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unser Elend zeigt, so ist das die halbe Gnade, kommt der Glaube hinzu, so ist die Gnade ganz. Sein Verderben erkennen, und zugleich. Christum mit seiner Gnade und Evangelio, das ist das ganze Licht; und sich selbst und die Sünde haffen, und Christum faffen, das ist die ganze Gnade.

(Der Beschluß folgt.)

Auszüge aus Thomas Adams “Private thougths."

Nach genauer Prüfung meiner selbst finde ich, daß die Ruhmbegierde bei mir nicht so stark ist, daß ich ihr zu gefallen eine angefochtene Wahrheit verleugnen sollte; gleichwohl bemerke ich, daß, wenn ich das Werkzeug ihrer Verbreitung werden könnte, meine Haupttriëbfeder nicht sowol die Liebe zur Wahrheit Christi oder zu den Seelen der Menschen seyn, sondern mein größtes Vergnügen darüber aus der mir daraus zufließenden Ehre entstehen würde.

Ich erkenne und gestche meine Dankschuld gegen Chriftum, habe aber nicht das lebhafte Gefühl davon, als von den viel geringeren Wohlthaten, die ich von Andern empfange. Der Grund davon ist vielleicht theils dieser, daß ich seine Wohlthas ten als nothwendige Ausflüsse seiner göttlichen Gûte betrachte; theils weil er zugleich Dinge von mir fordert, die mir schwer zu seyn dünken, als: fein Kreuz auf mich zu nehmen, alles zu verläugnen, Abtödtung meines eignen Willens, eine gånzliche Veränderung meiner Natur; und das dämpft das Dankgefühl gegen ihn, da es doch nach allem Recht dasselbe erhöhen sollte.

Von dieser Zeitschrift erscheint alle 14 Tage, jedesmal am Freitage, ein Bogen, wie gegenwärtiger. Der Preis des Jahrgangs ist 3 Mk. Schlesw. Hollst. Courant oder 1 Rthlr. 6 Gr. Sächsisch.

Red.: I. I. Theveny. Verl.: Hoffmann u. Campe.

Hamburg, gedruckt bei I. G. Langhoff's Wittwe.

Der Friedens bote.

IX.

Christus ißt unser Friede... Er hat uns mit Gott zu einem Leibe durch das Krenz versöhnt, indem er die Feindschaft tödtete durch sich selbst, und ist gekommen und hat verkündigt den Frieden im Evangelio Euch, die ihr ferne waret, und denen, die nahe waren. Eph. 2, 14. 16. 17.

Freitag, den 2ten Mai 1823.

"Und nehmen alle Vernunft gefangen unter dem Gehorsam Chrifti."

Weber 2. Corinther 10, 35.

Ueber den Gebrauch, welchen die Orthodoren von dieser Stelle

machen, ist neuerlich von mehreren Seiten bittere Klage geführt. Man erinnerte, die Stelle laute im Grundtert anders, weil das Wort Vernunft gar nicht da stehe,' die Worte, wie man sie gewöhnlich gebraucht, seyen aus den Zusammenhänge geriffen, und Paulus könne überhaupt an nichts weniger dabei gedacht haben, als an unfre aufgeklärte Vernunft, da er selbst ein aufs geklärter Mann und Freund einer vernünftigen Aufklärung war.

Diese Einwürfe, an das größere Publikum gerichtet, find bedeutend genug, uni auch vor der größern Zahl der Leser ers wogen und beurtheilt zu werden, wobei es jedoch nicht so sehr darauf ankommt, sie zu widerlegen, da jede Berichtigung mit Dank anzunehmen ist, als vielmehr, den wahren rechten Sinn des Apostels herauszubringen.

Geben wir zuerst die Ueberseßung der ganzen Stelle, unab≥‹ hängig von der Lutherschen genau nach dem Grundtext:

“Obgleich wir im Fleische wandeln, streiten wir doch nicht fleischlich. Denn die Waffen, mit denen wir ftreiten (wörtl:: die Waffen unsrer Ritterschaft) sind nicht fleischlich, sondern gewaltig von Gott gemacht (oder ;

Dritter Jahrgang.

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zu Gottes Ehren) zur Eroberung von Festen (festen Plägen), (mit welchen) wir kluge Gedanken zu nichte machen, und alles Hohe, welches sich gegen die Erkenntniß Gottes (wie sie in Christo gegeben ist) erhebt, und gefangen nehmen "pan noema" (Luther: alle Vers nunft) in den Gehorsam Chrifti.2.5

Stellen wir dies zuerst in den Zusammenhang des Briefes. Paulus redet von einem Kampf, Streit, der ihm obliege. Was für ein Streit war das? Phil. 1, 27. wünscht derselbe Apostel, von der Philippischen Gemeinde immer zu hören: “daß ihr stehet in Einem Geist und Einer Seele und sammt uns kåmpfet für den Glauben des Evangelii, und lasset euch in keinem Wege erschrecken von den Widersachern 2.2 Es war also der Kampf um das Evangelium von Christo, dem Gekreuzigten (1 Cor. 2, 2), der Kampf wider den Unglauben für den Glauben, der auch das Geschäft seines ganzen Lebens war. Beziehen wir dies nun nåher auf das Verhältniß des Apostels zu den Corinthern, an welche dieser Brief gerichtet ist. Unter ihnen hatten sich auch Feinde, des Evangeliums gezeigt, und zwar verschiedner Art; daher waren die mancherlei Sekten und Parteien unter ihnen entstanden (1 Cor. 1, 12.). Einige der Irrlehrer waren von den Juden ausgegangen, wollten als Christen noch Juden seyn, und den Gläubigen die schwere Last der Mosaischen Cårimonien und Sagungen als nöthig zur Se= ligkeit aufladen, dem Verdienste Christi zur Schmach und Schmålerung. Die andern waren voll heidnischer Weisheit und redeten hohe Worte voll Scharfsinn und rednerischer Kunst, hinter denen aber ein auf das Wissen citles, sektirerisches und voy der Einfalt, die in Christo ist, weit entferntes Herz verborgen war. Beiden aber war die einfache, aus dem Geist des Glau bens hervorquillende, Menschenwiß und Menschenweisheit übersteigende und verschmähende Predigt von Christo dem Gekreuzigten (1 Cor. 1, 2), cine Thorheit; in dieser schmucklosen, unendlich ernsten Lehre fand ihre Eitelkeit, die sich selbst hören wollte, keine hinreichende Nahrung; sie stellten deswegen ihr felbfterwähltes Geset (strenge Moral) und ihr selbstersonnenes Wissen (heidnische Philosophie) über die göttliche Wahrheit hinaus, und geriethen von diesem Augenblick an natürlich unter einander in Streit; feindeten sich an, und wollten der Eine

immer ein größerer Meister seyn als der Andre. — Und dahin kommt es überhaupt jedesmal, wenn der menschliche Hochmuth sich in die Erforschung der göttlichen Dinge einmischt, und die reine Quelle der Sehnsucht nach Erkenntniß des Ewigen und ewig Beseligenden trübt. Denn da geschieht es alsbald, daß die einfachen Wahrheiten des Christenthums und die kindliche gläubige Stimmung des Gemüths, von welcher fie allein in ihrer göttlichen Kraft begriffen werden können, verachtet wird; die hoffårtig gewordene Wissenschaft will nicht mehr Dienerin des Glaubens seyn, sondern Gebieterin; es genügt ihr nicht zu bauen, sondern sie vermißt sich, selbst den Stoff zu schaffen, aus dem sie baut, und baut dann auch ohne Gehalt und ohne Grund, aus den Dunstbildern leerer wesenloser Abstraktionen. Das war's, wogegen der heilige Paulus zu kämpfen sich bez rufen hielt. Und womit kämpfte er? Nicht Weisheit gegen Weisheit, nicht Dunst geg: Dunst, sondern nur an dem festen. aber unscheinbaren Fels der göttlichen Senbarung von Christo bricht sich der hochwogende Schaum eitler Schul- und Rednerkunst. Einen andern Grund, sagt er, kann niemand legen, denn der gelegt ist, welcher ist Jesus Chrift (1 Cor. 3, 11.). Wer daneben baut, baut auf Nichts; wer darauf gründet eitle selbstgefällige Weisheit, hat zwar noch einen Boden unter den Füßen, der ihn selber tragen und erretz ten kann (v. 15.), aber sein Werk ist gleich Heu und Stoppeln, und muß untergehn; wer in göttlicher Lauterkeit und Wahrheit darauf weiter baut, der wird sammt seinem Werk durch die Feuerprobe des Gerichts unversehrt dringen (v. 12—15.). Ich kam zu euch, sagt er weiter, nicht mit hohen Worten oder hoher Weisheit mein Wort war nicht in vernünftigen (eigentlich: überredenden) Wörten menschlicher Weisheit, sondern in Beweisung des Geistes und der Kraft (1 Cor. 2, 1. 4). Menschlicher Wiß, Vers stand, Scharfsinn und Tiefblick kann nimmermehr die Wahrheit des Evangeliums uns geben; ihre gründliche Erkenntniß ist ein Geschend des Geistes Gottes, von dem sie abstammt; aber eben deswegen soll auch der Vortrag und die weitere Behands lung dieser Wahrheit rein bleiben von der Einmischung menschlicher Erfindungen, Klügeleien und Künsteleien; es soll sich mehr die tiefe Erkenntniß, die aus Gott stammt, als Menschen

weisheit der Schulen, mehr die nächdrückliche Kraft des heiligen Geistes, als der blühende Schmuck heidnischer Redekunst, mehr die Innigkeit eines von der Wahrheit ergriffenen Herzens, als die falsche Höhe einer ungöttlichen Verstandesspeculation darin zeigen (v. 7—16.).

Dieses Thema seht der heil. Apostel nun im 2ten Corintherbriefe fort. Seine Ermahnungen hatten einen guten Erfolg bei dem größten Theil der Gemeinde gehabt; dagegen die falschen Lehrer fuhren fort, sich wider ihn zu rühmen, und ihre Schulweisheit und Rednerei, ihre Abstammung und ihre Gaben (2 Cor. 11,12.) über den einfachen Inhalt und die kunstlose Redeform der Vorträge des Paulus zu erheben. Diese warnt nun Paulus (Cap. 10), von ihrem vermessenen Treiben abzustehn, und nicht zu warten, bis er, wenn er selbst nach Corinth komme, mit der Kraft und Gewalt des Geistes zu ihrer eignen Beschẳmung sie niederschlagen müsse. Paulus giebt ihnen zu, daß er in menschlichen Dingen, als Talent, philosophischer Ausbildung, Beredsamkeit und dergleichen ihnen nachstehe, oder doch nichts Ausge= zeichnetes darin leiste (v. 3.); aber darum, seßt er hinzu, glaubt doch ja nicht gegen mich gewonnen zu haben! Denn die Waffen, mit denen ich für den christlichen Glauben streite, sind von solchen menschlichen Gaben und Geschicklichkeiten ganz unabhän gig; es sind geistliche Waffen, das heißt (nach 1 Cor. 2, sie bestehn in der Beweisung der göttlichen Gewalt an- den Herzen der Menschen, welche der heil, Geist in die einfache Predigt des Evangeliums gelegt hat. Das Evangelium ist nåmlich eine trage desselben eine Gewißheit und überzeugende Kraft, welche fich durch keine Wissenschaft erreichen läßt, und welche die allerschärfften und noch so lieblich und verführerisch vorgetragenen Gegengründe menschlicher Weisheit niederschlägt. Ein Heide würde sagen: Die christliche Schwärmerei steckt schnupfenartig an.*) "Ein

4.)

craft Gottes (Röm. 1, 16.); es liegt in dem Vor

* Jeder, der die Geschichte der ersten Zeiten des Christenthums kennt, weiß, daß der einfache chriftliche Glaube bei den heidnischen Gegnern des Christenthums, von dem leichtfer tigen Spötter Lucian bis zum wahrheitsuchenden und doch dabei für den Irrthum fanatischen Julian hin, Aberglaube, Sekti rerei, Schwärmerei und Obskurantismus (lucis fuga) hieß. Beson

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