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Da eine Übersicht über Schencks Angaben für den Zweck unserer Untersuchung dienlich ist, so geben wir eine Zusammenstellung derselben :

1160. «Dise kirch hat erstlichen mit einer kleinen kapellen ihren anfang genommen im iahr nach der geburt Christi 1160' nach absterben weiland vorgedachten... h. bischoffen Theobaldi zu Eugubin in Umbria. >

[?] <weilen wegen täglichen daselbsten erschalleten miraklen und wunderwerken das erst erbaute kleine kirchlein und capell dem frembden anwallenden volk kein genügen thun könte, haben bald darauf von selbiger zeit an unsere liebe altvordern zu der ehr gottes und des h. Theobaldi freiwillig aus reichlichem ohn gezwungenem allmusen und steur disen jetzt gegenwertigen bau, sonderlich der vorkirchen zu verfertigen angefangen.»

1346. ist auch endlichen die vorkirchen zum end geführt worden, nachdeme sie mit erster vorgedachter kleinen kapellen und disem des h. Theobaldi münsteren der vorkirchen zugebracht 186 jahr: dann man findet in alten schriften dass allererst im jahr 1346 auf den sambstag nach des h. bischofs Valentini tag die vorkirch seie consecriert und geweihet worden durch den . . . herrn Henricum Wiss Anaverzischen erzbischofen weiland . . . Joannis . . . bischoffen zu Basel anwesenden weihbischoffen.>

1422. <seithero . . . haben . . . unsre lieben voraltern . . . mit grossem eifer und ernst den bau vollends befürdert, das chor und den turn verfertiget, massen aus alten documenten darzuthun, dass im jahr 1422 durch intercession der durchleuchtigisten fürstin und frauen Catharinae von Burgund erzherzogin zu Oesterreich am sontag vor Martini der chor geweihet worden durch ... Theobaldum erzbischofen in Bisanz.>

will, die Jahrbücher der Barfüsser hätten unabhängig von dem Wunderbericht die Heilungen verzeichnet, oder einer ihrer vor Schenck lebenden Schreiber hätte sie aus der Pergamenthandschrift in die Klosterannalen übertragen, so trifft seine Ansicht nicht zu. Erst durch Tschamser sind sie aus Schenck der Klosterchronik einverleibt worden. Wo er gedrucktes Material fand, hat er es niemals für der Mühe wert gehalten auf noch so leicht zugängliche schriftliche Quellen zurückzugehen.

1. Schenck und nach ihm Tschamser halten an 1160 als Todesjahr Ubalds fest. Erst bei dem Verfasser der Kleinen Thanner Chronik (1766) und in der Lebensgeschichte Theobalds von 1777 wird sein Tod in das Jahr 1161 verlegt. Über die Entstehung des

Irrtums s. oben S. 41.

1440. <vor zeiten (ist) ein dergleichen grosse starke walfahrt zu St. Theobald nacher Thann gewesen, dass mehrerteils häuser und bewohnungen umb die kirchen herumb allein zu herbergen spitälen wirtshäusern der täglich anwallenden bilgeren zugeaignet und verordnet gewest; wie dann solcher starker zugang des anwallenden volks in zwöen bullen gemeldet wird deren die erste Fridericus anno 1440 die andere Fridericus de Reno [1444] beede bischöf zu Basel und noch im original für zuweisen»1.

1491. <massen wir aus alten schriftlichen documenten in pergament und och zur zeit ohnversehrtem sigil befunden, dass . . . Raphael von gottes gnaden S. Georgen zu dem guldenen umbhang der hl. römischen kirchen diacon cardinal... auf anhalten und dienstliches supplicieren vorgedachtem herrn doctor Surgant seeligen underschidliche heiligtumb sonderlichen von der glorwürdigen schaar der 10 000 martyrer ansehnliche particul fur des hl. Theobaldi münster in Thann verehrt» 2.

1499. «Copei und inhalt einer aus latein verteutschten bullen», durch welche Heinrich von Bergen Bischof von Kammerich denen, die an St. Theobaldstag und -oktav die Kirche zu Thann besuchen, einen Ablass verleiht3.

1544. «und haben wir ex traditione dass unsere vorfahren... die Hessen genannt Theobald und Ulrich in erstgemeltem stift officiales, cantor und custos... nacher Eugubin in Italiam abgefertiget dienstlichen zu sollicitieren umb noch etwas mehres der h. reliquien ... Theobaldi»‘.

Die Ausdehnung und das Ansehen der Wallfahrt nach Thann ist von Schenck richtig erkannt worden. Über die kunstgeschichtliche Bedeutung des Münsters urteilt er in seiner bescheidenen Art zutreffend, wenn er sagt: <welches gebauw sonderlich den turn der kirchen belangend seiner subtilen künstlichen fabric halber (ohne rum zu melden) in seiner acht (= Aussehen) dem Freiburgischen und Strassburgischen kirchenturn wohl mag verglichen werden">.

Als Tschamser 1724 die Abfassung der «Jahrsgeschichten der Baarfüseren oder minderen Brüder .. zu Thann» begann, waren ihm

...

1. S. 19-24.

2. S. 186 f.

3. S. 90-95.

4. S. 27.

5. S. 24 f.

6. S. 19.

Quellen für die Geschichte des Münsters ausser Schencks Theobaldus die an verschiedenen Teilen der Kirche eingemeisselten oder aufgemalten Jahresziffern und etwaige Nachrichten, welche seine Vorgänger im Guardianamte in ihren chronistischen Aufzeichnungen hinterlassen hatten. Mit diesen Angaben hat er die Erfindungen eigener Phantasie zu einem Bilde von der ältesten Baugeschichte des Münsters verwoben, das von besonnenen Kunsthistorikern als Trugbild entweder mit Stillschweigen übergangen oder in einzelnen Zügen wenigstens als Fabel bezeichnet ist, in Kreisen lokaler Forscher jedoch noch immer als völlig glaubwürdig hingenommen wird. Daran trägt einmal der Umstand die Schuld, dass es uns bis jetzt an einer eingehenden Darlegung von dem Unwerte des Tschamserschen Machwerkes für die der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vorangehende Zeit fehlt, dann auch die Thatsache, dass alle seine Angaben über das Münster ohne kritische Sichtung in KRAUS, Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen abgedruckt worden sind.

Eine genauere Prüfung von Tschamsers Nachrichten zu den Jahren 1160, 1184, 1193, 1201, 1224, 1269, 1275 und 1279 führt zu der Erkenntnis, dass ihn zu der erdichteten Angabe, als sei bereits im 12. Jahrhundert in der Stadt Thann ein Kirchlein entstanden und schon im nächsten Jahrhundert an dessen Stelle das jetzige Münster getreten, dreierlei bestimmt hat. Zunächst war es das Bestreben, die bei Schenck vorgefundene Mitteilung von dem Baue einer Theobaldskirche gleich nach Ankunft der Reliquie im Jahre 1160 recht glaubhaft zu machen; dann der durch Schencks Vergleichung des Thanner Münsters mit dem Strassburger in Tschamser angeregte und durch seine eigene Betrachtung des letzteren bestärkte Gedanke in Erwin von Steinbach auch den

1. WOLTMANN, Geschichte der deutschen Kunst im Elsass, 1876, S. 188-192. DOHME, Geschichte der deutschen Baukunst, 1887, S. 230.

2. KRAUS II, S. 632.

3. u. a. vom Herausgeber der TSCHAMSER'schen Chronik A. MERKLEN in dem Vorwort, S. x.

4. Durch Beschluss des Franziskanerkapitels zu Luzern 1726 war Tschamser zuni Visitator der elsässischen Barfüsserklöster ernannt worden, kam als solcher 1727 nach Hagenau, wurde hier Guardian und verliess das Kloster am 10. Oktober 1729, um das Guardianat in Thann zu übernehmen. Für das Hagenauer Kloster schrieb er eine lateinische Chronik (jetzt im Stadtarchiv zu Hagenau), welcher diese Daten entnommen sind. Auf der Hin- und Rückreise fand er Gelegenheit zur Besichtigung des Strassburger Münsters.

Planentwerfer und Meister des Thanner Baues nachzuweisen. Mitgewirkt hat auch die Berechnung, dass der Nachweis von dem Vorhandensein einer bis in das 12. Jahrhundert zurückreichenden Kirche in Thann zu Ehren des hl. Theobald-Ubald die Sage von der Reliquienübertragung im Todesjahr Ubalds bestätigen müsse, und auf diese Weise die Darlegung der Bollandisten von der Unhaltbarkeit der Thanner Legende am wirkungsvollsten bekämpft werde. Ein kurzes Eingehen auf die einzelnen Angaben Tschamsers dürfte die Richtigkeit unserer Auffassung erweisen.

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Nachdem Tschamser den Translationsbericht durch die Einschiebung erweitert, dass bis zur Vollendung des gelobten Kirchleins Graf Engelhard die Reliquie in der Pfarrkirche zu Altthann aufzubewahren befohlen habe, bringt er unter dem Jahre 1184 es ist das um ein Jahr ein Vierteljahrhundert nach der vermeintlichen Ankunft des Theobaldsdaumens die von Schenck zum Jahre 1440 gemachte und für diese Zeit zutreffende Vermehrung der Wohnungen und Wirtshäuser zur Beherbergung der Pilger und lässt zunächst Leute aus Altthann und dem eingegangenen Erbenheim um die neuerbaute Kapelle sich ansiedeln.

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Die Erwähnung der Heiligsprechung Ubalds 1193 begleitet er mit der Bemerkung, dass das vor 30 Jahren erbaute Kirchlein für die Wallfahrer schon zu klein zu werden beginne. Die von ihm behauptete Ausdehnung der Pilgerfahrten nach Thann auf ganz Europa erinnert in ihrem Wortlaut ganz und gar an Schencks Bemerkung über deren Umfang im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts.

es ist das dreizehnte

-

Der Beginn eines neuen Jahrhunderts lud den Chronikenschreiber ein Neues über die Entwickelung Thanns zu erdichten, und so berichtet er zum Jahre 1201 von der zunehmenden Menge der Bresthaften, Kranken und Notleidenden und von den zur Unterstützung des Pfarrers in Altthann gemachten Stiftungen mehrerer Kaplaneien an der Altthanner Kirche, die laut Urkundenausweis erst hundert Jahre später fallen.

Nach Verlauf eines viertel Jahrhunderts ist im Anschluss an die zum Jahre 1224 gebrachte Notiz von der Ummauerung von Ensisheim, Mülhausen und Blodelsheim wiederum vom Fortschritte seiner Vaterstadt die Rede von dem Zuzug von Handelsleuten, Wirten und Handwerkern aus Sennheim, Altkirch und anderen Orten, dem wachsenden Zulauf von Pilgern und der unter den Bürgern gepflogenen Erwägung, die kleine Kirche durch den Bau eines herrlichen Münsters zu ersetzen;

um in der vorhandenen Kirche Platz zu finden, habe man «gleichsam alle jahr... einen neuen anhang oder vorschopf machen müssen.»

Tschamsers Übereifer Werden und Fortschritt alles kirchlichen und bürgerlichen Lebens in Thann auf die Theobaldsverehrung zurückzuführen verleitet ihn sogar dazu, die Gründungsgeschichte seines eigenen Ordenshauses in Thann zu fälschen, indem er sie mit den Wallfahrten dahin in Zusammenhang bringt. Die Meinung, als ob sie mit ihren geisteifrigen diensten nit ein weniges zu dero fortpflanzung contribuiren können», habe die von Graf Friedrich von Pfirt' mit ihrem Gesuch sich in Altkirch niederlassen zu dürfen abgewiesenen Barfüsser veranlasst sich 1279 an Graf Theobald von Pfirt in Thann zu wenden, der sie aber vorderhand nur dem Abt von Murbach empfohlen habe, <weil er sie nicht logieren kunte und der damalige flecken Neu-Thann vor inwohnern und pilgern wimslete und nit häuser genug kunten gebaut werden.» Die Art und Weise, wie sich die Mönche von ihrem vorläufigen Aufenthaltsorte in Bitschweiler oberhalb Thann aus der Pilger angenommen, bis sie 1297 von Graf Theobald dessen Tiergarten als Bauplatz für ein Kloster angewiesen erhielten, wird eingehender zum Jahre 1287 geschildert. Von der ganzen Geschichte, wie sie Tschamser vorträgt, kann als beglaubigt nur die Nachricht gelten, dass oberrheinische Barfüsser, nachdem ihr Vorhaben sich in Altkirch niederzulassen auf Einspruch der Benediktiner in Sankt Morand hin von Graf Theobald nicht gebilligt worden, von ihm 1297 in Thann ein Grundstück zu einem Klosterbau bekamen, mit diesem 1302 begannen und 1311 Chor, Kirche, Kreuzgang und Brüderhaus weihen liessen.

Vier und vierzig Jahre lang, von 1225 bis 1269, weiss Tschamser nichts von den Pilgerfahrten nach Thann und dem Kirchenbau zu erzählen. Mit letzterem Jahre tritt der zweite der Gedanken, die seine Ansicht von der Entstehung des Münsters beherrschen, in den Vordergrund der Versuch Erwin zum Meister des Thanner Baues zu machen.

1. In den 1724 begonnenen Thanner Jahrbüchern spricht Tschamser nur von dem damaligen Grafen von Pfirt; hingegen in der Hagenauer Barfüsser Chronik, die er in der Zeit seines dortigen Guardianates von 1727 bis 1729 verfasste, sagt er, dass sie missi a Friderico comite de Pfirt ad suum fratrem vel consobrinum Theobaldum comitem Ferretensem in eum locum, ubi nunc Thannae sunt, gekommen seien. Die Unhaltbarkeit der Nachricht ergibt sich schon allein daraus, dass Friedrich vor 1271 gestorben war (S. 48).

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