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versammeln (13-26). An dem spärlicher werdenden Haupthaar „Die Scheitel umwallt reichlich die Locke nicht mehr“ merkt der Dichter das Herannahen des Alters. Wie ein Kranz das kahle Haupt bedeckt, so will er sich durch die Beschäftigung mit einem lebensfrischen Gegenstande das Herz verjüngen, um sich und andere zu täuschen“. Scherzend denkt er hierbei an Cäsar, welcher ja auch nur seine großen Thaten ausgeführt habe, um durch einen Lorbeerkranz den Mangel an Haar zu verbergen. In edler Bescheidenheit verzichtete er jedoch auf den Lorbeer. Hast du ein Lorbeerreis mir bestimmt, so laß es am Zweige weiter grünen und gieb einst es dem Würdigeren hin." Das Gedicht soll nur ihm selbst und den Freunden eine festliche Freude bereiten. Er führt sie in sein trauliches Haus. Die Gattin unterhält auf dem Herde das Feuer. Der spielende Knabe wirft geschäftig das Reis hinzu. Die Freunde, nach griechischer Sitte mit Kränzen geschmückt, figen um ihn her, sich labend an dem köstlichen Wein, während er selbst gleich einem Rhapsoden der alten Griechen die Gesänge ihnen vorliest, was Goethe in Wirklichkeit auch oft gethan hat.

3. Er gedenkt dankbar des Einflusses von Wolf und Voß, indem er sein Gedicht den Deutschen als ein Spiegelbild ihres wackeren Bürgertums widmet (27–38). F. A. Wolf (1759 bis 1824), der berühmte Philolog, hatte zuerst die Ansicht aufgestellt, daß die homerischen Gesänge nicht von einem einzigen Dichter, sondern von verschiedenen Sängern herrühren. In Bezug hierauf schreibt Goethe an Wolf: „Schon lange war ich geneigt, mich in dem epischen Fache zu versuchen, und immer schreckte mich der hohe Begriff von Einheit und Unteilbarkeit der homerischen Gedichte ab. Nunmehr, da Sie diese herrlichen Werke einer Familie zueignen, ist die Kühnheit geringer, sich in größere Gesellschaft zu wagen und den Weg zu verfolgen, den Voß in seiner Luise so schön vorgezeichnet hat."

Von der Luise führt er in der Elegie in angemessener Weise den Schlußpunkt der Begebenheit an, nämlich die Trauung, welche bereits am Polterabend stattfindet.

Auf das Lob der Kenner macht Goethe keinen Anspruch. Heiterkeit des Weins, „Liebe und Freundschaft" des Herzens wünscht er sich zu Hörern. In die stille Wohnung einer deutschen Familie, in die Einfachheit der Natur will er seine Freunde führen. Das Gedicht soll dabei die traurigen Bilder der französischen Revolution zur Staffage erhalten, aber nicht um durch die Betrachtung zu schrecken, sondern nur um mutigen Widerstand zu erwecken in dem gesunden Geschlechte."

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4. Er bittet, an die Vorträge der Gesänge weise Gespräche zu knüpfen, damit die Prüfung des Jahrhunderts und der Nationen zur Erkenntnis des eigenen Herzens führe. (39-46.)

4. Die Überschriften der neun Gesänge des Épos in
Beziehung zu ihrem Inhalte.

Herodot bezeichnet jedes Buch seines Geschichtswerkes mit dem Namen einer der neun Musen. Ebenso verfuhr Goethe mit den Gesängen seiner Dichtung. Während sich aber bei Herodot ein Zusammenhang zwischen dem Inhalte und den Überschriften nicht nachweisen läßt, veränderte Goethe die Reihenfolge der Musen, jedenfalls in der Absicht, um wenigstens im allgemeinen eine Beziehung zwischen dem Inhalte der Gesänge und dem Amte der Musen herzustellen. Außerdem gab er noch jedem Gesange eine deutsche Überschrift.

Den Reigen eröffnet „Kalliope", die Schönstimmige, die Muse der epischen Dichtung, deren Abzeichen in einer Schreibtafel mit Griffel besteht. Goethe stellte sie deshalb wohl voran, um anzudeuten, daß er uns in seinem Werke eine epische Dichtung vorführen will. Die Überschrift „Schicksal und Anteil" erklärt sich aus dem wechselvollen Schicksale der Vertriebenen und dem Anteile, welchen die Bürger des Städtchens daran nehmen.

Ihr folgt im zweiten Gesange Terpsichore", die Tanzfrohe. Sie ist die Muse des Tanzes und trägt als Abzeichen eine Leier. Als Hauptperson tritt uns hier „Hermann" entgegen, welcher uns mit dem lustigen Weltleben im Hause des reichen Nachbars bekannt macht.

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Der dritte Gesang ist der Thalia", der Blühenden, geweiht. Sie besigt als Muse des Lustspiels und der ländlichen Dichtkunst zum Abzeichen eine komische Maske oder einen Hirtenstab und ist nicht zu verwechseln mit Thalia, einer der drei Grazien. Ihre Aufgabe und Thätigkeit harmoniert mit der hier gegebenen Zeichnung des halb ländlichen, halb städtischen Kleinlebens und der Komik des Apothekers. Die Überschrift Bürger" bezieht sich auf den Wirt und den Apotheker, die hervorragendsten Vertreter der städtischen Interessen.

„Euterpe" oder die Blühende ist die Muse der lyrischen Dichtung, deren Kennzeichen zwei Flöten sind. Ihre Beziehung zum Inhalte des 4. Gesanges mit der deutschen Überschrift „Mutter und Sohn" ist leicht zu erkennen. Der Gegenstand des Gesprächs zwischen beiden ist die Liebe. Die Liebe ist aber auch das Lieblingsthema der lyrischen Dichtkunst, welche in der Euterpe ihre Schuhgöttin verehrt.

Der fünfte Gesang trägt den Namen „Polyhymnia“, die Gefangreiche, an der Spize. Sie ist die Muse der ernsten, dem Kultus dienenden Dichtung und wird abgebildet mit einem Felsen oder Pfeiler, auf den sie nachdenkend den Arm stüßt. In zweifacher Hinsicht giebt er Veranlassung, einen begeisternden Hymnus anzustimmen, einmal in Rüdsicht auf die glückliche Überwindung des Widerstandes, welcher vom Vater der Verheiratung Hermanns entgegengesetzt worden war, und zum andern in Rücksicht auf das hehre Walten Gottes in den Lebensschicksalen der Menschheit, welchem Pfarrer und Richter einen beredten Ausdruck ver

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leihen. Ein Weltbürger" oder Kosmopolit ist ein Mann, welcher die Welt für seine Heimat erklärt und im Menschen nur den Menschen sieht ohne Rücksicht auf Nation, Religion und Stand. Der Kosmopolitismus lief auf Völkerbeglückung hinaus und äußerte sich in einem maßlosen Streben nach dem Besseren und Neuen. Er zeigt sich am Anfange und am Ende des fünften Gesangs, am Anfange in der Theorie, am Ende in der Praxis.

„Klīo“ (die Verkündende, Muse der Geschichte mit einer Schriftrolle als Abzeichen) und „das Zeitalter" sind die Überschriften des sechsten Gesanges. In demselben wird uns ein deutlicher Blick in den weltgeschichtlichen Hintergrund eröffnet, und in dem Gespräche zwischen dem Richter und dem Pfarrer erhalten wir Kunde von den Ideen, welche das Zeitalter, nämlich der Revolution, erfüllen.

Der 7. Gesang stellt „Dorothea" in den Vordergrund und ist mit Recht der Muse der Liebe, Erato" oder der Lieblichen, geweiht, welche als Abzeichen ein Saiteninstrument in der Hand hält.

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„Melpōměne“ oder die Singende ist die Muse des Trauerspiels. Als Abzeichen trägt sie ein faltenreiches Gewand mit breitem Gürtel; an den Füßen befinden sich Kothurne; ihr Gesicht bedeckt eine tragische Maske, und in der Hand hält sie häufig eine Keule. Sie bildet die Überschrift des 8. Gesanges, in welchem wir das edle Paar auf dem Heimwege einen schweren Kampf kämpfen sehen, indem sich beide, Hermann und Dorothea", ihre gegenseitige Liebe nicht zu gestehen wagen.

„Urania“ oder die Himmlische macht den Beschluß. Sie ist die Muse der Sternkunde, weshalb man sie mit einer Himmelskugel in der Hand abgebildet sieht. Ihre Aufgabe harmoniert insofern mit dem Inhalte des 9. Gefanges, als derselbe mit dem höchsten Glücke der Liebenden endet. Mit der Bezeichnung „Aussicht" deutet der Dichter auf die Hoffnung einer glücklichen Lösung der häuslichen und öffentlichen Wirren hin.

II. Wort- und Sacherklärung; Erläuterung des Inhalts im Anschluß an die unmittelbare Darbietung der Dichtung.

30. Kattun

Erster Gesang.

1. Wort- und Sacherklärung.

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leichtes, mit Farben und Mustern bedrucktes Baumwollenzeug. Flanell leichtes, glattes Wollenzeug.

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36. Sürtout Überrock. Pekesche polnischer Rock, eng anschließend, mit Schnüren besezt und mit aufrechtstehendem Kragen.

56. Landauer = ein viersißiger Reisewagen, dessen Verdeck sich in der Mitte teilen und zurückschlagen läßt. Diese Wagen wurden in Landau selbst nicht verfertigt, wohl aber erregten sie Aufsehen in dem pomphaftem Aufzuge, in welchem Josef I. 1702 bei der Belagerung Landaus erschien.

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73. peinlich es ist hier nicht der peinliche Eindruck gemeint, welchen ein zur Hinrichtung geführter Verbrecher auf jeden gefühlvollen Menschen macht, sondern das hochnotpeinliche Halsgericht, welches den Delinquenten zum Tode verurteilte.

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109. War Gedräng' und Getümmel noch groß der Wandrer und Wagen Allitteration, d. i. der Gleichklang der Konsonanten am Anfange der Wörter. Außerdem ist die Trennung des Genitivs von dem zu ihm gehörigen Substantiv zu bemerken, eine Eigentümlichkeit, auf welche hier besonders aufmerksam gemacht wird, weil sie in dem Gedichte noch mehrfach vorkommt.

136. Übergepackt

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nicht der Wagen, sondern die Sachen sind übergepackt, d. h. über die Leitern hervorstehend gepackt. Auf solche Weise beladene Wagen (Korn- und Heufuder) fallen leicht um, weil der Schwerpunkt zu weit nach oben gerückt ist.

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163. Dreiundachtziger ein vorzüglicher, von Goethes Mutter mit besonderer Freude begrüßter Jahrgang.

169. Bohnen = poliertes Holzwerk mit Wachslappen reiben, um demselben Glanz zu verleihen.

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201. Te Deum Herr Gott, dich loben wir; der sogenannte Lobgesang des Bischofs Ambrosius von Mailand († 397).

2. Erläuterungsfragen.

1. In welchen Betrachtungen ergeht sich der unter dem Thorweg sigende Wirt zum goldenen Löwen? Es ist die Leere der Straßen, die Neugierde der Menschen, das Elend der Vertriebenen, sein Unbehagen an traurigen Scenen, die Mildthätigkeit seiner Gattin und die Freude über die Gewandtheit seines Sohnes im Wagenlenken, was seinen Geist beschäftigt.

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2. Weshalb nennt der Dichter die Wirtin eine „kluge und verständige" und späterhin auch eine gute" Hausfrau? Herzensgüte ist der Grundton ihres Wesens. Die Not der armen Flüchtlinge hat ihr Mitleid wach gerufen. Sie giebt denselben gern und viel. Mit mildthätigem Sinn hat sie schnell alles Entbehrliche an alten Kleidungsstücken und Wäsche zusammengesucht und den Sohn mit Lebensmitteln: Broten, Schinken, Flaschen voll Bier und Wein an sie abgesandt. Ihre Klugheit und Verständigkeit aber zeigt sie in der Behandlungsweise ihres Gatten. Sie hat deffen Schlafrock weggegeben, von dem sie wohl wußte, daß er ihn ungern missen würde, nicht etwa aus Geiz, sondern aus lieber alter Gewohnheit. Deshalb führt sie, um ihn zu beruhigen, zunächst

an, daß sie sich auch von verschiedenen Sachen ungern getrennt habe. Dann macht sie ihm die Mitteilung in dem Augenblicke, als er ihr wegen ihrer Mildthätigkeit Lob gespendet hat, und endlich vergißt sie nicht zu erwähnen, daß der Schlafrock alt, dünn und aus der Mode sei. Daß ihr Gemahl sie versteht, beweist sein Lächeln.

3. Welche Veränderung in der Kleidung gegen die alte Zeit wird erwähnt?

4. Weshalb sind Wirt und Wirtin zu Hause geblieben und weshalb nicht? Teilnahmlosigkeit an dem Unglücke der armen Vertriebenen war es nicht, wie aus der barmherzigen Liebe, mit welcher beide die Not derselben zu lindern suchen, hervorgeht. Der Wirt aber ist ein behäbiger Mann, welcher die Ruhe und den Schatten liebt, dagegen Staub und Hize scheut. Außerdem ist er kein Freund von traurigen, aufregenden Scenen, weshalb er fortwährend des Gespräch auf andere Dinge zu lenken sucht. Das eine Mal denkt er an das „neue Kütschchen“, in dem bequemlich viere fizen können, und das andre Mal, als seine Gattin das Gespräch nach Frauenart wieder auf die armen Flüchtlinge lenkt, spricht er von dem beständigen Wetter und der bevorstehenden Ernte. Und die Hausfrau hat keine Zeit, eine bloße Neugierde zu befriedigen, weil sie daheim die häuslichen Geschäfte zu besorgen und überdies genug am Erzählen" hat.

5. Welche Bekannten aus den heimkehrenden Scharen von Männern und Frauen hebt der Dichter heraus?

6. Was tadelt der Apotheker? Die Neugierde, welche zum Gaffen selbst beim Unglück des Nächsten herbeieile. Seine Behauptung begründet er durch drei Beispiele aus dem Leben, indem er auf die Schaulust der Menschen bei Feuersgefahr, bei Hinrichtungen und bei dem eben stattgefundenen Durchzuge der Vertriebenen hinweist. Sodann den Leichtsinn, welcher sich über den Gedanken an die eigene Gefahr hinwegsett.

7. Weshalb nimmt der Pfarrer die Neugierde und den Leichtsinn in Schutz? Die Neugierde ist dem Menschen angeboren und kann mithin nicht schon an sich verwerflich sein. Verwerflich wird sie erst durch die falsche Richtung, welche sie bei der Entwicklung einschlägt. Die Neugierde als „roher Trieb" steht allerdings auf der untersten Stufe der Willensbildung. Sie sucht nicht die Wahrheit, nicht das Nüzliche und Gute aus sittlichem Interesse, sondern das Neue, um sich Genuß zu verschaffen. Aber erst dann, wenn sie sich mit schlechten Neigungen, dem Müßiggange, der Unterhaltungs- und Klatschsucht, verbindet, wird sie zu einer Plage der Menschheit. Aus derselben Wurzel jedoch, aus welcher die Neugierde entspringt, entspringt auch die Lern- und Wißbegierde, welche den Himmel und die Erde durchforscht, weder vor Afrikas Sandwüsten noch vor des Nordpols Eismeeren zurückschreckt, mit einem Worte, die Wissenschaften ausbildet. Ebenso doppelseitig ist der Leichtsinn. Er ist einmal der Gemütszustand, in welchem wir uns von

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