983 'Nu welle ouch wirz versuochen,' sprach Hagene der degen. dô sprach der starke Sîfrit 'so wil ich mich legen für die iuwern füeze nider an daz gras.' dô Gunther daz gehôrte, hey, wie lieb im daz was! 984 Dô sprach der degen küene 'ich wil iu mêre sagen, allez mîn gewæte wil ich an mir tragen, vil schier er umbe gebant. den gêr zuo dem schilte unt al mîn pirsgewant.' den kocher zuo dem swerte 985 Dô zugen si diu kleider in zwein wîzen hemeden sam zwei wildiu pantel von dem lîbe dan, sach man si beide stân; si liefen durch den klê: doch sah man bî dem brunnen den snellen Sîfriden ê. truog er vor manigem man; den kocher leit er dan, leint er an der linden ast; stuont der hêrlîche gast. wâren harte grôz: 986 Den pris an allen dingen aldâ der brunne vlôz; den schilt leit er nidere, swie harte sô in durste, ê daz der künic kome, 988 Der brunne was vil küele, Gunther sich dô legete daz wazzer mit dem munde si gedâhten, daz ouch Sîfrit 989 Do engalt er sîner zühte: daz truog allez Hagene dô sprang er hin widere, er sach nach eime criuze er von der fluote nam: dâ er den gêr dâ vant, 990 Dâ der herre Sîfrit ob dem er schôz in durch daz kriuze, daz bluot im von dem herzen daz ûz der wunden spranc an die Hagenen wât. sô grôze missewende ein helt nu nimmer mêr begât. 991 Den gêr gegen dem herzen stecken er im lie. also angestlichen ze flühten Hagene nie gelief noch in der werde. vor decheinem man. 992 Der recke toblîche von 993 Dô der sêre wunde des do ne het et er niht mêre dem brunnen spranc; ein gêrstange lanc; wan des schildes rant; dô lief er Hagenen an: der vil ungetriuwe man. sô krefteklich er sluoc, dræte1 genuoc der schilt vil gar zebrast. der vil hêrliche gast. von sîner hant ze tal. der walt vil lûte erhal2. den zuct er von dem brunnen, do ne kunde im niht entrinnen 994 Swie wunt er was zem tôde, daz ûz dem vesten schilde des edelen gesteines; sich hête gerne errochen 995 Hagene muose vallen von des slages krefte hêt er daz swert en hende, sô wær ez Hagenen tôt; der helt entran vil kûme ûz der angestlichen nôt. 996 Sîn kraft was im geswichen, ern kunde niht gestân, des twanc in michel nôt den vil ungetriuwen tôt. sînes lîbes sterke diu muose gar zergân, wand er des tôdes zeichen bî liehter varwe truoc; sît wart er beweinet von schoenen vrouwen genuoc. 997 Dô viel in die bluomen der Kriemhilde man; daz bluot von sînen wunden sach man vaste gân: dô begund er schelten -die ûf in gerâten hêten 998 Dô sprach der sêre wunde waz hilfet mich mîn dienest, ich was iu ie getriuwe: ir habt an iuwern mâgen 999 Die sint dâ von bescholten, 'jâ ir vil bæsen zagen, daz ir mich habt erslagen? des ich engolten hân; leider übele getân. swaz ir wirt geborn jâ habt ir iuwern zorn her nach disen zîten; vil übele gerochen an dem lîbe mîn; mit laster ir gescheiden 1000 Die liute liefen alle, ez was ir genuogen sult von guoten recken sin.' dâ er erslagen lac; ein freudelôser tac; von den wart er bekleit: der ritter küene unt gemeit. klagete sînen tôt. 'daz ist âne nôt, 1001 Der künic von Burgonden 1002 Dô sprach der grimme Hagene der in dâ hât getân; ez wære bezzer verlân.' ja ne weiz ich, waz ir kleit. ez hât nu allez ende unser sorge und unser leit. 1003 'Ir mügt iuch lîhte rüemen,' sprach dô Sîfrit, ich hête wol behalten vor iu mînen lîp. 1004 Nu müeze got erbarmen, sô frou Kriemhilt mîn wîp. deich ie gewan den sun, sol nâch den zîten tuon, morde habe erslagen; 'daz solt ich billîche klagen. grazer mort begân,' denne an mir ist getân; in angestlicher nôt; daz ihz iu ie sô wol erbôt.' der verchwunde man triuwen iht begân 1005 Zer werlde wart nie mêre 1008 Er rampf sich bitterlîche, 1010 Dô die herren sâhen, lât iu bevolhen sîn die lieben triutinne mîn. Iwont ir mit triuwen bî. daz si leiten in ûf einen schilt, der recke küene unt gemeit. der helt was tôt, der was von golde rôt, wie daz solde ergân, daz man iz verhæle, daz iz het Hagene getân. 1011 Do sprachen ir genuoge 'uns ist übele geschehen. unt sult gelîche jehen, 'ich füeren" in daz lant; unt 1012 Dô sprach der ungetriuwe swaz si weinens' getuot.' 3 einer frouwen, Gr. § 25. v. rimpfen. wenn. 7 Gen. des Infinitivs, abhängig 1013 Von dem selben brunnen, dâ Sîfrit wart erslagen, XVII. Aventiure wie Kriemhilt ir man klagte unt wie man in begruop. 1014 Do erbiten' si der nahte von heleden kunde nimmer ein tier, daz si dâ sluogen, jâ muosin sîn engelten 1015 Von grôzer übermüete unt von starker râche. Sîfride, den herren für eine kemenâten, unt fuoren über Rîn. daz weinten edeliu kint; von Nibelunge lant, dâ man Kriemhilde vant. 1016 Er hiez in alsô tôten legen an die tür, daz si in dâ solde vinden, sô si der gienge für der diu frouwe Kriemhilt deheine selten verlac. 1017 Man lûte dâ zem münster dô wacte diu frouwe nâch gewonheit, vor ir manige meit. sîn wât was elliu1 naz; sît vrou Kriemhilt ervant. zem münster wolde gân, 'jâ sult ir stille stân, ein ritter tôt erslagen.' harte unmæzliche klagen. daz ez wære ir man, denken si began, dô sprach der kamerære ez lit vor dem gademe dâ begunde Kriemhilt 1020 Ê daz si reht erfünde, an die Hagenen vrâge wie er in wolde vristen: ir was al ir freuden mit 1021 Dô seic" si zuo der erden, dô wart ir êrste leit. daz si niht en sprach; die schoenen freudelôsen ligen man dô sach. 1 Präterit. v. erbîten. 2 der gehört zu für. 3 v. wecken. Nom. Sing. Fem. v. aller, Gr. § 5 A. 2. 5 sant, v. sigen. der edelen frouwen jâmer do erschrê1 si nâch unkrefte, 1022 Dô sprach ir gesinde wart unmâzen grôz; daz al diu kemenâte erdôz. 'waz ob ez ist ein gast?' von herzenjâmer brast; der mîn vil lieber man: daz ez hât Hagene getân.' dâ si den recken vant, mit ir wîzen hant; daz bluot ir ûzem munde si sprach 'ez ist Sîfrit, ez hât gerâten Prünhilt, 1023 Diu frouwe bat sich wîsen, si huop sîn schoene houbet swie rot er was von bloute, do was missevarwe 1024 Dô rief vil jæmerlîche si het in schier bekant: 'owê mir mîner leide! nu ne ist dir dîn schilt ich riet im immer sînen tôt.' wande in was starke wê 1025 Allez ir gesinde klagete unde schrê den si dâ heten verlorn. harte Prünhilde zorn. 'man sol hin gân Sîfrides man, disiu mære sagen: den herren Sîfriden klagen.' dâ er ligen vant Nibelunge lant. 1027 Dô lief ein bote balde, wact er manigen man, des slâfes niht en pflac: ich wæn, sîn herze im sagete 1029 Wachet, herre Sigemunt, daz im da was geschehen, lebenden nimmer mê gesehen. wande ir sult balde gân der ist ein leit getân, an ir herze gât; wand ez iuch sêre bestât.' 1030 Uf rihte sich dô Sigemunt, der schoenen Kriemhilde, der bote sprach mit jâmer jâ ist von Niderlanden er sprach 'waz sint diu leit die du mir hâst geseit?' 'si muoz von schulden klagen, der küene Sîfrit erslagen.' 1031 Dô sprach der herre Sigemunt lât daz schimpfen sîn unt alsô bæsiu mære von dem sune mîn, 1 D. erschrîen. 2 alte Form statt ermordet. 3 conditional. 4 ribtete. |