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Sünden, dazu den Verlust des ewigen Lebens und den Ges, winn der ewigen Verdammniß erwäget; die macht einen Heuch ler und größeren Sünder. Darum habe ich gelehret, daß ein jeglicher zuvor soll sein Herz erforschen, ob er aus gründlicher Lust und willigem Herzen die Sünde haffet, und so er sich nicht also findet, so soll er seine Reue nur verachten und zuvor nie derfallen und seinen Herrn bitten um eine rechte wahre Reue, und dann mag er seine Sünden bedenken.

Ein ruhiges Herz ist ein gar seltsam Ding und eine hohe Gnade und läßt sich nicht mit dem Bedenken der Sünde und der Hölle zubereiten, sondern allein durch den heiligen Geist eingießen; sonst hätte Judas die beste Reue gehabt, der seine Sünde mit großem Herzeleid bedacht hat.

Darum ist es eitel erlogene und verführerische Heuchelci, daß man Reue bereiten lehrt aus dem Geseß durch Betrachtung der Sünde und ihres Schadens; so man sollte zuvor Chriftum in seinen Leiden ansehen und aus demselben seine Liebe gegen uns erwågen, und alsdann unsere Undankbarkeit erwågen und also aus herzlicher gründlicher Gunst zu Christo und aus Ungunst auf uns selbst die Sünden betrachten. Das ist eine rechte Reue und fruchtbare Buße.

Vom Glauben (nach Joh. 13.)

Johannes ist der Jünger, den Jesus lich hat und der an seiner Brust lieget. Da sehen wir, daß allein der Glaube die rechten lieben Jünger Chrifti machet, und dieselben empfahen auch den heiligen Geist durch denselbigen Glauben und nicht durch ihr Thun und Wirken.

Wirken macht auch wohl Jünger, aber nicht liebe Junger, sondern zeitliche Heuchler, die nicht bestehn. Denn Gottes Liebe hält sie nicht, weil sie nicht glauben und nicht an der Brust Jesu liegen. O, welch ein groß Ding ist das! Der Glaube befigt das Herz Jesu, das ist, er hat alle Güter Christi und allen rechten Verstand.

Ich habe oft gesagt, daß der Glaube mache aus den Menschen und Christo Ein Ding, daß beider Haabe gemein werde. Was Christus ist und hat, das ist des gläubigen Menschen

eigen und wiederum, wie Paulus (Röm. 8.) sagt: "Gott hat seinen einigen eigenen Sohn für uns gegeben, wie sollte Er uns etwas enthalten?

Also verläßt sich ein Christgläubiger auf Christum, tröstet sich seiner, ruhet auf Ihm, als auf seinem eigenen Gut, von Gott ihm gegeben, so wie Sanct Johannes ruht an Christi Brust, als auf seinem Lager, ist sicher und gewiß.

Siche, solch überschwenglich Gut bringt mit sich der Glaube an Christum, daß Er den Menschen an seine Brust und in sein Herz und seine Wunden zur stillen sanften Ruhe leget, daß er Sünde, Tod und Hölle nicht fürchten darf, denn er ruhet und ist eingewickelt in Christum, das ist, in der Gnade wider den Zorn, in der Gerechtigkeit wider die Sünde, in dem Leben wider den Tod; am Abendessen, das ist am Abend und Ende dieser Welt, da im Evangelio das rechte Osterlamm für uns geschlachtet wird, fürgetragen und durch die Predigt angerichtet, daß es der Glaube effen kann und die Seele speisen. Und das Johannes so eben an der Bruft sich lehnt, deutet an, daß ein gläubiger, geistlicher Mensch den rechten Verstand von Gottes Wort und alle Weisheit hat, und darum kann er von allen Lehren und Sachen, von allen Geistern, Sünden und Werken recht richten und urtheilen, ihn aber kann niemand richten (nach 2 Cor. 3.).

Das wahre Leben.

Das Leben sei verflucht, das aus und für sich lebet,
Aus dieses Lebens Tod das wahre sich erhebet,
So man im Glauben lebt aus ́Christo und für Ihn,
Der selbst das Leben ist und dem allein verliehn,
Daß alles Leben sich an Ihm nur muß entzünden,

Daß aller Tod vor Ihm und durch Ihn kann verschwinden.

Red.: I. I. Theveny. Verl.: Hoffmann u. Campe.

Hamburg, gedruckt bei J. G. Langhoff's Wittwe.

Der Friedens bote.

V.

Chriftus ist unser Friede... Er hat uns mit Gott zu einem Leibe durch das Kreuz versöhnt, indem er die Feindschaft tödtete durch sich selbst, und ist gekommen und hat verkündigt den Frieden im Evangelio Euch, die ihr ferne waret, und denen, die nahe waren. Eph. 2, 14. 16. 17.

Freitag, den 7ten März 1823.

Dieser nimmt die Sünder an!

Das ist eine große Freude und ein reicher Troft für den

Jünger und Diener, seinen Herrn und Meister in seiner Macht und Herrlichkeit, Ehre und Gewalt täglich jemehr zu erkennen. Da muß er freilich vorab seine Dornenkrone und den Rohrstab liebgewonnen haben, ehe er sich seines Bildes (Offenb. Joh. 1 12 ff.) freuen kann, muß da, als er keine Gestalt noch Schöne vor den Menschen hatte, als Pilatus sprach: seht welch ein Mensch! als sie vorübergingen an seinem Kreuze und schütz telten das Haupt, den König gesehen und liebgewonnen haben in seiner Schöne, che er sich der anderen Erhöhung gen Him mel und seiner Macht im Himmel und auf Erden freuen und getrösten kann. Dann aber, wenn ihm die Niedrigkeit und der Fluch des Heilands, die Hoffnung seiner Seligkeit und Herrs lichkeit geworden ist, dann freut er sich jedes neuen Zeichens der Hoheit und Ehre Jesu Christi, worin ihm ja immer vers nehmlicher gepredigt wird, wie der einige und größte Trost im Leben und Sterben darin liege, daß er nicht mehr sein, sondern feines getreuen Heilandes Jesu Christi eigen sey.

Wo diese werden schweigen, so werden die Steine schreien, sagt der Herr. Aber das ist eben seine Herrlichkeit und Macht, daß nicht nur die ganze Natur, selbst die stummen Steine, sondern daß auch sogar die lästernden Feinde das Hosianna schreien müssen, daß die, die den Herrn kreu.

Dritter Jahrgang.

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zigen, seine Jünger vertilgen, seine Worte vernichten, sein Reich zerstdren wollen, daß diese seine Ehre verbreiten, seiner Jünger Zeugniß bekräftigen, seine Botschaft verkünden, sein Reich erbauen müssen; daß er sie nach seinem Wohlgefallen bald als Zuchts ruthe für sein Volk, bald als Evangelisten an dasselbe braucht. So war es schon während seines Lebens auf Erden; da mußten, wo die Jünger schwiegen, die Feinde als Zeugen hers vortreten. Damit wir wüßten, was es für eine Bewandniß mit seiner Geburt in Bethlehem habe, versammelt und berathet fich das ganze Collegium der Hohenpriester und Schriftgelehrs ten unter dem Volk, und die Summa ihres theologischen Bes denkens ist; zu Bethlehem müsse Christus geboren werden, laut der Verheißung Micha 5. Matth. 2, 4. 5.

Damit nicht etwa spåter einer von Scheintod u. s. w. fabeln mågte, senden seine Feinde einen Kriegsknecht an sein Kreuz, daß er mit dem Speerstich jedes etwanige Leben ausidsche.

Damit durch die Vermuthung, seine Jünger håtten seine Leiche bey Nacht gestohlen, seine Auferstehung nicht verdächtig gemacht werden könne, drücken sie selbst ihr Siegel auf sein Grab und stellen Hüter zu demselben.

Und so müssen sie auch mit ihrem Zeugniß über die Ges walt seiner Lehre, über seinen Charakter und Wandel, ja sogar über sein Heilandsamt hervor.

Da sprechen sie von seiner Lehre und von der Gewalt derselben in Ausdrücken wie wir sie fast bey seinen Jüngern und Freunden nicht preisender und rühmlicher finden. Da klagen fie (Joh. 11.) untereinander im hohen Rath: Lassen wir ihn also, so werden sie alle an ihn glauben. Da ́kehren ihre Knechte zurück, und statt Ihn zu bringen, bringen sie das Zeugniß: Es hat noch nie kein Mensch also gez redet wie dieser. (Joh. 7.)

!

In dem Evangelium vom Zinsgroschen wiffen sie nicht Worte zu finden seinen Charakter zu loben: Meister, spres chen sie, wir wissen daß Du wahrhaftig bist und lehreft den Weg Gottes recht und Du fragst nach niemand, denn Du achtest nicht das Ansehn der Men, schen. So auch in der gerichtlichen Untersuchung, die sie seis netwegen anstellen, wie viel sie auch suchen, sie finden keine

Zeugen, die einstimmig etwas auf Ihn bringen, so daß der Richter zuletzt die Hände wäscht und spricht: Ich finde keine Schuld an Ihm.

Ja selbst das, daß Er der Heiland sey, die Sünder an, nehme, und ihnen helfe,und zwar durch seinen Tod das Volk vom Verderben erlöse, hdren wir aus ihrem Munde. Mitten unter den Hohnworten, womit sie seine Quaal am Kreuz vers mehren wollen, entfällt ihnen plößlich das herrliche lobende Zeugniß: Anderen hat Er geholfen! Mitten unter den Berathungen, wie sie Ihn tödten mögten, muß sein årgster Feind Caiphas das tiefste Geheimniß seines Evangeliums weissagend verkünden: Es ist uns besser, daß ein Mensch für das Volk sterbe, denn daß das ganze Volk verderbe. (Joh. 11, 50.)

Und so ist's auch später gewesen, von der Steinigung Stephanus an bis jeht auf die Schmähworte des jüngsten Feindes Christi hin, haben sie das Reich Jesu Christi erbauen helfen müssen. Ihre Verfolgungen, womit sie die Christen und das Evangelium ausrotten wollten, breiteten die Christen und somit eben so viele Evangelisten über die Erde aus; jeder Martyrer war ein Zeuge Christi, jeder Blutstropfe, den sie vergoffen, ein Saame der Kirche, jeder Scheiterhaufe, der einen Bekenner Christi verbrannte, zündete weit umher in den Herzen das Licht des Evangeliums an und erleuchtete die Ges gend; aller Kezer und Feinde Chrifti Einwürfe gegen die Wahrheit des Christenthums bieten uns noch bis heute die, siegreichsten Beweise für dieselbe dar.

Ein solches Zeugniß zu Chrifti Lob und Preis aus dem Munde seiner låsternden Feinde ist auch das Wort: Dieser nimmt die Sünder an! (Luc 15, 2.)

Die Pharifaer und Schriftgelehrten waren durch ihr strens ges Halten auf den Buchstaben des Geseßes, durch ihr offenkundiges Fasten, Beten und Allmosengeben überall im Geruch der Heiligkeit und besonderer Frömmigkeit; die Zöllner aber wurden ihres verführerischen Amtes, ihrer häufigen Untreue wegen verachtet, und für besonders unheilige und unfromme, für gottlose Menschen geachtet.

Als der Herr nun auftrat, sprach Er über die stolzen, uns bußfertigen Pharisåer ein Wehe! nach dem andern aus und

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