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Der Dichter verliert sich in der Entwickelung seiner Gedanken, bis er gleichsam selbst erschrickt und innehält (Revocatio).1 wê waz spriche ich ôrenlôser ougenûne; den diu minne blendet etc. 69, 27. waz spriche ich tumber man durch mînen bæsen zorn 124, 32. waz hân ich gesprochen? owê, jâ het ich baz geswigen 118, 10. jâ friunt! waz ich von friunden sage! 55, 6. owê, waz lob ich tumber man! mach ich si mir ze hêr etc. 54, 4. ich wil lip und êre und al mîn heil verswern .. nein ich, weizgot 61, 26. triuget daran mich mín sin.. neina hêrre! sist sô guot 14, 18. neina! daz wær alze sêre 73, 26. dâ, keiser, spil! nein, hêrre keiser, andersEr bricht seine Rede ab und verschweigt das entscheidende Wort (Aposiopese): müet des mannes hænen

wâ 63, 7.

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hie gêt diu rede enzwei 104, 5; oder er giebt ihr eine unvermutete Fortsetzung: Die mir in dem winter froide hânt benomen, si heizen wîp, si heizen man disiu sumerzît diu müez in baz bekomen 73, 23; oder er ruft sich selbst gleichsam zur Fortsetzung auf: waz darumbe 43, 24. 48, 6.

2

Er unterbricht das Satzgefüge durch eine Nebenbemerkung (Parenthese), sei es dafs dieselbe zur Sache gehört (a), oder subjektiver ist, ein Urteil, eine Bekräftigung oder Beteuerung ausspricht (b); in jedem Fall macht sie den Eindruck, als erhielten die Gedanken erst im Augenblick des Vortrages ihre Form. a. er hiez iu klagen (ir sît sîn voget), in sînes sunes lande etc. 12, 9. Ez troumte (des ist manec jâr) ze Babilône dem künige 23, 11. Si sehe dazı innen sich bewar (si schînet ûzen fröidenrîch), dazs an den siten iht irre va 121, 6. Vgl. auch 22, 14. 86, 32. b. belîbe er dort, des got niht gebe, sô lachet ir 29, 22. nu enwelle got 40, 12. daz ist wâr 23, 12. daz weiz ich wol 73, 7. dêst leider sô 90, 32. des was gar ze vil 67, 12. den eit sol si wol vernemen 74, 5, ez muoz geschehen 59, 7. daz möhten si mir gerne sagen 117, 34. sprechet swaz ir welt 86, 8; ferner 17, 19. 31, 34. 59, 31. 85, 32. 103, 23. 124, 28.

Er schaltet eine kurze direkte Rede ein, in welcher die Realität des Lebens gleichsam die Ruhe künstlerischer Darstellung durchstöfst: sô schrîen wir vil lihte 'ein schale, ein schalc! ein mûs, ein mûs!' 32, 30. sô wolt ich schrien 'sê, gelücke sê!' 90, 18. Die tôren sprechent 'snîa snî!' die armen liute 'ouê, owî!' 76, 1. ich hete ungerne 'decke blôz!' gerüefet, do ich si nacket sach 54, 21. sô spræche ir hant den armen zuo

1) Die älteren Sänger brauchen diese Figur wenig oder gar nicht, in schülerhaftem Übermals Bernger von Horheim 113, 1; gewandt und mit Geschmack Reinmar, dem Walther folgt. Burdach S. 71. 102.

2) Über die Parenthesen, „die durchaus aus der romanischen Poesie herstammen", bei andern Dichtern s. Burdach S. 104 f. 116. 123.

'sê daz ist dîn' 10, 26. und ich klagende wære 'wê mir armen hiure! diz was vert' 102, 31. nu hæret unde merket ob siz denne tuo: 'si tuot, si entuot; si tuot, si entuot; si tuot!' 66, 10. Sît willekomen, her wirt' dem gruoze muoz ich swigen: 'sît willekomen, her gast,' sô muoz ich sprechen oder nîgen 31, 23. ich bin heime' ode 'ich wil heim' daz træstet baz 31, 30. der sprichet 'sich her, waz ist under disem huote? nû zucke in ûf!' dâ stêt ein wilder valke in sinem muote. 'zuck ûf den huot!' sô stêt ein stolzer pfâwe drunder. 'nû zucke in ûf!' dâ stêt ein merewunder 37, 34. 'du bist kurzer, ich bin langer' also strîtent ûf dem anger bluomen unde klê' 51, 34. In diesem letzten Beispiel wird die Lebendigkeit der Rede durch die persönliche Auffassung der Pflanzen erhöht (vgl. 58, 27 f.), in andern der angeführten Stellen durch die Wiederholung desselben Wortes.1

Schein der Objektivität.

Alle die erwähnten Wendungen sind Mittel der subjektiven Darstellung, wie sie der Redner und Dichter braucht. Aber auch den Schein der Objektivität weifs Walther geschickt zu benutzen. Er beruft sich, um seine Darstellung zu bekräftigen, auf das Zeugnis andrer; er führt sie als eine bewährte Wahrheit an, oder läfst seine Gedanken, namentlich Tadel und Vorwurf, durch fremden Mund verkünden: ouch hôrte ich ie die liute des mit volge jehen 31, 1. nú sagent si mir ein ander mære, si jehent usw. 59, 20. hære ich jehen die wîsen 29, 28. Die wîsen râtent 26, 13. daz mac wol klagen ein wiser man usw. 82, 27. Die herren jehent 44, 35. als die argen sprechent 70, 19. (Ein meister las, troum unde spiegelglas usw. 122, 24.) Dem frommen Klausner legt er die Klage über den Papst in den Mund 9, 37, den Fahrenden den Spott über Leopolds Kargheit 84, 18, andern, den nahe spehenden, den Vorwurf gegen Philipps Geiz 19, 7. Die Zurechtweisung des Herrn Wicman (18, 1) führt er in dritter Person aus, um so schneidender, je persönlicher grade diese Angelegenheit war. Und höchst wirkungsvoll läfst er 24, 33 den Wiener Hof, 34, 7 den Papst, 103, 35 die unverschämten Sänger selbst ihren Zustand, ihre Absichten und Gesinnungen enthüllen. Auch 62, 26 mag hier erwähnt werden, wo Walther eine Äufserung der Frau sehr geschickt gegen sie zu wenden weifs.

1) Diesen Beispielen reiht sich etwa noch an: daz kit mir ist umbe dich rehte als dir ist umbe mich' 49, 20. sô des betrâget mich, sô spriche ich 'ir sint dri den ich diene usw. 98, 30. Kaum zu vergleichen sind: ein vater lêrte wilent sinen sun alsô: 'sun diene manne bæstem, daz dir manne beste lône' 26, 29. als die argen sprechent, sô man lônen sol: 'het er sælde, ich tæte im wol' 70, 19. ouch hôrte ich ie die liute des mit volge jehen, 'gewissen friunt usw. 31, 1. Andere Beispiele direkter Rede: 11, 13. 25. 24, 32. 25, 14. 34, 5. Ferner in den Dialogen 43, 9. 85, 34. 70, 22. 112, 35. 100, 24. 82, 11; im Tagelied 88, 9 und in dem Tanzlied 74, 20.

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2. Nachdruck und Fülle des Ausdrucks.

A. Betonung.

Einzelne Punkte, auf welche es dem Dichter besonders ankommt, hebt er durch nachdrückliche Wendungen hervor. Bald ruft er seine Zuhörer zur Achtsamkeit auf (a), bald bedient er sich eines hinweisenden Pronomens oder Zahlwortes (b), oder er schickt ein Prädikat voraus, das erst im weiteren Verlauf sein Subjekt erhält (c).

a. seht, daz ist ir haz 58, 36. seht, des state ist lûter gar 97, 6. seht, sô brâhtens ime diu mære 99, 18. seht, daz gelichen nimt uns froide und êre 48, 28. seht, so wære ich iemer mêre frô 109, 10. seht, wie rôt mir ist der waz er noch wahse 27, 6. nû sehent wie diu krône

munt 39, 28. nû seht,
lige 83, 26. nû seht ir, waz der pfaffen were und waz ir lêre sî 34, 27. seht,
dô schuof siz so 64, 8.1 da muget ir alle schouwen wol ein wunder bî 18, 30.
dâ mugent ir vinden schône beide usw. 39, 14.2 nú hæret fremde sache
104, 12. nu hæret unde merket ob siz danne tuo 66, 9. merket wer dâ harpfen
sül 65, 16. nû merkent wer mir daz verkeren müge 33, 19. nú merket, wie
den frouwen ir gebende stât 124, 24. nû merke welt, waz mir darane misse-
valle 33, 15. dô merket al ein wunder an 5, 30. nú jehent, waz danne
bezzer si 92, 27.3 wizzet, swem der anegenget usw. 118, 16. so wizzent,
daz er niht entobe 93, 5. welt ir wizzen, waz diu ougen sîn 99, 27. daz wizzet

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den gemeinen schaden tuot 48, 25.

ich sage in daz 8, 24.

welt ir vernemen, ich

wilz iu niht versmâhen, so wil ichz iuch leren, wie wir lât mich zuo den frouwen gân 91, 1.

lât mich an eime

vgl. 41, 9. In waz wünne mac

ich sage iu waz uns
sage iu wes 65, 26.
loben solen 35, 31.
stabe gân 66, 33. nû bîtent, lât mich wider komen 61, 20.
numme dumme, ich wil beginnen, sprechet âmen etc. 31, 33.
sich da gelichen zuo? ez ist wol halb ein himelriche! sul wir sprechen . . sô
sag ich 46, 4. An andern Stellen werden einzelne angeredet. Beispiele:
ich sage dir (sumer) waz mir wirret 64, 20. lât mich iu (Minne) daz ende
sagen 41, 9. darzuo sage ich iu (keiser) mære 11, 36. hêr keiser, ich bin
frônebote und bringe iu boteschaft von gote 12,
aht dû bist, ich wil dich lêren einen list 22, 32.
haz; ich wil die herren leren daz usw. 83, 27.

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6.

Junc man, in swelher Ich muoz verdienen swachen daz ist mîn rât 20, 5. die

1) Anders 46, 23 seht an in und seht an werde frouwen. 51, 15 seht an pfaffen, seht an leien.

2) Anders: 51, 13 Muget ir schouwen waz dem meien etc. 46, 21 nû wol dan welt ir die wârheit schouwen etc.

3) Anders: In numme dumme, ich wil beginnen, sprechet âmen 31, 33. ob ich rehte râten künne . . sô sprechet denne ja 69,9. ir sult sprechen willekomen 56, 14.

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ouch sult

volgen mime rate, ich rate iu niht nach wáne 29, 16. die rede wil ich dir baz bescheiden 23, 1. als ich ez nû bescheiden wil 25, 12. ir niht vergezzen 11, 12.

mir gevallen 63, 19.

ez wær uns allen einer 103, 29. umb einez daz

b. davon sol man wizzen daz 99, 10. nú hab ir ditz für guot, sô lob ich danne mê 64, 26. wan einez soltu mir vergeben 70, 25. dû solt aber einez wizzen 69, 20. dû solt eine rede vermîden 70, 15. Ich bin iu eines dinges holt haz unde nît 59, 1. sô lâz ouch dir zwei von ein missevallen daz ist mîner froiden tôt 97, 37. hande sælden nôt 97, 34. uns irret einer hande diet si heizent êre 62, 1. ich kan ab niht erdenken, waz ir missestê, wan ein vil kleine 59, 23. Minne diu hat einen site 57, 23. Zwo fuoge hân ich noch 47, 36. Zwô tugende hân ich, der si wîlent nâmen war 59, 14. der guoten ræte der sint drî: drî ander bæse stênt dû bî zer linggen hant. lât iu die sehse nennen 83, 27. Drî sorge hân ich mir genomen etc. 84, 1. daz dritte hát sich mîn erwert unrehte manege zît usw. 84, 9. wie man driu dinge erwurbe, der keinez niht verdurbe; diu zwei sint usw. 8, 12. ob er die vierden tugent willecliche tæte, sô gienge er ebene und daz er selten missetæte 85, 22.

c. mac diu huote mich ir libes pfenden, dâ hân ich ein træsten bî 94, 8. nu hân ich leider niht dâ mite ich si gewer, wan obs ein lützel von mir wolte 59, 12. mir tuot einer slahte wille wol und ist mir doch darunter wê 113, 31. Ich was durch wunder ûz gevarn, dâ vand ich wunderlichiu dinc 102, 15. Ich han gesehen in der werlt ein michel wunder 29, 4. sô mac ein wunder wol geschehen 54, 34.

In den meisten der angeführten Stellen folgt die Befriedigung gleich der Ankündigung, in andern wird sie weiter hinausgeschoben (46, 4-9. 83, 27-32. 84, 1-6. 57, 23-28. 70, 15-18). Namentlich gehört hierher die lange Einleitung des Liedes: Ir sult sprechen willekomen (56, 14). Mit anmutigem Getändel hält der Sänger seine Zuhörer hin; so in den Liedern 115,8-13 und 62, 6-13, wo erst die folgenden Strophen die Lösung bringen; nirgends aber ist der Ton spielender Grazie besser getroffen als in dem lieblichen In einem zwîvellichen wân was ich gesezzen 65, 36 66, 9: trôst mac ez leider niht geheizen, owê des! ez ist vil kûme ein kleinez træstelin. sô kleine, swenne ichz iu gesage, ir lachet mîn. doch froit sich lützel ieman, er enwisse Anderwärts leitet er humoristisch die Zuhörer auf falsche Fährte. So 63, 32-35: Si frâgent unde frâgent aber alze vil; 60, 34 Ich wil nû teilen ê ich var. In dem Liede: Mich nimt iemer wunder, waz ein wip an mir habe ersehen (115, 30) verspart er die Lösung auf die letzte Strophe. Überraschender ist die Wendung, welche die behagliche Ballade: Dô der sumer komen

wes.

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was (94, 11), durch die unsæligiu krâ und das wunderalte wip erhält. Sehr kunstvoll spart das Lied: Si wunderwol gemachet wip die Pointe auf den letzten Vers 54, 25. vgl. auch 36, 1.

B. Epitheton ornans.

Um die einzelne Vorstellung zu voller Wirkung kommen zu lassen, mufs der Redner wie der Dichter den knappesten Ausdruck des Gedankens vermeiden. Er bedarf einer schönen Fülle, die den geniefsenden Zuhörer einladet an bedeutenden Punkten zu verweilen und ihrem Eindruck sich hinzugeben. Wir heben unter den Mitteln, die diesem Zweck dienen, zunächst das Epitheton ornans hervor. Dem Substantivum wird ein Attribut gegeben, nicht sowohl in der Absicht ein unterscheidendes, sondern ein im allgemeinen charakteristisches Merkmal hinzuzufügen. Der rhetorische Wert dieser Beiwörter ist verschieden; oft stehen sie ohne jeden Nachdruck, weil sie für den Gedanken keine spezielle Bedeutung haben, in andern Fällen werden sie als wesentliche Eigenschaften nachdrücklich hervorgehoben. Nach der ersten Weise ist z. B. das Adj. milte gebraucht 35, 4 der milte Welf. 35, 7 des milten lantgraven. 19, 23 denke an den milten Salatîn; mit Nachdruck hingegen 32, 32 milter fürste unt marterær umb êre. 28, 34 der edel künec, der milte künec. Zuweilen steht es in dem Belieben des Vortragenden, ob er Pathos hineinlegen will oder nicht; z. B. 28, 10 die nôt bedenket, milter künec, daz iuwer nôt zergê, oder 89,21 vil liebiu friundinne. Beispiele sind sehr häufig und mit Hülfe von Hornig's Glossar leicht zu finden; (vgl. auch Weigand S. 3 f. 19 f.). Manche Verbindungen erstarren zu Formeln: die kleinen Vögel 27, 21. 40, 16. 46, 2. 58, 27. 75, 27. 111, 5. 114, 23; der kalte Winter 13, 27. 114, 30. 118, 33; der rote Mund 51, 38. 27, 25. 110, 19. 26. 112, 8; der grüne Klee grüenen lê 75, 32. in einem grüenen garten 103, 14. in allen grüenen ouwen 27, 19. an grüener heide 114, 33. Auch die Adjectiva edel, wert, guot, süeze, reine, liep, minneclich braucht der Dichter gern als Epitheta ornantia.

C. Parallelismus.1

28, 9. 114, 27. ûf eime

Walther liebt es ferner zwei verschiedene, oft synonyme Wörter paarweise mit einander zu verbinden, um denselben Gegenstand gleichsam von zwei verschiedenen Seiten oder in

1) Burdach S. 84 f.

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