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weilen; aber der Werth unsers Gebets hångt nicht so woht von seiner Långe; als von seiner Herzlichkeit und Wirksamkeit fürs Leben ab. Dünkt es dich indeffen jezt noch schwer, deinen Geist auf längere Zeit zu Gott zu erheben, so mdgest du es dafür desto öfter, wenn auch nur auf Augenblicke, versuchen. ›› Das ist nicht genug, daß wir Morgens und Abends etwa einige Minuten an unfern Schöpfer denken; diefer höchste Gedanke soll uns den ganzen Tag über begleiten, er soll wenigstens immer im Grunde unserer Secle liegen, und uns gleich zur Hand seyn, wenn wir seiner bedürfen. Daß es dahin komme, müffen wir ihn anfänglich, bei jedem Anlasse geflissentlich herz vorrufen; bald wird er ungerufen sich uns überall von selbst darstellen. * Ein dankender Blick zu dem Geber alles Guten, wenn wir uns - durch eine kleine oder große Gabe erfreut : füh= len, eine Erinnerung an den Richter, wo die Erfüllung der Pflicht uns schwer werden will, ein kurzes: Vater, Dein Wille geschehe, wo es Widriges für uns zu ertragen giebt --- fich, meine Sophie, das alles ist schon Gebet, das, wenn ihm auch Worte fehlen, von unserm himmlischen Voter gewiß nicht ungesegnet bleibt. Dies ist das Beten ohne Unterlaß, dazu uns der Apostel ermahnt; dies ist die beste Vorbereitung zu dem, im gewöhnlichen Verstande genommenen eigentlichen Gebetes Der Gedanke an den Herrn braucht dann nicht erst mühsant von uns hervorgesucht zu werden, er durchdringt unser Innerftes, wir leben, weben und sind in ihm; er ist unser Liebstes, er ist uns innig vertraut.: O, Sophie, daß es mir und dir, und uns allen gelingen möchte, unserm Geiste diese Richtung nach oben zu geben! Welche ganz andre, höhere und erfrculichere Bedeutung gewinnt uns das Leben, wenn wir ihm in allen Stücken eine Bezichung auf Gott geben! Und wie lecr und ungenügend muß auch das reichste Leben ohne diese Beziehung seyn! Also, liebes Mädchen, uns vertraut machen mit dem Gedanken an Gott, das haben wir als Hauptsache anzus fehen. Laß mich dir nun noch einige Rathschläge in Hinsicht des eigentlichen Gebets mittheilen. Ich habe für mich das laute Beten vortheilhaft gefunden; man das; ausgesprochene Wort, daucht mir, bindet der Gedanke sich fester und schweift dann nicht so leicht ab. Du bist nun nie allein, und kannst fast also auch natürlich nur selten laut beten. : Doch jedes Wortleise für dich

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aussprechen, das kannst; dunja wohl ohne Störung der Andern ? Daß unsere Gedanken sich öft mit andern Gegenstånden beschäftigen, als sie eigentlich sollten, das ist eine Unart, die wir freylich vorzüglich beim Gebetes zu bekämpfen haben, die uns aber gewiß auch sonst oft genug zu schaffen macht. ~Laß uns ihr denn überall kräftig begegnen, so wird uns die Samms lung des Geistes auch leichter werden, wo wir ihn auf das Heilige wenden wollen. Laß uns uns gewöhnen, unsere Ges danken, fest zu halten an dem, was sie eben beschäftigen soll, und sie überall, auch bei den kleinsten Geschäften des täglichen Lebens, vor Zerstreuung zu bewahren. Wie wir ohne fölche Herrschaft über unsere Gedanken nicht ordentlich beten können, so können wir söhne <sie ja auch nichts Tüchtiges leisten, noch in irgendeinen Gegenstand der › Erkenntniß tiefer eindringen. Indeffen bei der jchigen Unvollkommenheit unsers Wesens, mag mol auch der Beste nicht in jeder Stunde so ganz : Herr über seine Gedanken seyn, daß er sie vor jeder Abschweifung zu bewahren vermöchte. Machen wir nun diese Erfahrung unsers Unvermögens beyin Gebete, só, denke ich, ist der beste) Rath wol dieser: mit dem fremden Gedanken, der sich bei uns eindrängt, sogleich wieder den Gedanken an Gott zu verbinden, wie sich das ja bey allen Dingen thun läßt, Stellt sich z. B. während des Gebets ein gehabtes oder noch zu hoffendes Verz gnügen: unserm Geiste so lebhaft vor, daß er dadurch von dem eigentlichen Gegenstande seiner Betrachtung abkommt, laß uns nur, sobald wir das inne werden, hinzudenken: siehe, auch diese Freude kommt dir von dem Geber alles Guten; hast du sie denne auch auf seine ihme wohlgefällige Weise genoffen, oder wie; machst du dich ihrer würdig ? u. s. w. Oder ist es viel= leicht die schmeichelnde Erinnerung an ein unsertheiltes Lob, was unsere Gedanken festhält, laß uns, sobald uns wieder der höhere Zweck unsers stillen Nachdenkens einfällt, zu unserm Vater sprechen: Vater, so haben Menschen mich geehrt, und dein schwaches, eitles Kind gefällt sich sehr in diesem Lobe; lehre mich nur bedenken, daß ich allein durch Deine Gnade das bin, was ich bin, und daß doch bei aller Menschenchre viel Blendwerk ist, daßt, der Rühm: béi Dir mir unendlich höher gelten solli Führen wir auf diese oder ähnliche Weise unsere vers irrten Gedanken nur immer bald wieder auf den rechten Punkt,

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in dem sie sich alle vereinigen follen, zurück fod ist auch der Schaden der Abschweifung so groß nicht. Unsere Betrachtung magdann wol einen etwas andern Gang nehmen, als wir wollten, aber auf seinen geregelten Gäng unserer Gedanken kommit ja gar nicht) so» viel an:- das Wesentliches ist nur, daß Gott unser Hauptgedanke bleibe. — Dabey halte ich es indeffen doch für nüßlich, zumal wenn wir in uns feinen besondern Antrieb zum Gebete verspüren, uns irgend einen leitenden Fa den unsers Nachdenkens zu wählen. Es kann uns dazu cine Stelle der heil. Schrift oder eine schöne Stelle aus einem Erbauungsbuche dienen. Nur daß wir hier nicht das Mittel mit dem Zweck vertauschen. Das Lesen soll unserm Geiste Veine Anregung seyn: aber nur. lesen wollen, das hieße ja, allem eignen, innern Herzensgebete entsagen, und damit macht "man sich der schönsten Segnungen verluftig. Es ist doch etwas ganz anderes, wenn man aus den Tiefen feines eigenen Geistes: schöpft, als wenn man einem fremden Geiste nachdenkt und spricht, und wie mir überhaupt das zu viele Lesem verderblich scheint, weil es die selbstthätige Kraft der Seele in ihrer Uebung hindert, so halte ich selbst das Lesen frommer Schriften für schädlich, wenn wir es gleichsam als Ersaß eigner Herzenserhebung ansehen. Es würde vielleicht mehr aus dem Herzen gebetet werden, wenn es weniger Erbauungsbücher gåbe, denen ich jedoch weit entfernt bin, ihren Werth absprechen zu wollen. Was ich in Rücksicht ihres Gebrauches meine, ist nur dies ihre schönsten Stellen werden fast nuglos an uns verloren gehn, wenn wir sie uns nicht durch eigne Erwägung, sund indem wir sie uns selbst weiter ausbilden, anzucignen wissen; so, aber auch nur so, kann eine Vorstellung Kraft und Leben bey unst gez winnen. Bey Versuchen der Art mögte ich nur warnen, daß dü daben nicht zu mühsam und künstlich verfahreft, daß du dir nicht: den Kopf zerbrecheft, daß etwas hübsches daraus werde, die nächste und einfachste Anwendung seydir immer die liebste und die Wahl des Ausdrucks lasse dich unbekümmert; der kunstloseste a ist gewiß immer der beste und Gott wohlgefälligste, Es foll ja dies nicht trockene Verstandesarbeit seyn, das Herz soll seiz nen lebendigen Antheil daran haben. Die zunächstliegende, Anwendung eines guten Gedankens, die aber Ieder durchaus nur? für sich selber machen kann, ist die, daß wir ihn in Verbindungi

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mit unserm Leben seßen. Bey einer Aufforderung zur Liebe laß uns z. B. gleich uns felber fragen, wie wir sie wohl im laufe des Tages abåtig erweisensmögten, welche, Hindernisse sich uns dabei wol entgegenstellen dürften, und wie wir uns gegen diese waffnen können. Oder, werden wir an Gottes Gåte erinnert, laß uns sogleich bedenken, auf welche. Weise sie sich auch an uns verherrlicht habe in unserm ganzen Leben, Loder, wenn uns dieser Ueberblick zu schwierig scheint, in den nächst vorher: gehenden Lagen; : es kann ja keiner : leer seyn zan Spuren göttlicher Gnade. Immer aber soll aus unserem Gebete irgend ein frommer Entschluß hervorgehn, und zwar ein Entschluß, der auch gleich die nächsten Stunden mit umfaßt, daß wir in seiner Ausführung sogleich die Wirksamkeit unserer Unterhaltung mit Gott erproben mögen. Deftere Erfahrung der Art wird sie uns dann immer lieber machen. Sie werde auch dir also gesegnet, meine Sophie! Mit diesem Herzlichen Wunsche will ich meine lange Abhandlung über diesen Gegenstand schließen.

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***Sondern erlöse uns von dem Uebel.? (Matth. 6, 13.), mi je pouda

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Bon Dr. Martin' 2uther.door vascan

Merker eben, daß man das Webel am allerlegten abbitten foll, das ist, für Unfriede, Theurey Krieg, PeftiJenz, und allenpeinliche Nebelhan Leib und Seele. Denn wegen, dieser Dinge soll man bitten; doch ordentlich und am allerlegten. Warum? Man findet Erliche und Viele, die Gott ehren und bitten, aber nur, daß sie des Nebels_los_werden, und nichts anders- suchen, nicht einmal gedenken an die ersten Bitten, daß fie Gottes Ehre, Namen und Willen vers lezen. Darum suchen sie ihren Willen und fehren dies Gebet ganz um, heben am legten an und kommen nicht zu dem erstew; sie wollen ihres Ucbets ledig seyn, es sey Gott zu Ehren oder nicht, res servisein Wille oder nichtais Abers dein rechtschaffner Mensch spricht alsor of Lieber Vater, das Uebel und die Poin drückt mich, und leide viel Unglück und Beschwerung, und fürchte mich vor der Hölle. © Erlöse mich davon, doch nicht anders, denn so es Dir ehrlich und 18blich und Dein göttlicher

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Wille ist; wo das nicht, so geschehe nicht mein, sondern Dein Wille, Denn mir Deine göttliche Ehre und Wille lieber ist, denn sallë imeing Ruhe (und, Gemach zeitlich und ẽ ewiglich.” „Siehe „dashift ein gefällig, gut Gebet, und wird gewißlich ererhört im Himmel; und so es anders gebetet und gemeint «wirdige son ist's unangenehm, und wird nicht erhört. Dieweil denn dies Leben nichts anders ist, denn ein unseliges Uebel, «davon gewißlich auch · Anfechtungen erwachsen, so sollen wir des Uebels darum begehren ledige zu werden, daß die Anfechstung und Sünde aufhdre und also Gottes Wille geschehe sunde Sein Reich "komme, - zu Lob; und Ehre seines heiligen Namens. 2213 VAR HL5 at Wallows

Ein Bettler weiser einem Theologo den Weg zum Himmel.

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Es schreibet Taulerus von einem Theologo, der habe acht ganzer dem lieben Jahre mit unaufhörlichem Seufzen bey Gott angehalten, er wolle ihm doch einen Menschen zeigen, von dem er den rechten Weg und Steg zum Himmel erlernen möge. Endlich habe er eine Stimme gehört, die habe zu ihm gesprochen: Er solle zur Kirchen gehen, da werde er vor der Thür einen antreffen, der ihm seine Bitte gewähren solle. Als er nun zur Kirche kommen, sigt ein armer Bettler da, mit zerrissenen Kleidern. Er grüßet ihn und spricht : - Gotf gebe dir einen fröhlichen Morgen. Der Bettler antwortet: Ich weiß mich nicht zu erinnern, daß ich jemals, einen -traurigén Morgen gehabt hätte. Ei, sprach der Theologus, daß dir Gett viel Glück beschere! Was redest du? Der Bettler antwortete: Hab ich doch nie Unglück gehabt. Der Theologus wüßte nicht, wie er mit ihm daran war, und bat, er wolle ihm doch solches ein wenig beffer erklären. Da sprach der Bettler: Jay das will ich gerne thun. Du wünschest mir einen fröhlichen Morsten, so spreche ich, ich habe nie einen traurigen gehabt, das ist wahr. Denn wenn mich hungert, so lob' ich Gott; wenn mich friert, so lob' ich Gott: es regne oder schneie, es donnere oder blige, es fey Wetter, wie es wolle, fo lob' ich Gott, das ist die

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