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Aber auch nach Abzug dieser Stellen bleiben noch genug übrig, welche gegen die Regelmässigkeit verstofsen. In manchen Tönen kommen sie nur vereinzelt vor; und da wird man, namentlich wenn sie nur aus einer Quelle überliefert sind und eine leichte Emendation zulassen, geneigt sein, einen Fehler anzunehmen. Wir führen sie der Reihe nach auf, und bezeichnen die Ergänzungen der Herausgeber durch runde, ihre Ausscheidungen durch eckige Klammern:1 *8, 31 velt (unde) walt, loup, rôr unt gras. *15,1 daz hêre lant und ouch die erde. *17, 15 (nû) snîden græzer baz dan ê. 17, 29 (vil) fûl und ist der wibel vol. *43, 24 (nû) waz darumbe. *44, 19 nû wolt ich er (ge)tate ir guote war. *48, 38 Wip, (daz) muoz iemer sîn der wîbe hæhste name. *62, 3 (und) mag ich des niht mê geniezen. *62, 36 Frouwe, ir habt ein (vil) werdez tach. *64, 19 (mîn) trôst sô træste.ouch mîne klage. *74, 5 den eit (den) sol si wol vernemen. *76, 30 (Er)læser ûz den sünden. 77, 32 sündig(er) lîp vergezzen. *104,5 müet (ab) des mannes hænen. 104, 16 wie (daz) mîn pferit mære. *116, 34 (wol) hovelîchern trôst denn ich. *117,9 (vil) maneger wünne der mîn ouge an sah. *119, 37 nû si (ab) alle trûrent sô. 120,9 in (al) der werlte wîlent ê. *122, 7 owê (dir) Welt, wie kumet ez umbe dich. 122, 16 nû ist (in) sumelichen sô. 122, 19 (al) unser arebeit. *58, 16 alse [einer] der vil hôhe springet. *75, 27 [die] kleine[n] vogele sungen dâ. 76,3 des bin ich swær als[am] ein blî. *112, 23 Ich trage in minem (inme) herzen eine swære. *115, 27 [ge]sihet si mich einest an. wie man sieht, an keiner Stelle bringt die Dehnsamkeit der mhd. Sprache und Verse mit sich; und dafs diese Emendationen an manchen Stellen die Rede entschieden abschwächen oder ungefällig machen, wird niemand verkennen. Bemerkenswert ist, dafs von den achtundzwanzig Versen sieben mit einer Anrede oder einem Ausruf beginnen (43, 24. 48, 38. 62, 36. 64, 19. 76, 30. 77, 32. 122, 7); wir möchten annehmen, dafs der Dichter es sich in diesem Falle gestattet habe, den Auftakt fehlen zu lassen; 2 und ebenso dann, wenn der Vers ohne Auftakt mit dem vorhergehenden einen Satz bildet: 17, 15. 29. 116, 34. 117, 9. 120, 9. 122, 19. Unter diesen Voraussetzungen fallen auch die beiden als unregelmässig angeführten Verse des Tones 75, 25 fort. Wenn wir nämlich in dem

*114, 33 [ge]sæhe an grüener heide. Erhebliche Textänderungen sind, (aufser 15, 1) nötig; aber das

1) Das Sternchen * bezeichnet einen neuen Ton.

2) Damit wären dann auch 64, 19 und 75, 6 entschuldigt. Vgl. S. 50 A. 3.

metrischen Schema dieses Tones den dritten Vers mit Auftakt ansetzen,1 so sind 75, 27 und 76, 3 dem Schema gemäfs, die Abweichung in 75, 34 ist durch den Übergang des Satzes, die in 76, 10. 17 durch die Anrede entschuldigt.

Geringe Abweichungen zeigt der Leich 4, 22 Kindes muoter worden ist (Satzüberg.); 6, 22 wâre riuwe und liehtez leben (Satzüberg.); 6, 38 swaz im [da] leides ie gewar; 7, 14 nû ist [ab] uns ir beider nôt (vgl. auch kr. Anm. zu 3, 2. 4, 24). Aber in andern Tönen mehren sich die Unregelmässigkeiten, besonders in den Spruchtönen 10, 1 (84, 14). 20, 16. 26, 3. 31, 13. 78, 24.

Vollständige Regellosigkeit herrscht jedoch auch in diesen nicht. So ist namentlich der Ton 20, 16 in den beiden Stollen v. 1-6, ferner in v. 10. 14. 15 fast ganz gleichmässig behandelt; v. 7. 9. 11 zeigen schon mehr Abweichungen, die meisten v. 8. 12. 13. In dem Tone 10, 1 (= 84, 14) haben v. 1. 2 stets den Auftakt, gewöhnlich auch v. 3. 4. 6; die beiden letzten Verse hingegen lassen ihn meistens fehlen, seltner In dem Tone 26, 3 entbehrt die letzte Zeile nie des Auftaktes, selten v. 1. 4. 6. 7. 8. 9; häufiger v. 2. 3. 5. Der Ton 31, 13 hat in der ersten Zeile stets Auftakt; fast immer in v. 3. 4. 7. 9,

v. 5.

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dagegen fehlt er überwiegend in v. 2. 5. 6. 8. Endlich in dem Tone 78, 24 haben v. 1. 2. 6. 8 regelmässig den Auftakt, die übrigen Verse lassen ihn oft oder gewöhnlich fehlen, dabei ist aber zu bemerken, dass v. 3 und v. 4 fast immer in umgekehrtem Verhältnis stehen. Man mufs aus dieser beschränkten Unregelmässigkeit auf eine besondere Vortragsweise dieser Spruchtöne schliefsen, die es an manchen Stellen gestattete den Auftakt fehlen zu lassen, an andern aber nicht; eine blofse Kunstlosigkeit ist um so weniger darin zu sehen, als keiner dieser Töne der frühesten Zeit des Sängers angehört, und er daneben andere Spruchtöne braucht, in denen er strenge Regelmäfsigkeit beobachtet.

Geringere Abweichungen, die zum Teil auf die mangelhafte Überlieferung zurück zu führen sein mögen, zeigen die Sprüche des Tones 82, 11 und die Elegie 13, 5. 82, 11 (Imperativ). 12 (Vokativ). 15 (Vokativ). 19 (Ausruf). 21. 82, 36 (entstellt), 83, 2. 3. 14. 84, 7. (Ausruf) 16. 21. 30 (entstellt). In der andern Elegie (124, 1) beginnt die zweite Vershälfte gewöhnlich mit Auftakt, wenn die erste stumpf,

13, 7. 11

1) Die Annahme ist nicht ganz unbedenklich; das lat. Gedicht, das mit Walthers Lied nahe verwandt ist, entbehrt den Auftakt regelmässig in v. 3 und v. 5. Die deutschen Nachbildungen Singenbergs und Rudolfs des Schreibers haben ihn überall.

ohne denselben, wenn jene klingend schliefst; doch folgt auch auf klingenden Ausgang ein Auftakt: 124, 5. 8. 20. 22. 27. 28. 39. 125, 2. 9.

2

Unter den Liedern zeigt die freieste Behandlung des Auftaktes das Tagelied, dessen Rhythmus mit dem der zweiten Elegie verwandt ist (s. Wackern. Vorr. S. XXXIII). Der Auftakt fehlt 88, 9. 37. 89, 11, und in sieben Versen, die mit einem Vokativ oder Imperativ beginnen 88, 16. 21. 28. 33. 89, 25. 31. 37. Er fehlt ferner sieben- oder achtmal in den Halbversen nach der Cäsur: 88, 18. 36. 38. 89, 6. 10. 12 (?) 16. 18; meistens sind diese Verse mit der vorhergehenden Halbzeile aufs engste verbunden. Im übrigen sind es nur Lieder des ersten Cyklus, welche gröfsere Unregelmässigkeit zeigen: *90, 28. (s. S. 28) 30. 33. 35. 91, 2. 10. 12. 16. *91, 27. 30. 36. 37. 92, 7. *94, 1 und 4, die ersten Verse der Stollen entbehren in dieser Strophe des Auftaktes, den sie in den beiden andern haben. 3 Ebenso haben in dem Tone *96, 23 die ersten Verse der Stollen in Str. 1 und 3 Auftakt, nicht in Str. 2 und 4. 97, 8. 21. *98, 12. 14. 22. 25. 40. 99, 2. *99, 14. 16. 24. 30. 31. 32. Zwei von den hierher gehörigen Liedern zeigen nur vereinzelte Unregelmässigkeiten 96, 12 und 100, 18, eins 92, 9 ist ganz genau; denn in z. 13 wird man doch wohl zweisilbige Aussprache von fröuwet vorauszusetzen haben, obschon diese sonst bei Walther nicht begegnet. Alle diese Lieder sind nun zwar nur in einer Hs. überliefert, aber der Text ist gröfserer Entstellung nicht verdächtig; und da diese Lieder zu den ältesten des Dichters gehören, wird man in dieser Unregelmässigkeit ein Symptom der nicht völlig entfalteten Kunst sehen dürfen. Nachlässigkeit oder Gleichgültigkeit gegen die Form vorauszusetzen, hat man nicht ausreichenden Grund. Es ist sehr wohl möglich, dafs der Dichter eine Vortragsweise die er später auf Spruchtöne einschränkte, anfangs auch in Liedern gebraucht habe. - Endlich wäre noch das Lied 39, 11 zu erwähnen, wo die ersten Verse der Stollen bald mit einer betonten, bald

1) Über 112, 35 s. die Anm.

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2) In manchen Versen gewährt eine orthographische Änderung Hülfe: 90, 25 deich. 91, 4 sô ich. 91, 24 ders. 91, 35 ab. 94, 3 diech. 96, 30 obs. 97, 28 guot. 99, 26 deiz. 97, 29 sus st. alsus. 99, 17 dougen. 26 deiz.

3) So unterscheidet sich auch die einzelne dem Liede 56, 14 angehängte Strophe durch den Auftakt in den zweiten Versen der Stollen. Und in den beiden Strophen 119, 35 und 120, 14 fehlt der vorletzten Zeile der Auftakt, den Str. 119, 17. 26 an der entsprechenden Stelle haben. Aber hier liegt die Sache insofern anders als in den Liedern des ersten Cyklus, als diese Strophen mit den übrigen desselben Tones nicht eng verbunden sind.

mit einer unbetonten Silbe anfangen; diese Verse haben aber überhaupt unregelmäfsigen Rhythmus; die andern Verse des Tones haben sämtlich genauen jambischen oder trochäischen Gang.

3. Umfang der Verse; Binnenreime und Cäsuren.

Der Umfang der einzelnen rhythmischen Sätze lässt sich ohne Kenntnis der Melodie nicht ganz sicher bestimmen. Lachmann wies in der Anmerkung zu 98, 40 auf den Abgesang des Liedes 'Wie schön leucht uns der Morgenstern' hin; niemand könne ohne Kenntnis der Musik wissen, dass derselbe auf folgende Weise geschrieben sein wolle:

lieblich, freundlich,

schön und herrlich, grofs und ehrlich, reich von Gaben
hoch und sehr prächtig erhaben.

Die Wörter lieblich, freundlich bezeichnet die Cadenz als rhythmische Sätze, dagegen sind herrlich und ehrlich nur Binnenreime, die innerhalb des rhythmischen Satzes nur die Wiederkehr einer melodischen Figur bezeichnen. In derselben Anmerkung schliefst Lachmann aus der eigentümlichen Form der Reime, dafs in den Liedern 93, 20 und 97, 34 die zwei ersten Reimzeilen der Stollen zusammengehören. Ebenso hat schon Lachmann die kleinen Reimzeilen der Strophe 47, 16 zu gröfsern Ganzen verbunden, und weiter hat man für einige andere Töne aus der Elision des Reimwortes auf Verbindung zweier Reimzeilen geschlossen, für die Lieder 13,33 und 109, 1 aus den Versen 14, 19. 109, 15, und für die Absätze des Leiches 4, 13. 32. 6, 32. 7, 8 aus den Versen 4,36. 38. 39. 6, 33. 35. 36.1 Dasselbe Verhältnis mag auch sonst noch walten, ohne dafs wir es wissen können.2

Wie in diesen Fällen der Reim keinen rhythmischen Absatz bezeichnet, so haben wir umgekehrt zuweilen rhythmische Abschnitte anzunehmen, in denen der Reim fehlt. Am sichersten nimmt man solche Abschnitte (Cäsuren)1 da an, wo der gleichmässige Fortschritt des Rhythmus durch das Zusammenstofsen

1) Auch andere mehr oder weniger sichere Kriterien kommen in Betracht. Wackernagel S. XXXI. Bartsch, Germ. XII, 129 f.

2) So fafst Bartsch auch in dem Tone 60, 34 die achte und neunte, und die zehnte und elfte Reimzeile zusammen. S. auch Wackernagel

S. XXXI f.

3) Über den Begriff der Cäsur reflektiert Paul, PBb. 8, 195 f.

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von zwei Hebungen oder zwei Senkungen unterbrochen wird und beide durch ein Wortende getrennt sind: 43, 14. 44, 20. 48, 10. 55, 6. 62, 4. 64, 2. 117, 33; ferner im Leich 4, 2, im Tagelied 88, 9 und in der Elegie 124, 1.1 In den Versen 62, 1 und 120, 23 hängt die Entscheidung von der Restitution des Textes ab. Aber auch an andern Stellen, wo der Vers in gleichmässigem Rhythmus fortläuft, haben die Herausgeber mit grofser Wahrscheinlichkeit auf Cäsuren geschlossen, nämlich dann, wenn in allen Strophen eines Tones an derselben Versstelle sich ein Wortende findet, und durch die Annahme einer Cäsur ungewöhnlich lange Verse in gangbare rhythmische Sätze zerlegt werden: 43, 17. 44, 21. 46, 8. 47, 3. 57, 30. 69, 6. 70, 29. 71, 26. 72, 7. 96, 38. 99, 11. 100, 8. 100, 31. S. 217. In andern Fällen weichen die Herausgeber von einander ab; SO nimmt Lachmann 70, 6 eine Cäsur an, Bartsch hingegen 8, 27. 101, 33. 34 und im Leich (mit Rücksicht auf die entsprechenden Absätze) 4, 12. 6, 28. 8, 3; den Schlufs der Strophe 101, 23 teilt Lachmann in zwei Sätze von 6 und 5 Hebungen, Bartsch in drei Sätze zu je 4 Hebungen.

Meistens fällt diese Cäsur in die letzte Reimzeile einer Strophe, in den Tönen 43, 9 und 61, 33 in die zweite des Abgesanges; 120, 16 und 117, 29 in die vorletzte des Abgesanges; 60, 34 in die vorletzte und drittletzte; 101, 23 in die drei letzten Zeilen. Aber alle gehören den Abgesängen an, nie den Stollen. Das Tagelied 88, 9 und die Elegie 124, 1, in denen sie weitere Anwendung gefunden haben, sind nicht dreiteilig gebaut. Einmal 44, 11 (oder zweimal 101, 23) ist eine Reimzeile in drei Abschnitte zerlegt, sonst in zwei.

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Unter Berücksichtigung der Cäsuren und Binnenreime, die Lachmann resp. Bartsch nachgewiesen oder angenommen haben die wenigen Differenzen kommen hier nicht in Betracht ergiebt sich für den Gebrauch der verschiedenen rhythmischen Sätze in Walthers Gedichten folgendes. Rhythmische Sätze von

1) Im Tagelied findet nicht überall ein Zufammenstofs zweier Senkungen statt, weil die zweite Vershälfte öfters des Auftaktes entbehrt, in der Elegie ist er verhältnismäfsig selten, aber dennoch scheint es mir unzweifelhaft, dafs Bartsch mit Recht in derselben Cäsuren angenommen hat. Paul, PBb. 8, 197 misshandelt das Gedicht.

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