, bis nach Zwölfen in Mitternacht, gedachte unter an= dern, wie ich allen lieben Heiligen, und neben mir mein Hofgesinde, zu Ehren fasten und feiern wollte; *) betcte auch für

*) Es war nämlich am folgenden Tage das Fest aller Heiligen.

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die lieben Seelen im Fegfeuer, und beschloß bei mir, ihnen auch zu Hülfe und zur Steuer in ihrer Gluth zu kommen; bat den lieben Gott um seine Gnade, daß« Er › doch › mich und meine Räthe und Landschaft in rechter Wahrheit wolle leiten und zur Seligkeit erhalten; Er wolle auch allen bösen Buben, die uns unser Regiment sauer machen, nach seiner Allmacht wehren. Nach Mitternacht war ich bald nach solchen Gedanken wieder eingeschlafen; da tråumet mir, wie der allmächtige. Gott einen Mönch, cines feinen ohrbaren Angesichts, zu mir, schickte, der war St. Pauli, des licben Apostels, natürlicher Sohn, der hatte bei sich zu Gefährten aus Gottes Befehl alle lieben Heiligen, die sollten dem Mönch ein Zeugniß geben, daß es kein Betrug mit ihm wåre, sondern er, wäre wahrhaftig ein Ges sandter Gottes; und ließ mir Gott gebieten, ich sollte dem Mönch gestatten, daß er mir etwas an meine Schloßkapelle zu Wittenberg schreiben dürfte, *) es würde mich nicht gereuen, Ich ch lich ihm durch den Kanzler sagen: weil mich Gott solches heißt, und er auch sein gewaltig Zeugniß hätte, so möchte er schreiben, was ihm geboten wäre. Darauf fing der Mönch an zu schreiben, und macht so grobe Schrift, daß ich sie hier zu Schweidnig (4 Meilen von Wittenberg, wo sich damals der Churfürst aufhielt) erkennen konnte; cr führte auch so seine lange Feder, daß sie bis gen Rom mit dem andern Theile reichte, und einen Löwen, der zu Rom lag, mit dem Sturz (dem obern spißigen Theil der Feder) in ein Ohr stach, daß der Sturz wieder zum andern Ohr herausging; und streckte fich die Feder ferner bis an der påbstlichen Heiligkeit- dreifache Krone, und stieß so stark daran, daß sie begunte zu wackeln und Ihrer Heiligkeit vom Haupte fallen. Wie sie nun also im Falle ist, daucht mich, ich und Ew. L. (der Herzog Johannes) stünden nicht weit davon; ich streckte auch meine Hand aus, und wollte sie helfen halten. In demselben geschwinden Zus greifen erwachte ich und hielt meinen Arm in die Hdhe, war ganz erschrecken und auch zornig mit auf den Mönch, daß er

*) Dies geschah wirklich ganz unerwartet am folgenden Tage durch den Mönch Martin Luther. Es waren nämlich 95 Säße gegen den Ablaß, welche Luther an die Thüre der Schloßkapelle zu Wittenberg öffentlich anschlug.

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