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daß ihn der Herr lobet (2 Cor. 10, 18.). “Und wer sich selbst erhdhet, der wird erniedriget (Matth. 23, 12.)." Du aber willst, ohne daß du etwas Lobenswerthes verrichtet hast, nur dadurch, daß du dich auf eine hohe Säule erhobst, die größten Lobpreiz fungen erlangen. Nimm dich doch in Acht, daß du nicht, nachdem du dich hienieden für einen Augenblick des unmäßigen Lobes der sterblichen Menschen erfreut haft, du darauf wider Deine Erwartung von dem ewigen Gott unter die Elenden gez rechnet werdest. “Es ist sonderbar," schreibt er demselben, “daß fich Einer, dem Körper nach erhaben, auf einer hohen Säule allen Menschen zeigt, und er doch nichts der himmlischenTM Dinge Würdiges denken will, sondern mit seinen Gedanken zur Erde herabgezogen wird. Es giebt auch nichts Irdischeres als die zur Erde kriechende Eitelkeit.”

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Er wußte wohl, wie wenige Menschen fähig seyen, die Einsamkeit zu ertragen; er wußte wohl, daß der Mensch in die Einsamkeit sich aus der Welt zurückziehend, dadurch die Welt nicht überwinden könne, daher sagt er: "Wer sagt, ich werde deshalb ein Einsiedler, um durch keinen zum Zorn gereizt zu werden, ein solcher ist von dem unvernünftigen Thiere gar nicht verschieden, denn wir sehen, wie auch die Thiere ruhig sind, wenn sie keiner reizt, Und warum ist denn geschrieben: “Seid unter einander unterthan in der Furcht Gottes (Ephes. 5, 21.)," und "dient einander ein jeglicher mit der Gabe, die er empfans gen hat (Petr. 4, 10.)," und "achtet euch unter einander einer den andern höher, denn sich selbst. Ein jeglicher sehe nicht auf das Seine, sondern auf das, das des Andern ist (Phil. 2,3.).” Er erkennt also richtig, daß der Geist der chriftlichen Lehre zur Gemeinschaft unter cinander und zur praktischen Wirksamkeit antreiben müsse."

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Die Ein ́vornehmer Mann theilte dem Nilus zur Prüfung seis nen Plan mit, eine große Kirche zum Andenken der Märtyrer zubauen und diese mit vielem Bilderwerk auszuschmücken, in dem Sacrarium, Bilder Christi und der Märtyrer aufzustellen, die Wand mit symbolischen Gemälden zu befehen: Gemälde einer Jagd, auf der mancherlei Arten von Thieren durch die Jåger und ihre Hunde verfolgt würden, eines Fischzuges, bei

welchem mancherlei Arten von Fischen in Nehen gefangen und an's Land gezogen würden. Den mittleren Raum der Kirche mit mannigfaltigen: Gypsbildern zur Freude der Augen auszuschmücken. Endlich in dem Vorhof der Kirche tausend : Kreuze aufzurichten, und auch diese mit mannigfältigen Gemålden von Vögeln, vierfüßigen Thieren, Insekten und Pflanzen zu besegen. Man ficht hier, wie schon die künstlerische Richtung in dem Cultus der griechischen Kirche zum Schaden der wahren Andacht und Buße zu: sehr vorzuherrschen anfing, ein Grund, des Verderbens für diese Kirche, wie nachher für die römische im Mittelalter. Nilus aber verwarf zwar den Gebrauch der Bilder in den Kirchen nicht, doch war er gegen das überfüllte, die Seelen zu zerstreuen und die Andacht zu unterdrücken geeignete Bilderwesen; er hob den wahren Zweck der Bilder in den Kirchen hervor (was er aber darüber sagt, paßt nur für die damalige Zeit, in welcher noch nicht durch das Christenthum eine so allgemeine Bildung verbreitet war, daß alle Layen im Stande gewesen wären, die heilige Schrift: selbst zu lesen), und er hielt es für nöthig, dem Wahne entgegenzukommen, als ob man durch finnliche und äußerliche Dinge das Heilige verherrlichen und: Gott dienen könne, statt durch die praktische Wirksamkeit des durch die Liebe thätigen Glaubens, durch Opfer der Selbstverläugnung: den wahren Gottesdienst zu verrichten. Er antwortete: "Ich schreibe dir zur Antwort, daß es etwas Kins disches ist, durch die vorerwähnten Dinge das Auge der Glaubigen herumschweifen zu lassen. Eines festen und männlichen Sinnes würdig aber ist es, daß in dem Sacrarium gegen Often nur Ein Kreuz aufgerichtet werde; denn durch das Eine heilbringende Kreuz gelangt das Menschengeschlecht zum Heil, durch das Eine wird dem Verzweifelten Hoffnung überall verz kündigt; daß der innere Raum mit Darstellungen aus der Geschichte des alten und neuen Testaments durch die Hand eines ausgezeichneten Malers von allen Seiten besezt werde, damit diejenigen, welche nicht lesen und also auch die heilige Schrift nicht lesen können, durch die Betrachtung der Gemälde an die christliche Zugend derer, welche dem wahren Gett auf die rechte Weise gedient haben, erinnert und erweckt würden zur Nacheiferung ihrer großen Werke, durch welche sie die Erde mit dem Himmel vertauschten, indem ihnen das Unsichtbare

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mehr als das Sichtbare galt. Für den Vorhof aber, der in viele verschiedene Gemächer getheilt ist, reicht es hin, daß ein jedes insbesondre mit dem herrlichen Kreuze geschmückt werde, Das Ueberflüssige hingegen halte ich für nöthig fahren zu lassen. Ich ermahne dich statt dessen, daß du brünstiges Gebet, zuvers fichtlichen Glauben und Almosen dir recht angelegen seyn lassen mögest, und daß du durch Demuth, unerschütterliches Vertrauen auf Gott, vertrauten Umgang mit dem göttlichen Worte, Mitleid gegen deine Mitmenschen, Menschenliebe gegen die Sklas ven und Beobachtung aller Gebote unsers Herrn Jesu Christi, dich, deine Gattin, deine Kinder und alles was dein ist, schmücken und schüßen mögest.”

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Aus Dr. Martin Luthers Schriften.

Es reden dieser Zeit die Schwärmergeister vom Glauben an Christum gleich also, wie etwa die Sophisten davon zu reden pflegten, lassen ihnen träumen, als sey der Glaube allein ein Gedanke, der im Herzen klebe, und Christus scy über tausend Meilen von uns. Dieß ist ein schädlicher Irrthum. Aber der Glaube, ist er anders rechtschaffen, hat nichts anders vor Aus gen, sichet auch anderswo nicht hin, denn auf Chriftum; zweis felt auch nicht dran, daß Christus gegenwärtig und bei uns sey. Denn er fizet freilich nicht müssig droben im Himmel vers schlossen, sondern auf's allernächste ist er bei uns gegenwärtig, wie er selbst verheißen hat (Matth. 28, 20.), wirket und lebet. in uns, wie St. Paulus (Gal. 2, 20.) gesagt hat: Ich lebe, doch nicht ich, sondern Christus lebet in mir-2. Und Ihr habt Christum angezogen. Darum ist der Glaube ein steter und unverwendlicher Anblick auf Christum, der auch sonst auf nichts anders gerichtet ist und haftet, denn an Christo allein, der die Sünde und den Tod hingerichtet hat, und Ge= rechtigkeit, ewiges Leben und Seligkeit bracht. Daher prediget St. Paulus allenthalben in seinen Episteln so oft und viel vom Glauben an Christum, und beweiset es gewaltiglich aus der Schrift, daß er allein gerecht und selig mache.

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Solchen Glauben aber, der Christum ergreifet, kann man durch nichts anders erlangen, denn durch die Predigt des Evangelii (Rom. 10, 14.). Solches wird auf's allerfeinste angezeigt durch die eherne Schlange (4 Mos. 21, 8. 9.), die Christum bedeutet. Denn als die Juden von den feurigen Schlangen in der Wüsten gebissen wurden, hieß sie Moses nichts anders thun, denn allein mit unverwendlichen Augen die ehrne Schlange an= sehn. Die solches thaten, wurden allesammt gesund durch solch Ansehen allein; die andern aber, so Mosi nicht gehorcheten, sondern fahen allein ihren empfangenen Schaden an, nicht die Schlange, die gingen dahin und mußten sterben. Also muß ich auch thun, wenn ich in Anfechtung meines Gewissens oder in Todesndthen Trost empfahen soll, nemlich, daß ich gar nichts anders, denn den einigen Christum durch den Glauben ergreife, und sage: Ich glaube an Jesum Christum, Gottes Sohn, der für mich gelitten hat, gekreuziget und gestorben ist 2c. In wels ches Wunden und Tod ich meine Sünde sehe; in seine Aufer: stehung aber sehe ich, daß Er überwunden hat meine Sünde, Tod und Teufel, und mir darzu Gerechtigkeit und ewiges Leben erworben hat; ohne den will ich kurzum nichts hören noch sehen. Solches ist und heißet der rechte Glaube, den wir an Christum haben sollen, durch welchen wir auch Ihm eingeleibét und seine Glieder werden, von seinem Fleisch und Beinen; ja, wir lez ben, weben und sind in Ihm (Ap. Gesch. 17, 28.).

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Daraus gnugsam zu verstehen ist, daß der Rotten Gedan ken von Glauben citel und gottlos sind, die da, träumen, als sey Christus in uns nur geistlich, das ist, daß wir nur von Ihm Gedanken haben und speculiren, wesentlich sey Er droben im Himmel. So muß es aber seyn, daß Christus und Glaube nicht allein mit Gedanken, sondern wahrhaftig beisammen seyn, daß wir stracks bei Ihm im Himmel seyn, und daß Er sey, lebe und wirke in uns. Nun geschicht es aber je nicht durch unsere Gedanken und Speculation, daß Er in uns sey, lebe und wirke, fondern wesentlich gegenwärtig und auf's allerkräftigste zc.

1,

Red.: J. J. Theveny. Verl.: Hoffmann u. Campe. I.

Hamburg, gedruckt bei J. G. Langhoff's Wittwe.

Der Friedens bote.

VII.

Christus ist unser Friede... Er hat uns mit Gott zu einem Leibe durch das Kreuz versöhnt, indem er die Feindschaft tödtete durch sich selbst, und ist gekommen und hat verkündigt den Frieden im Evangelio Euch, die ihr ferne waret, und denen, die nahe waren. Eph. 2, 14. 16. 17.

Freitag, den 4ten April 1823.

Was ist Wahrheit?

So fragte Pilatus (Joh. 18, v. 38.). Das war nicht die

Frage eines Menschen, der lange nach Wahrheit gesucht und fie nicht gefunden hatte, und nun heilsbegierig sie von dem zu erfahren hoffte, der vor ihm stand, von dem Unschuldigen, an deffen Verurtheilung er mit immer steigendem Schrecken dachte, in deffen ruhiger Würde und Majestät, gegenüber seis nen wüthenden Feinden, sich die Macht der Wahrheit offens barte. Wie hätte Pilatus sonst, ohne die Antwort zu erwarten, alsbald aus der Thür gehn können? Er entfloh der Wahrheit, die in den lehten Worten des Herrn (v. 37) an sein Herz schlug, mit der Frage des Spottes und Hohnes über die Wahrs heit, mit der das, was der Herr so eben gesagt hatte: “Ich bin gekommen, daß ich der Wahrheit zeugen soll," geradezu verneinenden und läugnenden Frage: Was ist Wahrheit? `Er hatte für sich selbst alle Wahrheit aufgegeben, und meint, der, der die Menschen geschaffen hat, ohne Verbindung mit, ohne ein nahes Verhältniß zu ihnen, lasse sie in der Frre und Ungewißheit, ohne Wahrheit, ohne ein Wort der Wahrheit dahins · gehn. Mitleidig lächelnd vielleicht sicht Pilatus den an, der vor ihm von Wahrheit spricht, und will mit seiner Frage fagen: Bist Du noch nicht unglücklich genug, willst Du dein Unglück noch vermehren durch Schwärmerei und Läuschung, durch den

Dritter Jahrgang.

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