Magt unde muoter, schouwe der kristenheite nôt! dû blüende gerte Arônes, ûf gênder morgenrôt, Ezechiêles porte, diu nie wart ûf getân, dur die der künec hêrliche wart ûz und in gelân! alsô diu sunne schînet durh ganz geworhtez glas, alsô gebar diu reine Krist, diu maget und muoter was. Ein bosch der bran, dâ nie niht an besenget noch verbrennet wart: breit unde ganz beleip sîn glanz vor fiures flamme unverschart. daz was diu reine magt alleine, Kindes muoter worden ist ân aller manne mitewist 1 = si in. diu mit megetlîcher art den wâren Crist gebar, der uns bedâhte. wol ir, daz sin' ie getruoc, der unsern tôt ze tôde sluoc! mit sînem bluote er ab uns twuoc den ungefuoc, den Even schulde uns brâhte. Salomones hôhes trônes bist dû, frouwe, ein selde hêre und ouch ge bieterinne. balsamîte, margarite, ob allen magden bist dû, maget, ein maget, ein küniginne. gotes lamme was dîn wamme ein palas kleine, dâ der reine lac beslozzen inne. Daz lamp daz ist der wâre Crist, dâ von dû bist nû alle frist gehohet und gehêret. dem lamme ist gar gelich gevar der megde schar: die nement sîn war und kêrent swar ez kêret. nû bite in daz er uns gewer durh dich des unser dürfte ger: dû sende uns trôst von himel her: des wirt din lop gemêret Dû maget vil unbewollen, der Gêdeônes wollen gelîchest dû bevollen, die got begôz mit sîme himeltouwe. ein wort ob allen worten entslôz dins ôren porten 1, des süeze an allen orten dich hât gesüezet, süeze himelfrouwe. Daz ûz dem worte erwahsen sî, daz ist von kindes sinnen vrî: ez wuohs ze worte und wart ein man. dâ merkent alle ein wunder an: ein got der ie gewesende wart ein man nach menneschlicher art. swaz er noch wunders ie begie, daz hât er überwundert hie. des selben wunderæres hûs was einer reinen megde klûs wol vierzec wochen und niht mê ân alle sünde und âne wê. Nû biten wir die muoter und ouch der muoter barn, si reine und er vil guoter daz sie uns tuon bewarn. wan âne sie kan niemen noch hie noch dort genesen: und widerredet daz iemen, der muoz ein tôre wesen. 2 (Nach Heinrichs VI. Tode Ich saz ûf eime steine wes man zer welte solte leben: diu zwei sint êre und varnde guot, daz dicke einander schaden tuot; daz drite ist gotes hulde, der zweier übergulde. die wolte ich gerne in einen schrîn. zesamen in ein herze komen. 3 (Vor Philipps Krönung Sept. 1198.) Ich hôrte ein wazzer diezen und sach die vische vliezen; ich sach swaz in der welte was, velt unde walt, loup rôr und gras; swaz kriuchet unde vliuget und bein zer erden biuget, daz sach ich unde sage iu daz, 1 Nach einer im Mittelalter verbreiteten Vorstellung empfing Maria das Wort durch ihr Ohr; durch das Thor ihres Ohres kam der heilige Geist in ihr Herz geflogen. 2 3 der keinez lebet âne haz. daz nû din mugge ir künic hât die cirken sint ze hêre, und heiz sie treten hinder sich! Swer âne vorhte, hêrre got, dich heizet vater menege vil: swer mîn ze bruoder niht enwil, der spricht diu starken wort ûz krankem sinne. wir wahsen ûz gelichem dinge; spise frumet uns, diu wirt ringe sô si dur den munt gevert. wer kan den hêrren von dem knehte scheiden swa er ir gebeine blôzez fünde, und hæte er ir joch lebender künde, sô gewürme dez fleisch verzert? im dienent kristen juden unde heiden, der elliu lebendiu wunder nert. 5 Mit sælden müeze ich hiute ûf stên, got hêrre, in dîner huote gên und rîten swar ich in dem lande kêre. krist, lâz an mir werden schîn die grôzen kraft der güete din junger mensche und alter got, dêmüetic vor dem esel und vor dem rinde, und doch mit sælderîcher huote pflac din Gabriêl der guote wol mit triuwen sunder spot: als pflig ouch mîn, daz an mir iht erwinde daz dîn vil götelich gebot. 6 Swer houbetsünde und schande tuot mit sîner wizzend umbe guot, sol man den für einen wîsen nennen? swer guot von disen beiden hât, swerz an im weiz und sichs verstât, der sol in zeinem tôren baz erkennen. der wîse minnet niht sô sêre alsam die gotes hulde und êre: sîn selbes lip, wib unde kint, diu lat er ê er disiu zwei verliese. er tôre, er dunket mich niht wise, unde ouch der sîn êre prîse: ich wæn sie beide tôren sint. er gouch, swer für diu zwei ein anderz kiese! der ist an rehten witzen blint. 7 Junc man, in swelher aht dû bist, ich wil dich lêren einen list: dû lâ dir niht ze wê sîn nach dem guote; lâ dirz ouch niht -zunmære sîn. und volges dû der lêre mîn, so wis gewis, ez frumt dir an dem muote. die rede wil ich dir baz bescheiden. lâst dû dirz ze sêre leiden, zergât ez, so ist dîn fröide tôt; wilt aber dû daz guot ze sêre minnen, dû maht verliesen sêle und êre. dâ von volge mîner lêre: leg ûf die wâge ein rehtez lôt und wig ouch dar mit allen dînen sinnen, als ez diu mâze eht ie gebôt. 8 Die väter hânt ir kint erzogen, und pflic min wol dur dîner muoter êre. dar an sie beide sint betrogen: als ir der heilig engel pflæge und dîn, dô du in der kripfen læge, I sie brechent dike Salomones lêre. der sprichet, swer den besmen spar, 1 sie glaubten sich verloren, sie sezten denn ein. 2 Ohnmächtige Könige heißen hier Herzog Berthold von Zähringen und der Welfe Otto, die mit Philipp von Schwaben um die deutsche Krone warben. Englmann, Lesebuch. 3 den. 14 daz der den sun versûme gar: des sint die ungebatten gar ân êre. nû spottent alse dar der alten! die jungen hânt die alten sô verdrungen. daz weiz ich wol und weiz noch mê. 9 (Gedicht bei Gelegenheit der Krönung Philipps von Schwaben am 8. Sept. 1198.) Diu krône ist elter dan der künec Philippes sî: sie lachent beide einander an, daz edel gesteine wider den jungen süezen man: swer nû des rîches irre gê, der schouwe wem der weise ob sîme nacke stê: 10 (Im Jahre 1199.) Ez gienc eins tages, als unser hêrre wart geborn dâ gienc eins keisers bruoder unde eins keisers kint er truoc des rîches zepter und die krône. er trat vil lîse, im was niht gâch; im sleich ein hôhgeborniu küniginne nach, rôs âne dorn, ein tûbe sunder gallen. diu zuht was niener anders wà: die Düringe und die Sahsen dienten alsô dâ, 11 Philippes künec, die nâhe spehenden zîhent dich wie dû dâ mite verliesest michels mêre. der jach daz küneges hende dürkel solten sîn, wie tiure man den lôste dur sîn milten hant: 12 Dô gotes sun hien erde gie, do versuohten in die juden ie: sam tâtens eines tages mit dirre vrâge. sie vrâgten ob ir vriez leben dem rîche iht zinses solte geben: dô brach er in die huote und al ir lâge. 13 er iesch ein münizîsen: er sprach 'wes bilde ist hie ergraben?' 'des keisers' sprâchen dô die merkære. dô riet er den unwîsen daz sie den keiser liezen haben sîn keisers reht und got swaz gotes Ich hân mîn lêhen 2, al die werlt! ich hân mìn lêhen. der edel künec, der milte künec hât mich berâten, daz ich den sumer luft und in dem winter hitze hân. minen nåhgebûren dunke ich baz getân: wære. sie sehent mich niht mêr an in butzen wîs, alsô sie tâten. 14 daz hât der künec gemachet reine und dar zuo mînen sânc. Dêswâr, Reimâr, dû riuwes mich michel harter denne ich dich, ob dû lebtes unde ich wære erstorben. ich wilz bî mînen triuwen sagen: dich selben wil ich lützel clagen, ich clage dîn edel kunst, daz sist verdorben. dû kundest al der welte fröide mêren, sô duz ze guoten dingen woltest kêren. mich riuwet dîn wol redender munt und dîn vil süezer sanc, daz der verdorben ist bî mînen zîten. daz dû niht eine wîle mohtest bîten! sô leiste ich dir geselleschaft: mîn singen ist niht lanc. dîn sêle müeze wol gevarn und habe dîn zunge danc. 15 Ich muoz verdienen swachen haz: ich wil die hêrren lêren daz, wies iegeslîchen rât wol mügen erkennen. der guoten ræte der sint drî; drî ander boese stênt dâ bî zer linggen hant: lât iu die sehse nennen. vrume und gotes hulde und weltlich êre daz sint die guoten: wol im der sie lêre! da erkennes bî der sie ê niht erkande: wan hæret an der rede wol wiez umbe dez herze stât: daz anegenge ist selten guot, daz bosez ende hât. 16 Kindes zuht mit gerten nieman kan beherten: den man zêren bringen mac, dem ist ein wort als ein slac. dem ist ein wort als ein slac, den man zêren bringen mac: nieman kan beherten kindes zuht mit gerten. 17 Hüetent iuwer zungen, daz zimt wol dien jungen; stôz den rigel für die tür, là kein boese wort dar für. lâ kein bose wort dar für, stôz den rigel für die tür: daz ziemt wol dien jungen, hüetent iuwer zungen. v. eischen. heischen, verlangen. 2 Ein solches erhielt Walther von König Friedrich. 3 Sinn: Bisher war mein Sinn und mein Lied verbittert; von jezt an werden beide freundlicher sein.. 4 = leistete. |