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selba wértisal thar, 4, 28, 11 wértisàl thes werkes (vergl. 5, 12, 34. 39), 4, 18, 25 joh wérresàl ginúagi. Dass die Endung unga den Nebenaccent einnimmt, lehren ziemlich viel doppelt betonte Wörter in den sangallischen Schriften, wie tilegungo Consol. 5, léidegúngo Consol. 45, wándelungō Cons. 98, réchenungo Cons. 209, féstenúnga Kateg. 153, minnerúnga Kateg. 138, óffeninga Kateg. 144, zeichenúnga Kateg. 148. Darum lese ich bei Otfried 3, 15, 39 murmulunga michil. In zéichanùnga synkopirt er den Vocal, 4, 33, 38 wanta uns in zéihnungù. Substantiva auf ing können unmöglich anders betont sein als die auf unga. Mithin ist im Hildebrandsliede z. 34 zu lesen chéisuringù gitán. In den Kategorien steht S. 315 wéndelinga und wendeling mit doppeltem Accent.

Bei den Adjectiven kommt durch die Bildungen in ig ag ar ing der Nebenton auf die letzte Silbe, wenn gleich die erste lang ist. Purpurin hat Otfried drei Mahl betont (4, 22, 44. 23, 7. 25, 9) filu ròtaz púrpurìn, púrpurìn giwáti, thaz púrpurìn giwáli: wenigstens das erste Beispiel, am Versschlusse, gestattet keine andre Aussprache. Gleicher Art ist ménniskina in der Consolatio 108, silberine bei Willeram. Auch die Adjectiva auf ilin sind ohne Zweifel eben so betont worden; in der Consolatio S. 36 wánchelinero, bei Otfried 5, 14, 5 hiar lúzilìn gizéllen, 5, 11, 34 noh warun zviriline, 4, 5, 8 ist hiarilinaz hárto. Die Adjectiva émmizig und éwing (das i ist bei ihm kurz) hat Otfried auch ohne Flexion mit der letzten Silbe auf die Hebung gebracht, 4, 28, 22 sin émmizìg gikníhti, 5, 23, 214 joh éwinìg gimuati. Flectiert braucht er diese Wörter mit demselben Ton, émmizigen sehr oft, auch Salom. 38. 2, 14, 45. 5, 23, 156 nach der pfälzischen Handschrift mit Verschleifung der beiden letzten Silben, émmiziger 3, 17, 66. 4, 31, 36, und éwiniga éwiniges éwinigen éwinigan éwinigo und mit Verschleifung der dritten und vierten Silbe zi éwinìgeru frísti 3, 24, 28, éwinigeru féstì 5, 14, 18. Daher ist vermutlich eben so zu sprechen 3, 22, 3 theiz wàri in wintiriga zit, wie im sangallischen Capella 41 zwiveligero geschrieben ist. Dieselbe Betonung zeigt sich in einem Adjectivum auf ag 4, 34, 24 jámarȧgemo múatè: denn jámàragemo darf man nicht lesen, weil Otfried nur auf eine ganz andre Weise die Hebung mit ihrer Senkung aus vier Silben bestehen lässt. Danach wage ich auch zu lesen 5, 23, 33 thaz duit in jámaragaz muat

und 1, 7, 17 thie húngorogon múadon. Dass Otfried auch die unflectierten Formen würde jámarag und húngarag betont haben, wird wenigstens durch sein eben so betontes ērachar oder ēracar (früh auf) einiger Malsen wahrscheinlich (1, 19, 16), bithìu was er sọ érachar. Die Adverbia auf ingon können nicht anders als die Substantiva auf ing lauten, 5, 8, 40 ih weiz thih suntaringòn, 3, 20, 116 blintilingon hóno (vergl. 3, 23, 38). Stuzzelingûn und árdingûn haben freilich in der Consolatio 233. 234. 241. 242 keinen Accent auf der vorletzten Silbe. Comparative oder Superlative, die mit der Länge anhebend ihr i oder ō auf der dritten Silbe hätten, finde ich nicht bei Otfried: gewiss aber haben áftaròsto und máhtigòro auf dieser Silbe den Nebenaccent gehabt, und ich stehe nicht an bei Otfried (Hartm. 90) auszusprechen unz themo fiarzegùsten járè, wie auch im Parzival 321, 18 die beiden ältesten Handschriften vierzegisten oder vierzgesten haben, wodurch sich die dritte Silbe höher erweist als die zweite.

Bei den Verbalbildungen der zweiten schwachen Conjugation, die ein langes o in die dritte Silbe bringen, ist uns für die reine Entscheidung wenig gegeben, und es wird schwerlich eine feste Regel der Betonung zu finden sein. In einem Beispiel hat Otfried die Hauptregel des Accents beobachtet, 1, 5, 61, nust siu giburdinòt kindes sò diurès. Aber diese Betonung giburdinòt wird zweifelhaft, wenn man die Besserung in der Wiener Handschrift annimmt, welche Herr Graff nicht anmerkt (ich erfahre sie aus Herrn Hoffmanns sehr genauer Vergleichung der Wiener Handschrift, die er mir nebst einer eben so sorgfältigen Abschrift der pfälzischen sehr gefällig geliehen hat),

must sìu giburdinot thes oder nust siu gibúrdinot thès

kindes sò diurès,
kindes sò diurès.

Ferner hat er zwei Mahl die zweite und dritte Silbe verschleift, welches beweist dass die zweite höher war als die dritte, 2, 12, 37. 3, 2, 33

ni wúntorp thù thih, friunt mín,

ni zvívolo múat thìnaz.

Einmahl bringt er hingegen im Reim den Nebenaccent auf die dritte Silbe, 1, 12, 31

biscof ther sih wáchoròt.

Mit ziemlicher Sicherheit endlich kann man aus der Betonung

der Substantiva auf isàl die der Verba auf isòn folgern, so dass bei Otfried 1, 5, 29 wohl ohne Bedenken zu lesen ist

er richisòt githiuto,

obgleich der Vers eben sowohl richisōt erlaubt. Wenn also die beiden Beispiele vom Imperativ wintòrō und vom Conjunctiv zvívolo nicht wären (denn für die Lesart gibúrdinòt thes bin ich durchaus, weil ich mich immer mehr überzeuge dass die Verbesserungen in der Wiener Handschrift von Otfrieds eigener Hand sind), so würde man in all diesen Verbis den Nebenaccent auf der dritten Silbe annehmen. So aber muss man wohl einiges Schwanken zugeben, wenigstens für gewisse Formen dieser Verba. Ich kann die Formen nur nach den verschiedenen Endungen ordnen, o on ont õnne ōt ōta ōtun ōti ōtin, und von den meisten selbst unter den dreisilbigen sagen dass sie sich bequemer mit dem Nebenaccent auf der dritten lesen: ob aber Otfried diese Betonung würklich gemeint habe, weifs ich nicht zu bestimmen.

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Dasselbe Schwanken findet man in den abstracten Femininis auf. In dem viersilbigen éwinigi erhebt sich das letzte nicht über die mittleren Ableitungssilben, 3, 22, 31 joh thiu éwìnìgi sín. Das dreisilbige ménnisgi muss so lange zweifelhaft bleiben, als man sich noch nicht entschieden hat ob Otfried am Versschlusse vielleicht habe, mit drei Hebungen und doch mit dem Nebenaccent erst auf der letzten, héimòrtsun wázárfáz sagen können: denn diesen gleich wäre 4, 29, 12 in sìna ménnisgi. Auch vor der Entscheidung muss man indess zugeben dass die andre Betonung mehr Wahrscheinlichkeit hat, in sìna ménnísgì. Dann aber streitet sie mit 5, 7, 62 in frónisgì gisiunes, und man muss wenigstens annehmen dass der Dichter hier einmahl das ¿ wie eine Zusammensetzung betont habe; durch welches Schwanken wir dann gehindert werden uns über die Betonung von luzili und bittiri bestimmt zu entscheiden, 2, 7, 48 fon luzili oder luzili thes wiches, 2, 11, 47 mit bittiri oder bittiri tothes.

Über das Hildebrandslied.

[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 20. Juni 1833.] Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Berlin aus dem Jahre 1833 Berlin 1835. Historisch - philologische Klasse.

Von der frischen und reichen Blüte der epischen Volks- 123 (1) poesie, die wir in Deutschland im achten und neunten Jahrhundert anzunehmen allen Grund haben, gewinnt man schwer irgend ein bestimmtes und ausgeführtes Bild, weil wir uns die Züge und Farben desselben einzeln und mühsam zusammentragen müssen. Wie weit die ältesten uns erhaltenen Bruchstücke eines deutschen Volksliedes, die Bruchstücke des Hildebrandsliedes, dienen können uns das Wesen der Gattung zu welcher es gehörte anschaulich zu machen, dies, hoffe ich, soll sich aus den folgenden Betrachtungen ergeben, und damit der Ergänzung einer Lücke, welche die Geschichtschreiber der deutschen Poesie und Litteratur nicht einmahl zu fühlen scheinen, vorgearbeitet werden. Diesen Geschichtschreibern habe ich nichts zu verdanken: wo ich aber an die Untersuchungen von Jacob und Wilhelm Grimm anknüpfe, besonders an die in der Ausgabe des Hildebrandsliedes und in der deutschen Heldensage, wird wer sie kennt leichter selbst sehen, als sich in gemeinsamen Forschungen die Grenzen des Eigenthums immer genau angeben lassen.

Bei aller erzählenden Poesie, besonders aber bei der volksmäfsigen, ist wenigstens im Mittelalter die Erfindung immer getrennt von der Darstellung. Die Sage entsteht wächst und treibt ihr geheimnissvolles Wesen für sich: dem Dichter, dem Verfasser einer einzelnen poetischen Erzählung, gehört von der Fabel und ihren Personen und Begebenheiten nichts Wesentliches eigenthümlich zu, eben so wenig als der Glaube oder die sittlichen Ansichten auf die er fufst. So war auch hier dem Dichter ohne Zweifel der ganze Stoff überliefert: der alte Hildebrand, mit 124 (2)

Dieterich von Otacker vertrieben, kehrt nach dreifsig Jahren heim, und kämpft mit seinem eignen Sohne. Auch was einzelnes vorkommt hat nicht den Schein eigener Erfindung, es gehörte mit zu dieser Erzählung, und man kann nicht einmahl behaupten dass der Dichter nothwendig auch mit anderen Theilen der Sage Hildebrands und Dietrichs bekannt sein muste.

Nur was eben in der Erzählung den Dichter bewegte, was ibm der wichtigste Punkt und die Einheit des Ganzen schien, dies hervorzuheben wird ihm jederzeit frei gestanden haben: und dadurch kann nach und nach, ohne dass er absichtlich änderte, die Sage im Wesentlichen anders geworden sein. In dem jüngeren Hildebrandsliede, wie es im funfzehnten bis nach der Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts gesungen ward, ist bei der milderen Auffassung dass sich Vater und Sohn nicht kennen, Hauptsache die durch den tapferen Kampf und heilbare Wunden befestigte Liebe beider. In dem alten Hildebrandslied erscheint nur der Schmerz des Vaters, der seinen Sohn erkennt und doch mit ihm streiten muss, im Gegensatz mit des Sohnes kampflustigem Unglauben und Übermut: der Ausgang des Kampfes ist uns nicht erhalten. Es versteht sich übrigens von selbst dass auch mancher kunstfertige Dichter, und selbst mancher dem viel Einzelnes in der Fabel das Gemüt bewegte, doch nicht nach einer Einheit strebte, und dass in sofern manches Gedicht schlechter war als die Sage.

Die geordnete Erzählung, die planmälsige Entwickelung einer Folge von Begebenheiten, scheint bis in das zwölfte Jahrhundert auch in Deutschland, wie im Norden, niemahls die Aufgabe des epischen Dichters gewesen zu sein: nur hingestellt ward die einzelne Begebenheit, nur eben soviel als nothwendig von ihren Umständen bestimmt, dann aber zu einer neuen nicht fortgeschritten, sondern gesprungen. Selbst die Legende der Heiligen, finden wir, begnügt sich mit einer Andeutung des Fortschrittes, und setzt was zu erzählen wäre als bekannt voraus. Nur die biblische Geschichte ward, weil sie nicht bekannt war, schon im neunten Jahrhundert ausführlich erzählt: und wenn auch schon früher die Milde der fränkischen Poesie nach gröfserer Breite strebte, erst nach der Mitte des zwölften wird die eigentliche Erzählung feste Form, mag der Gegenstand einheimische oder fremde, kekannte oder neue Fabel sein. Wie in dieser neueren

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