1083 Vil kûme wart der herre von dem starken leide wider ze sinnen brâht; krank was gar sîn maht. dô sprachen sîne man wir mügen niht langer hie bestân.' XVIII. Sigmund zieht mit seinen Mannen zurück in die Heimat, um für den Enkel des Reiches zu pflegen; Kriemhild bleibt in Worms. Nach Siegfrieds Tod hat sie in der vollen Gluth der Leidenschaft nur zwei Gedanken, zwei Gefühle: Leid und Nache. XIX. Aventiure wie der Nibelunge hort ze Wormze braht wart. 1112 Dô diu minneklîche also verwitewet wart, bî ir inme lande der grâve Eckewart beleip mit sînen mannen, sîn triuwe im daz gebôt; er diente sîner frouwen mit willen unz an sînen tôt. 1113 Ze Wormze bî dem münster ein gezimber man ir slôz von holze harte michel, wît unde grôz, dâ si mit ir gesinde sît âne freude saz; si was zer kirchen gerne, unt tet vil willeclîche daz. wie selten si daz lie, si alle zît dar gie: 1114 Dâ man begruop ir vriedel, der sînen sêle pflegen; mit grôzen triuwen der degen. sważ man ir trôstes bột; 1115 Uote unt ir gesinde unz kiesen wol dar an. die wîle werte ir lip. in grôzen triuwen daz wîp. daz ist al wâr, 1117 Sus saz si in ir leiden, in daz vierde jâr, dehein wort nie gesprach, in der zîte niene gesach. 'möhten wir daz tragen an, möhtet hân, daz Nibelunges golt: wær uns diu küniginne holt.' 1119 'Daz schuln wir versuochen,' 'ich wil ez mîne brüeder sprach der künic sân, hin ze ir werben lân, daz si mir daz füegen, daz si uns gerne sehe.' 'ine trouw es niht,' sprach Hagene, 'daz ez immer geschehe.' 1120 Dô hiez er Ortwînen hin ze hove gân unt den marcgrâvin Gêren. man brâht ouch Gêrnôten si versuchtenz vriuntliche 1121 Dô sprach von Buregonden 'frouwe, ir klaget ze lange nu wil der künic iu rihten, man hœrt iuch zallen zîten 1122 Si sprach 'des zîht in niemen: wa man in verhouwen möhte, solt ich des getrouwen, ich hête wol behüetet,' 1123 Daz ich niht vermeldet dô daz was getân, unt Giselher daz kint: an frouwen Kriemhilde sint. der küene Gêrnôt den Sîfrides tôt. daz ers niht hât erslagen. ich vil armez wîp. irn welts mich niht erlân. sô liez ich nu mîn weinen holt wirde ich in nimmer, do begunde vlêgen Gîselher 1124 Si sprach ich muoz in grüezen, der habet grôze sünde sô vil der herzenswære mîn munt im giht der suone, 1125 'Dar nach wirt ez bezzer,' 'waz ob er ir an verdienet, 'er mac si wol ergezzen,' dô sprach diu jâmersrîche 1126 Si wolden künic grüezen, mit sînen besten friunden im wirt daz herze nimmer holt.' sprachen ir mâge dô; daz si noch wirdet vrô.' sprach Gêrnôt der helt. 'seht, nu tuon ich, swaz ir welt.' dô si in des verjach, ers in ir hûse sach; si niht gegân: er hete ir leide getân. ûf in den grôzen haz, dô ne torste Hagene für wol wess er sîne schulde: 1127 Dô si verkiesen wolde Gunther gezogenlîche gie durch des hordes liebe dar umbe riet die suone 1128 Ez en wart nie suone mit valsche gefüeget. 1129 Dar nâch vil unlange, gegen ir dar nâher baz. der vil ungetriuwe man. hêt ez niht Hagene getân. daz diu küniginne den grôzen hort gewan von Nibelunge lande, 1130 Dar nâch si beide fuoren unt fuorte in an den Rîn. Giselher unt Gêrnôt. 1131 Dô die von Rîne kômen diu mit sînen besten friunden pflac. in Nibelunge lant, Albrich al ze hant vor gehaben niht, edele küniginne giht. sprach Albrich, ‘getân, die guoten tarnhût; der schoenen Kriemhilde trût. Sifride komen, 1132 Doch en würde ez nimmer,' het der helt benomen, mit vorhten dizze lant.' dâ er des hordes slüzzel vant. 1134 Ez stuonden vor dem berge die Kriemhilde man, unt ouch ein teil ir mâge: den schaz man truog dan nider zuo den ünden an diu schiffelin; 1135 Nu mügt ir von dem horde ûf ze berge unz in den Rîn. wunder hæren sagen: swaz zwelf kanzwägene meiste mohten tragen ouch muos ir ieslicher des tages niun stunden gân. 1136 Ez en was niht anders, unt ob man die werlt alle sîn würde nimmer minre wan gesteine unt golt, hêt dâ von gesolt, einer marke wert; jâ ne hete is Hagene âne schulde niht gegert. 1137 Der wunsch der lac dar under, von golde ein rüetelîn: der daz het erkunnen, der mohte meister sîn wol in aller werde über ieslîchen man. der Albrîches mâge kom mit Gêrnôte vil dañ. 1138 Dô sich der herre Gêrnôt des hordes underwunden, 1139 Dô si den hort behielten unt Giselher daz kint in Gunthêres lant, 1147 Dô sprach der herre Gîselher dô er daz rehte ervant. 'mîner swester hât getân Hagene sô vil der leide, ich sold ez understân; unt wær er mir niht sippe, ez gienge im an den lîp.' iteniuwez weinen tet dô Sîfrides wîp. 1148 Dô sprach der herre Gêrnôt 'ê daz wir immer sîn gemüet mit disem golde, wir soldenz in den Rîn allez heizen senken, deiz immer würde man.' si gie vil klagelîche für Gîselher ir bruoder stân. 1149 Si sprach 'vil lieber bruoder, du solt gedenken mîn; soltu mîn vogt sîn.' $ 22. des lîbes unt des guotes 1 näml. des Hortes. 2 ze wiu. unt dô si ir daz guot gestuont ir jâmers klage unz an ir jungeste tage. ist, al wâr, unz in daz zwelfte jâr, mit klage nie vergaz. si was triuwen stæte unt tet vil willeclîche daz. XX-XXIV. Es beginnt nun die Zeit der Rache, und wir treten hiemit in den zweiten Theil unseres Liedes über. Zwölf Jahre hat, wie gesagt, Kriemhild um Siegfried getrauert; da stirbt im fernen Ungarlande, dazumal im Heunenoder Hunnenlande, Frau Helche, die bereits sagenberühmte Gemahlinn des Hunnenkönigs Eßel, die Mutter zweier junger Helden, die schon vor der Mutter in Dietrichs von Bern Begleitung in der furchtbaren Schlacht bei Ravenna gefallen sind. Ezel will sich aufs Neue vermählen: Siegfrieds Wittwe, Kriemhild en in. per totam vitam. 1 2 |