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anzudeuten, wie undeutsch, wälsch und dem deutschen Sinne fremdartig solche Zwangsmaßregeln sind. Der Geist wehet, wie der Wind, wo er will, und wohin er will; aber die geistlichen Zwingherrn thun kund und befehlen hiermit, daß er nur von den hohen Schulen her, und nach zuvor von dem Staate crhals tener Erlaubniß, und nur in vorgeschriebener, zeitgemäßer Rich, tung wehen soll.

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Zwar wird ein weiser und billiger Beobachter gerne zugeben, daß religidse Privatversammlungen einer obrigkeitlichen Aufsicht bedürfen, wie" Alles, was im Staate vorgeht, besons ders das, was im Finstern schleichet ́· und das Licht scheuet, so sehr es auch oft vom Lichte sich nennt; er wird zugeben, daß auch religiöse Privatversammlungen ausarten, daß sie Heuchler und Schwäßer bilden, daß sie in eine starre und tødte Form fich versteinern können. Aber er wird nicht zugeben, daß, was bei Allen möglich ist, deswegen auch bei Allen wirklich sei. Er wird das Schädliche von dem Un= schädlichen, das Edle von dem Ausgearteten, das Achtungswür dige von dem Verächtlichen unterscheiden, und nicht alles über einen Kamm scheeren, damit nicht auch der Waizen mit dem Unkraute ausgeraufet werde. Er wird behaupten und leicht beweisen, daß der Staat nur alsdann verbietend einzuschreiten das Recht habe, wenn jene Vereine erwiesen, nach gehöriger Untersuchung erwiesen, verderblich und verbrecherisch erfunden, und nach Urtheil und Recht mit ihnen verfahren worden. Er wird finden, je mehr hie und da das privilegirte Staats- Christenthum selbst eine leblose Form oder Unform geworden ist; je mehr hie und da die theologische Bildung gesunken, ausgeartet und selbst antichristlich geworden, je geistloser und handwerksmäßiger hie und da manche Geistliche, je saft- und kraftloser hie und da die öffentliche Erbauung geworden, desto ungerechter und unbilliger sey die Monepolirung eines solchen Christenthums, desto mehr werde sie den Separatismus beför dern, desto unausweichlicher und nothwendiger ihn zulcht, wie das Papstthum die Reformation, herbeiführen. Noch cinmal, das Christenthum, das christliche Leben ist die freiste und freiwilligste Sache zwar nicht von der Welt, aber in der Welt. Es zersprengt, als die geistige Kraft, die von oben in die Menschheit hineingelegt worden, alle Fesseln und Bande, die

ihm Zeit und Weltgeist anlegen wollen, und steht auf den Trúms mern der römischen Weltmonarchic, die es in dreihundertjährigem Kampfe vergeblich zu erdrücken suchte, als ein bedeutendes Zeis chen da, daß das Kreuz Jesu, und das Wort von seinem Kreuze nicht unter, sondern auf der Weltkugel stehen werde.

Indessen hat unsere Zeit diesen traurigen Zwang selbst verschuldet. Selbst verschuldet hat sie cs, daß ein von den Grundsätzen der Reformation hie und da abgefallener Unglaube, und eine das Wort Gottes meisternde und verdrehende Unvers nunft, in mancher Gegend bereits ein Papstthum zu werden drohet. Ja, mehr als verdient hat unsere Zeit, durch ihre Lauigkeit und Gleichgültigkeit gegen das Heiligste und Göttliche, das Gottesurtheil einer solchen geistlichen Zwingherrschaft. Er füllt ist an ihr worden jener bedeutende Spruch des Erlösers: “Mer da hat, dem wird gegeben, wer aber nicht hat, von dem wird auch das genommen, was er hat.” Was das Christenthum unter dem Skalpiermesser des Begriffe spaltenden Verstandes, als bloße Begriffssache betrachtet, aus sich Alles machen lassen mußte, haben wir erfahren. Was ein ungläubiger Rationalismus, oder ein lebloser Orthodorismus ferner aus ihm machen wird, steht zu erwarten. Was aus dem tiefempfun= Senen, neuerweckten, religiösen Bedürfniß noch werden wird, wenn es nicht frei sich bewegen, und nicht von erfahrner und zarter Hand gepflegt geleitet werden darf, fångt schon an, sich zu zeigen. Alle Gewaltpolizei wird den Hunger. nicht exftirpiren. Aber der Herr hat durch die großen Ercig= nisse und die wichtigen Erfahrungen unserer Zeit mächtig und. gewaltig in tausend Herzen gesprochen, und es wird sich zeigen, daß er noch immer gewaltiger predigt, als alle Pharisåer und Schriftgelehrten. Die müde Menschheit sehnet sich nach Heiz lung. Die geistlosen Moralisten fahren fort mit Spinngewebe. die Unbändigkeit zügelloser Menschen - Natur zu feffeln, und papierne Recepte gegen Seelen-Uebel auszutheilen; aber die Kranken schmachten nach Kraft von Oben und nach dem leben= digen Arzte der Seelen. Die gelehrten Herren geben hohe Worte; aber das Volk hungert nach dem einfältigen Worte. vom Kreuze, nach der biblisch-treuen Versöhnungslehre. Sie predigen von Kanzeln und Lehrstühlen herab die abscheuliche Låsterung: Jesum, den wahrhaftigen Gott und das ewige Le

ben, anbeten, sei Abgåtterey; aber die Verirrten kehren zu den Füßen des Heilands zurück. Kann eine solche Sehnsucht, ein solches Schmachten, ein solcher Hunger ungestillt, cine solche Rückkehr ungesegnet bleiben?

Was ist aber zu thun und zu hoffen, im Falle das antichristliche, antievangelische Unwesen noch länger dauern, sich gar herrschend in den Tempel Gottes sehen, und sich für göttlich ausgeben; wenn es zum gewißesten Zeichen seiner Schwäche, und des in ihm wohnenden Keims der Zerstörung sogar verfol gend, gebietend und den neuentstandenen religiösen Hunger und Durst unterdrückend, sich immer frecher zeigen sollte? Antwort: Das Christenthum muß wieder, wie das Kindlein Jesus, im Schatten des häuslichen Lebens geboren werden, und wenn ihm die freie, öffentliche Gesellschaft verboten und genommen wird, in der Stille des häuslichen Kreises eine Freistätte suchen und finden. In der Wohnstube christlicher Haushaltung gepflegt und großerzogen, wird es dann, nach empfangner Feuertaufe, mit neuer Kraft hervortreten, weltgeschichtlicher als noch nie werden, und nach dem furchtbarsten Kampfe siegreich auferftehend und verklärt, zum herrlichsten Reiche Gottes sich entfalten. Jeder durch die Gnade Bekehrte, mit Christus zu einem neuen Leben auferstandene Hausvater ist zum Priester, Lehrer und Seelsorger seiner Hausgenoffen berufen. Er trage fie als Edelsteine auf seinem Herzen. Er unterrichte sich täglich mit ihnen aus dem Worte Gottes, dem großen Lehrbuche der Menschheit. Er predige ihnen bei dem Morgen- und Abend - Opfer von dem Namen des Herrn. Er werde ihnen das im Kleinen, was ein rechtschaffener Seelsorger einer ganzen Gemeinde ist. Jede chriftliche Gemeinde soll eigentlich eine Familie, und jede christliche Familie eine Gemeinde Gottes, unseres Heilands, werden und seyn. Je mehr die öffentliche Lehre, die öffentliche Andacht, das öffentliche Gebet, die öffentliche Gemeinde- und Kirchenzucht in Verfall gerathen, desto mehr lebe sie in der häuslichen Lehre, in der täglichen Hausandacht, in dem gemeinschaftlichen Familiengebet, in der Hauszucht wieder auf. Oft schon in unsern achtzehen Jahrhunderten seit der Geburt des Weltheilandes war die freie Religionsübung gehemmt und unterdrückt. Aber immer ging fie aus dem Schooße der Familien, wohin sie sich geflüchtet hatte, mit neuer Kraft wieder hervor.

O, ihr stillen, chriftlichen Haushaltungen alle! Seid nur fruchtbarc Reben an dem Weinstocke Christus, und bringet dem Weingärtner viel schöne Trauben. Er wird schon einen Wein: daraus bereiten!

So wird das Christenthum auch da, wo sich der Unglaube als ein neues Papstthum herrschend an heiliger Stätte festgesezt hat, unter dem schirmenden Dache des häuslichen Lebens erhalten und fortgepflanzt werden, bis die gestorben sind, die dem Kindlein nach dem Leben stellten; denn einst müssen sie auch dahin fahren. Betet brünstiger als noch nie für eure Obrigkeiten, daß sie von oben, herab erleuchtet werden. Sie haben, auch bei dem besten Willen, es oft sehr schwer, das Rechte zu treffen, und werden oft von bösen Menschen mißleitet, denen der Herr die Larve noch nicht abgezogen hat. Das wird aber auch geschehen zu rechter Stunde. Ja, der Herr, der (Matth. 23.) vor den Ohren des Volks und seiner Jünger den blinden Leitern der Blinden, und den verkehrten Heuchlern seiner Zeit die Larve abzog, und ausrief: Wehe euch, ihr Pharisåer und Schriftgelehrten, ihr Heuchler! die ihr das Himmelreich zuschließet vor den Menschen; ihr kommt nicht hinein, und die hinein wollen, lafset ihr nicht hingehen! -der nämliche Herr wird auch den Heuchlern unserer Zeit die Larve abziehen, und wenn die Kin= der schweigen, so werden die Steine schreien.

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Andre richten ist das leichteste, sich selbst richten, das schwerste. Denn wer sicht nicht den Splitter, und wäre es das feinste Hålmchen, in seines Bruders Auge? aber den Balken im eignen Auge sichet Niemand. Woher kommt dies? Das fremde Auge hat man grade vor sich, hingegen das cigne Auge Fann sich selbst nicht sehen. So vermag denn das Auge sich selbst gar nicht zu beschauen? O dennoch! Nur darf man vor den Spiegel treten, welcher das Auge, wie es ist, uns gegenüberstellt. Das ist nämlich der Spiegel des Wortes Gottes, in dem der heilsbegierige Mensch das Antlig seiner Scele beschauct. Ach, wie viele Unreinigkeiten, wie manche Splitter und Balken

wird er da entdecken! aber che es dazu kommt, das ist eine schwere Sache.

Wiederum, sich selbst richten ist das leichteste, denn das kann am Worte Gottes ein Jeder, und wer sich aufmerksam prüft, kann es auch recht und genau erfahren, wie es in ihm beschaffen ist. Aber Andre richten ist das schwerste. Denn wer vermag in eines Andern Herz hineinzuschauen und in seinen Ges danken zu lesen? Auf seinen Stand zu Gott müssen wir schließen von den Werken, und von den Werken selber sehen wir nur die Außenseite. Darum vorsichtig, o Herz, daß du nicht den fremden Knecht richtest; er steht oder fållt seinem Herrn!

weck.

Mittel und 3 we cf.

Wir wollen Alle gern Friede haben, aber das Mittel zum Frieden sucht Niemand, welches wäre, gegenseitige Liebe. So suchen wir auch Alle Reichthum, aber das rechte Mittel reich zu werden, nåmlich durch Gottes Segen, das sucht Niemand. So wollen wir Alle auch selig werden, aber das Mittel, durch das wir selig werden, nämlich den Mitts ler Christus, das will alle Welt nicht haben.

Luther.

Guter Rath.

Der berühmte Missionar Elliot besuchte einmal einen Kaufmann, und traf ihn in seiner Schreibstube. Als er aber auf dem Tische blos Rechnungsbücher liegen, und alle Erbauungsbücher im Bücherbrett stehen sah, so sagte er: Mein Herr, hier auf dem Tische ist die Erde, dort im Bücherbrett der Himmel. Ich bitte Sie, denken Sie nicht so sehr an den Tisch, daß Sie darüber des Bücherbretts vergeffen; laffen Sie ja nicht die Erde den Himmel aus Ihrem Gemüthe verdrången!

Red.: J. J. Theveny. Verl.: Hoffmann u. Campe.

Hamburg, gedruckt bei J. G. Langhoff's Wittwe.

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