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da faßte ihn tiefes Weh. Hildebrand hieß er zu den Gästen gehen, um sie zu befragen. Gewaffnet begleiteten die Goten ihren alten Waffenmeister. Mit Sorgen sah Volker sie kommen. Als Hildebrand den Tod Rüdigers bestätigen hörte, da erhob sich große Klage bei den Bernern: O weh, wie all die Güte hier gar ein Ende fand!

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Hildebrand verlangte die Auslieferung der Leiche, um sie ehrenvoll zu bestatten, und Gunther lobte diesen Freundesdienst. Da der zorngemute Degen Wolfhart das Flehen" tadelte und heftig forderte, antwortete Volker mit Hohn, und Hagen stimmte ein. Nach aufstachelnden Reden und Gegenreden griffen die Amelungen gegen Dietrichs Gebot zu den Waffen; auch der alte Meister Hildebrand ließ sich hinreißen, und es entspann sich abermals ein entseglicher Kampf, in dem nach und nach all die riesigen Gotenhelden und alle Burgunden fielen. Den fröhlichen Fiedler erschlug Hildebrands Hand; Geiselher der junge und Wolfhart der kecke töteten sich gegenseitig. Mit einer Wunde von Hagens Hand entfloh Hildebrand allein, und zwischen den Leichen im Saale blieben nur Gunther und Hagen von den Kampfgenossen übrig. Hildebrand kam blutberonnen zu seinem Könige und brachte ihm die leide Märe. Harte Vorwürfe empfingen ihn, und mit Scham entschuldigte sich der Alte. Da gebot Dietrich:

Sage den Meinen, daß sie sich waffnen, und heiße mein lichtes Streitgewand herbringen; ich selber will die Helden aus Burgundenland befragen. Da sprach Meister Hildebrand:

Wer soll mit euch gehen? Die euch am Leben blieben, die seht ihr vor euch stehn; das bin ich ganz alleine!

Da rief Dietrich im tiefsten Schmerze aus:

Und sind erstorben alle, die mir unterthan,

so hat Gott mein vergessen! Ich war ein König reich;
nun mag ich füglich heißen der arme Dieterich.

Das ist aller Freuden mir der lezte Tag.
wehe, daß vor Leide niemand sterben mag!

Neununddreißigstes Abenteuer: Wie Gunther, Hagen und Kriemhild erschlagen wurden.

Unter bittern Klagen waffnete sich Dietrich und ging allein in Hildebrands Geleit dem lezten Kampfe entgegen. Gunther und Hagen standen außen an den Saal gelehnt. Leidvoll sprach Dietrich zu Gunther:

Ich heimatloser Recke, was that ich wohl je,

daß alles meines Trostes ich nun verwaiset steh'?

Hagen und Gunther entschuldigten und erklärten den unseligen Kampf. Dietrich forderte als Sühne, daß sich beide als Geiseln ergeben sollten; dann wolle er sie nach Kräften vor weiterem Leide behüten. Entrüstet wies Hagen die Forderung zurück. Wenn zwei Helden in voller Wehr

fich ergäben, so wäre das zu viel Schande. Als Hildebrand dem grimmen Hagen zuredete, in des Königs Frieden zu gehen, da höhnte ihn dieser ob seiner Flucht, und Dietrich mußte die hadernden Helden zur Ruhe verweisen; Hagen blieb dabei:

Keine Ergebung! Es sei denn, mir zerbreche das Nibelungenschwert.

So mußte der Kampf entscheiden. Furchtbar war das Schwerterspiel, aber endlich schlug der Vogt von Bern dem grimmen Hagen eine breite Wunde, umfaßte ihn mit seinen riesigen Armen, preßte ihm die gewaltigen Schultern zusammen, band ihn und führte ihn zu Kriemhild, der er Schonung des Helden empfahl.

Nach ihrem großen Leide fand sie da Freude genug.

Sie ließ Hagen in ein Haftgemach verschließen. Dietrich aber übermand auch Gunther und führte ihn gleichfalls zur Königin.

Nun komme meine Freundschaft den Heimatlosen zugut!

bat Dietrich und ging weinend davon. Kriemhild forderte nun von Hagen den Hort zurück. Er antwortete:

Die Rede ist gar verloren. Ich habe geschworen, den Hort_niemand zu zeigen und niemand zu geben, solange einer meiner Herren am Leben ist.

"Ich bring' es zu Ende!" sprach das entsetzliche Weib, ließ dem Bruder in seinem gesonderten Gefängnis das Haupt abschlagen und trug es bei den Haaren zu Hagen hin. Da sprach der unmutvolle Recke: Du hast's nach deinem Willen zu Ende nun gebracht.

Es ist auch so ergangen, wie ich mir hatte gedacht.

Nun ist von Burgunden der edle König tot,

Geiselher der junge, dazu Herr Gernot.

Den Hort weiß nun niemand als Gott und ich allein.

Der soll dir, Teufelinne, immer wohl verhohlen sein.

Außer sich vor Zorn und Schmerz, zog Kriemhild aus Hagens Schwertscheide das Schwert Balmung,

das trug ihr holder Friedel, als sie zuleßt ihn sah,"

und schlug dem Recken das Haupt ab. Mit Siegfrieds Schwert rächte Siegfrieds Weib Siegfrieds Mord an dem Mörder. Ezel aber rief schmerzlich:

Weh, wie ist hier gefällt

von eines Weibes Händen der allerbeste Held!

Hildebrand aber sprang entrüstet hinzu und rächte den Bruch des Friedens, den sein Herr dem Königsweibe anempfohlen, durch einen grimmen Schwertesschwang. Mit einem wilden Schrei brach das unglückfelige Weib tot an der Leiche ihres Todfeindes zusammen. Im tiefsten Jammer beklagten und beweinten Ezel und Dietrich die hingemordeten Helden, Magen und Mannen.

Da war der Helden Herrlichkeit hingelegt im Tod.
Die Leute hatten alle Jammer und Not.
Mit Leide war beendet des Königs hohes Fest,
Wie Liebe immer Leide am Ende gerne läßt.

4. Die Entwickelung des Konflikts im Nibelungenfiede.

Die Seele jeder Dichtung ist ein Konflikt, d. h. ein Zwiespalt zwischen zwei Pflichten, meist zwischen einem äußeren und einem inneren Muß oder zwischen Pflicht und Neigung. Mit innerer Wahrheit, künstlerischer Kraft und ergreifender Wirkung entwickelt er sich im Nibelungenliede. Als leiser Hauch flüstert er durch Blumen; als starker Wind durchrüttelt er die Bäume; als furchtbarer Orkan bricht er Wälder nieder und klingt als Todesstöhnen und Totenklage aus.

„Die Liebe führt zu Leide, die Kränkung zu Haß und Rache, die Mannentreue zum Bruch der Freundestreue; das rote Gold umstrickt mit dämonischer Macht die Herzen und stürzt seine Besizer ins Verderben!" darin liegt und bewegt sich die Verwickelung.

I. Abent. Als Traum fällt der Konflikt wie ein Schatten in das sonnige Leben der Jungfrau Kriemhild. Zwei Adler zerfleischen den Falken, den sie mit Liebe erzog. Der Mann ihrer Liebe wird von zwei mächtigen Gegnern ermordet werden! so deutet Mutter Ute ahnungsvoll den Traum.

III. König Siegmund warnt den kühnen Sohn vor Hagens Übermut, und die zärtliche Mutter Siegelind weint eine Thräne auf seine starke Hand. Hagen erzählt parteilos Siegfrieds Heldenthaten, warnt in eigensüchtiger Absicht vor dem Haß des schnellen Recken und ist nicht ohne Neid über denselben.

IV. und V. Siegfrieds glänzende Beteiligung am Sachsenkriege bringt ihm die Ehre und das Glück der Begrüßung durch das Königskind. Das Band zwischen den beiden jungen Herzen wird festgeknüpft.

VI. und VII. Kriemhilds Hand ist der Preis für Brunhilds Überwindung. Siegfried giebt sich für Gunthers Lehnsmann aus, dient dem Könige bei der Landung und betont, „daß Gunther sein Herr sei, der ihn versendet habe“. An diesen unscheinbaren Haken knüpft sich der Zant der beiden Frauen, der das wilde Feuer des Hasses lichterloh entflammt.

VIII. Siegfried bezeichnet seine Nibelungen als Gunthers Heergefolge. Der Besiz des Schazes oder Hortes wird verhängnisvoll. Gold entstammt der dunkeln Tiefe und liegt im geheimen Zauberbann der Unterirdischen. Mit geheimnisvoller Macht umspinnt es die Herzen ́und öffnet deren dunkelste Abgründe. Neben den Gedanken der Rache tritt das Verlangen nach dem Besiz des roten Goldes, das Macht verleiht, also Hab- und Herrschgier, und wird ein Grundmotiv der Verwicklung, ja führt endlich zur Katastrophe.

X. Brunhild weint Thränen darüber, daß ihres Mannes Schwester das Weib eines Eigenholden wird. In Wahrheit ist es eine eifersüchtige Wallung über Kriemhilds und Siegfrieds Glück. Gunthers Ausflüchte reizen Brunhilds Neugier und lassen ihre Gedanken über das Geheimnis zwischen Gunther und Siegfried nicht zur Ruhe kommen. Nach dem nächtlichen Kampfe mit Brunhild nimmt Siegfried ihr gedankenund ahnungslos Ring und Gürtel, verschenkt beides an Kriemhild und läßt sich das Geheimnis von Brunhilds Bezwingung entlocken. Durch

die doppelte Täuschung Brunhildens und die unbedachte Auslieferung der Zeugen ihrer Niederlage an Kriemhild beschwört Siegfried das Verhängnis gegen sich herauf.

XI. Der stolze Hagen verschmäht es, in Kriemhilds Dienst zu treten und ihr nach Niederland zu folgen. Er zeigt damit einerseits den geheimen Widerwillen gegen das niederländische Königspaar und anderseits die Treue, die ihn ans Herrscherhaus fesselt und der er alles opfert.

XII. Die Einladung zu einem Besuche in Worms ergeht in aller Freundschaft und Freundlichkeit, und doch schlummert in Brunhild dahinter das heimliche Verlangen, Kriemhild als Eigenholde zu demütigen. Unter der glatten Oberfläche zeigt sich fortan immer als tückische Untergrundströmung die Falschheit.

XIV. Der Zank der Frauen um Vorzug und Vorrang ihrer Gatten bezeichnet den Brennpunkt der tragischen Verwicklung; er wird das Verderben der Männer. Brunhild thut die im geheimen so lange auf Herz und Lippen brennende Frage, und ihre Demütigung, die Zerstörung des Familienglückes und der Untergang von Tausenden ist die Antwort. Der Gang zum Hause Gottes wird ein Wettkampf der Eitelkeit. Licht und Frieden wird auf diesem Gange gesucht, Haß und Zwietracht gefunden. Nicht Gott zieht ins Herz, sondern die Geister der Finsternis werden entfesselt. Brunhilds Thränen bedeuten Siegfrieds Blut; sie werben in Hagen ein williges Werkzeug der Rache. Habsucht und Herrschsucht gesellen sich zur Rachsucht. Dank wandelt sich in Undank, Liebe in Haß, Treue in Verrat. Soll das Werk der Rache gelingen, so muß die Gebärde der Liebe bewahrt werden; Offenheit und Wahrheit entarten zu Falschheit und Heimtücke.

XV. Die überängstliche Sorge der Gattin schlägt deren Augen mit Blindheit. Um dem Geliebten einen Beschirmer zu bestellen, überliefert fie ihn seinem Todfeinde. Das Kreuz als das Zeichen der Liebe wird zur Zielscheibe des Hafses, die Sorge, das geliebte Leben zu retten, zum Wegweiser des Todes.

XVI. Kriemhilds Traum von den zwei Ebern, die Siegfried zerfleischen, und von den zwei Bergen, die ihn verschütten, sowie ihre Ahnungen und Bitten warnen den Helden, aber im fröhlichen Glauben an Treue und Güte der Menschen legt er kein Gewicht darauf. Wie schlau fädelt Hagen das Werk des Verrates ein, und wie arglos geht der edle Held ins Net! Erst ein vorgespiegelter Kriegszug, dann eine wohlgeplante Jagd! Kein Trunk nach den Anstrengungen des Jagens! Ein Wettlauf nach dem Brunnen! Der erhitte Held legt die Waffen ab! In höfischer Zucht läßt er dem Könige den Vortritt beim Trinken, und mit dem Leben bezahlt er diese Höflichkeit! Wie das unheimliche Flügelschlagen eines künftigen Unheils klingt Siegfrieds prophetisches Wort vor dem Verscheiden: Mein mordlicher Tod wird euer Verderben!

XVII. Die Bahrprobe bestätigt Kriemhilds Verdacht, daß Hagen der Mörder sei, und fortan wirft der eherne Mann jede Maske ab. Epische Dichtungen. 3. Aufl.

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XVIII. Jhren Schmerz erhält, nährt und vertieft die Gattin am Sarge des Geliebten. Was sie ablenken könnte: Sohn, Schwiegervater, Herrschaft verschmäht sie. Brunhilds Übermut und Kälte mehren Kriemhilds ungefüges Leid.

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XIX. Was den Schmerz hätte lindern können, ein thätiges Leben in der wohlthätigen Verwendung des Nibelungenhortes, entzieht ihr Hagens Mißtrauen und sein Rat, den Hort zu versenken. Der gegenseitige Eid, die Stätte der Versenkung zu verschweigen, führt zur lezten Katastrophe, zum Morde des Bruders.

XX. Um seinem Lehnsherrn Ezel treu und erfolgreich zu dienen, schwört Rüdiger Siegfrieds Witwe ahnungslos den Eid, ihr Leid an jedem Feinde zu rächen, und besiegelt damit seinen, seines Freundes und seiner Mannen Tod sowie die Zerstörung des schönsten Familienglückes. Keine Überredung, keine Liebe, kein lockender Glanz entscheidet Kriemhilds Entschluß, Ezels Weib zu werden, nur die Aussicht auf die Befriedigung ihrer Rache. Rache ist das Ziel ihres Lebens geworden und ihre Wiederverheiratung nur der Weg dazu.

XXI. Die Liebe des jungen Geiselher zur einzigen, fernen Schwester, sein: „Rufe mich, ich komme!" wird zu einem Seil, das die Königsbrüder nach Heunenland und ins Verderben zieht. Hagen mit seinem sonst so gewichtigen Rate bleibt als Warner ungehört. Der Spott seiner Herren hemmt seinen Widerspruch und schließt ihm den Mund. Den lezten Stachel stößt Hagen seiner Feindin ins Herz, als er ihr das Gold des Hortes nicht ausfolgen läßt.

XXII. Der Hochzeitjubel im Heunenland weckt in Kriemhild die Erinnerung an den treugeliebten Siegfried mit neuer Stärke. Seine Wunden schmerzen sie aufs neue, und heißer fließen ihre heimlichen Thränen.

XXIII. Sie gewinnt den alternden Gatten, so daß ihr Wunsch sein Wille wird. Seiner Einladung an die rheinischen Verwandten fügt sie den heimlichen Auftrag bei, ja den wegekundigen Hagen mitzubringen.

XXIV und XXV. Rumolds Bitten, Hagens ernste Warnungen, Utes bedeutungsvoller Traum und Brunhilds Abschiedschmerz können das rollende Rad des Verderbens nicht aufhalten. Mit ansehnlichem Heergefolge ziehen die Helden gen Osten und vergrößern dadurch nur den Umfang der Katastrophe. Die Wasserweiber warnen Hagen, aber mit Todestroz geht der unbeugsame Held dem unheimlichen Geschick entgegen, täuscht und erschlägt den Fergen, um übersehen zu können, sucht des Königs Kaplan zu ertränken, um die Wahrheit der Weissagung zu erproben, zerschlägt das Schiff, um die Flucht zu verhindern, und offenbart dann seinen Herren das drohende Geschick, um sie zu warnen und zur Vorsicht zu mahnen.

XXVI. Markgraf Eckewart wird durch Hagens Großmut der Freund, Warner und Führer der Gäste in Rüdigers Haus und hilft so unwissentlich den Umfang des Unheils vergrößern.

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