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Blutbräutigam! nimm hin mein armes Herze,
Das du so hoch, so theur erkaufet hast.
Durchdringe es mit Deinem Todesschmerze, ·
Wenn es die Lust zur Sünde wieder faßt!
Wenn ich erkalt als Eis,

Im lehten Todesschweiß

Laß mich Dein' Schweiß, Dein' Angst und Zittern trösten.

Schreiben eines selig verstorbnen von Gott bewähr ten Lehrers vom geseglichen und evangelischen Wesen..

(Etwa 100 Jahr alt.)

Das Gesetz sagt: thue 'das! und richtet dadurch Zorn an bei dem Menschen; aber das Evangelium reizet und locket aufs Lieblichste durch Verheißung. Das Gefeß treibet den Menschen, diese und jene äußerliche Uebung vorzunehmen, und denket der Mensch dann wohl, man sey heiliger, wenn man darin einen Vorzug hat; aber das Evangelium weiset lauterlich auf den Glauben an den Herrn Jesum und auf ein kindlich Vertrauen zu dem lebendigen Gott in allen Dingen. Das Gesch führt den Menschen auf Selbstwirken und Selbstthun, und da schet dann der Mensch darin seinen Gottesdienst, NB. wenn er seis nen eignen Willen thut; aber das Evangelium fichet zu, daß der Mensch sey als ein Baum gepflanzet an den Wasserbåchen, der seine Früchte bringet zu seiner Zeit und weiset auf die rechten Früchte des Glaubens; dadurch fiehet denn der Mensch, daß er durch all sein äußerlich Thun nichts heiliger sey, sondern, daß Jesus Christus ihm von Gott gemacht sey zur Heiligung und zur Erlösung, der in ihm schaffe, was seinem himmlischen Vater gefällig ist; denn er erkennet wohl, daß er den wahrhaftigen Gottesdienst im Geist und in der Wahrheit durch alles Selbstwirken nicht zuwege bringen könne; daher spricht er unter seinem besten Thun: Herr, Deine Augen sehen nach dem Glaus ben. Der gefeßliche Mensch wächst ́wohl etwa in äußerlichen Dingen; er betet mehr, enthält sich am Sabbath der äußern Arbeit, thut Armen viel Gutes; aber unter einer dicken und großen Schaale ist insgemein wenig Kern, ich meine Glauben

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an Gott. Hingegen der Mensch aus Gnaden plaget nicht sehr den äußerlichen Menschen; aber er hat Christum wöhnend durch den Glauben in seinem Herzen und wird stark an dem neuen Menschen. Wenn es zum Treffen kommt, ist einem geseßlichen Menschen nicht viel möglich; denn er läuft in seinen Schränken, die ihm sein eigener Wille gesezt hat. Er giebt dem Armen einen Dreier oder Groschen; jener thuts zwar auch, fiehet aber nicht auf die Belohnung, und ist mit alle seinem Haab und. Gut bereit es hinzugeben, wenn es der treue Vater haben wollte. Der Glaube tritt Ehre, Reichthum, Mißgunst und Ansehn unter die Füße als Unrath und Koth. Es ist dem Glauben eine Thorheit, wenn man ihm Ehre und Dank giebt. Der gesehliche Mensch seht sich dieses oder jenes Ziel und Maaß; der Glaube hat kein Ziel, NB. im äußerlichen Thun. Der gefeßliche Mensch meinet, sein Wachsthum bestehe in vies lem Thun; der Gläubige erkennet, daß sein Wachsthum im Leiden bestehe, denn er giebt Gott die Ehre und nicht ihm selbst; darum leidet der Glaube Alles und kann auch allein innerlich recht überzeugt seyn von der Herrlichkeit, die unter dem Leiden liegt. Der geschliche Mensch, wenn er's weit bringt, ist außerlich gelassen; aber der Gläubige auch im In nerlichen. Jener meint, das sey Herrlichkeit, wenn man sich viel vorsche und ein groß brünstig Verlangen habe, heiliger zu werź den; dieser aber thut's, che sich's jener vorsezt, und läffet fich an der Gnade Gottes genügen, und danket dem Herrn, seinem Gott, daß er sein Kind ist, das Uebrige befiehlt er dem Heilande, der ihn schon wird zu heiligen wissen durch den Glaus ben. Jener arbeitet mit der Vernunft und soweit folget er dem Willen Gottes; alles muß bei ihm überlegt und auf die Spiße des Verstandes gescht seyn, und in diesen Wegen hat er viel Plage und ist wie ein unruhig Meer; aber der Glâubige ist wie ein Kind, weiß wohl, daß ihn sein Vater nicht betrügen wird, Christus geht vor ihm hin und er folgt ihm dann, Er ist ihm von Gott gemacht zur Weisheit. Der Ge= segliche hat immer viel zu wünschen und zu klagen und zu ler nen; der Gläubige geht gleich durch und läffet ihm genügen an dem Willen seines lieben himmlischen Vaters, befiehlt ihm das Vergangene und Zukünftige und ruhet in der gegenwärtigen

Gnade. - Dieser allein findet das Kleinod des göttlichen Fries dens, welcher höher ist denn alle Vernunft.

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Der gefeßliche Mensch macht sich selbst viel Sorge) und Mühe, die Leute zu bekehren, sucht selbst diese und jene erbauliche Discurse zu führen, hat viel Anschläge, es so und so anz zufangen; ‹der Gläubige sichet allein, daß die Bekehrung kein Menschenwerk scy, sondern eine Kraft des lebendigen Gottes, daruni låffet er, aus Demuth, gern alle Bekehrsucht fahren, und giebt: Gott die Ehre, daß Er ihm vorgehe zu dem Heil der Menschen und folget gehorsamlich und demüthig nach den Fußstapfen des Herrn, redet dann aus der Wahrheit und lebendigen Erkenntniß, und wenn er das gethan hat, ist er ruhig und ist allezeit wie ein stilles und klares fließendes Waffer; der Geschliche aber ist wie ein unruhig Meer. Bei hervorbrechenden Widerwärtigkeiten und Verfolgungen ist niemand elender als der gesetzliche Mensch; denn da ist sein Stuhl die sogenannte christliche Klugheit, auf deutsch, feine ausgeflügelte Vernunft; der Gläubige aber hält sich nicht dafür, daß er etwas wisse, ohne allein Jesum Christum den Gekreuzigten;:::seine Scele aber ist stille zum Herrn, und lässer den Herrn selbst seine Sache ausführen: denn der Gefeßliche fängt selbst die Sache an, so ist ihm auch bange, wie er sie hinausführe. — Mit einem Wort, wer an den Herrn Jesum glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers fließen; ein Gesetzlicher hat nichts als todtes Waffer. Wenn der Glaube solcher Art ist, wie ihn Lutherus abmalt in der Vorrede zur Epistel an die Römer, und wie er im Erempel des Abraham beschrieben wird (Röm. 4.), und in dem Haufen Zeugen (Hebr. 11.), so wird ihm dies Alles nachfolgen, was gemeldet ist, und Dunkel muß nicht kommen darein, der Glaube bleibt immer im Schein. Es bleibet dabei, wie St. Paulus schreibt: "Wir wissen, daß das Gesetz gut ist, so sein Jemand recht brauchet, und weiß solches, daß dem Gläubigen kein Geseß gegeben ist, sondern den Ungerechten und, Ungehorsamen, nach dem herrlichen Evangelio des seligen Gottes, welches mir vertrauet ist.

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Doctor Johann Albrecht Bengel."

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Unter den im vorigen Jahrhundert von Gott besonders erleuchteten, und mit den Gaben seines Geistes reichlich begabten Månnern, welche ihr Licht leuchten ließen vor den Leuten, zum Preise des Vaters im Himmel, und die, als "gute >Haushalter der mancherley Gnade Gottes, mit ihren Gaben der Kirche Jesu Chrifti treu dienten, war Einer der vorzüglichsten Doctor Johann Albrecht Bengel, Würtembergifcher Praelat, der im Jahre 1752 im Frieden heimging. Von seinem innern, geistlichen Gange hat er folgende Beschreibung hinterlassen, die den Lefern des Friedensboten gewiß einen Genuß verschaffen wird, so viel ihrer sie noch nicht kennen.

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Diejenigen, schreibt er, die in meiner Lebens-Beschreibung von meinem Christenthum handeln möchten, will ich solcher Mühe überheben, damit mir kein Lob, als deffen ich nicht werth bin, gegeben, und Gott allein desto höher gelobet werde. Ich wünsche hieben, daß kein Mensch von mir einen einigen Gedanken faffen möge, der die Wahrheit überschritte, und daß allein die Erbarmung Gottes an mir, als einem ihrer Gefäffe, den Ruhm behalte. Mein ganzes: Christenthum bestehet darin, daß ich meines Herrn Jesu Christi Eigenthum bin, und daß ich eben dieses allein für meinen einigen Ruhm und für alle meine Selig keit halte.

Von meiner Kindheit an hat Gott es gefüget, daß ich sein Wort hören, lesen und lernen konnte, und die Kraft davon ist unvermerkt dergestalt in mein Herz eingedrungen, daß ein kindliches Vertrauen zu Ihni, ein Ernst im Beten, ein Verlangen nach jenem bessern Leben, ein Vergnügen an den Sprůchen der heiligen Schrift, ein Geschmack an den üblichen Gesången, und auch an den gemeinsten Kinder - Gebetlein, eine Bewahrung des Gewissens, eine Scheu vor dem Bösen und eine Liebe zum Guten entstand..

Mein bester und größter Lehrer meiner angehenden Junglings-Jahre war Gott selber. Er hat dieses schlüpfrige Alter mit seiner steten Wache vor Abweichungen bewahret. Auffer meinen öffentlichen Stunden unterrichtete ich entweder andere, oder fertigte aus, was mir aufgegeben war, wodurch ich von dem

Müssiggang zurückgehalten wurde. Ob ich wohl von memes gleichen und noch åltern Mitschülern geliebet wurde, so ging doch immer etwas wichtiges in meinem Herzen vor, welches machte, daß ich das Ernsthafte dem Läppischen, und göttliche Dinge allen andern vorzog, und nichts mehr bewunderte, als was mit gottseligem Ernst und Bescheidenheit vorgebracht wors den. Wann die äußeren Verführungen und Verderbnisse an mich wollten, so wachte eine tief in meiner Seele liegende und allezeit bereitete Warnung auf, und unterdrückte nicht nur die verborgenen Fehler, sondern hielt auch diese Anläufe ab. *#Von einer Zeit zur andern mußten mir, nicht ohne bes fondre Vorsehung Gottes, solche Bücher in die Hände kommen, woraus ich eine geistliche Nahrung erhielt, und allermeist ward, ich auf mancherlei Weise veranlasset, die heilige Schrift emsig zu lesen.

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Weil der Wille zwar folgsam war, aber im Verstand mancher Zweifel entstand, den ich zu entdecken und mir benchmen zu lassen zu schüchtern war, hatte ich manche Mühseligkeit, die mich ohne Nüßen abmattete, und mir nicht nur im Aeuffern cine beständig nachgehende Blödigkeit zuzog, sondern auch bisweilen das Vermögen, meine Miene zu regieren, schwächte; das gegen aber auch diese Wirkung hatte; daß oft unbekannte, angefoch tene Leute bei dem ersten Blick die Hoffnung eines Mitleidens und ein Vertrauen gegen mich faffeten und åufferten. Dazwischen erhielt ich doch von der göttlichen Leutseligkeit die innigsten Friedens - Blicke', insonderheit bei den ersten Gången zu dem Abendmahl des Herrn.

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2. Mit einer solchen Fassung kam ich aus dem hiesigen Gymnasio (zu Stuttgart) auf die Universität und in das fürstliche theologische Stipendium zu Tübingen, da sowohl vor als nach dem Magisterio (vor als nach der Magister - Würde, die er, kaum 17 Jahr alt, erhielt) die Gnade Gottes immer mehr an meinem Herzen arbeitete, und mir auch den Umgang mit öltern eifrigen Studiosen segnete. Auf meinen Vicariaten (zu Nürtingen, Tübingen und zulcht zu Stuttgart) ließ mich Gott dem Gewiffen der Zuhdrer offenbar werden, welches ich viele Jahr. hernach bei unvermutheten Gelegenheiten erfuhr. :

Bei meinem Kloster- und Predigt- Amte suchte ich der Gemeine, und vornehmlich der studierenden Jugend,› einen wah

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